„Lavieren geht nicht mehr“: Ralf Fücks ist Grüner und im Vorstand der seiner Partei nahestehenden Heinrich-Böll-Stiftung. Der Experte für das Spannungsfeld Ökonomie-Ökologie fordert in einem Interview mit dem Tagesspiegel einen stufenweisen Abschied von Benzinern und Dieseln und mehr Innovationen von deutschen Autoherstellern. Außerdem stellt er klar, warum ein Eingriff der Politik zwingend notwendig ist, damit Mobilität nachhaltig werden kann.
„Verbote sind ein grober ordnungspolitischer Keil“, sagte er über den Plan, ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Es sei aber auch „richtig, der Industrie klare Vorgaben zu machen und die Weichen jetzt Richtung Zukunft zu stellen“. Die 14 Jahre bis dahin seien „ein ambitionierter Zeitraum für einen kompletten Systemwechsel“, es gelte aber, „Tempo aufzunehmen“. Die deutsche Autoindustrie habe „viel Zeit verloren in den vergangenen Jahren. Andere waren schneller: etwa Toyota bei Hybridfahrzeugen oder Tesla bei High-End-Elektroautos“.
Damit die deutschen Hersteller und ihre Zulieferer diesen Vorsprung aufholen können, brauchen „sie klare politische Leitplanken, die Planungssicherheit für Investitionen in Forschung und Entwicklung schaffen“. Es müsse sich „ein riesiger technisch-wissenschaftlicher Komplex auf die Reise machen“. Der „Übergang zum automatisierten und klimaneutralen Fahren“ sei „ein Kraftakt, wenn man weiß, welchen Stellenwert die Branche für die deutsche Industrie insgesamt hat“. Es gelte „Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation“ zu erreichen. Von „Abwürgen“, wie viele Kritiker des 2030-er Plans ins Feld führen, könne keine Rede sein.
„Öl hat keine Zukunft“
„Allein in der Autoindustrie“ seien „hunderttausende Beschäftigte“ von diesem Wandel betroffen. Die Frage sei, „wie viel Luft die Hersteller aus dem Verkauf konventioneller Autos brauchen, um den Übergang in die Elektromobilität finanzieren zu können“. Am Ende der Debatte „sollte ein verbindlicher Fahrplan stehen – ähnlich wie beim Atomausstieg“.
Die Autoindustrie brauche, so Fücks, „einen Kulturwandel an Haupt und Gliedern“. Nur dann könne „sie den Übergang ins neue Mobilitäts-Zeitalter schaffen“. Es mache „keinen Sinn mehr, noch lange an einer Optimierung des Diesels herumzufummeln und Geld für eine Technologie von gestern zu verschwenden“. Alle in der Branche „sollten wissen, dass Öl keine Zukunft hat“.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
@GRÜNE & Herrn Ralf Fücks: RESPEKT UND BRAVO!
Günther Huck meint
Wenn wir ehrlich sind ist dieser „Automobileinheitsbrei“ doch schon lange nicht mehr zeitgemäß. Vor 50 Jahren hatte jedes Land seine eigene kleine Automoilfirma und es wurden die verschiedensten Modelle in unterschiedlichster Qualität und Preisklasse angeboten. Wer erinnert sich nicht an kleine, feine Autoschmieden die alle Leben konnten.
Nur durch Lobbyismus und Globalisierung mussten diese Firmen zusperren damit einige wenige Globalplayer die Herrschaft übernahmen.
Jetzt wird durch die Elektromobilität und die Einfachheit der verbauten Technik der Weg wieder frei für mehr Individualität und kleine Firmen (Tesla zeigt es gerade vor). Das wird jetzt durch „Computergesteuerten und Selbstfahrenden“ Autos versucht zu verhindern. Hier sollen wieder Techniken eingebaut werden die nur von wenigen, großen Firmen eingebaut und beherrscht werden.
Aber, selbstfahrende Autos haben mit Elektroantrieben schon gar nichts zu tun. Ich hoffe dass es einigen kleinen Firmen gelingt mit tollem Design oder mit günstigen Preisen das Monopol der Großen aufzubrechen. Auch kleine Firmen schaffen Arbeitsplätze und diese sogar im eigenen Land.
BR meint
Warum sehen das nur die Grünen so klar? Je länger die deutsche Kfz-Industrie an der Verbrennertechnologie festhält desto schwerer und kostspieliger wird der Umstieg.
Die globalisierte Welt wartet nicht auf die deutschen Hersteller und nationale Zeitplanung ist illusorisch in einer globalen Welt.
Utx meint
Das ist ja nicht das erste Mal, dass die Grünen Dinge besser erkennen. Gut finde ich dabei, dass sie endlich mal kommunizieren, dass es sich dabei nicht um Fortschritssfeindlichkeit handelt, wie ihre Gegner es gerne darstellen, sondern das ganze Gegenteil.
Fritz! meint
Jupp, gut erkannt.
Außerdem sind 14 Jahre 2 (in Worten: Zwei) komplette Modell-Generationen, daß sollte sogar ein so träges Schiff wie VW schaffen.