Die Badische Zeitung hat einige Chefs regionaler Autozulieferer zu einer Gesprächsrunde geladen und sie zu den Herausforderungen durch die Elektromobilität befragt. „Der Verbrennungsmotor bewegt heute nach wie vor eine sehr große Zahl von Fahrzeugen. Aber die Elektromobilität wird kommen. Die Frage ist nur wie schnell“, sagte Joachim Schondelmaier, Chef des Schondelmaier Presswerks. Würde „von heute auf morgen entschieden, dass nur noch Elektroautos mit Radnabenmotor fahren dürfen, wäre das für uns eine Katastrophe. Vollzieht sich aber der Wandel einigermaßen kontinuierlich über zwanzig, dreißig Jahre, können wir uns mit unseren Produkten auf die Veränderungen einstellen“.
Es werde „nicht die eine Lösung geben, nicht den einen Motor für ein Weltauto, sondern Fahrzeuge, die an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Rahmenbedingungen in einzelnen Ländern angepasst sind“, meint Thomas Koepfer von Koepfer Zahnrad- und Getriebetechnik. „Entscheidend“ sei, „was der Autokäufer am Ende will“, sagte Philipp Bleich der Firma Willi Hahn, Lösungen für Kaltfließpressteile und Verbindungselemente: „Für viele ist der Verbrennungsmotor nach wie vor ein Element, was ein Auto zu etwas ganz Besonderem macht, was Spaß bereitet. Der Porsche-Motor klingt eben anders als der Polo-Antrieb.“
„Vertrauen Sie auf die Innovationskraft der Unternehmen!“
„Wenn wir alle nichts tun und keine neuen Ideen entwickeln, wird die südbadische Wirtschaft Schiffbruch erleiden. Dem ist aber nicht so. Wir überlegen uns ja schon heute, was sich verändern könnte und wie man darauf reagieren sollte. Setzt sich beispielsweise der Radnaben-Elektromotor durch, werden weiterhin viele Zahnräder benötigt. Es ist aber extrem schwierig vorauszusagen, wie sich die Nachfrage nach einzelnen Produkten langfristig entwickelt“, so Koepfer. „Vertrauen Sie auf die Innovationskraft der Unternehmen! Wir tun ja nicht so, als gäbe es diese Herausforderungen durch das E-Auto nicht, sondern suchen bereits jetzt nach Antworten“, fügte Schondelmaier hinzu.
Es sei auch „keineswegs so, dass das E-Auto nur Verlierer schafft. Wir haben durchgerechnet, was sich bei uns verändern würde, wenn das E-Auto schnell Marktanteile gewänne. Zwar würden wir Teile für den Verbrennungsmotor verlieren, aber der Bedarf an anderen Produkten wie zum Beispiel Halterungen für Batterien würde steigen. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir uns mit dem E-Auto verbessern würden“, sagte Bleich.
Thorsten Rettich von J.G Weisser Söhne meint, man müsse „sich fragen, ob viel Individualverkehr überhaupt noch gewünscht ist. Autos brauchen Platz, der gerade in den wachsenden Städten sehr knapp ist. Die Zukunft der Mobilität“ sei sehr „viel komplexer, als sie in der Debatte um das E-Auto dargestellt wird“.
Konstantin meint
Im ersten Moment haben mich die Aussagen schockiert. Da ich aber mit allen Herren geschäftliche Kontakte hatte, diese Unternehmen seit Jahrzehnten kenne und schätze, hat mich der Artikel zur Handlung angetrieben: ich werde alle drei Herren einladen, die E-Mobiltät selber zu er-fahren.
Anstatt darüber zu reden, zu diskutieren und zu schreiben hilft nur eins: „infizieren“. E-Mobiltät steckt in dem Moment an, wenn Du die Beschleunigung eines P100D einmal selber erlebt hast. Den Rest muss ich nicht weiter ausführen, den kennt hier jeder.
Aus diesem Grund vermarkten wir die E-Mobiltät auf einem 54.000 qm großen Testgelände am Bodensee; quasi vor der Haustür der besagten Herren. Mal sehen, ob sie sich bewegen lassen.
orinoco meint
Tja, die preisgünstigste, jetzt schon in der Breite verfügbare und zukunftssicherste Elektromobilität ist für mich das Pedelec, gerade im urbanen und Kurzstreckenbereich bei schönem Wetter. StVO-technisch ein Fahrrad, aber durch die Elektropower zieht man damit auch locker einen Anhänger mit dem Wocheneinkauf den Berg hinauf nach Hause und überholt dabei noch den Moutainbiker ohne E-Power. Und man glaubt gar nicht was mit dem Fahrradanhänger alles transportiert werden kann: vom Katzentransport bis zum Atommülltranspot (google it ;-) )
Dazu keine Stau und Parkplatzprobleme bzw. generell geringer Flächenbedarf. Hoher Nutzwert bei geringem Schweiß- und Kostenaufwand. Dazu Motorrad- bzw. Cabriofeeling light und mäßige Bewegung.
Und wird dewegen durch ein Elektroauto nicht überflüssig, sondern ergänzt für schlechtes Wetter, Mehrpersonentransport, längere Strecken, schwere Transportgüter, am besten im Car-Sharing, denn das Pedelec kann viele Autofahrten ersetzen und insgesamt weniger Auto pro Person gebraucht wird.
kritGeist meint
„…Vollzieht sich aber der Wandel einigermaßen kontinuierlich über zwanzig, dreißig Jahre, können wir uns mit unseren Produkten auf die Veränderungen einstellen…“
@GhostRiderLion: Der Wandel hat schon lange begonnen…… *Daumen hoch*,
Genau so sehe ich das auch, welche Industrie entwickelt sich in der modernen heutigen Welt noch einigermaßen kontinuierlich über so einen langen Zeitraum?
Diese befragten Chefs denken noch in den alten Auto-Industrie-Strukturen & nicht z.B. in der IT-Robotik-Industrie. V.a. beschleunigen die Robotik & Industrie 4.0 diesen Trend jetzt schon. Die besten Bsp. f. das veraltete Denken der eigenen Industrie hat z.B. Nokia gezeigt & ist damit gescheitert.
E-Autos gab es schon im 19.Jhd.; wieder in den 70ern v.a. Frankreich, USA; ab Tesla Roadster; spätestens 2015 ist nun die dritte Welle; in 10J. dürfte die 4 Welle das alte Industrie-Denken fast komplett überrollt haben! Die dt. mittelständische Industrie stellt sich schon länger darauf ein, die Großen (v.a. DE) leider nur langsam.
Ich empfehle dazu die Dokus von: Arte (aktuelle Doku), http://www.arte.tv/guide/de/055859-000-A/schichtwechsel-die-roboter-uebernehmen ,
Franz Alt „Die Zukunft gehört der Elektromobilität“ & Trendforscher Lars Thomsen
Anton meint
Bitte Elektroauto schon, aber OHNE Radnabenmotor……immer wurde auf Gewichtsminimierung der UNGEFEDERTEN Massen hingearbeitet, und nun will man das über den Haufen werfen???
Das würde bei den balkanhaften Strassen in einigen Ländern für sehr unkomfortables Fahrverhalten sorgen.
Barracuda meint
Nun ja. Ab 2025 ist das Elektroauto billiger. In der Herstellung vielleicht ungefähr gleich teuer, und im Unterhalt viel billiger. Gesamtkosten unter dem des Verbrenners.
Und in diesem Moment ist der Verbrenner tot. Komplett mausetot. Marktanteil Verbrenner 2027: 3 %.
UliK meint
Ich gebe mal eine Prognose wieder, die ich vor einigen Monaten in der „Zeit“ las.
Es ging eigentlich um die Sackgasse der Plug In Hybridtechnik.
Diese wird wieder verschwinden, da nichts Halbes und nichts Ganzes. Dient nur zur Reduktion des Flottenverbrauchs; und das auch noch geschummelt.
Es werden wahrscheinlich mittelfristig drei Antriebskonzepte dominieren:
1. für Vielfahrer bleibt es beim Dieselmotor; natürlich mit Hightech-Hardware abgasgesäubert (nicht mit Software). In dem Segment kostenmäßig egal.
2. in der Mittelklasse: Elektroautos (EV’s). Akkus mit rund 60 KWh. (M3, Ampera E)
3. die breite Masse im preissensiblen Bereich: Benzinmotoren. Durch Downsizing optimiert oder als klassischer Hybrid (Prius).
Ich denke allerdings das geht schneller als wir alle denken; 10-15 Jahre max.
Genug Zeit sich darauf einzustellen. Die Industrie muss nur jetzt anfangen.
Walter meint
Nun ja, die Hybridtechnik war und ist sicher nur da um den Flottenverbrauch etwas positiver zu stimmen.
Einen Vorteil hat er jetzt allerdings, denn wie man am 225xe sieht (guter Verkauf durch Subvention), kann man den Konsumenten perfekt an die Batterie Technik und deren „Umstand“ laden zu müssen heranführen. Der Vorteil, dass wenn nur mit Strom gefahren wird, der Wagen günstiger wird, wird dann sicher auch klar. Also könnte der Umstieg auf ein E-Auto (da gelernt) einfacher sein.
Starkstrompilot meint
So Glaskugelkram ist ja immer etwas nervig. Aber in 20 Jahren will ich keine Verbrennerneuzulassungen mehr. Dass noch welche auf der Straße unterwegs sind, die natürlich immer noch Ersatzteile brauchen, ist schon klar.
Vielleicht ist aber bis dahin Stinker fahren so teuer und hat ein so ätzendes Image, dass das eh keiner mehr tut. Wer hat denn noch einen Röhrenfernseher?
Wozu auch. So wie die Reichweitensteigerungen fortschreiten, bewegen wir uns in 10 Jahren bezahlbar im 1000km-Bereich. Dann wird auch Schnellladeinfrastruktur verfügbar sein.
Kein Grund mehr, sich von den Dämpfen an der Tanke einem Krebsrisiko auszusetzen. Wenn man morgens losfährt und einen die Nachbarn genervt anglotzen wegen dem Lärm, und die Kinder mit dem Finger auf einen zeigen.
tested meint
20-30 Jahre sind nunmal realistisch. Es glaubt doch niemand ernsthaft, dass 2030 100% der gebauten und verkauften Fahrzeuge E-Autos sind. Bis dahin wird der Marktanteil auf ich schätze 50% +/- gestiegen sein. Der Wandel in der Autoindustrie geht nunmal nicht von heute auf morgen und er geht auch nur genau so schnell wie im Kopf der Weltbevölkerung. Die 10% Early-Adopters bis 2025 muss man nicht ernst nehmen.
Walter meint
Wieso habe ich das Gefühl, dass dein Kommentar der Schlauste hier ist?
Und ich als Leser mich eher davon angesprochen fühle als von den Kommentaren weiter unten, die den Managager/Chef des Unternehmens
nahezu beleidigen.
Hmm
tested meint
Diese Kommentarfunktion unter den Beiträgen wird LEIDER meistens zu sinnlosem Beleidigen von Vorstandsmitgliedern verwendet. Mittlerweile greift die Redaktion aber glücklicherweise bei vielen Beiträgen die unter die Gürtellinie zielen durch. Daumen hoch dafür!
Walter meint
Ich frage mich wann und wo der Unmut bei einigen entstanden ist. Das hört sich ja teilweise wie eine „Anti-Establishment-Bewegung“ an. Die Digitale-RAF vor ihren heimischen PCs?
Im Übrigen:
http://www.alainveuve.ch/die-automobilbranche-steht-vor-dem-abgrund-bald-wird-sie-einen-schritt-weiter-sein/
Teilweise entfernt, bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Walter meint
Oh jetzt wurde ich auch „zensiert“, sorry.
01 meint
20 – 30 Jahren stimmen schon
1990 – 2020
Wer wirklich glaubt, wir würden HEUTE noch 30 Jahre brauchen, der hat exponentielles Wachstum nicht verstanden.
fara day meint
Sie und der Kollege mit dem Namen „tested“ sind wirklich die Einzigen, die in diesem Bericht einen vernünftigen, realistischen und intelligenten Beitrag schreiben konnten. Vielen Dank dafür!
Andilectric meint
Naja, beleidigen möchte ich z.B. niemanden. Klar würde man dem betreffenden Vorstandsmitglied oder Manager nicht all das 1 zu 1 ins Gesicht sagen. Aber wir hier „unter uns“ können doch unsere Meinung kundtun, wenn wir das Gefühl haben, dass hier seitens der Manager und Co. die Themen unserer Zeit nicht ernst genommen werden. Es geht hier um Umweltschutz, Gesundheitsschutz und den Fortbestand unserer Wirtschaftskraft. Ein Dino-Fan wie Herr Schondelmaier gefährdet mit seiner abwartenden Schonhaltung diese Schutzgüter. Daher die Kritik – keine Beleidigung.
jens meint
Wir sind zwar „unter uns“, aber auch „unter uns“ sollte man sich nicht aufführen wie ein Primat. Dazu sollte man ja eig annehmen können, dass sich auf solchen Seiten im Netz eher gebildetere Menschen umhertreiben. Leider ist dies bei einigen Nutzern nicht mehr erkennbar.
Fritz! meint
Das der Wandel in der Industrie nicht von heute auf morgen geht, ist alleine schon der technischen Umrüstung der Produktion und der Entwicklung geschuldet. Aber die deutschen Zubehörlieferer (zum Glück nicht alle) sind doch schon 10 Jahre hinter der Zeit, wenn die bis spätestens 2025 nicht die Kurve bekommen haben mit mindestens 50 bis 80 % E-Anteil, werden die das gleiche Schiksal erleiden wie Grundig, Nokia, Kodak und wer auch immer die technische Entwicklung komplett verschlafen hat auch.
eCar - & TESLA-Fan meint
Kl. Korrektur: Zulieferer – nicht Zubehörlieferer ?
GhostRiderLion meint
„…Vollzieht sich aber der Wandel einigermaßen kontinuierlich über zwanzig, dreißig Jahre, können wir uns mit unseren Produkten auf die Veränderungen einstellen…“
Der Wandel hat schon lange begonnen……
Klarer Fall von „inkompetenten“ Chef´s bzw. Managern die Jahrzehnte lang nur Augen für die Gewinnsteigerung hatten und jetzt urplötzlich aufwachen und merken das dies nicht ewig so weitergeht und wollen jetzt Zeit um auf Veränderungen zu reagieren!?!
Sorry Jungs, wem das Gespür dafür fehlt der gehört in keine Führungsposition!!!
Andilectric meint
wie ein trotziges Kind. „Ich mach meine Hausaufgaben ja, manno!“ Auch gut: Wenn Sie uns 20 – 30 Jahre Zeit geben, dann können wir uns bestimmt auf die Veränderung einstellen“. Wenn ihr euch so lange Zeit lasst, wird es euch nicht mehr geben. Das Geschäft machen dann BYD, Tesla etc. und die Zulieferer, die sich jetzt schon umstellen und nicht insgeheim hoffen, dass der E-Antrieb nur eine Modeerscheinung ist.
Blackampdriver meint
Solange der „kompetente“ Verkehrsminister D…am Ruder ist, passiert den old Technology Unternehmen nix…da könnten die Menschen mit Atemmasken in den Innenstädten rumlaufen..wie in Peking…Hauptsache…wir machen unser Ding….
kritGeist meint
Zum Glück interessiert es die anderen europ. (NL, Norwegen, Spanien, usw.) & nicht-europ. Länder (Asien, Arab.) wenig was die gesammelte Kompetenz von Dobrindt zum Jammern hat, hoffentlich ist er bald weg & es kommt eine echte ausgebildete Kompetenz der Grünen, Linken. Von CDU, SPD erwarte ich das weniger, man hält ja am bewerten ;-)
kritGeist meint
:-)