Noch ist überhaupt nicht klar, ob an den Gerüchten über den Einstieg von Technologie-Gigant Apple in den Automobilmarkt etwas dran ist. Auf dem derzeit stattfinden Auto-Salon in Genf diskutieren die etablierten Autohersteller das Thema dennoch intensiv.
Laut dem Branchenmedium Automobilwoche geben sich viele Konzernchefs zwar „betont gelassen“, sorglos sei aber keiner von ihnen. „Wir wissen genau, dass, wenn man den ersten Platz in der Champions League hat, man keine Sekunde schlafen darf“, äußerte sich Matthias Wissmann, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA) und mahnte: „Es hängt alles von unserer Innovationskraft ab.“
BMW-Chef Norbert Reithofer verglich die derzeitige Situation mit der Geschichte der Schreibmaschine, in der die mechanische Ausführung im Laufe der Zeit von der elektrischen Schreibmaschine und schließlich vom Personal Computer verdrängt wurde: „Und dann haben völlig andere Unternehmen die PCs auf den Markt gebracht, dann Laptops auf den Markt gebracht und auf den schreiben wir heute.“
In der Automobilbranche könnte ähnliches stattfinden fürchtet Reithofer: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass in Zukunft Wettbewerber Autos bauen, die bisher nicht am Markt waren“. Vor allem der Trend zur Digitalisierung, Vernetzung und zum automatisierten Fahren locke Unternehmen wie Google, Apple oder andere an. „Wir müssen diese Unternehmen sehr ernst nehmen“, betonte der scheidende BMW-Chef. Die Entwicklung und Produktion von Automobilen sowie das angrenzende Händlernetz und Ersatzteilgeschäft sei allerdings sehr komplex. „Das darf man nicht vergessen“, unterstrich Reithofer.
Während Google bereits intensiv am selbstfahrenden Automobil forscht und im letzten Jahr ein kompaktes Konzeptauto mit Elektroantrieb vorgestellt hat, sind Apples Pläne bisher noch völlig unbekannt. Gerüchten zufolge soll der Konzern unter dem Projektnamen „Titan“ an einem eigenen Elektroauto arbeiten und dafür ein Team aus mehreren hundert Fachkräften zusammengestellt haben.
Sollten die Gerüchte zutreffen, glaubt Fiat-Chef Sergio Marchionne durchaus an einen ernstzunehmenden neuen Wettbewerber für die etablierten Hersteller: „Das sind sehr seriöse Häuser – wenn die etwas planen, machen die auch was.“ BMW-Chef Reithofer will zwar nicht über die möglichen Pläne des iPhone-Konzerns spekulieren, erweist den Amerikanern aber Respekt: „Apple ist eine sehr, sehr, sehr starke Marke“.
Doch auch wenn Apple vorerst keinen Einstieg ins Automobilgeschäft plant, müsse man sich darauf einstellen, „dass Wettbewerber Autos bauen in Zukunft, die bisher nicht am Markt waren“, so Reithofer weiter. Das habe man „bereits mit Tesla erlebt“. Auch Daimler-Chef Dieter Zetsche räumte ein, dass der Autoindustrie durch die IT-Branche große Veränderungen bevorstünden. Er glaube allerdings nicht daran, dass die Autobranche zukünftig nur noch Zulieferer für Internet-Konzerne wie Apple und Google sein wird: „Wir haben keine Angst“ erklärte Zetsche und gab sich kämpferisch: „Das kann uns nur stärker machen.“
Tom meint
Das klingt alles ein bischen wie das Pfeifen im Walde.
Und zur Aussage von Herrn Reithofer, „Die Entwicklung und Produktion von Automobilen sowie das angrenzende Händlernetz und Ersatzteilgeschäft sei allerdings sehr komplex.“: Wenn das ein Mini-Unternehmen wie Tesla in so kurzer Zeit so respektabel hinbekommt (und jetzt in wahnwitzigem Tempo expandiert), dann kann man sich vorstellen, wie Apple oder Google das anstellen.