Käufer eines neuen Elektroautos erhalten in Deutschland seit Mitte 2016 vom Bund einen Zuschuss in Höhe von 2000 Euro, die Industrie legt noch einmal 2000 Euro oben drauf. Der Erwerb eines teilelektrischen Plug-in-Hybridautos wird mit jeweils 1500 Euro gefördert. Doch nur wenige Autofahrer nehmen den Umweltbonus – auch bekannt als „Elektroauto-Kaufprämie“ – in Anspruch.
„Für diese Förderung stehen insgesamt 600 Millionen Euro zur Verfügung. Bis heute sind rund 65 Millionen Euro gebunden“, sagte der Präsident des zuständigen Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) Andreas Obersteller der Welt. Die Förderrichtlinien für den Umweltbonus sehen vor, dass die Kaufprämie so lange ausgezahlt wird, bis der Topf leer oder die erste Jahreshälfte 2019 erreicht ist. „Aktuell spricht einiges dafür, dass die Mittel nicht bis zum Ende der Förderung Mitte 2019 ausgeschöpft sind“, so der Bafa-Chef.
Die Behörde ging wegen der vergleichsweise hohen Preise, geringen Reichweiten und langen Ladezeiten von Elektroautos von Anfang an von überschaubaren Zahlen bei den Förderanträgen aus. „Die Nachfrage entspricht unseren Erwartungen“, sagte Obersteller. „Klar ist, dass sich der Umstieg in die Welt der E-Mobilität nicht von heute auf morgen vollzieht und es etwas Zeit braucht, bis die nötigen Weichenstellungen getroffen sind.“
Das Interesse der Deutschen am Umweltbonus steigt laut dem Bafa-Chef mit jedem Monat. „Das Programm ist im Sommer 2016 mit circa hundert Anträgen pro Tag gestartet. Mittlerweile hat sich die Nachfrage verdreifacht, es gehen 300 Anträge pro Tag beim Bafa ein.“ Obersteller setzt sich dennoch dafür ein, die Förderung von Elektromobilität hierzulande anders aufzuziehen.
„Die neue Bundesregierung könnte einen Teil des Budgets umwidmen und für die Förderung privater Ladeinfrastruktur bereitstellen. Diese Unterstützung könnte beispielsweise von Handwerkern, Hotelbetrieben oder Wohnanlagen genutzt werden“, so der Vorschlag von Obersteller.
Der Marktanteil von Elektroautos in Deutschland verdoppelte sich laut der Welt zwar im Vergleich zum Vorjahr, lag in den ersten drei Quartalen 2017 aber noch immer bei lediglich 1,4 Prozent.
stefan meint
Selbst bei der geringen Nutzung der Förderung sind einige Hersteller an der Kapazitätsgrenze, zumindest im deutschen Markt. Wer hätte gedacht, dass einmal koreanische oder japanische Fahrzeuge über ein halbes Jahr Lieferzeit haben.
An anderer Stelle hat Peter W einen super Vorschlag für eine veränderte Förderung gemacht:
„Elektroautokaufprämie 10.000 Euro (nur für BEV) abzüglich 10% des tatsächlichen Kaufpreises.
Dann kriegt der Käufer eines kleinen Fahrzeugs das 25.000 Euro kostet 7500 Euro Prämie. Bei 40.000 Euro Kaufpreis sind es noch 6000 Euro Prämie, bei 100.000 Euro Kaufpreis gibts dann nichts mehr.“ (Kommentar zu „Streit um die Elektroauto-Prämie“ hier bei ecomento).
Wenn eine Umwidmung, dann fände ich das eine super Version. Aber dann müssen die Hersteller auch liefern können!
Stefan Thon meint
Zitat: „Die neue Bundesregierung könnte einen Teil des Budgets umwidmen und für die Förderung privater Ladeinfrastruktur bereitstellen. Diese Unterstützung könnte beispielsweise von Handwerkern, Hotelbetrieben oder Wohnanlagen genutzt werden“
Im Grunde ein interessanter Ansatz. Zunächst gilt es infrastrukturseitig die grundsätzlichen Bedingungen und Voraussetzungen zu schaffen, um einen breitflächigen Umstieg auf Elektromobilität überhaupt einleiten zu können.
Dies gilt nicht zuletzt auch für weiche Infrastrukturen, wie entsprechende Stromtarife sowie andere Elektromobilität unterstützenden Dienstleistungen.
Teilweise entfernt. Bitte verzichten Sie auf werbliche Links. Danke, die Redaktion.
Redlin, Stefan meint
Ob diese Förderung richtig ist oder nicht, geschweige denn reicht oder nicht, möchte ich gar nicht bewerten. Allerdings stört mich das Hybride auch gefördert werden. Und diese im Prinzip minimale Anschubförderung von nur 4000 Euro würde mehr bewirken, wenn zeitgleich die Dieselsubventionen wegfallen würden, Fahrverbote, blaue Plakette, KFZ-Steuererhöhungen und Tempolimit auf Autobahnen müssten ebenfalls her. Vielleicht kommt das ja noch, denn offensichtlich können zu viele Menschen nicht von der alten Droge Fossilbrennstoff lassen. Am Ende gehts dann nur mit Zwang, das gilt auch für die Autoindustrie.
Jensen meint
Die Behörde soll sich um die administrativen Aufgaben kümmern, für die sie eingerichtet worden ist .. nicht mehr und nicht minder .
Sofortige Einstellung der Förderung von PHEV, eine entsprechende Erhöhung der Förderung für BEV, eine kräftige Aufstockung des Fördertopfs generell und sofort ein großer Extratopf für die sinnvolle Ausweitung der Ladeinfrastruktur in der Fläche (Stichwort: Lieber 500 Langsamlader an P+R-Plätzen, in Parkhäusern, Einkaufszentren etc. etc., als wenige „Superlader“). Und den Herstellern einen kräftigen Schubs geben, dass die Ihre Produktionen hochfahren, sofern diese eben schon reine Elektroautos bauen. Das wären Vorschläge, die mir spontan einfallen würden. Und: Sollten in naher Zukunft Fahrverbote ausgesprochen werden (die dann mit gut 8-jährigem Vorlauf kämmen!), werden ohnehin 10 neue Geldtöpfe nötig sein, um einigermaßen reagieren zu können.
Anderer Blickwinkel meint
„Die Behörde soll sich um die administrativen Aufgaben kümmern, für die sie eingerichtet worden ist .. nicht mehr und nicht minder .“
Sie fordern also ernsthaft ein Denken der Behörden von 12 bis Mittag?!
Vielleicht sollten Sie selbst erstmal etwas weiter denken.
Die Einrichtung die Ausstattung solcher Fördertöpfe ist keine Entscheidung der admistrativen Behörden. Sie ist zumeist ein politisch gewollter Akt! Hier muss also das Umdenken stattfinden. Die Behörden sind eh schon seit Jahren mit zu wenig Geld und Mitarbeitern für viel zu viele Aufgaben ausgestattet. Streng limitierte Budgets und aberwitzige Finanzvorschriften machen das Gesamtsystem der Verwaltung langatmig und wenig agil. Auch dies ist politisch so gewollt, bzw. kann nur durch die entsprechneden Beschlüsse in der Politik geändert werden.
Sie schieben den schwarten Peter also (gewollt oder durch Unwissenheit) dem falschen Personenkreis zu. Bitte darüber noch mal nachdenken.
Jensen meint
Hallo Anderer Blickwinkel:
Da sind meine Aussagen scheinbar nicht klar rübergekommen, deswegen gerne noch einmal in nachgeschärfter Form:
Mein von Ihnen zitierter Satz steht alleine und bezieht sich auf den im Artikel genannten Herrn Obersteller vom Bafa und auf dessen für mich abwegigen Vorschläge, die wohl auch kaum in seine fachliche Zuständigkeit fallen dürften, da er nicht über die Umweltprämie zu befinden hat, sondern eben mit leider grundsätzlich dürftiger Personal- und Sachausstattung diese lediglich administrativ zu bearbeiten hat. Den Rahmen und die Richtlinien bestimmt, wie von Ihnen nochmals rausgearbeitet, auch bei der sog. Umweltprämie eben die Politik (und in diesem Fall leider auch in – für mein Empfinden – deutlich zu enger Zusammenarbeit mit der Industrie). Ich habe danach konkret von „meinen Vorschlägen“ gesprochen und an keiner Stelle einen schwarzen Peter irgend jemanden zugeschoben. Schon gar nicht einer Behörde.
Gingong meint
Ich lasse mich von diesen Gedankenspielchen nicht beeinflussen und kaufe mir dann ein BEV, wenn ich ich es für richtig halte. Entsprechende Rabatte werden sich immer heraushandeln lassen, sonst wartet schon der nächste Händler. Wenn eine Umwidmung der Investitionen stattfindet, dann bitte in öffentliche Infrastruktur, damit jeder Fahrer eines BEV davon profitiert. Die arroganten Hersteller sind ja nun bekannt und werden sowieso gemieden.
Anonym meint
Wenn ich wir uns zusammen die Zulassungsstatistik des letzten Quartals oder auch des letzten Jahres ansehe, könnten Sie mir dann zeigen, welches die „arroganten“ Hersteller sind, die „sowieso gemieden“ werden?
Leotronic meint
Viele warten auf den Tesla 3. Der kommt Anfang 2019 nach Europa. Da will jemand die Förderung vor dem Erscheinen des TM3 streichen.
Anderer Blickwinkel meint
Und wiedermal völlig unqualifizierte und unsachliche FakeNews von Leotronic.
Realität: So gut wie jeder Fördertopf der aus öffentlichen Gelder bereitgestellt wird, hat eine detailierte Förderbeschreibung die genau klärt, wann, wer für was, in welcher Höhe und mit welchen Mitteln gefördert werden kann. In der ist auch immer angegeben, von wann bis wann der Förderzeitraum laufen soll. Diese Förderbeschreibung steht schon lange bevor die ersten Gelder fließen weil er auch die Grundlage für die politische Absegnung ist. Das heißt bevor die ersten Gelder ausgezhlt werden gibt es einen langen Vorlauf, erst wird das Förderprogramm erstellt. Die Förderbeschreibung klärt Umfang und Inhalte, dieses geht in die politische Beratung ggf. gibt es Änderungen die dann erneut politsche beraten und dann irgendwann beschlossen werden.
Das Förderprogramm (mit seinem klar definierten Enddatum) stand also schon lange fest, bevor Musk sein M3 präsentiert und die Auslieferung für EU und D bekannt gegeben hatte.
Aber man kann natürlich auch überall eine Verschwörung vermuten.
Daniel meint
Habe den Verdacht, dass die Behörde Elektroautos gar nicht fördern will. Warum sonst stellt sie diese sonst so schlecht dar: „Die Behörde ging wegen der vergleichsweise hohen Preise, geringen Reichweiten und langen Ladezeiten von Elektroautos…“. Das ist sehr tendenziös und pessimistisch geurteilt von einer öffentlichen Behörde. Sie sollte evtl. sich selbst über die Vorteile und Annehmlichkeiten dieser Autos informieren, dami diese ins richtige Licht gerückt werden. Aber wie gesagt, wenn man gar nicht will…
Peter W meint
Einige Kommentatoren hier haben das Problem erkannt.
Alle zur Verfügung stehenden Elektroautos werden gekauft, es steht keines auf Halde und wartet auf einen Abnehmer.
Es liegt also nicht am fehlenden Interesse der Kunden, sondern am fehlenden Interesse der Hersteller.
Die Förderung mag hilfreich sein um Interessierten den Kauf etwas zu versüßen, aber letztendlich fehlt es am Angebot.
Benutzername meint
Wenn die Anzahl der Anträge doch steigen, kann ich die Forderung nicht ganz nachvollziehen.
Ich habe nur noch kein BEV, weil für mich nur eine Marke in Frage kommt, die derzeit noch keines im Angebot haben (2019 ist es endlich so weit).
Wenn sie was ändern wollen, dann doch mal, dass Kommunen auch den Bonus in Anspruch nehmen können. Der Gemeinderat hier hatte die Beschaffung eines elektrifizierten Dienstwagens wegen der erhöhten Leasingrate abgelehnt. Durch den Bonus wäre diese Differenz abgedeckt gewesen und die Damen und Herren hätten gar keine andere Wahl mehr gehabt, als dem Verwaltungsvorschlag zuzustimmen.
weilslogischist meint
Prinzipiell keine schlechte Idee, aber ich sehe die Elektroautokaufförderung erst am Anfang, egal welche Regierung in den nächsten Monaten kommt, die werden auf die Belange der Deutschen Autoindustrie eingehen, und das bedeutet in den nächsten Jahren massive Förderung der dann angebotenen Fahrzeuge, ich vermute ab 2019 wird der Fördertopf massiv aufgestockt werden. Alles andere würde die Position deutscher Hersteller noch weiter schwächen.
Jensen meint
@weilslogischist: Das sehe ich genau so. Ich denke auch, dass es nach der Regierungsbildung größere (und neue) Fördertöpfe geben wird. Und bis das alles über die Bühne ist und greift sind wir auch ganz schnell in 2019. Und wenn im Gegenzug andere Fördertöpfe, z.B. Steuervergünstigungen für Diesel geschlossen werden, PHEV wieder aus der Förderung gestrichen werden (siehe Frankreich, Niederlande), ggf. Fahrverbote durchgesetzt werden etc.etc. dann werden auch die Produktionszahlen für BEV durch die Decke gehen.
Sparfuchs meint
Zugelassene Anträge
im November: 4554 –> 4554/30d = 152/d
im Dezember: 4646 –> 4646/31d = 150/d (davon 86/Tag rein BEV)
Wird etwa jeder 2. Antrag abgelehnt?!
GyBrush meint
Öffentliche Ladesäulen! Nicht Private müssen gefördert werden. So haben von unserem Geld alle was von. Sonst hat ja immer nur ein kleiner Kreis von Leuten was von.
Jürgen S. meint
Ich frage mich ob dem zuständigen Amt bekannt ist, das dieses Jahr (2018) das Model 3 auf den Deutschen Markt kommt und damit eine signifikant höhere Prämiennachfrage.
Stattdessen sehe ich die Tendenz, das man versucht, den Prämientopf schnell leer zu machen mit anderen Fördermassnahmen, bevor Tesla ein passendes Modell verkauft in Deutschland.
Gunnar meint
Das Model 3 wird wohl frühestens Ende 2018 in Deutschland verfügbar sein.
Ich rechne mal mit Dezember – und dann auch nur mit marginal wenigen Zulassungen. Also fällt es dieses Jahr nicht ins Gewicht.
Lewellyn meint
Wenn sie den Twizy mit in die Förderung genommen hätten, wäre die schon deutlich öfter abgefordert worden.
Es ist doch einfach ein Angebotsproblem. Es gibt aktuell (fast) niemanden, der Elektroautos in Massen produziert, die auch in Massen gekauft werden würden.
Dann streichen sie noch das einzig langstreckentaugliche Auto aus der Förderung.
Alle attraktiven BEVs haben horrende Lieferzeiten oder sind überhaupt nicht oder noch nicht lieferbar.
Wenn da wer auf Hyundai/Kia setzt: Von dem kommenden Kona und seinem Markenbruder sollen je 20.000 insgesamt pro Jahr produziert werden.