100 kW Leistung, über 250 km/h Spitze, 240 Nm Drehmoment: Studierende der Technischen Universität München und der Tsinghua University haben gemeinsam das Rennmotorrad T0RR entwickelt. Auf der Abschlussveranstaltung des Programms „globalDrive“ am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik stellte das Team den Prototypen vor.
Ein Dreivierteljahr Tüftelei und Arbeit steckt in dem Elektrobike T0RR. Aus einer BMW S1000RR hatten vier deutsche und vier chinesische Studenten Getriebe, Kupplung, Motor und die Elektronik entfernt und es dann in ein Rennmotorrad mit elektrischem Antrieb umgerüstet. Bei einer Leistung von knapp 100 kW kann es eine Geschwindigkeit von über 250 km/h erreichen.
Das Ziel des Teams war es, ein elektrisches Rennsportmotorrad zu entwickeln und mit diesem bei dem semiprofessionalen Pro Thunder Race in Oschersleben anzutreten, erklärt Projektleiter Dr. Frank Diermeyer. Beim Qualifying der „Pro Thunder Race Series“ in Oschersleben wollen sie alle Motorräder mit Verbrennungsmotoren hinter sich lassen. Die rückwärts laufende Elektromaschine soll das Bike noch besser machen.
Wie T0RR sich die Physik zu eigen macht
Dazu muss T0RR viel Leistung bringen – und das möglichst auf Knopfdruck. Das Team baute den Akkupack aus Hochleistungszellen auf, die bei Bedarf schnell entladen werden können. Das heißt, die darin enthaltende Energie ist sofort verfügbar. „Das ist wichtig, um große Beschleunigung und hohe Endgeschwindigkeiten zu erreichen, die in Oschersleben erforderlich sind“, erklärt Diermeyer.
Wenn sich der Fahrer nun beim Rennen mit dem Motorrad in die Kurven legt, sollte sich das Bike außerdem so dynamisch wie möglich verhalten. Ein zu großes Rotationsträgheitsmoment kann dies verhindern. Und so bedienten sich die Studenten eines Tricks: Sie bauten den Motor rückwärts ein. Er läuft also in die entgegengesetzte Richtung der Räder. Die in die gleiche Richtung rotierende Masse verringert sich – und damit natürlich auch das Rotationsträgheitsmoment. „Durch das Rückwärtslaufen des Motors ist die Dynamik sogar besser als bei einem konventionellem Motorrad“, betont Philip Wacker, Betreuer des Projekts. Im Gegensatz zu einem Verbrennungsmotor könne die Drehrichtung eines Elektromotors vergleichsweise leicht umgekehrt werden
Rekuperation statt Hinterradbremse
Der elektrische Antrieb bietet noch weitere Vorteile: Die Rekuperationsbremse arbeitet äußerst effektiv. Denn der Motor wird auch als Generator genutzt. Dies funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie bei einem Dynamo, der die kinetische Energie in elektrische Energie umwandelt. Der Widerstand am Rad führt zu einem Bremseffekt. Am hinteren Rad muss daher keine mechanische Bremse eingebaut werden – das spart Gewicht. Die gewonnene Energie kann außerdem teilweise wieder in die Batterie gespeist werden.
Ein weiterer Pluspunkt: Das Drehmoment des Elektromotors ist sofort auf Maximalniveau. Bei T0RR sind es 240 Newtonmeter. Dieses schnelle Ansprechverhalten des Antriebs garantiert hohe Beschleunigung.
Noch gibt es eine Begrenzung der Reichweite durch den Akku. Das bedeutet, dass die komplette Distanz eines Rennens nicht gefahren werden kann. Aber für das Qualifying in Oschersleben rechnen sich die Studierenden gute Chancen aus. Und hoffen, dass sie so auch weitere Förderer gewinnen, um das Motorrad weiterentwickeln zu können.