Das deutsche Startup I SEE Electric Trucks will früher als etablierte Hersteller in möglichst großer Stückzahl leistungsfähige Elektro-Nutzfahrzeuge verkaufen. Für den umweltfreundlichen Antrieb haben die Offenbacher bereits zum Start über 25 Modellvarianten im Angebot.
„Die Idee von I SEE Electric Trucks ist es, ein Nutzfahrzeug zu entwickeln, das eine umfangreiche Ausstattung bietet, flexibel in der Wahl der Reichweite ist und zu alledem auch noch schnell verfügbar“, so Christian von Hösslin, der als Geschäftsführer die technische Entwicklung verantwortet. Als Zielgruppe hat sein Unternehmen vorrangig Flottenbetreiber, Handwerker, Logistiker, Personenbeförderer sowie Städte und Kommunen im Visier.
Als mittelständisches Unternehmen, das „schnell und dynamisch wie ein Start-up“ agieren könne, sieht sich I SEE im Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Die drei Gründer des Unternehmens können auf mehrere Jahre E-Mobilitäts-Erfahrung zurückblicken: Andreas Pfeffer war Geschäftsführer der emovum GmbH in Hamburg und an der Einführung des elektrischen Ducato beteiligt. Christian von Hösslin hat mit seinem eigenen Unternehmen TURN-E Porsche Speedster elektrifiziert. Thomas Wächter hat über 20 Jahre Automobilerfahrung und verantwortet als Mitglied der Geschäftsleitung den gesamten Nutzfahrzeugbereich der Brass Gruppe, einer der größten Opelhändler Deutschlands.
„I SEE Electric Trucks entwickelt und integriert Antriebskomponenten für Nutzfahrzeuge. Wir verwenden Gleichteile, die in allen Fahrzeugen zum Einsatz kommen und in großer Stückzahl produziert werden. Volumen bringt Skaleneffekte, was uns wiederum attraktive Angebote für die Kunden ermöglicht“, erklärt Wächter.
Reichweiten von „über 200 km“
Das Elektrofahrzeug-Portfolio von I SEE basiert auf dem Kleintransporter Opel Vivaro und dem mittelgroßen Transporter Opel Movano, die mit den Batteriegrößen 40 kWh und 55 kWh und Reichweiten von „bis über 200 km“ angeboten werden. Da die von Samsung und LG stammenden Akkus unter dem Fahrzeug verbaut sind, bleibt der volle Laderaum der Opel-Plattform erhalten. Die Ladedauer für 80 Prozent der Batteriekapazität soll via CCS-Standard im Idealfall nur 45 Minuten betragen. An der Haushaltssteckdose muss bis zu 16 Stunden gewartet werden.
Die elektrifizierten Vivaro und Movano leisten 85 kW (115 PS) und fahren bis zu 90 km/h schnell. Die Fahrzeuge sind serienmäßig mit Klimaanlage und Radio ausgestattet und können in drei Aufbauarten bestellt werden: als Kasten, Kipper/Pritsche und zur Personenbeförderung mit bis zu neun Sitzen. Die ab Werk verbaute elektrische Heizung lässt sich optional mit einer Bioethanol-Standheizung ergänzen, um die Batteriekapazität im Winter zu schonen.
Verkauf & Service durch Opel-Händler
I SEE wirbt damit, „Hochleistungskomponenten“ einzusetzen, die für elektrische Nutzfahrzeuge entwickelt wurden. Die Opel-Neufahrzeuge werden in Hessen umgerüstet und durch ausgewählte Opel-Händler bundesweit verkauft und gewartet. Neben den Servicearbeiten führen die Vertragspartner auch Garantiearbeiten durch. Die Opel-Werksgarantie von zwei Jahren bleibt für die verbleibenden Komponenten bestehen und wird durch eine zweijährige I-SEE-Garantie ergänzt. Der E-Motor und das Batteriepacket erhalten eine Garantie über sieben Jahre (maximal 250.000 km/1500 Vollladezyklen).
Für den Vivaro mit 45-kWh-Akku ruft I SEE 53.990 Euro auf, der elektrische Movano kostet ab 59.990 Euro. Für die 55 kWh-Versionen werden 8000 Euro Aufpreis fällig – alle Preise sind Netto-Angaben. Die Fahrzeugkosten lassen sich laut I SEE durch Fördermittel der Bundesregierung um bis zu 40 Prozent senken. Außerdem soll der Aufwand für Wartung und Service deutlich niedriger als bei vergleichbaren Verbrenner-Fahrzeugen ausfallen.
Uwe meint
PS: I See ElectroTrucks gibt 7 Jahre/250.000 km Garantie auf Motor und Batterie!!!
Wie ist das bei den Verbrennern?
Aha!!
Utx meint
Der Opel Movano ist übrigens ein Renault Master. Den gibt es bereits Werksseitig mit Elektroantrieb.
(Und der Opel Vivaro ist ein Renault Trafic.)
alupo meint
Ich würde mir zur Not für das 3 phasige Laden einfach eine „Lesebrille“ basteln, bestehend aus je 2 Leistungsdioden pro Phase sowie einem Stecker und einer Buchse und die resultierenden + bzw. – Anschlüsse dann an den Bordlader weitergeben.
Ist zwar nur bis zu einer Last von 70 W erlaubt, funktioniert aber und ist sehhhhhr billig.
Duck und weg….
Steve meint
Wenn man mal mit etwas Ruhe überlegt, was notwendig ist (nicht mit wünschenswert verwechseln):
Der Aktionsradius eines normalen Handwerksunternehmens ist typischerweise 50 km, in Ausnahmefällen auch 100 km. Sonst ist er meist zu teuer gegenüber dem lokalen Wettbewerb. Wenn er morgens vollgeladen losfährt und meinetwegen einen Verbrauch von von 30 kWh/100 km hat, würde er also am Einsatzort maximal 30 kWh benötigen. Mit einer 3,6 kW-Leitung (Baustellenstrom, 16A-1Ph) kann man in 7 Stunden rund 25 kWh nachladen. Man fährt also fast voll wieder zurück. Wie langsam das Auto über Nacht lädt ist fast egal, es wird auch an „Haushaltsstrom“ morgens voll sein.
Anders sieht das vielleicht für Kurrierdienste und Osteuropa-Billig-Transporteure aus. Aber die kaufen ohnehin keinen Elektrotransporter.
Der Preis ist wichtig, mit Fördergeldern kann man aus dem Henne-Ei-Problem rauskommen. Mit CCS und Wechselstromlader sollte es aber keine Probleme geben.
Anonym meint
Diese Auffassung kann ich so in mehreren Punkten nicht teilen.
Beim Spaziergang durch ein örtliches Neubaugebiet sind mir zuletzt viele Handwerker aufgefallen die keinesfalls als „örtlich“ Beschrieben werden könnten.
Zudem habe ich zwei Kollegen (Gas- und Wasserisntalsteur und Monteur) die sind beide sehr oft sehr weit weg. Hört man oft am Wochenende „Ich kann heute nicht so lange werde morgen um halb 3 abgeholt, wir fahren zu einer Baustelle in Frankfurt“.
Zudem glaube ich nicht, dass jeder Auftraggeber darüber „erfreut“ ist, dass er zusätzlich zu den vereinbarten Kosten für Baumaßnahme, noch das Auto des Handwerkes „volltanken“ soll wenn er da ist. Auf seine eigenen Kosten.
Klar, wir wissen, dass es sich beim tanken mit Strom zum Haushaltstarif nur um ein paar Cent und wenige Euros handelt. Ob das aber auch jeder Auftraggeber im Blick hat und bereitwillig mitmacht, würde ich bei der deutschen Mentalität eher bezweifeln.
Und es kann und sollte ja nicht Aufgabe des Handwerks (Fliesenleger) sein, dem Auftraggeber zu erklären wie eMobilität funktioniert, wie wenig es kostet und quais darum betteln zu lassen, das er seinen Wagen anschließen kann.
Gemäß dem Fall der Auftraggeber sagt wirklich nein – oder kann gar keinen Strom zuur Verfügung stellen weil er im dritten Stock eines Mehrpreteinhauses wohnt, wie sollen die Handwerker nach der Schicht wieder nach Hause kommen? Noch mal 2-4 Stunden an einer öffentlichen Schnarchladersäule verbringen… Während des eigenen Feierabends? Das kostet ordentlich Überstunden, die nicht jeder Arbeitnehmer hinnehmen wird nur weil der Chef Öko sein will und mit dem eAuto über die TCO am Ende spart.
Uwe meint
Na ja, nicht jeder Handwerker steht den ganzen Tag an einer Baustelle!
Durchschnittlich werden 3-4 Kunden je Tag angefahren und innerhalb des Aktionsradius (Kunden im Umkreis von 30 km für Reparaturen und bis zu 120 km bei Baumaßnahmen) werden dann meist über 150 km zurück gelegt. Service-Gruppen besuchen bis zu 8 Kunden am Tag, für Wartungen oder Kleinreparaturen. Deshalb konnten sich ja die bisherigen Modelle nicht am Markt durch setzen.
Veröffentlichungen mit Statistiken gibt es hierzu in verschiedenen Verbands- und Innungszeitungen (z.B. AGV BauSaar, VdKA, SHK u.v.m.).
Leonardo meint
Vergleichbare Verbrennerfahrzeuge sind als Reimport schon unter 20.000,-€ zu haben.
Direkt beim Markenhändler gibt es als Handwerker teils 40% Rabatt wenn man über die Verbände einkauft. Da ist man bei etwa 25.000,-€.
Da ist man von über 60.000,-€ noch weit weg.
2-3 mal so hohe Anschaffungskosten sind mit geringerer Wartung und niedrigeren Treibstoffkosten (Strom) niemals reinzuholen.
Ich würde gerne meinen Diesel Pritschenwagen durch einen Elektrischen ersetzen, aber nicht zu jedem Preis.
Mindestens ein 11kw Drehstromladegerät sind Pflicht um auf Baustellen evtl. nachladen zu können.
Fritz! meint
Wenn ein deutsches Unternehmen keine Drehstrom-Lademöglichkeit anbietet, wäre das in diesem Bereich schon erbärmlich. Leider geht aus dem Pressetext dies nicht hervor. Warten wir mal ab, aber der Preis ist auch „noch nicht super“.
Uwe meint
Bei Investitionen von 60.000 € und einer Förderung von 40 % komme ich auf einen Restbetrag von 36.000 €. Bei sogenannten Flottenverträgen (ab 4 Fahrzeugen pro Jahr geben auch Hersteller von E-Fahrzeugen Rabatte (von 5-10 %), dann bleiben noch im Optimalfall 32.400 €.
Der Mehrpreis zum Verbrenner beträgt dann noch maximal (bei Doka/Pritsche rund 9.000 €.
Die Leasingquote liegt bei über 85 % und dann ist der monatlichen Leasing-Mehrbetrag durch eine höhere Betriebskosteneinsparung schon mehr als kompensiert.
Das ist bei einer Nutzung von 220 Tagen und 33.000 km in spätestens 2 Jahren verdient – abgesehen davon, dass es bald z.B. bei Renault große Akkus mit bidirektionalen Ladesystemen geben wird. (und im Leasingmodell Updates) Damit können vor Ort sogar Handwerks-Geräte betrieben werden.
Also, wer sowieso Investitionsbedarf hat, der braucht jetzt nicht mehr lange zu überlegen.