Die Staaten der Welt haben mit einem historischen UN-Klimaabkommen den Abschied von Öl, Gas und Kohle eingeläutet. US-Präsident Barack Obama sprach von einem möglichen „Wendepunkt für die Welt“. Auf der Konferenz zur UN-Klimarahmenkonvention (COP21) in Paris wurde eine verbindliche Vereinbarung auf Grundlage der nationalen Klimaschutzbeiträge erzielt. Damit wird das Kyoto-Protokoll durch ein – zumindest auf den ersten Blick – ambitionierteres Papier ersetzt: Die 195 unterzeichnenden Staaten wollen die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar 1,5 Grad begrenzen. Ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sollen nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden, als sogenannte CO2-Senken, also zum Beispiel das Pflanzen von Wäldern, ausgleichen können.
Von entscheidender Bedeutung ist die Verwirklichung nationaler Selbstverpflichtungen, die in vielen Staaten (vor allem den Entwicklungsländern) eine große technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufgabe darstellt. Dafür gibt es keine universellen Patentrezepte, vielmehr müssen die Länder für sich die passenden Wege finden, mit denen sich die Ziele verlässlich, kosteneffizient und bei öffentlicher Akzeptanz erreichen lassen. Um Entwicklungsländern zu helfen, sollen die Industriestaaten in den Jahren 2020 bis 2025 jährlich 100 Milliarden Dollar (etwa 91 Milliarden Euro) bereitstellen, die auch von Privatinvestoren stammen können.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte das Abkommen „eine echte Weichenstellung der Welt in Richtung Energiewende, eine Weichenstellung der Welt in Richtung Vernunft im Blick auf die Veränderungen des Klimas.“ US-Außenminister John Kerry sagte, der Vertrag sende eine „Botschaft an die internationalen Märkte“. Investoren würden nun verstärkt auf erneuerbare Energien setzen.
Umweltschützer reagierten meist positiv. Sie hätten sich aber stärkere Verpflichtungen und mehr Hilfe für Entwicklungsländer gewünscht. Christoph Bals von Germanwatch meinte: „Das Abkommen wird die Welt der Energie- und Klimapolitik verändern.“ Der Präsident des ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, störte sich aber daran, dass „das Abkommen vor allem moralische Appelle und Lippenbekenntnisse“ enthalte. Es sehe „keinerlei Instrumente vor, mit Hilfe derer die unwilligen Länder zum Mitmachen bewegt werden könnten.“ Und der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, beklagte: „Die Diskrepanz zwischen dem in Paris vereinbarten Temperaturziel und der tatsächlichen Klimapolitik der Staaten ist riesig.“
Die FAZ hat einige weitere Kritiker zu Wort kommen lassen. Verbände erwarten demnach Wettbewerbsnachteile für deutsche Unternehmen.