VW-Chef Matthias Müller hat es derzeit nicht leicht. Er muss den Autokonzern durch die Wogen des Abgas-Skandals manövrieren. Im Interview mit dem Handelsblatt (Paywall) hat Müller nun die Zukunft des Dieselmotors generell in Frage gestellt: „Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen“, sagte der VW-Chef. Im Herbst des vergangenen Jahres war in den USA bekannt geworden, dass VW bei Millionen von Dieselautos mit einer Software Abgastests manipuliert hatte. In den USA hat VW deshalb alle Dieselmodelle vom Markt genommen.
Derzeit sei es „schwierig zu beantworten“, ob Volkswagen jemals wieder Dieselmotoren in den USA anbieten wird. Denn einerseits werde die Abgasreinigung beim Diesel „enorm aufwendig und teuer“, um künftige schärfere Grenzwerte einhalten zu können. Andererseits werde die Elektromobilität immer günstiger. VW hat dies dazu bewegt, die Konzernstrategie umzubauen und künftig massiv in Elektromobilität zu investieren. Auch für neue Mobilitätsdienstleistungen wollen die Wolfsburger Milliarden in die Hand nehmen.
Auf die Frage im Handelsblatt-Interview, ob der Abschied vom Verbrennungsmotor an die Energiewende mit dem Atom-Ausstieg und dem schrittweisen Abschied von Kohle und Gas erinnere, sagte Müller, dies sei „ein durchaus passender Vergleich.“
Ermittlungen gegen zwei dutzend mögliche Verantwortliche
Während Müller versucht zu retten, was zu retten ist, müssen sich die Verantwortlichen des Diesel-Skandals auf juristische Schritte einstellen: Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt sowohl gegen den früheren VW-Konzernchef Martin Winterkorn sowie den den amtierenden Markenchef Herbert Diess, so die Deutsche Presseagentur (DPA). VW hat dazu noch keine Stellungnahme abgegeben.
Die beiden müssen sich wegen einer möglichen Marktmanipulation erklären: VW wird vorgeworfen, die Börse erst am 22. September und damit vier Tage nach Bekanntwerden des Abgasskandals offiziell über die Manipulationen bei Dieselmotoren informiert zu haben. Das Wertpapierhandelsgesetz allerdings schreibt vor, dass ein Unternehmen die Öffentlichkeit unverzüglich über alles informieren muss, was den Aktienkurs beeinträchtigen könnte.
Bisher ermittelte die Staatsanwaltschaft im VW-Skandal gegen 24 mutmaßlich Beteiligte, so die Automobilwoche. 17 davon werden verdächtigt, an der Software zur Manipulation der Stickoxidwerte mitgearbeitet zu haben. Sechs sollen an falschen Verbrauchs- und CO2-Angaben beteiligt gewesen sein und einer soll andere Beschäftigte dazu aufgefordert haben, Daten zu löschen, um den Betrug zu vertuschen. Neuesten Meldungen zufolge hat die Finanzaufsicht BaFin mittlerweile sogar den kompletten Volkswagen-Vorstand wegen des Verdachts auf Marktmanipulation angezeigt – darunter auch Konzernchef Matthias Müller.
Tesla-Fan meint
Zukunft und Diesel in einem Satz zu verwenden ist durchaus „gewagt“ ;)
USA kann man Null setzen ohne ein Prophet zu sein.