„Entscheidend ist, dass wir dann, wenn die Elektrifizierung hochläuft und der Verbrenner zurückgeht, die künftig notwendige Fertigungstiefe vereinbart haben.“ Das ist die Kernidee von Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht für das anbrechende Elektroauto-Zeitalter. Man müsse „aufpassen, dass wir keine Hysterie in die Belegschaft bringen, die auch gar nicht angebracht wäre“, sagte er in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung.
Man könne „nicht jetzt schon die Probleme lösen, die in zehn oder fünfzehn Jahren da sein werden, das wäre Zauberei“. Aber es gelte schon heute, „Schritt für Schritt weitere Themen der Nachfolge des Verbrennungsmotors“ zu vereinbaren. Brecht wolle „die Bedeutung, die unsere Standorte heute haben, erhalten“. Es könne „einfach nicht sein, dass wir heute für das Wachstum des Unternehmens sorgen und zum Erfolg beitragen – und damit auch zur Finanzierung des neuen Zeitalters –, und am Schluss werden wir heruntergeschrumpft. Das ist keine Strategie, die wir wollen“, so der Daimler-Betriebsratschef.
Mittlerweile gebe es für fünf Standorte Vereinbarungen, so Brecht: „Für die Aufbauwerke Bremen, Sindelfingen und Rastatt“ etwa herrsche „Klarheit. Diese Werke können künftig wie kommunizierende Röhren arbeiten. Sinkt die Nachfrage nach Verbrennern, dann kann das durch eine steigende Nachfrage nach dem E-Antrieb kompensiert werden“. Neben den Vereinbarungen für Untertürkheim gebe es für das Komponentenwerk Hamburg „die Zusage für den integrierten Starter-Generator (Mildhybrid)“. Hamburg soll „zudem weiter zu einem Komponentenwerk ausgebaut“ werden, „das dann unabhängig von der Antriebsart arbeiten“ könne.
Brecht zeigt Verständnis für die Mammutaufgabe, die das Unternehmen stemmen muss. Der Daimler-Konzern stehe „vor einer Herausforderung, weil er in vielen Technologiefeldern tätig ist: von der Verbrennungstechnik, wo es um die Diesel-Weiterentwicklung geht bis zur Brennstoffzellenentwicklung“. Und bei „Transportern, Nutzfahrzeugen oder Personenwagen“ stelle sich „die Frage, wie die Kurve der Elektromobilität hochläuft, etwas anders“.
Der Daimler-Betriebsrat sei „auf jeden Fall ebenso wie die Nationale Plattform für Elektromobilität weiter dafür“, die Batteriezellen für Elektroautos „selbst herzustellen“. Vorstandschef Zetsche allerdings sieht das anders und „sagt, in Korea oder in China seien die Zellen deutlich günstiger zu bekommen“. Brecht und seine „Betriebsrats-Kollegen bei den anderen Autoherstellern“ seien sich dennoch „einig, dass wir auch in der Lage sein müssen, so etwas selbst zu bauen“. Es gehe „grundsätzlich darum, solche Kompetenzen und Technologien hier bei uns aufzubauen, um uns ein stückweit unabhängiger zu machen von den asiatischen Zulieferern“.
Priusfahrer meint
Man sollte schon am Bahnsteig stehen BEVOR der Zug kommt. Nicht erst von Zuhause aufbrechen wenn der Zug anfährt. Mercedes Betriebsräte sollten sich beim Arbeitsamt geschlossen zur Kündigung anmelden! ALLES läuft heutzutage „on demand“. Die Aktien-Werte von Daimler sind schon mehr variabel als konservativ und kursstabil. Gute Nacht Daimler!
Thrawn meint
Der Vergleich mit den Smartphones wird schon ziemlich gut hinkommen. Ich denke mal, daß in Zukunft die Ausstattung eines Autos zum Großteil über Apps und Software bestimmt werden wird.
Ich kann mir vorstellen, dass jeder Hersteller Fahrzeugklassen anbieten wird, deren „Hardware“ vollständig identisch ist. Im Gegensatz zu heute, wo jedes Extra tatsächlich eingebaut werden muss. Möchte man z.B. sein Fahrzeug statt mit ungeregelter Klimaanlage mit Klimaautomatik mit Standheizung konfigurieren, so reicht es, dies per Software zusammen mit den Bedienerelementen im digitalen Cockpit zu aktivieren. Ebenso Ausstattungsmerkmale wie z.B. Abstands-Assistent, Spurhalte-Assistent, etc. Ebenso kann ich mir vorstellen, die Leistung eines E-Motors über die Stromstärke zu regulieren, was ebenfalls über Software erfolgen kann. Vorteil für den Verbraucher wäre, man könne sein Fahrzeug auch sehr einfach per Softwareupdate nach dem Kauf „aufrüsten“.
Das würde bedeuten, dass die Fahrzeughersteller für jede Fahrzeugklasse nur ein Modell bauen müssen. Was wiederum größere Stückzahlen und damit auch einfachere Logistik und günstigere Herstellung bedeuten würde. Was bliebe wären letztendlich die Außenfarbe und das Interieur.
Man stelle sich vor: beim Autohändler auf dem Hof suche ich mir das Modell in gewünschter Farbe aus. Ich bespreche die gewünschte Ausstattung, und kann das Ding am nächsten Tag gleich fertig konfiguriert und zugelassen in meiner Wunschausstattung abholen. Würden die Behörden bezüglich Digitalisierung endlich etwas auf die Reihe bringen, vielleicht noch am selben Tag.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass man solche Extras als Service zeitlich begrenzt zu buchen könnte. Vielleicht brauche ich ja die Klima-automatik oder den stärkeren Motor nur für die zwei Wochen, in denen ich in Urlaub fahre. Sozusagen „Ausstattung as a Service“. Ich kann mir da völlig neue Geschäftsmodelle vorstellen…
Thrawn meint
Dieser Beitrag war als Kommentar zu JuergenII ’s Beitrag unten gedacht. Ist mir in die falsche Spalte gerutscht.
Jürgen Kohl meint
Das ewige Zaudern und „kommt Zeit, kommt Elektro“ wird hunderttausende Arbeitsplätze kosten. Unglaublich, dass die deutschen Hersteller bis heute die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Und dass niemand ein E-Auto möchte widerlegt schon der Erfolg der Renault Zoe und der Run auf Tesla. Ich selbst fahre einen nagelneuen Smart Forfour ED und habe ein Model 3 reserviert. Ich werde nie wieder einen Verbrenner kaufen!
JuergenII meint
„Es könne „einfach nicht sein, dass wir heute für das Wachstum des Unternehmens sorgen und zum Erfolg beitragen – und damit auch zur Finanzierung des neuen Zeitalters –, und am Schluss werden wir heruntergeschrumpft. Das ist keine Strategie, die wir wollen“, so der Daimler-Betriebsratschef.“
Genau das wird aber passieren. Wie sollen denn die Beschäftigten gehalten werden, wenn nur noch Bruchteile der heutigen Produktion genötigt werden? Gut, es werden noch Ersatzteile für die alten Fahrzeuge benötigt, aber die kommen zum Großteil von Zulieferfirmen. Und die werden sich das in Zukunft gut bezahlen lassen, was wiederum dazu führt, dass der Altbestand noch schneller verschrottet wird.
Das schöne an der E-Technik ist ja, das egal ob Einstiegs EV oder Luxus-EV ein seidenweich laufender Motor verbaut ist, der selbst bei unteren Motorisierungen noch Beschleunigungswerte erreicht, die bis jetzt nur von teuren leistungsstarken Triebwerken möglich waren. Dazu auch noch eine ziemlich wartungsfreie Technik. Wie genau will denn Daimler in Zukunft noch seine überteuerten Luxusfahrzeuge verkaufen?
Die vielbeschworene Connectivity trägt doch schon jeder mit seinem Smartphone mit sich herum. Bin mal gespannt wie lange es dauert, bis die Hersteller Tablet Halterungen anstelle von Cockpit- und Zentralbildschirm anbieten, die mittels App alle Informationen auf dem eigenen Gerät anzeigt. Schon heute kann ich im Kleinwagensegment alle „teuren“ elektronischen Helferlein bestellen. Mit dem E-Antrieb kommt auch noch eine seidenweiche Automatik und Ruhe in die kleineren Klassen.
Ich glaube, dass bei unseren Premiumherstellern die Problematik noch gar nicht angekommen ist oder sie so lange wie möglich verdrängt wird.
EcoCraft meint
“ Motor verbaut ist, der selbst bei unteren Motorisierungen noch Beschleunigungswerte erreicht, die bis jetzt nur von teuren leistungsstarken Triebwerken möglich waren. Dazu auch noch eine ziemlich wartungsfreie Technik. “
Ich bin nicht gern der Spielverderber ABER nein und nein
– Im Gegensatz zu ihnen bin ich scheinbar schon mal einen Smart ED gefahren. Natürlich habe ich mich auch auf den tollen und starken eMotor gefreut. Hätte auch gedacht, das 70 ePS für einen kleinstwagen wie den Smart locker reichen sollten.
Ich persönlich war nicht davon angetan. Er war zügiger Unterwegs als seine Verbrenner Verwandschaft – aber von „Sportwagen Feeling“ ganz weit entfernt. Klar habe ich auch die Kommentare in den Foren gelesen, dass mit dem Smart ED Leute einen GTI an der Ampel verblasen hätten… Ich persönlich kann dies nicht bestätigen – der Wagen wirkte immer noch träge. Aber vielleicht kann sich auch noch jemand anders, der den Smart gefahren ist dazu äußern.
– Was die Technik angeht, kann ich aus persönliocher Erfahrung auch sagen – ist sie nicht die zuverlässigste. Auf der Firma hatten wir einen i3 (im Gegensatz zum Smart war damit sportliches fahren sehr wohl möglich). Etwas über 12 Monate alt und von den Mitarbeitern wirklich pfleglich behandelt (da es an Board eine Blackbox gab die alle Fahrstrecken analysiert hat).
Eines Tages ging der Wagen nicht mehr an. Dann nur Fehlermeldungen und auch der telefonische Support von BMW konnte nicht helfen. Ende vom Lied, da es ein Leasingwagen war, hat die Firma einen komplett neuen bekommen (juhu größere Batterie) den alten haben Sie wohl nicht mehr flott bekommen.
Klar kann das bei jedem Auto passieren.
Aber das sind auch nur meine private Eindrücke. Ich wollte nur darauf Hinweisen, dass es auch bei den eMobilen Licht und Schatten gibt. Nicht jeder eWagen fährt sich wie ein sehr sportlicher Verbrenner und nicht jeder eWagen hält Jahrzehnte! Auch wenn Sie so beworben werden.
Peter W meint
Ja, auch Elektronik geht kaputt. So wie bei unseren Fernsehern, Wasch- und Spülmaschinen, kann man auch in einem E-Auto billige Kondensatoren oder sonstige Elektronik einbauen die nach ein paar Jahren den Geist auf gibt. Und wenn man eine schlechte Akku-Serie erwischt, die gerade mal die Garantiezeit übersteht wird’s auch teuer.
Auch beim Elektromotor ist eine gute Qualität die Bedingung für ein langes und problemloses Funktionieren.
Dr.-Ing Klaus D. Beccu meint
Der Akku braucht nicht einmal „kaputt“ zu gehen. Auch bei nahezu Nicht-Gebrauch passiert etwas mit Li-Ion Akkus, was die meisten noch nie gehört haben: elektrochemische Alterung, d.h. Die Kapazität geht leise den Bach runter: nach 1 Jahr bis zu 10 / 20 %, je nach Umgebungstemperatur. Diese Akkus haben trotz ihrer unbestreitbaren Vorzüge schon ihre Tücken, die nie an die grosse Glocke gehängt werden. Anderes Problem: Schnell-Ladung wird als das Non-Plus-Ultra für minimal 15 min Ladezeit hochgelobt, ohne zu erwähnen, dass die Li-Ion Zellen dabei auf „Koch-Temperatur“ aufgeheizt werden und damit der Zerstörungsprozess eingeleitet wird. Wer auf Fortschritte der Entwicklung hofft, dass solche Probleme beseitigt werden, wird lange warten müssen. Die erwähnten Probleme elektrochem. Energiespeicherung sind leider „inherent“ in der Technologie present.