Seit fast einem Jahr können Käufer eines Elektroautos oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeugs in Deutschland eine staatliche Kaufprämie in Anspruch nehmen. Trotz bis zu 4000 Euro Zuschuss zieht der Umweltbonus – auch bekannt als Elektroauto-Prämie – bisher aber noch nicht so richtig: Einen Monat vor dem ersten Jahrestag der gemeinsam von Bund und Industrie finanzierten Fördermaßnahme am 2. Juli sind erst rund 20.600 Anträge eingereicht worden.
Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln wären laut der Nachrichtenangentur dpa mehr als 300.000 Förderungen möglich. Wäre der Umweltbonus nicht bis 2019 befristet, könnte der Fördertopf demnach nach aktuellem Stand noch bis zum Jahr 2032 reichen. Wie groß die Kaufzurückhaltung der deutschen Autofahrer in Bezug auf elektrische Pkw ist, zeigt ein Vergleich mit der Abwrackprämie von 2009: Bereits nach einem halben Jahr waren damals die Finanzmittel erschöpft.
Im ersten Jahr der Elektroauto-Kaufprämie haben laut dem zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) vor allem Unternehmen von dem Förderangebot Gebrauch gemacht: Dem Bafa zufolge wurden mehr als 11.000 E-Fahrzeuge von Gewerben über die Prämie zugelassen, bei Privatkäufern waren es 9000 Stromer.
Als derzeit größtes Hindernis für den Durchbruch von Elektromobilität in den Massenmarkt gelten die vergleichsweise hohen Preise von elektrifizierten Modellen sowie deren begrenzte Reichweite und lange Ladezeit. Aber auch die Abwicklung der Elektroauto-Prämie auf Regierungs- wie auch Unternehmensseite könnte viele Interessenten abgeschreckt haben.
Förderung von Ladeinfrastruktur wichtiger?
„Der Staat zahlt seine Bonus-Hälfte erst, wenn auf der Rechnung ein entsprechender Netto-Preisnachlass des Herstellers ausgewiesen ist, was besonders bei Leasingverträgen zu häufigen Nachfragen des Amtes führt. Einige Autobauer haben zur Prämieneinführung zudem ihre zuvor gewährten Rabatte zusammengestrichen“, so der „Auto-Professor“ Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg-Essen im Gespräch mit der dpa.
Dudenhöffer kritisiert, dass die Prämie unvorbereitet in einer „Nacht- und Nebelaktion“ eingeführt und die Industrie nicht rechtzeitig eingebunden worden sei. Priorität habe seiner Ansicht nach der Ausbau von Ladeinfrastruktur- und Elektroauto-Carsharing-Angeboten. Außerdem sei es ein Fehler, dass weiter Diesel-Kraftstoff subventioniert werde. „Da muss man sich schon entscheiden, was man eigentlich will“, so der Autoexperte.
Auch Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, kritisiert die Elektroauto-Prämie: „Die Subvention ist fehlgeleitet und setzt am falschen Punkt an“. Er ist überzeugt, dass nicht die schwache private Nachfrage das Problem ist, sondern die falsche Herangehensweise an die technischen und infrastrukturellen Herausforderungen von Elektromobilität. „Man hätte früher ansetzen müssen und das Geld besser für den Ausbau der Infrastruktur eingesetzt“, so Bratzel.
Fritz! meint
Zum Thema „zu Teuer“, bzw. E-Auto-Prämie wäre ja auch ein anderes Konzept möglich gewesen (habe ich vor ein paar Tagen schon mal geschrieben):
Alle Verbrenner-PKW, die auf der Straße über 95 gr CO2 produzieren, zahlen zusätzlich vom Kaufpreis 1% desselben pro weitere 10 gr über 95 gr in einen großen Topf ein, dessen Geld dann am Ende eines jeden Monat auf die im nächsten Monat zuzulassenden reinen E-Autos gleichmäßig verteilt wird. Kostet den Staat nur ein wenig Verwaltung (das könnte ich auch noch notfalls nebenbei machen) und die ersten paar Monate wird es dann Tesla Model S für geschätzte 11.000,– Euro geben. Das würde der E-Mobilität klar helfen. Je eher ich ein E-Auto kaufe, desto billiger ist es. Und je sauberer die Verbrenner-Hersteller ihre Verbrenner machen, desta weniger Aufpreis zahlt der Kunde in den Topf. Das Programm würde dann irgendwann automatisch auslaufen.
EcoCraft meint
Mit Verlaub, sie scheinen keine Ahnung zu haben, wie es in Deutschland und Europa läuft – oder?
„das könnte ich auch noch notfalls nebenbei machen“
Wenn Sie so ein Projekt nebenbei machen können, könnten Sie sich dann bitte auch direkt um die Pkw- und die Lkw. Maut kümmern. Sind ja beides Projekte die Millionen kosten und von mehreren hunderten Leuten betreut werden. Wenn Sie das einfach nebenbei machen könnten, würde Schäuble ihnen bestimmt selbst das Bundesverdienstkreuz umhängen – stehend!
Mal abgesehen davon, dass sie keinen politischen Beschluss für eine solche Zusatzbesteuerung bekommen würden (Lobbyarbeit + die die das Entscheiden fahren selbst alle die dicken Karren für die sie dann selbst mehr zahlen müssten (Schnitt ins eigene Fleisch)) – außerdem hätten Sie auch so gut wie alle Bürger (Wähler) gegen sich aufgebracht.
Aktuell sind es weniger als 1% EV-Anteil (viele davon aber nicht bei privaten Haltern sondern Prestige- und Werbeobjekte von Firmen (Stromkonzerne) und Öffentlichen (Rathaus, Stadtwerke) bei den Pkw-Zulassungen. Nehmen wir an, die Anzahl der Käufer würde sich durch die Kostenersparnis bei der Anschaffung verfünffachen – die von vielen bemängelte Infrastruktur bleibt trotzdem unverändert – dann wären es 5% der Zugelassenen Autos.
Bedeutet im Umkehrschluss aber auch, von den 95% der restlichen Pkw Besitzer, sind bestimmt 85% mit einem höheren Ausstoß als 95gr.
Bei dem Amt eines Politikers, der leider auf seine Beliebtheitswerte angewiesen ist, wie ein Vertreter auf seine Verkaufszahlen werden Sie sich aller wahrscheinlichkeit nie für ein Projekt einsetzten , dass 5% befürworten und 85% auf die barrikaden bringt. Gerade bei des deutschen liebsten Kind – dem Auto. Das wäre politischer Selbstmord.
Vielleicht noch machbar in einem totalitär geführten Land wie Nord-Korea oder China.
Und spätestend die EU würde direkt nach bekanntgabe geben Sie und dieses Gesetz ermittelnum es wegen Quersubventionierung und Bevorteilung zu kippen.
Frank Düe meint
… die Förderung für E-Pkw´s ist zu gering, oder die Förderung für Hybrid zu hoch,
mit einer so starken Förderung für ein Hybridfahrzeug wird die reine E-Pkw Förderung zum Witz, dann kauft man sich doch lieber einen …, und braucht keine Reichweitenangst zu haben und kann sich dann auch noch auf einen Parkplatz für E-Pkw´s stellen. Der Unterschied von 1000,00 €uro ist ein …
NurMalSo meint
Hybride, selbst die Plug-In, bekommen heutzutage kein E-Nummernschild. Sie dürfen sich also nicht auf die E-Pkw-Parkplätze stellen.
Hybride sind halt wie das Mischbier oder die Longdrinks der Getränkeindustrie. Sie füttern die neue Kundschaft an und nehmen die Berühungsängste. Wer sich mit sowas arrangieren kann – wird über kurz oder lang auch mal richtiges Bier oder Schnaps probieren – und gegebenfalls gefallen daran finden.
Fritz! meint
Das stimmt natürlich nicht, was Sie da sagen. Natürlich bekommen PlugIn-Hybride ein E-Nummernschild, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen:
-mindestens 30 km nur mit Strom fahren können oder
-maximal 49 gr. CO2 produzieren und
-extern aufladbar sein müssen.
Nachzulesen im EmoG (Gesetz zur Bevorrechtigung der Verwendung elektrisch betriebener Fahrzeuge) vom 5. Juni 2015.
Ich fahre (noch) einen PlugIn Hybriden und habe ein E-Nummernschild.
Stephan meint
Vllt. würde die Prämie ja mehr ziehen, wenn es echte 4.000 Euro wären und nicht nur 2.000 Euro. Aber das größere Problem ist eher, das die Automobilindustrie nicht liefern kann u/o will und unsere Regierung nicht hinter der Sache steht.
McGybrush meint
Wenn sich 100.000Eur Autos ohne Förderung wie geschnitten Brot verkaufen aber 20.000-30.000 Eur Autos nicht mal mit Förderung von 4000Eur zum Durchbruch Verhelfen lassen dann kann es NICHT am Geld liegen. Dann muss ja am zu fördernden Produkt was nicht stimmen.
EcoCraft meint
„Wenn sich 100.000Eur Autos ohne Förderung wie geschnitten Brot verkaufen“
Auf welche Autos beziehen Sie sich? Model S/X ?
Also ob die sich wirklich verkaufen wie geschnitten Brot? Für eine Massenelektrifizierung sind es immer noch deutlich zu wenig. Zeigt sich auch wenn man im Straßenverkehr mal mitzählt wie oft man S/X sieht – im Gegensatz zu anderen Autos (mit gleichem Baujahr und Preisklasse).
Lässt den Schluss zu – dass sich diese nicht sooo gut verkaufen.
Fritz! meint
Wie wäre es, wenn Sie ganz einfach die Zulassungszahlen des jeweiligen Landes lesen, wieviele 7er, S-Klasse und A8 im Vergleich zum Tesla Model S zugelassen werden und dann Ihre Aussage diesbezüglich überarbeiten? Natürlich fahren noch mehr Verbrenner-Oberklasse-Autos rum, die werden ja auch schon seit mehr als 40 Jahren verkauft und zugelassen. Das Tesla Model S gibt es ernsthaft in Europa erst ab 2013 (in den USA ab 2012), also man gerade 4 Jahre. Da wird es schwer sein, 40 Jahre Verbrenner zu überholen.
Zulassungszahlen für 2015 (USA, Europa muß ich noch suchen):
25.202 Tesla Model S
4.990 Audi A8
9.292 BMW 7er
21.934 Mercedes S-Klasse
Thomas Wagner meint
Die Elektroautoprämie ist bisher sicher noch nicht der Hit.
Dies liegt besonders daran, dass die Deutschen Hersteller wenig attraktive Elektro-Autos
im Angebot haben, bzw bisher nicht lieferfähig waren.
So ist zB. die Elektrische Mercedes B-Klasse mit mini-Reichweite und Schnarchlader
zu einem hohen Preis kein überzeugendes Angebot.
So waren zB. die Smart ED seit Beginn der Prämie gar nicht nicht lieferbar.
Erst in diesen Tagen werden die ersten der neuen Serie an die Kunden ausgeliefert.
Oder der Opel Ampera-e, mit großem Brimborium angekündigt,
ist nur in Mini-Stückzahlen lieferbar.
So kann das natürlich nichts werden.
Deshalb denke ich, ist eine Elektroautoquote die bessere Lösung.
Da wird den Herstellern vorgegeben, wie hoch der Anteil der Elektroautos sein muß
und dann kommen diese Autos auch auf den Markt.
Und das ist schließlich das Ziel !
150kW meint
Warum ist die Elektroautoprämie an deutsche Hersteller gebunden? Wir sind hier schließlich nicht in China.
Wenn die Prämie nicht wirkt, sind wohl auch die ausländischen Fahrzeug nicht der Hit. Hat also nichts mir deutschen Herstellern zu tun.
Pamela meint
Wenn ich zu allen Themen hier und auch woanders die wirklich guten intelligenten Gedanken lese und dann die Sprüche und – noch viel schlimmer – die Entscheidungen aus Politik und Wirtschaft zum Vergleich nehme, macht mich das wütend !
Wir schauen nicht nur dabei zu, wenn Dummheit, Habgier und Arroganz regiert, dass vieles so richtig schief läuft in unserem Land, wir sind auch die Leidtragenden und die, die es bezahlen.
Die einzig mögliche Trotzreaktion für mich war, sofort das Model 3 zu reservieren – egal, obs später billiger wird oder nicht. Ich will mein Geld für etwas Sinnvolles hergeben.
Aber am allerliebsten hätte ich mal kurz die alleinige Macht (gute Fee im Wald oder so), um Personalien zu tauschen und dann würde ich – wie in Frankreich – mal auf Fachkompetenzen oder eben auf Leute mit Verstand setzen.
Wenn ich heute wieder höre, dass FDP-Lindner vorhat, die Windkraft in NRW auszubremsen ! … :-(
E.visionär meint
„Ein Flop oder der Anfang?“
Natürlich erst der Anfang.
Wenn es einigermaßen nach Plan läuft, könnte diese Meldung zum Jahresende 2018 / Anfang 2019 vielleicht so lauten:
“ Ein einzelner Hersteller von Elektroautos greift den größten Anteil an der deutschen Förderprämie ab „
randomhuman meint
Wer das wohl sein mag? Der Name will mir partout nicht einfallen… :p
Irgendwas mit T…
Fritz! meint
Tata?
Redlin, Stefan meint
Seitens der beiden im Artikel zitieren Auto-Experten wieder mal die typische Diskussion über das Henne-Ei-Problem. Hätte Berta Benz mit ihrer berühmten Fahrt gewartet bis ein flächendeckendes Tankstellennetz existiert hätte, würden wir heute noch immer auf Pferden reiten. Kauft E-Autos, erstens ist die Ladeinfrastruktur bereits besser als man uns glauben lässt, und zweitens wenn die Dinger massig sichtbar werden, dann kommen auch die restlichen Ladesäulen endlich. Wers nicht glaubt: Geht mal auf den Routenplaner bei goingelectric.de. Flensburg-München ladetechnisch schon heute möglich. Klar, dauert es etwas länger, aber wir sprachen hier über Lade-Infrastruktur und nicht Topspeed oder Reichweiten.
Peter W. meint
Ein großer Nachteil des Umweltbonus ist, dass die Hersteller Rabatt geben sollen. Die sind ja nicht blöd, und schlagen vorher die entsprechende Summe drauf. Das ganze ist eher eine Lachnummer.
Die 4000,- Euro sind natürlich bei jedem Käufer willkommen, am Ende bleiben aber doch nur die 2000 vom Staat, und die wären tatsächlich bei der Infrastruktur besser aufgehoben. Man könnte z.B. jedem Vermieter, der in seinem Mietshaus Ladeanschlüsse montiert die Kosten erstatten, oder ähnliche Maßnahmen treffen.
holi meint
Passendes Beispiel ist der Ego-Life: Für 12000 Euro VP kalkuliert , kostet
er jetzt 16000 vor Förderung -2000 “ Herstellerrabatt “ -2000 Staatshilfe
= 12000 Euro…
CZ meint
Für 12.000€ war es aber noch als Quad wie der Twizy geplant. Jetzt ist es ein Auto.
EcoCraft meint
Also wenn ihr wirklich glaubt, dass die Firmen nur ihre eigenen 2.000€ drauf schalgen, dann seid ihr alles sehr sehr schlechte Geschäftsmänner / und -frauen.
Warum sollten die den „nur“ die 2.000€ drauf schalgen? Schaut euch mal die Tabakkonzerne an. War letztens wieder groß in der Presse zu lesen. Trotz sinkender Nachfrage und immer mehr Regulierungen von staatlicher Seite – fahren die unvorstellbare Gewinne ein. Jedes mal wenn der Staat die Steuern auf Tabak, Tabakawaren oder etwas ähnliches erhöht hat, was den Preis von Zigaretten erhöht hat, haben die Hersteller gleich noch mal was mit drauf geschlagen. Dem Endkunden war nur bewusst, dass die Zigaretten teurer werden, weil sie höher bestuert wurden, wie sich der Mehrpreis allerdings aufteilt, danach hat kaum einer gefragt. Somit konnte bei jeder Preiserhöhung die eigene Gewinnmarge angehoben werden.