Die Bundesregierung und ihre Ministerien betonen regelmäßig, dass staatliche Fuhrparks bei alternativen Antrieben mit gutem Beispiel vorangehen sollten. In der Praxis setzen die Flottenverantwortlichen aber weiter vor allem auf herkömmlich angetriebene Fahrzeuge. Aktuelles Beispiel: Bayern.
Kaum ein Dienstwagen der bayerischen Staatsregierung, des Landtags oder des Obersten Rechnungshofs hat einen Elektromotor verbaut: Nur 47 von 1914 neu angeschafften Fahrzeugen waren im vergangenen Jahr reine E-Autos. 42 hatten einen Hybridantrieb. Das geht aus einer Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt.
Die meisten Neuanschaffungen mit alternativer Antriebstechnik wies 2017 die Oberste Baubehörde auf – 24 Elektroautos und 5 Hybride. Einzelne Ministerien gingen jedoch leer aus. Im Agrarministerium etwa lag die Elektrifizierungsquote zuletzt bei null Prozent. Dass von den 114 Neuanschaffungen kein Auto elektrisch war, liegt nicht am Einsatzzweck: Laut der dpa werden etwa 642 Fahrzeuge im Kurzstreckenbereich eingesetzt, der als Paradedisziplin von Stromern gilt.
Selbst im bayerischen Umweltministerium ist der Anteil an Elektroautos weiter gering: In dem für die Elektrifizierung geeigneten Einsatzbereich fahren in Summe erst 13 Prozent elektrisch. Das Justizministerium kommt sogar nur auf 8 Prozent.
„Die Anschaffung von 32 neuen Elektroautos für die staatliche Bauverwaltung hat die CSU-Regierung im vergangenen Jahr mit viel Pomp und Medienrummel gefeiert“, so der Grünen-Abgeordnete Markus Ganserer. „Schade nur, dass die akkurat nebeneinander aufgereihten Fahrzeuge schon zwei Drittel aller 2017 angeschafften Stromer in allen staatlichen Behörden ausmachten.“
Das vielzitierte Henne-Ei-Problem von Elektroautos und Ladeinfrastruktur zeigt sich auch bei der bayerischen Regierung: In dem süddeutschen Bundesland gibt es 1788 Behördenstellen, 1251 davon mit eigenen Dienstfahrzeugen – nur bei 183 Behörden stehen Ladesäulen für Elektrofahrzeuge bereit.
Daniel S meint
Wasser predigen und Wein trinken – oder so ähnlich…
Paul W. meint
Mich würde mal ein Vergleich der anderen Bundesländer interessieren …
JuergenII meint
Der Hauptgrund wird wohl eher darin liegen, dass die Haus- und Hoflieferanten BMW und Audi noch keine reichweitenstarken E-Limousinen im Angebot haben. Und Tesla geht nun mal gar nicht. Das wird wohl noch einige Jahre so bleiben.
Effendie meint
Sehe ich auch so.. sobald die bayrischen Hersteller Audi und BMW große eAutos haben stehen diese auch im Fuhrpark. Ist für mich völlig legitim.
In Baden-Württemberg wird Mercedes gefahren.
Frank Fox meint
Ist sich ein durchschnittlicher Beamter in Bayern zu schade einen i3 zu fahren?
150kW meint
Laut Text geht es vor allem um Kurzstreckenbetrieb, da braucht es keine reichweitenstarken E-Limousinen.
teslatom meint
umso schlimmer????
Fotolaborbär meint
Warum soll dort so viel anders entschieden werden als im Rest der Republik? Und Prozentual liegen die Behörden doch gar nicht schlecht.
Steve meint
Es mag verwundern, wie Ausspruch (von Anspruch möchte ich lieber nicht reden) und Wirklichkeit auseinander liegen. Aber ist das wirklich so verwunderlich?
Politiker (die am Ende Beschaffungimpulse setzen) haben einen relativ kurzen Handlungshorizont, konkret endet der beim nächsten Wahltag. Der ist in Bayern Mitte Oktober. Welcher (CSU-) Politiker will seine potentiellen Wahlschäfchen da mit diesen Elektrokutschen unter Druck setzen und subtil beschulmeistern? Die gigantische Mehrheit der Wähler besteht aus Autofahrern, die klassische Fahrzeuge fahren und auch noch kaufen. Auch im Bereich der Beschaffungswünsche für das nächste Fahrzeug stehen emissionsarme Fahrzeuge noch nicht in einer Mehrheitsposition. Und Politiker schauen extrem feinfühlig nach Gemeinsamkeiten und Mehrheiten.
Frank Fox meint
Das ist IMO kurz gedacht. Auch wenn die ganz große Mehrheit noch „billig“ kauft, zeigen Umfragen ganz deutlich, dass der Mehrheitstrend sich für e-Mobilität erklärt. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten eine Vorbildfunktion in den Behörden erwarten.