Leser, die uns schon seit längerer Zeit folgen, werden sich wundern. Es gibt nach etlichen Ankündigungen und Jahren des Zweifels tatsächlich einen ersten Fahrbericht des NanoFlowcell-Autos Quantino. Bereits Anfang des Jahres habe das Entwickler-Team rund um den umstrittenen Kopf des Unternehmens, Nunzio La Vecchia, das Flusszellen-Elektroauto einem 14-stündigen Dauertest unterzogen. Anspruch der Nonstop-Fahrt war, die Alltagstauglichkeit des Systems unter Dauerbelastung zu testen. Diese Testfahrt bestand überwiegend aus Stadtfahrzyklen mit variablen Geschwindigkeiten von bis zu 74 km/h.
„Der Wagen könnte noch weiter fahren, doch anders als die NanoFlowcell habe ich ein Limit“, sagte Nunzio La Vecchia damals, als er nach 14 Stunden am Steuer den Wagen in die Box fuhr. Als weltweit erstes straßenzugelassenes Niedervolt-Fahrzeug mit Flusszellen-Antrieb beschleunigt der Quantino in weniger als fünf Sekunden von Null auf 100 km/h und bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Mehr als 1000 Kilometer Reichweite sollen mit einer Tankfüllung möglich sein.
Nun durfte erstmals ein Autojournalist ans Steuer des Quantino: „Drauf aufs Gas und los geht der Ritt auf dem Pionier-Fahrzeug“. Das von zwei gegenpolig geladenen Elektrolyt-Flüssigkeiten angetriebene Auto fahre sich „nicht anders, als andere E-Mobile. Angefangen von sofort vorhandenen Drehmoment bis hin zu der Tatsache, dass der Maschine bei höheren Tempo langsam die Luft ausgeht“. Die Lenkung leide „unter dem Tesla-Syndrom“, sei „indifferent“ und gebe „so gut wie keine Rückmeldung“. Gottseidank sei „das Vehikel gutmütig“ und lasse sich in etwas zu flott gefahrenen Kurven „ohne große Kurbelei durch bloßes Gaswegnehmen wieder einfangen“.
Momentan laufen La Vecchia zufolge erste Gespräche, um den richtigen Partner zu finden, der das Auto in die Serie bringt: „Wenn wir den richtigen Partner finden, können wir in sechs Monaten serienreif sein“, heißt es. Der anvisierte Preis dürfte einige Aufhorchen lassen: „Der Quantino wird ähnlich viel kosten, wie der Opel Ampera-e“, so La Vecchia, was um die 35.000 Euro bedeuten würde.
Jürgen meint
Abgesehen von der zukunftsorientierten Technik finde ich das Design dieses KFZ’s nicht besonders zeitgemäß. Vielleicht liegt es auch an der schrecklichen gelben Farbe aber irgendwie erinnert mich dieses Fahrzeug zu sehr an diesen ‚auf Sport getrimmten‘ Smart. Egal, Design ist halt immer noch Geschmacksache.
TM0815 meint
Was mir ja nicht ganz klar ist, wieso der Quantino vorne im Motorraum eine Typ2-Steckdose von Mennekes verbaut hat?? Da sollte doch keine aufladbare Batterie drin sein. Außerdem halte ich die extrem hohen Ströme, die bei 48V auftreten müssten für arg problematisch…
Dr.-Ing. Klaus D. Beccu meint
Auf dem letzten Genfer Auto-Salon habe ich Herrn La Vecchia (Leiter der Entwicklung) gefragt, ob ein Blick unter die Haube des Quantino erlaubt sei. Die Antwort war „bedaure nein“. Auch keine Info über den verwendeten Elektrolyten. Es bleiben also viele Fragen offen, die auch durch eine Testfahrt nicht beantwortet werden. Der entscheidende Nachteil der hier eingesetzten Flowcell-Technik ist die Verwendung von 2 Flüssigkeiten (wahrscheinlich Vanadium Derivate), die Benutzung , Auftanken, Speicherung und Betrieb unnötig kompliziert machen. Der Vorteil der extrem hohen Reichweite ist nicht von der grossen Bedeutung wie hier dargestellt, denn mit der FCV-Technik (Brennstoffzelle) kann das jetzt schon erreicht werden und es muss nur 1 Energieträger (Wasserstoff oder in Zukunft Methanol) getankt werden. Die FCV-Technik ist bereits industriel (Toyota MIRAI und Fahrzeuge von Hyundai) und hat interessante Leistungsdaten. – Sehr seltsam klingt die angekündigte Methode der „Entsorgung“ des verbrauchten Elektrolyten : Versprühen der vom Salz getrennten Flüssigkeit auf die Strasse (??). – Als Batterie-Experte mit 30 Jahren Entwicklungs-Erfahrung bezweifle ich, dass diese Technologie jemals über eine Kleinserie hinauskommt. Es gibt schon verschiedene Flowcells für stationären Einsatz, siehe: http://www.gec.com.cn/root/web/about.php.
Sofern der Quantino nach vielen Jahren industriellen Status erreicht haben könnte, wird auch die FCV-Technik und selbst der Li-Ion Batterie- Antrieb hinsichtlich Energiedichte und Kosten weiter fortgeschritten sein und jeder Käufer wird dann sorgfältig abwägen, welcher Technik den Vorzug geben.
Dr.-Ing K.D.B. Manager, Power Sources Center, Genf – Pionier-Erfinder der Metallhydrid-Speichertechnik – zusammen mit Daimler-Benz . Die NiMH – Speichertechnik wird derzeit in 12 Mio Hybridautos (Toyota, Hyundai, Ford, VW, Porsche, Volvo etc) eingesetzt und hat die stärksten Zuwachsraten unter E-Autos.
N. Poerner meint
Es kann sich auch um eine organische Flusszelle handeln.
http://jes.ecsdl.org/content/163/7/A1442.full
Wichtig ist das keine Stoffe in großen Mengen in die Umwelt entlassen werden die das natürliche Gleichgewicht stören.
N. Poerner meint
Das Auto ist super schick. Ich finde es Klasse das die Entwicklung für dieses Fahrzeug schon so weit ist das man damit 1000 Km fahren kann. Das erfüllt die Wünsche aller Elektroautoenthousiasten. Das man dafür ein Tankstellennetz benötigt ist natürlich ein kleiner Nachteil aber man sollte nicht vergessen das jeder Mensch in gewisser Weise in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Elektrisches Laden ist ebenfalls teuer wenn die teure Infrastruktur mitbezahlt werden muß. Die Vielzahl der Technologien führen zu einer Konkurrenzsituation die dem Kunden zugute kommt. Heutige Elektroautos müßten keine 35000 Euro kosten. Grund sind kleine Stückzahlen und die Möglichkeit der Hersteller dieses Preisniveau zu halten.
Leonardtronic meint
Die Flow Batterie lässt sich auch aufladen. Das ist kein problem nur dauert es wie bei Lithium. Man kann das Elektrolyt auch austauschen und gleich losfahren. Das ist der Vorteil. Es gibt schon viele stationäre Flow Batterien.
Nightrunner meint
Solche Berichte sind ganz im Sinne der Verbrenner-Mafia. Viele die bereits überlegt haben, ein Elektroauto zu kaufen werden jetzt verunsichert. Die Folge: Man wartet weiter. Es könnte ja sein, dass bald etwas Besseres kommt, als die Batteriespeicherung.
Tom meint
Entschuldigung. Was ist denn das für ein „Fahrbericht“? Da werden lauter nebulöse Worte aneinandergereiht. Wie weit ist er gefahren, wie schnell? Hat er mal unter die Haube geguckt? Die Flusszellentechnik? Die Tanks, Motor, Kofferraum? Irgendetwas?
Und von wegen Infrastuktur, „an jeder gewöhnlichen Tankstelle“: Das will ich erst mal im Einsatz sehen, wie zwei Tanks abgesaugt und wieder befüllt werden. Und ein Konzept, wie das dann wieder aufbereitet wird.
Das ganze wirkt immer noch genauso suspekt wie eh und je. Bis mal tatsächlich unabhängige Experten einen Blick auf die Technik geworfen haben, halte ich das nach wie vor für Scam.
Ingo meint
Sehr interessant, ich hoffe das Partner gefunden werden, es wird Zeit für eine neue Ära!
Marc Eder meint
14 Stunden „variable Geschwindigkeiten bis 74 km/h“? Sehr suspekt.
JoSa meint
Juhuuu…
Die Tankstellen sind gerettet ;-|
Wenn man den Elektrolyten auch selber wieder aufladen könnte und er nicht
umweltschädlich oder giftig ist hätte ich kein Problem damit.
McGybrush meint
Im Bericht von Focus, die Ihn wohl als erstes gefahren haben, steht das man das zeug sogar trinken könne wenn man bereit ist ein paar Stunden auf Toilette zu verbringen. Soll Bio sein. Guter Ansatz mit Bio Substrat/Sprit aber nicht die Lösung für die Weltweite Mobilität.
stan meint
Interessant ist das vor allem außerhalb des EV PKW Bereichs.
Mit 80 l/80 kg ca. 500 km Reichweite ist schon spannend.
Markus meint
Und selbst wenn ich irgendwann das Elektrolyt irgendwo bekommen sollte hat wieder irgendeine Firma oder Lobby (so wie jetzt das Öl) ein Monopol darauf und die können dann verlangen was sie wollen. Da ist mir ein E- Auto schon lieber da kann man auch selber den benötigten Strom erzeugen und macht sich nicht wieder abhängig…
Flo meint
Womit produzierst Du denn Deinen Strom selber? Mit Solarzellen aus China (davon brauchst Du dann ein Fussballfeld voll, um Dein E-Auto zu in einem Tag zu laden) oder mit einem Dieselgenerator der mit Öl von den Saudis gespeist wird?
Starkstrompilot meint
Ist das nicht alles irgendwie seltsam?
Ein 48V-Netz, das 80kW (s. Artikel) leisten kann. Das sind fast 1700A. So was geht? Was sind denn das für Kabel?
Markus Graber meint
La Vecchia will kein Auto wirklich bauen. Er möchte nur das dafür notwendige Geld kassieren.
Das geht auch mit viel zu kleinem Kabelquerschnitt, der spielt bei diesem Plan nun gar keine Rolle ;-))
Starkstrompilot meint
Eine weitere seltsame Bewandtnis ist, dass das gesamte System samt Treibstoff nicht patentiert ist. Warum nicht? Welcher Weltverbesserer macht denn so was?
So lange das nicht gemacht ist, ist es doch kein Wunder, dass viele denken, da sei am Ende gar nichts.
Ein paar Dinge passen da nicht zusammen.
McGybrush meint
Sie halten es derzeit aber geheim weil man das ohne wissen nicht nachbauen kann und das Auto wegen dem Zoll die Schweiz nicht verlassen darf. Man hat angst das die dann Proben von Elektrolyt nehmen und es dann in falsche Konzerne gerät. Wenn ich die Rettung der Welt zuhause hab muss ich es nicht Patentieren lassen solange ich es nicht aus der Hand gebe und man es aber braucht um Re-engeneering zu machen. Erst dann bedarf es Patente.
Fritz! meint
Ich denke und hoffe mal, daß der Umrichter aus der Gleichspannung der Flüssigkeiten (klingt komisch) dann eine übliche Wechselspannung von 400 Volt nur für den Motor generiert. Der Rest wird dann komplett mit 48 Volt betrieben, da gibt es ja schon genug Komponenten zu kaufen.
Ansonsten wären 1.666 Ampere schon eine mechanische Herausforderung… ;-)
und ziemlich bescheuert!
Clemens Ender meint
Aha. Und das Elektrolyt tausche ich wo aus?
Jürgen W. meint
Es bleibt spannend.