Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für eine Produktion von Batteriezellen für Elektroautos in Deutschland ausgesprochen. „Wir müssen zurzeit die Zellen importieren. Aber für die weitere Entwicklung der Elektromobilität wäre es schon wünschenswert, bei den neuen Zelltypen dann auch dabei zu sein, wenn neue Entwicklungen da sind“, so Merkel am Samstag in ihrem Videopodcast.
Die Kanzlerin habe sich zeigen lassen, dass es Fortschritte bei Lithiumbatterien gebe, die Reichweiten von bis zu 1000 Kilometern ermöglichen könnten. „Und wenn wir in der Forschung hier dabei sind – auch bei den Prototypen – dann gibt es, glaube ich, auch bessere Chancen, wieder eine moderne Produktion der nächsten Zellgeneration auch nach Europa oder Deutschland zu bekommen.“
https://www.youtube.com/watch?v=AN5vol5IzWw
Merkel betonte, dass sich die Regierung bewusst sei, „dass sich in der Automobilindustrie Grundlegendes ändern“ werde. Man habe deshalb bereits viel unternommen, um Elektromobilität voranzubringen. „Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gibt ja inzwischen seinen Anteil, damit wir insgesamt drei Prozent für Forschung und Entwicklung in Deutschland ausgeben – drei Prozent des Bruttoinlandprodukts. Und davon geht auch ein Teil in die Batterieforschung: 35 Millionen Euro.“ Auch seien schon vier Kompetenzzentren in Dresden, München, Aachen und Ulm eingerichtet worden.
„Und wir haben auch sehr viel getan, damit die Elektromobilität vorankommt, indem wir an den Universtäten die Elektrochemie gefördert haben. Wir hatten zeitweise sehr, sehr wenige Professuren für Elektrochemie, und auch das hat sich verbessert“, so Merkel weiter.
Die Bundeskanzlerin nimmt diesen Montag an der Grundsteinlegung für eine neue Batteriefabrik der Daimler-Tochter Deutsche Accumotive im sächsischen Kamenz teil. Der schwäbische Autohersteller will 500 Millionen Euro in eine „der größten und modernsten Batteriefabriken Europas“ investieren. Ab Mitte 2018 sollen in Kamenz Lithium-Ionen-Batterien für alle Elektrofahrzeuge der Marken Mercedes-Benz und Smart sowie für stationäre Energiespeicher und 48-Volt-Systeme hergestellt werden. Die verbauten Zellen stammen dabei allerdings von Zulieferern aus Asien.
Thomas Wagner meint
Auch ohne Frau Merkels zutun ist da ja schon einiges in Bewegung:
https://www.pv-magazine.de/2017/05/22/konsortium-plant-gigawatt-fabrik-fuer-lithium-ionen-zellen-in-deutschland/
Vielleicht wird ja tatsächlich was draus, wäre dringend notwendig !
Jürgen Kaiser meint
Doch, es wird an der e-Mobilität in Deutschland gefeilt. Wir haben gerade ein Elektroauto aus China importiert. Da bauen wir dann einen innovativen Motor rein. Aus Nordamerika.
Leonardtronic meint
Die Chinesen haben schon mal bei den Seltenerden ein Ausfuhrlimit gesetzt und haben dadurch die ganze Weltwirtschaft gebremst. genauso kann es bei den Batteriezellen passieren wenn in DE nix produziert wird. Dann müssten die Autohersteller auf Aufziehautos ausweichen oder ein gaaaanz langes Kabel beipacken.
Eigene Zellenproduktion ist enorm wichtig. Motoren kauft man ja auch nicht fremd.
Daniel1002 meint
Naja, Im sächsischen Storkwitz werden ja jetzt auch seltene Erden gefördert, der WItz ist ja, seltene Erden sind nicht soooo selten wie immer propagiert wird, ABER die Förderung ist extrem umweltfeindlich und die Chinesen sind da nicht so zimperlich…bIS JETZT!!!
Es wäre für Deutschland kein Problem sich mitz Akkus selbst zu versorgen, aber der Wille fehlt und wenn Deutschland dann mal in die Puschen kommt, dann ist es eh schon zu spät und die anderen sind schon kilometer voraus.
Ich bin echt gespannt, ob Deustchland noch die Kurve kriegt.
Peter W meint
Unsere Autobauer haben nur eine Chance: Sie müssen zwei Maßnahmen ergreifen. Erstens sollten sie, so wie Tesla, auf Motoren verzichten die Neodymmagnete brauchen, denn wenn einmal millionen Syncronmotoren hergestellt werden wird Neodym teuer und knapp. Zweitens werden sie nur dann Akkus in ausreichender Zahl zur Verfügung haben, wenn sie in Europa hergestellt werden, UND wenn sie eine neue, bessere Zellchemie entwickeln können. Die Zellchemie sehe ich als wichtigsten Punkt, denn einfach Akkus nachbauen, die Andere schon seit Jahren herstellen lohnt nicht. Es muss eine Innovation sein, die Akkus leichter und leistungfähiger macht und sie so vom Rest der Welt heraushebt. Gelingt das nicht, und das ist derzeit zu befürchten, werden Chinesen den Elektroautomarkt übernehmen.
150kW meint
Akku-Zellen werden sehr bald und größeren Mengen in Europa hergestellt (Ungarn/Polen).
In der Forschung bzgl. Feststoff-Zellen sind mindestens sowohl VW wie auch BMW aktiv.
151kW meint
„Akku-Zellen werden sehr bald und größeren Mengen in Europa hergestellt (Ungarn/Polen).“
Ja, die sind niedlich, die Fabriken. In einer der beiden Fabriken werden dort Akkus für 35.000 Autos/Jahr produziert, die Gigafactory von Tesla hat im Endausbau eine Akku-Kapazität für 1.000.000 Autos/Jahr. Und ich denke mal, die Telsa-Akkus haben auch noch mehr Kapazität…
150kW meint
Und in der anderen für 100.000.
Was Tesla alles im Endausbau machen will ist ja schön, da müssen sie aber auch erst mal hinkommen. Zudem muss der Preis der Zellen stimmen. X Million Zellen die teuer sind als hätte man sie zugekauft bringen auch nix.
Is nu so + meint
leider ist das Vorkommen der nicht so seltenen ERDEn in *D*
unter Storkwitz nicht wirtschaftlich auszubeuten.
– doch wir sollten die Schippe nicht gleich ins Reisfeld zu werfen
Leonardo meint
Zum Glück gehört Lithium nicht zu den seltenen Erden.
Aber es werden viele Metalle billiger die bei hochbeanspruchten Stählen im Verbrennermotorenbau noch gebraucht werden.
z.B.: Molybdän, Wolfram, Nickel, Vanadium, Chrom,…
Sebastian meint
Die Rohstoffe für Akkus kommen aus China… und die haben sicher besseres zu tun, als sich um die paar Hanseles in old, very old germany zu kümmern! Keine Sorge, wir werden schon auch paar Akkus bekommen, aber sicher nicht so viele das es sich lohnt ernsthaft darüber nach zu denken wie wir hier die Industrie 4.0 installieren werden. Ich hab teilweise Einblick in „Entwicklungsabteilungen“ von Bosch etc.. Was die da treiben hat nix mit Zukunft zu tun, sondern der übliche Haptik und Bequemlichkeits Unfug. Die wirklich guten Ing. sind schon lange im Ausland, der Rest frönt die Gutsherren Mentalität, die man bei dem einen oder anderen Verfechter auch hier schon mal gelesen hat.
evehicle4u meint
Grundsätzlich sind alle die genannten Schritte zu begrüßen, schließt man aber einen Vergleich auf andere Firmen und Länder stellt sich heraus, dass wir immer noch bescheiden in Deutschland aufgestellt sind:
Vier Forschungszentren sind entstanden. Alleine die Firma BYD hat 4 eigene Forschungszentren. Sicherlich ist es nur ein quantitativer Vergleich, da sich schlecht auf die Qualität schließen lässt in Form von Projekten und Aufgaben die abgewickelt werden.
Ich würde empfehlen einen Standort auch weiter im Norden der Republik zu wählen für die Zellproduktion, da einer der größten Positionen alleine die Energiekosten sind. Sobald die Netzentgelte umgehandelt werden, bzw. die Firma ihre eigenen Windenergieanlage(n) aufstellt, ist Schleswig-Holstein der attraktivste Standort Deutschlandweit, gefolgt von den niedrigen Lohnkosten. Wenn man von den Kosten her konkurrenzfähig sein möchte, ist es unumgänglich. Die Versorgungsqualität spielt hier auch mit hinein um den Ausschuss so gering wie möglich zu halten (im ersten Jahr spricht man von ca. 75-90% Ausschuss!).
Zusätzliche Ernüchterung kehrt auch im Zuge der Neuausrichtung von Indien ein: Hier möchte man den Verkehr ebenfalls komplett elektrifizieren, d.h. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden in wenigen Jahren nicht mehr absetzbar sein. Im Zuge dessen müssen wir nun stark beschleunigen um nicht große Marktanteile zu verlieren.
200kw meint
Ich sehe hier Mecklenburg-Vorpommern als interessanteren Standpunkt, aber ich denke wie Du, dass Norddeutschland hier eine wichtigere Rolle spielen könnte oder sollte, als Süddeutschland.
frax meint
…drei Prozent des Bruttoinlandprodukts. Und davon geht auch ein Teil in die Batterieforschung: 35 Millionen Euro…
BIP 2016
3 133,9 Mrd. EUR -> 3% für Forschung und Entwicklung => 94,017 Mrd. EUR
0,035 / 94,017 = 0,03723% aus dem Forschung und Entwicklungs-Etat für Batterieforschung – das braucht frau nicht zu erwähnen.
Außerdem wo bleibt die Aufforderung an die deutsche Automobilindustrie?
Wir haben sehr viel getan…
Fritz! meint
Ich hatte mir bei den 35 Millionen schon gedacht, daß das „nicht so viel ist“, aber das es so wenig ist. Da ist unsere Regierung aber genau wie die klassischen Verbrenner-Hersteller:
Große Klappe bei den Ankündigungen, kleine Brötchen bei der Umsetzung.
Dr.M. meint
Tja, Frau Dr Merkel, wenn die tollen Erkenntnisse dann bei Ihnen auch mal zu Taten und nicht nur zu Worten führen würden. Das wird doch auch wieder so ein Rohrkrepierer wie der Klimaschutz und das eine Million Elektroauto Ziel. Das wird dann alles wieder stillschweigend einkassiert und vergessen. Und das wird so lange weitergehen, bis die Autoindustrie in Deutschland den Anschluss völlig verloren hat.
Peter W meint
… man habe schon viel unternommen …
Ich lach mich kaputt.
Der Statistiker meint
„….Der schwäbische Autohersteller will 500 Millionen Euro in eine „der größten und modernsten Batteriefabriken Europas“ investieren….“
Man darf nicht vergessen, dass die Produktionsstätte in Kamenz (nur) zugekaufte Batteriezellen zusammenbaut. Dort gibt es keine Zellproduktion!
TeslaRob meint
Wenn wir in Deutschland tatsächlich eine Akku Fabrik bauen würden dann nach dem Industrie 4.0. Prinzip „Machine builds machine”, da werden die wenigsten Menschen (Ingenieuren) eine Tätigkeit bekommen.
Fara Day meint
Absoluter Quatsch. In einem Werk arbeiten Ingenieure wenn, in planerischen Tätigkeiten. D.h. Produktionsplanung oder Werksplanung. Und das wird keine Maschine können/controllen.
Die Menschen, die sowas betrifft, sind Fließbandarbeiter. Niemanden sonst. Bitte über Themen informieren oder das Halbwissen vielleicht für sich behalten.
TeslaRob meint
Natürlich werden Ingenieure benötig, das will ich nicht bestreiten, aber nicht in der Masse wie jetzt zB. In der Autoindustrie.
https://www.youtube.com/watch?v=NSAUdJMsgHA
Fara Day meint
Das eine hat mit dem anderen aber gar nichts zu tun. Eine Fabrik á la „Industrie 4.0“ (wobei Industrie 4.0 im weitesten Sinne die Vernetztheit der Maschinen und nicht „Maschinen bauen Maschinen bedeutet) oder die Arbeitspakete in einem Werk haben nichts mit der Tätigkeit von Ingenieuren bei der Antriebsstrangentwicklung zu tun. Das sind zwei absolut unterschiedliche Dinge.
Zumal die Strategie von Daimler einer Fächerstrategie entspricht, sprich es werden unterschiedliche Antriebsformen entwickelt, um unterschiedliche Anforderungen, die einzelne Antriebsformen nicht erfüllen können (lokale Emissionsfreiheit bei ICE, Reichweite/Wiederbetankung bei BEV, etc.) abdecken zu können. Das impliziert aber gleichzeitig auch, dass mittelfristig nicht weniger, sondern mehr Ingenieure benötigt werden.
Sebastian meint
Als Halbwissen kann man sicher eher einstufen, zu glauben das hier in Schland tatkräftig an der e-mobilität gefeilt wird..
Fritz! meint
„….Der schwäbische Autohersteller will 500 Millionen Euro in eine „der größten und modernsten Batteriefabriken Europas“ investieren….“
Das ist ca. ein Zehntel dessen, was die Gigafactory von Tesla kostet. Und wie ich die deutsche Verbrenner-Industrie kenne, wird sie deutlich weniger als ein Zehntel an Output erzeugen…