„Das fossile Zeitalter muss zu Ende gehen, wenn unsere Lebensgrundlage erhalten bleiben soll. In dieser neuen Ära hat der Verbrennungsmotor keinen Platz.“ Verkehrsforscher Thomas Sauter-Servaes spricht im Interview mit dem schweizer Tagesanzeiger über die Möglichkeiten der Elektromobilität, warum das Festhalten an Benzinern und Dieseln falsch und fahrlässig ist, und wie autonome Autos die Möbilität revolutionieren werden.
Er gibt zwar zu, dass ein „Elektroauto im Moment je nach Strommix viel CO2 produziert und die Batterien noch Umweltprobleme verursachen“ – im Gegensatz zu herkömmlichen Fahrzeugen allerdings ist „Potenzial zur Null-Emission vorhanden“. Dieses Potential sieht Sauter-Servaes auch bei der Brennstoffzelle: „Aber auch hier spielt Strom letztlich eine wichtige Rolle. Brennstoffzellen machen nur Sinn, wenn der Wasserstoff als Treibstoff durch die Elektrolyse von Wasser mit überschüssigem Strom aus der Windkraft oder der Fotovoltaik hergestellt wird.“
Allerdings habe man auch mit umweltfreundlichen Antrieben „die Verkehrsprobleme keineswegs gelöst. Es wird viel zu wenig darüber nachgedacht, welche Rolle das Auto in Zukunft spielen soll.“ Es gebe schon jetzt ein „Kapazitätsproblem in der Infrastruktur“, weil die Autos zu wenig ausgelastet seien: „Im Durchschnitt fahren nur etwa 1,6 Personen in einem Auto“. Die Lösung des Verkehrsforschers: „Der Autobesitzer soll mehr als Dienstleister auftreten und Mitfahrplätze anpreisen. Heute gibt es Apps, die das vereinfachen.“
Sauter-Servaes spricht sich auch fürs Fahrrad aus: 50 Prozent der gefahrenen Autostrecken in Stadtgebieten seien „kürzer als fünf Kilometer. Sie könnten grossteils mit dem Velo zurückgelegt werden.“
Starkstrompilot meint
Das Problem dürfte nur sein, dass sich die Öffentlichkeit und die Politik verkehrstechnisch noch im vergangenen Jahrhundert befindet. So lange Bahnen als umweltfreundliches Verkehrsmittel gelten, ist jede Diskussion sinnlos. Bahnen haben leider den Nachteil, das sie sogar leer fahren. Das verhagelt die gesamte Umweltbilanz. Für einen Menschen werden 4 to Bahn bewegt. So schlecht ist nicht mal das Auto. Der Energieverbrauch der Eisenbahn liegt im Bereich eines Kleinwagens mit einem Insassen. Bei 1,6 pro Auto ist das Auto, sogar der Verbrenner, sparsamer.
Carsharing kann hier eine Lösung. Autos stehen nicht ungenutzt rum, sondern werden bei Bedarf bewegt, und zwar nur bei Bedarf und nicht leer. Außerdem so weit wie möglich vom Startpunkt bis zum Ziel. Fast keiner wohnt am Bahnhof und will zum Bahnhof.
Wasserstoff ist übrigens überhaupt keine Lösung. Die Herstellung und Lagerung des Energieträgers ist sehr kompliziert und teuer. Wenn nicht größere technische Quantensprünge gemacht werden, ist die Maximalreichweite des Brennstoffzellenantriebs im Auto bereits erreicht.
Das Fahrrad als Autoersatz immer wieder anzuführen, ist ziemlich albern. Dort, wo es Vorteile bietet, wird es bereits genutzt. Dass natürlich Städte so weit wie möglich, das Radfahren sicher gestalten sollten, ist klar.
Außerdem sollte man den Strommix aus der Umweltbelastung raushalten, denn er ist in jedem Land anders. Ein E-Auto per se produziert kein CO2. Zudem kann man davon ausgehen, dass ein E-Autofahrer grundsätzlich auf die Herkunft des Stromes achtet und nur regenerativen Strom lädt. Beim Zuhauseladen sowieso, aber auch bei der Auswahl der Ladesäule.
Auf jeden Fall hat der fossile Antrieb keine Zukunft und jedes weitere Warten gefährdet den Standort Deutschland, sowohl bei den Herstellern als auch besonders bei den Zulieferern.
Martin Leitner meint
Richtig. Dem wäre nur noch hinzuzufügen, dass sich der Strommix laufend verbessert. Ein Elektroauto wird dadurch über Laufzeit „umweltfreundlicher“, ein Verbrenner auf Grund von Verschleiß und mehr Aufwand bei der Ölförderung schlechter.
Carsharing wird übrigens erst durch autonomes Fahren richtig interessant. Und dann wird ev. im multimodalen Verkehr die Bahn auch wieder besser ausgelastet und damit umweltfreundlicher.