In Norwegen ist mittlerweile etwa jeder zweite Neuwagen ein Elektroauto (Hybride mit eingerechnet) – den vielfältigen Förderungen und Subventionen sei dank. Käufer zahlen im Gegensatz zu Verbrennern weder Mehrwert- und Importsteuer noch Kfz-Steuer oder Mautgebühren für ihre Elektroautos. Deshalb legt man in Norwegen für einen VW e-Golf knapp 5000 Euro weniger auf den Tisch als für einen Golf-Benziner. Außerdem erlauben viele Kommunen kostenloses Laden. Der Elektroauto-Boom hat jedoch auch Nachteile: Norwegens Hauptstadt Oslo hinkt beim Bau von Ladestationen meilenweit hinterher.
Momentan seien 50.000 Elektroautos und 30.000 Plug-in-Hybride im Großraum Oslo registriert, so Sture Portvik von der Osloer Stadtverwaltung Medienberichten zufolge. Demgegenüber stünden lediglich 1300 kommunale Ladestationen. „Wir geben unser Bestes“, sagte Portvik. „Jedes Jahr installieren wir 26 Prozent mehr Ladestationen, aber die Anzahl der E-Autos ist über 100 Prozent gestiegen. Die Kluft wird nur größer und größer.“
Das Problem habe sich mittlerweile so sehr verschärft, dass sogar die Elektroauto-Vereinigung Elbilforening Autokäufern in Oslo davon abrät, sich einen Stromer anzuschaffen, solange sie nicht die Möglichkeit haben, es auch zu Hause aufladen zu können. „Im Verhältnis zu der Anzahl der verkauften Autos ist die Kommune mit dem Ausbau von Ladestationen nicht nachgekommen“, sagte Elbilforening-Sprecher Petter Haugneland.
Die größte Herausforderung sei Portvik zufolge, dass 60 Prozent der Osloer Bevölkerung in einem Mehrfamilienhaus lebe und meist gar keine Möglichkeit habe, das Elektroauto über Nacht zu laden. Wohnungsbaugenossenschaften und große Vermieter sollen deshalb nach und nach Lademöglichkeiten in ihren Parkgaragen einrichten. Zudem müsse man dafür sorgen, „dass das System effektiver wird“, so Portvik. „Wir brauchen smartere, schnellere Lader und Mobilitätshäuser, wo man nicht nur sein Auto laden kann, sondern auch sein E-Fahrrad, E-Motorrad, E-Scooter und so weiter.“
Peter Wulf meint
es passiert etwas z.B. bei uns in Berlin gibt es inzwischen in Einkaufcentern mit Parkhaus Lademöglichkeit für E-Autos Stecker TYP2 .
Bei einigen noch kostenlos und in Verbindung mit Kinobesuch oder Sportcenter kann man in der std. 50 km laden. ggf. auch mehr. Berlinern fahren nicht gern ins Parkhaus, so können Kunden verführt werden während der Ladezeit mehr zu kaufen oder konsumieren.
Thomas Wagner meint
In Norwegen fehlt anscheinend auch ein Gestz, dass es Bewohnern von Mehrfamilienhäusern
erlaubt, auf eigene Kosten, am eigenen Stellplatz eine Steckdose anzubringen !
Sonst würden die Leute nämlich über Nacht ihre Autos an der eigenen Steckdose vollladen
und hätten im Alltag gar keinen bedarf an öffentlichen Ladesäulen :-)
Es kann natürlich auch sein, dass dadurch, dass die öffentlichen Ladesäulen kostenlos sind,
die Leute lieber dort in Auto vollladen als zuHause, wo sie für den Strom bezahlen müssen ?
E-Tom meint
Gibt es in Norwegen nicht die vielen Steckdosen zum Vorwärmen des Fahrzeug-Innenraumes bzw. Motorkühlkreislaufs bei starkem Frost? Oder ist das nur ab Polarkreis üblich?
Leotronic meint
Die langsame Ladesäule ist doch nichts anderes als eine 230 V Steckdose. Nur mit einem bisschen Elektronik drin um ein Elektroauto zu laden statt was anderem (z.B. Staubsauger) . Die Menschen müssen sich von der Ehrfurcht von den geheimnisvollen Ladesäulen lösen. Dann wird auch die Ablehnung nachlassen. Eine Steckdose für einen Staubsauger in der Tiefgarage kann man bestimmt eher installieren lassen als eine Ladesäule …
Blackmen meint
An der Nachricht freuen sich ja fast alle E-Pessimisten und sehen sich bestätigt… :)
Aber der nüchterne Grund in Oslo ist eigentlich nur Fehlplanung…. Andere Städte haben dieses Planungsproblem ja anscheinend nicht.
Wenn die Stadtverwaltung nicht die Entwicklung bzw. Lage einschätzen konnte oder wollte, dann hat das mit der E-Mobilität rein gar nichts zu tun, außer, dass die E-Car Fahrer das Verwaltungsversagen ausbaden müssen.
Daniel meint
Welche Städte neben Oslo haben denn noch so viele Elektroautos und dann auch noch keine Probleme bei der Ladeinfrastruktur? Da bin ich gespannt. Mir fällt da nicht mal eine ein.
Der Statistiker meint
Also erstens glaube ich, dass sie „nicht ihr Bestes geben…“. Denn wenn sie ca. 1/4 mehr Ladestationen pro Jahr installieren sind dass bei 1300 bestehenden Ladestationen ca. 320 pro Jahr. Ich denke wenn man unbedigt mehr braucht geht auch mehr. Es müssen ja nicht lauter 50kW Stationen sein…
Speziell bei den Garage kann man sicher mehr machen.
Und zweitens finde ich es schade, dass wir diese Probleme nicht haben :-)
Abe man sieht wie wichtig der Ausbau von Lademöglichkeiten schon jetzt ist, da in drei Jahren auch der Boom bei uns so richtig einsetzen wird!
EcoCraft meint
Du scheinst aber das Eigentumsrecht zu vernachlässigen.
Also die Stadt Oslo wird auch nur an öffentlichen Plätzen bauen können wo sie ebenfalls Grundstücksbesitzer ist. Garagen stehen meist auf den Grundstücken von Privatleuten. Hier kann die Stadt nicht mal eben hingehen und sagen „Da setzen wir auch noch eine Säule hin.“
Und selbst wenn, dann müsste die Zufahrt zur Säule (im Interesse der anderen) zu einer öffentlichen Verkehrsfläche ernannt werden. Das dürfte dem Grundstücksbesitzer der Garage auch nicht unbedingt immer zu 100% gefallen.
Von daher liegt es mit Sicherheit auch viel an den Privatpersonen (gerade die mit Eigentum) selbst, sich mit einer passenden Infrastruktur (wallbox) auszurüsten.
Neben Staat und Eigentumsbesitzern werden bestimmt auch viele Geschäfte und Läden Ladesäulen zur Verfügung stellen. Wie es hier schon einige Filialen von Aldi und co gibt, die Strom an ihre Kunden während des Einkaufs abgeben. Gerade wenn so viele Kunden ein eAuto haben, kann ich damit meine Kundenbindung steigern.
Wieviele solche Ladesäulen es gibt, darauf geht der Artikel leider auch nicht ein.
Der Statistiker meint
Mit den „Garagen“ meinte ich keine Einzelgaragen, sondern große Tiefgaragen im in Wohnbauten oder Bürohäusern bzw. Parkhäuser.
Bei öffentlichen EInrichtungen geht es natürlich leicht. Aber auch bei Firmengaragen und Wohnhausgaragen kann ich erstens die Gesetze zu Gunsten von Einbauen anpassen (siehe schlechte Regelungen in DE) und zweitens mit Förderungen gerade in diesem Bereich die einzelnen Stellplätze ausstatten.
In solchen Tiefgaragen ist ohnehin nur eine normale 16A Schuckosteckdose erforderlich, da man entweder den ganzen Tag dort steht (Bürohaus) oder die ganze Nacht (Wohnhaus).
Leonardo meint
Strom verschenken aufhören….Problem behoben!
Is nu so ~ meint
das klingt für mich wie lustiges Jammern auf hohem Niveau, und dann Problem erkannt – Problem wird gebannt ?! :-) – sind das wieder verdammte Wachstums-Probleme
Marco meint
Deshalb sollte man schon heute in Deutschland Vorschriften für Parkplätze machen, dass dort bei Bedarf leicht und schnell Lademöglichkeiten eingerichtet werden können.
Stillstandsverwaltung meint
Weil ja soooooo viele Parkplätze in Deutschland neu gebaut werden.
MartinAusBerlin meint
Ja.
Wenn Tiefgaragen für Mehrfamilienhäuser gebaut werden schon. Und da passiert gerade so gut wie nichts.
Blackampdriver meint
Das passiert wahrscheinlich, wenn Silvester, Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen. In Deutschland. Wir sind nicht nur das einzige Land ohne Geschwindigkeitsbeschränkung, sondern auch ohne Ladeinfrastruktur.
Daniel meint
„Wir sind nicht nur das einzige Land ohne Geschwindigkeitsbeschränkung, sondern auch ohne Ladeinfrastruktur.“
Das einzige Land ohne Ladeinfrastruktur? Sie kommen wohl nicht viel rum. ;)