Das Marktforschungsinstitut m-result hat die Ergebnisse seines Social-Media-Reports zum Thema Warum hinkt Deutschland in der E-Mobilität hinterher? Können wir nicht oder wollen wir nicht? veröffentlicht. Das Internet ist eine der wichtigsten Rechercheplattformen für zukünftige Kunden beim Thema E-Mobilität. Eine Analyse von User-Meinungen in sozialen Medien sollte dabei helfen, ein Meinungsbild zu zeichnen.
Als Datenbasis für die Studie wurden knapp 3500 User-Kommentare aus deutschsprachigen sozialen Medien zum Thema E-Mobilität im Zeitraum von Oktober 2016 bis Januar 2017 ausgewertet.
Potenzielle Käufer stellen demnach viele Fragen zum Thema E-Mobilität, die Händler und Hersteller in Deutschland liefern jedoch wenig Antworten. Sie bemängeln neben der Unwissenheit auch die Unwilligkeit zur Beratung. Gerade in Kernfragen bezüglich Ladetechnik, Infrastruktur und Reichweite fehlt es häufig an qualifizierten Informationen. In den untersuchten Kommentaren finden sich oft Aussagen wie folgende:
„Die meisten Händler haben weder genug Ahnung noch Lust, den Verkauf von E-Autos engagiert zu betreiben.“
„E-Autos wollen sie nicht wirklich verkaufen. Ahnung von den Multimedia- und Online-Systemen der Benziner haben sie aber auch nicht.“
„Es stellt sich die Frage, inwieweit sich die deutsche Automobilindustrie der Dringlichkeit und der Notwendigkeit des Handelns bewusst ist. Ist der Verkauf von Opel an Peugeot nur ein erstes Anzeichen für einen Wandel? Was mag folgen?“
„Sehr frustrierend ist es, auf der Suche nach einem E-Auto auf Verkäufer zu treffen, die wenig Ahnung haben. Es wundert mich nicht, wenn Tesla besser verkauft.“
Viele User beklagen eine schlechte oder gar fehlende Beratung zur E-Mobilität im Autohaus. Interessenten ziehen die Konsequenzen und beziehen ihre Informationen lieber aus dem Internet.
Themen in den sozialen Medien
Die Interessenten sprechen in sozialen Medien am meisten über das Thema „Hybrid“. In dieser Kategorie werden Aussagen zu Hybridfahrzeugen aller Marken zusammengefasst. Darauf folgen Kommentare zu den Themen Reichweite und (Schnell-) Ladetechnik. Interessant ist, dass der Preis der Fahrzeuge weitaus weniger stark diskutiert wird.
Das Meinungsbild zu den verschiedenen Themen im Bereich E-Mobilität ist beinahe durchgängig negativ. Nur die Themen „Hybrid“ und „Flotten“ bilden hier eine Ausnahme. Auffallend ist, dass insbesondere die Marke Toyota überdurchschnittlich häufig (66 Prozent aller Nennungen) und positiv erwähnt wird.
Zum Thema „Akkus“ finden sich fast durchgehend negative Aussagen. Vor allem die fehlende Reichweite und lange Ladezeiten lassen die User vor einem Kauf zurückschrecken. Es wird in Frage gestellt, inwieweit die Industrie die Bedürfnisse der Kunden verstanden hat und wie diesen in Zukunft Rechnung getragen werden soll.
Die Kategorie „Energie“ wird ebenfalls sehr kritisch betrachtet. In ihr sind Aussagen zu Energiequellen (Atomstrom, erneuerbare Energien) zusammengefasst. Auch die – in vielen Augen – unreife Ladeinfrastruktur wirkt sich negativ auf die Meinungen aus.
Beim Thema Energie sind mit Blick auf die sozialen Medien zwei Schwerpunkte zu erkennen. Zum einen wird grundsätzlich gewünscht, dass die Stromherstellung sauber ist und zum anderen, dass die Ladeinfrastruktur ein flächendeckendes Tanken ermöglicht. Speziell die Situation um mangelnde Ladestationen wird heftig diskutiert und besonders negativ bewertet.
„Hauptsache in absehbarer Zukunft stammt Strom aus sauberen und möglichst erneuerbaren Quellen. Das wäre nicht nur positiv für E-Autos, sondern für alle Stromverbräuche.“
Markenfeedback
Häufig sind die Kommentare nicht auf konkrete Marken bezogen, sondern markenunabhängig formuliert. Wird aber über den Hersteller geschrieben, so fällt auf, dass die ausländischen Marken durchgängig wesentlich besser bewertet werden als die deutschen. Vielen deutschen Herstellern wird ein stiefmütterlicher Umgang mit dem Thema E-Mobilität vorgeworfen.
Toyota wird insbesondere beim Thema Hybrid als Vorreiter gesehen und ist von allen Marken die am häufigsten und in der Qualität am positivsten erwähnte Marke. Es scheint, als habe Toyota in den vergangenen Jahren die Rolle des „First Movers“ für sich besetzt. Weitere positive Erwähnungen finden neben Tesla auch Renault und Nissan. Hier wird insbesondere die Elektroauto-Kompetenz geschätzt.
Deutsche Hersteller haben ihre Potenziale im Bereich E-Mobilität noch nicht ausgeschöpft. Für die meisten User ist es keine Frage, dass Elektroautos keine Lifestyle-Produkte sind, sondern die Zukunft der Mobilität darstellen. Das scheinbar zögernde Verhalten deutscher Marken ist daher für viele nicht nachvollziehbar. Noch stehen jedoch alle Möglichkeiten offen, das über viele Jahrzehnte aufgebaute Image deutscher Automobile auf den „neuen“ Markt zu übertragen.
Fazit
Die Untersuchungsergebnisse decken eine Kompetenzlücke in der deutschen Automobilwirtschaft in Bezug auf Elektromobilität auf. Sowohl Hersteller als auch Handel können das offensichtliche Informationsdefizit nicht bedienen.
Oft wird behauptet, E-Mobilität sei teuer und damit das größte Hemmnis der Entwicklung. Die Untersuchung zeigt jedoch, dass der Preis an sich nur am Rande diskutiert wird. Viel mehr stehen Kernfragen wie Ladetechnik, Reichweite und Infrastruktur im Fokus.
Beccu, Dr.-Ing. meint
Für Kurzstrecken-Fahrten sind viele e-Autos ok, aber nicht für Strecken oberhalb 150 km, auch weil der Kaufpreis deutlich oberhalb der Verbrenner liegt. Das Risiko – das immer gern unter den Teppich gekehrt wird – bleibt die Lebensdauer des Li-Ion Akkus. Tesla schliesst Kapaztätsverluste über die Zeit aus den Garantie-Bedingungen aus. Die angekündigten 5-7 Jahre (mit 80% Restkapaztät) sind Prognose-Werte auf Basis von Kurzzeit-Extrapolation, also sehr zweifelhaft. Erst wenn der Preis für Ersatzakkus unter 100 €/kWh fällt und die Energiedichte auf 180 Wh/kg steigt, wird E-Mobilität wirklich interessant (2025 ?). Dann ist auch die kritische Frage der Lebensdauer (Kapazitätsverluste) der Batterie nicht mehr so wichtig. Bis dahin machen HEV und PHEV das Rennen: 12 Mio auf den Strassen und nur 1.4 Mio voll E-Autos. – HEV erreicht fast vergleichbare ökologische Werte wie BEV.
Autor: Batterieexperte mit 35 Jahren Erfahrung (hält zusammen mit Daimler die Basispatente für NiMH-Batterien – derzeit in 90% der HEV verwendet: Toyota, Honda, Hyundai, Volvo, Ford, VW, Porsche u.a.).
E-Tom meint
Dann hatte ich ja Glück, einen Verkäufer zu haben, der schon sogenannte Solarfahrzeugrallye’s organisiert hatte. Er konnte alle meine Fragen beantworten und ich habe den Kauf auch nach fast drei Jahren nicht bereut.
Sebastian meint
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Hartmut meint
Unsere deutschen Autohersteller haben anscheinend gar kein Intresse
Die E Mobilität zu forzien.
Auf der Hannover Messe 2017 war VW mit Personen KFZ ‚ gar nicht mehr vertreten.
Sie haben anscheinend, das Handtuch, schon geschmissen, und überlassen den Markt anderen Firmen ?
Starkstrompilot meint
Endlich mal eine Studie, der man als Eigentümer elektrischer Autos weitgehend zustimmen kann.
– Die Händler haben keinen Bock, aber nur weil sie nichts daran verdienen.
– Hybriden sind für Neueinsteiger natürlich sehr interessant, weil man den ganzen Sprung noch nicht wagen will
– Das praktische Fahren, also Reichweite und Laden sind am Ende wichtiger als Preise.
– Bisher klappern die deutschen Hersteller nur unentschlossen rum und können sich noch nicht entscheiden. Vorsicht, könnte sich bitter rächen.
Gert Büttgenbach meint
Der Autohandel sollte sich mit dem lokalen Elektrohandwerk vernetzen. Die Energieversorger werden dabei gerne behilflich sein.
Gunnar meint
„Der Preis von Elektroautos wirk weniger stark diskutiert“, denn die Kunden wissen: neue Technologien sind immer teuer. Darum gab es Airbags, ABS und Infotainment als erstes in Oberklassefahrzeugen. Nur beim Elektroantrieb meinten die deutschen Hersteller, es umgekehrt machen zu müssen. Soll der Kleine Mann sich mit Reichweitenangst und Ladesäulenmangel herumschlagen, dann bleiben mehr Co2-Zertifikate fürs Premiumsegment übrig. Hat leider nicht geklappt und die Amis zeigen uns mal wieder, wie es richtig gemacht wird.
Paul W. meint
Die Aussage verstehe ich nicht. Der Leaf ist doch das meistverkaufte EV der Welt. Das ist ebenfalls kein Oberklassenfahrzeug. Irgendwie passt das nicht mit ihrer Aussage zusammen.
2017 Q1 sieht es Weltweit bisher wie folgt aus:
1. Leaf
2. Zoe
3. Model S
4. i3
5. BAIC EC180