Beim Thema „Warntöne für Elektroautos“, welche die EU ab 2021 einführen möchte, scheiden sich die Geister. Die einen sind um die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern besorgt, die die herannahenden Fahrzeuge nicht hören. Die anderen wollen nicht einsehen, dass man die herrlich leisen Stromer künstlich zur Lärmerzeugung zwingen soll.
Ein Praxis-Hörtest des österreichischen Kurier mit Blinden, die bei einer Garagenausfahrt die Wahrnehmbarkeit von heranfahrenden E- und Hybridautos beurteilten, zeigt nun, wie brisant das Thema tatsächlich ist.
Kurier-Leserin Renate Kraft-Knoll organisierte etwa zehn blinde Freunde, die sich als Tester zur Verfügung stellten, um herauszufinden, ob und was Warntöne bei Elektro- und Hybridautos im normalen Straßenverkehr bringen. Drei Autohändler stellten die entsprechenden Fahrzeuge.
Beim Testlauf fuhren die Autos aus einer großen Tiefgarage auf eine stark befahrene Straße, die blinden Tester waren als Fußgänger auf dem Gehsteig. „Also eine alltägliche, aber gefährliche Situation“, schreibt die Zeitung. Das erste Statement, als ein Kia Soul EV die Blinden passierte – „Und da ist wirklich ein Auto an uns vorbeigefahren?“ – zeigt, dass ein Stromer schnell mal überhört werden kann. Das Elektroauto war kaum wahrnehmbar – obwohl das Fahrzeug „einen Warnton in einem ‚auffallenden‘ (hohen) Frequenzbereich hat“. Auch der Plug-in-Hybrid Audi A3 e-Tron, der keinen Warnton hat, wurde nicht wahrgenommen. „Bei einem Tempo unter 20 km/h fallen offenbar die Reifengeräusche im Umgebungslärm nicht auf“, resümiert der Kurier. Die Renault ZOE hingegen wurde wahrgenommen.
„Die größte Schwachstelle“, so die Zeitung, „liege in der Art des Warntons“. Denn Blinde seien darauf trainiert, gewisse Töne gewissen Gefahren zuzuordnen: „Ein Pkw oder Lkw wird am Geräusch seines Verbrennungsmotors erkannt. Ein synthetischer Warnton, der nach Raumschiff Enterprise klingt, ist dagegen für Blinde nicht zuordenbar.“
Tom meint
Ganz ehrlich… §1 StVo? Blinde Mitmenschen sind auch für Fahrer von Elektroautos gut erkennbar, zudem rennen sie selten über den Fußweg. Ich erkenne das Problem immer noch nicht. Dieselben Personen, die ein eAuto aufgrund fehlender Geräuschkulisse nicht wahrnehmen (mangels Sehfähigkeit oder Aufmerksamkeit), müssten auch ständig mit Fahrradfahrern kollidieren. Also sollte der Gesetzgeber besser auch an Fahrrädern Geräuschgeneratoren (Typ: knatternde Reisschüssel) vorschreiben… nicht!