„Wir erfahren einen Transformationsprozess, der schon begonnen hat“. Axel Harries, Chef des Daimler-Thinktanks CASE, sprach mit dem Stern über Elektroantriebe, vernetzte, autonome Fahrzeuge und seine Vision der automobilen Zukunft. Daimler müsse sich „öffnen für ein neues System, das für uns zumindest teilweise bislang fremd ist“. Dafür brauche es „eine ganz andere Art von Partnerschaften und Kooperationen“.
CASE (kurz für Connected, Autonomous, Shared Services und Electric Drive) sei „bewusst als eigenständige Organisation gedacht“, um „wie ein Startup agieren“ zu können. Mit dem Konzern sei CASE „so verknüpft, das wir auf das gigantische Knowhow, das es darin gibt, jederzeit zugreifen können“, so Harries. Aktuell merke er in „diesem dynamischen Umfeld, dass klassische Produktentstehungszyklen noch zu lange dauern. Wir müssen insbesondere bei Elektrofahrzeugen schneller werden“.
Die bisherigen „Kernwerte“ dürfen dabei aber „nicht verlassen“ werden: „Komfort, Sicherheit und Zuverlässigkeit werden, um nur drei Beispiele zu nennen, auch in Zukunft Bestand haben“, so der CASE-Chef. Neue Technologien, „die wir ins Fahrzeug bringen, werden natürlich entsprechend abgesichert sein“. Harries könne sich „nicht vorstellen, dass wir Kunden als Versuchskaninchen Beta-Versionen fahren lassen. Das ist nicht Mercedes-Benz“.
Es werde „natürlich durch neue Geschäftsmodelle zur Kannibalisierung von bestehenden kommen“, prognostiziert der Chef des Thinktanks. Das sei aber „gewollt, denn nichts zu tun, ist keine Option“. Es sei aber „nicht so, dass das eine das andere Morgen ersetzt. Das wird ja ein fließender Übergang. Verbrennungsmotoren wird es noch eine lange Zeit geben, auch wenn ich glaube, dass es mit der Elektrifizierung ziemlich rasch gehen wird“.
Peter W. meint
Wir sollten es mit dem meckern über die Autohersteller nicht übertreiben. Keiner hat die vor vielen Jahren entwickelten Elektroautos gewollt, auch nicht das 3-Liter-Auto. Es gab vor 10 Jahren noch keine wirklich brauchbaren Akkus, und selbst jetzt kann man bei 500 kg für 400 km Reichweite nicht von echter Alltagstauglichkeit reden. Tesla, bzw. Elon, ist eine sehr großes unternehmerisches Risiko eingegangen, warum sollten Daimler & CO das tun, wenn ihnen die Politik so wohlgesonnen ist.
Ich hasse Dieselautos, aber ich verstehe auch, dass die Industrie so handelt wie sie handelt. Die Rahmenbedingungen erstellt die Politik, die Kunden kaufen was ihnen gefällt, und die Industrie macht den maximalen Gewinn daraus. Schuld sind wir also alle an der Entwicklung. Wir wählen die industriefreundlichen Politiker und interesieren uns wenig für die Folgen unseres Handelns.
Christoph meint
Die 500 kg sind doch nahezu egal. 2-2,5 t ist doch nicht schwer für ein Auto dieser Größe (Model S/X).
"ELMO" meint
„Verbrennungsmotoren wird es noch eine lange Zeit geben, auch wenn ich glaube, dass es mit der Elektrifizierung ziemlich rasch gehen wird“.
Das eine, das er sagen muss – das andere, das er wirlich denkt.
Mike meint
Axel Harries, der Chef des Daimler-Thinktanks CASE hat wohl Kontakt zu seinem Chef Zetsche aufgenommen……?
Und dieser hat Ihn erklärt:
Pass mal auf Axel …..da wir noch viele Stinker verkaufen können, und damit sooo viel Kohle scheffeln können….stelle dir den Transformationsprozess hin zur Elektromobilität bitte vor, wie einen sehr langen Fluss,…. der gefüllt ist mit zähflüssigen Teer !
So …..Axel, und jetzt haste eine Vorstellung wie ich Dieter Zetsche, mir den Übergang von Mercedes hin zur Elektromobilität vorstelle ;)
Tja,so ungefähr stelle ich mir das Gespräch vor….grins ;)
Und der Transformationsprozess hat gerad erst begonnen?
Ich hoffe Tesla,Nissan,Renault und die vielen Startups sind da schon ein biserl weiter!
flip meint
Ich teile die Einschätzung von Herrn Harries. Es wird kurzfristig nicht zu einem vollständigen Zusammenrechen der Verbrennerverkäufe kommen. Auch wenn es in Europa in ca. 2 Jahren interessante und verfügbare E-Autos für Jedermann gibt, werden global gesehen noch genug Autos mit Verbrennungsmotor verkauft werden.
Ich kann es Mercedes (und den anderen etablierten Herstellern von Fahrzeugen mit Benzin/ Diesel-Motoren) nicht verübeln Geld verdienen zu wollen. Damit finanzieren sich die Entwicklungen der Zukunft. Das darf man nicht vergessen.
"ELMO" meint
Man kann es ihnen aber sehrwohl verübeln, dass sie nicht schon viel früher die Entwicklungen der Zukunft finanziert haben. Statt dessen haben sie in überholte Technik investiert und mit Lobbyismus die Zukunft versucht lächerlich zu machen und in ihrem Sinne gebremst.
150kW meint
Genau wie die anderen deutschen Herstellern, hat auch Mercedes immer wieder Elektroautos gebaut und in dessen Forschung investiert:
http://www.kompressor-club.de/mediengalerie/elektro/Geschichte_des_Elektroantriebs.pdf