Die Verbund AG ist Österreichs größter Stromanbieter, sie deckt mehr als 40 Prozent des österreichischen Strombedarfs – und dies zu 95 Prozent aus derzeit 127 Wasserkraftwerken sowie Windenergie. Für den Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber ist die Energiewende unumkehrbar und Atomkraft eine „gefährliche und sehr teure“ Sackgasse, wie er im Interview mit meinbezirk.at sagte.
Die Verbund AG plant demnach sogar, „bis 2020 zu 100 Prozent CO2-frei“ zu sein. Das sei „kein Gutmenschentum. Dahinter stecken beinharte wirtschaftliche Überlegungen“, so Anzengruber. Die Wasserkraft sei „die einzige wettbewerbsfähige erneuerbare Stromerzeugungstechnologie ohne Förderung“. Baue man ein Wasserkraftwerk, „dann steht das 100 Jahre“. Der Bau sei zwar „teuer, aber es läuft eben sehr lange“, was die „Erzeugungskosten in Summe niedrig“ halte.
Im vergangen Jahr hat der Verbund bei drei Milliarden Umsatz 208 Millionen Nettogewinn erwirtschaftet. Doch durch eine „Überproduktion sinkt der Strompreis und die Stromerzeuger vor Ort wollen für den niedrigen Preis den Strom nicht verkaufen. So entstehen Engpässe. Es ist ein Teufelskreis“, so Anzengruber.
Zudem verzerren „Förderungen auch bei fossiler und nuklearer Energie“ den Markt, während „Ökostrom aus Sonnen- und Windkraft zu einem hohen Fixpreis eingespeist“ werden müsse. Auch mit einem „Transportproblem“ habe man zu kämpfen: Ökostrom werde „oft dort erzeugt, wo man ihn nicht braucht. Etwa aus Wind an der Nordsee. Die Masse der Verbraucher sitzt aber hunderte Kilometer weiter südlich“. Man müsste „viel mehr Stromleitungen bauen, was aufgrund der mangelnden Akzeptanz eher schwierig“ sei.
In Zukunft will der Verbund auch deshalb auf Energie und Speicherung fürs Eigenheim setzen und „Komplettlösungen für Private mit Photovoltaikanlagen“ anbieten: Speicher, Wärmepumpe, Steuerung, mitsamt Ladestation für Elektromobilität. Ein solches System baut sich Anzengruber gerade ins Haus. Das Elektroauto dazu hat er schon.