Elektromobilität, neue Mobilitätsformen wie Carsharing und autonomes Fahren sowie Digitalisierung haben immer größeren Einfluss auf die Automobilbranche. Neben Pkw-Herstellern müssen sich auch die Zulieferer „mit Hochdruck mit dem Wandel befassen, der auf sie zukommt“, warnt die Studie „Global Automotive Supplier Study 2018“, für die die Unternehmensberater von Roland Berger und Lazard weltweit rund 650 Unternehmen analysiert haben.
„Im Moment läuft ihr Geschäft noch gut und diese positive Entwicklung sollten sie jetzt nutzen, um sich auf die Zukunft vorzubereiten“, so Roland-Berger-Partner Felix Mogge. Die Autozulieferer konnten demnach im letzten Jahr ihren Umsatz gegenüber 2016 um 3 Prozent steigern, ihre durchschnittliche EBIT-Marge verharrte mit rund 7,3 Prozent auf dem Vorjahresniveau. Der weltweite Automobilmarkt zeige allerdings in einigen Regionen „erste Bremsspuren“.
Roland Berger und Lazard gehen davon aus, dass der prozentuale Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen – vor allem aufgrund zunehmender staatlicher Fördermaßnahmen – in Europa bis 2025 etwa ein Drittel betragen wird. In China könnten es sogar bis zu 47 Prozent werden. Gleichzeitig beschleunige sich auch die Entwicklung beim autonomen Fahren, die wirtschaftlichen, technologischen und gesetzlichen Voraussetzungen dafür seien mittlerweile in vielen Ländern vorhanden.
Neue Trends verändern die Mobilität der Zukunft
Die Berater gehen davon aus, dass Fahrzeuge in den oberen Autonomiestufen in 15-20 Jahren einen deutlich größeren Marktanteil als bisher erreichen werden – möglicherweise bis 25 Prozent weltweit. „Dazu kommt der Trend in Richtung Digitalisierung und Konnektivität der Fahrzeuge“, erklärt Felix Mogge. „Das wird zu einem Wandel der Zuliefererindustrie von der Hardware in Richtung Software-Entwicklungen führen.“
Neben E-Mobilität und Selbstfahrer-Technik muss sich die Automobilindustrie künftig auch mit neuen Mobilitätsmodellen wie Carsharing auseinandersetzen. „Erwartungen zufolge dürfte der PKW-Absatz in diesem Bereich in Europa bis 2025 einen Marktanteil von 10 bis 15 Prozent erreichen. Damit werden die traditionellen Konzepte von Fahrzeugbesitz, Individualverkehr und Warenlogistik zunehmend in Frage gestellt. Die Zahl verkaufter Neufahrzeuge könnte dadurch langfristig sinken“, prognostizieren Roland Berger und Lazard.
Automobilzulieferer am Wendepunkt
Für die Automobilzulieferer bedeuten diese Trends langsameres Wachstum, schnelleren technologischen Fortschritt, Software als Differenzierungsfaktor und steigenden Druck auf Anbieter standardisierter Komponenten. „Der Wandel zwingt die Zulieferer, gleichzeitig in alte und neue Technologien zu investieren. Das ist für die meisten Zulieferer ein erheblicher finanzieller Kraftakt mit offenem Ausgang. Denn zeitgleich sinken die Margen vieler Produkte. Andererseits bietet etwa die voranschreitende Digitalisierung auch neue Geschäftschancen“, so Mogge.
Automobilzulieferer, die profitable Geschäftsmodelle für ihr Unternehmen etablieren wollen, sollten den Beratern zufolge analysieren, wie sich die automobilen Megatrends auf ihr Geschäft auswirken und mit welchem Mix aus neuen und bestehenden Produkten sie künftig weiter wachsen können. Dabei müssten Firmen auch erwägen, ob sie aus bestimmten Marktsegmenten komplett aussteigen oder eine aktive Konsolidierungsrolle einnehmen. Innovationspartnerschaften würden dabei immer wichtiger – „doch die Zeit drängt. Viele Kooperationen wurden bereits geschlossen“ warnen Roland Berger und Lazard.