Nicht nur bei den Verbrauchsangaben für Verbrenner, auch bei der Elektroauto-Reichweite liegen je nach Modell Welten zwischen den Werten im Labor und auf der Straße. Die im September für neue Pkw-Typen in Kraft tretende, den viel kritisierten NEFZ-Zyklus (Neuer Europäischer Fahrzyklus) ablösende WLTP-Norm soll realitätsnähere Angaben bringen. Zwar ändert sich an der realen Reichweite von Elektroautos nichts, auf dem Papier wird künftig aber in vielen Fällen ein geringerer Wert stehen.
Eine Umfrage der Stuttgarter Nachrichten unter fünf Herstellern von Elektroautos hat ergeben, dass die Messung nach dem WLTP-Verfahren (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure) die ausgewiesene Reichweite um rund 20 Prozent senken wird. Betroffen seien unter anderem die beliebten Modelle Renault ZOE, BMW i3, Nissan LEAF, Opel Ampera-e und der Smart ForTwo in der vollelektrischen Ausführung EQ. Auch bei anderen E-Autos dürfte die Norm-Reichweite teils deutlich einbrechen.
Aufgrund des bisherigen Messverfahrens wurden Elektroautos mit „extrem unrealistischen“ Reichweiten angeboten, sagte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen den Stuttgarter Nachrichten. Das neue Testverfahren sei praxisgerechter, habe aber weiter Verbesserungspotential. So fänden die WLTP-Messungen bei einer Temperatur von 23 Grad statt, bei der Elektroauto-Batterien optimal arbeiten. Bei Kälte mit ungünstigen Akku-Bedingungen und eingeschalteter Heizung könnten die offiziellen Reichweiten daher weiter stark von der Realität abweichen.
Mansch meint
E-Auto = Volksverdummung..aber auf dem Niveau bewegen wir uns schon lange…freue mich schon auf die Toten beim Kampf um die letzte Ladesäule in den Großstädten…aber dann sitzen die Initiatoren des E-Irrsinns schon lange am Kamin ohne Filter…merken wir gar nichts mehr?
Jürgen Baumann meint
Ehrlicherweise sollte der Ansatz in etwas sein: Verbrauch 20 kWh / 100 (passt auch bei den meisten im Winter [Ausnahme Tesla – die nehmen mehr) – den gibt es ja kaum noch). Grösse der Batterie geteilt durch Verbrauch * 100 = Realistische Reichweite.
Beispiel: 60 kWh / 20 kWh/100 = 300 km.
Dann ist man auf der sicheren Seite und alle extra km sind willkommen …
Andreas meint
Jürgen,
Das ist IMO zu einfach gerechnet und das hat nichts mit Ehrlichkeit zu tun. Hinsichtlich des Verbrauches hängt dies an dem Gewicht des Autos, der Leistung des Motors, dem Fahrstil/Streckenprofil und den Außentemperaturen zusammen.
Bei meiner Zoe liege ich zwischen 12,5-16,2 allein im Sommer. Die 20kWh/100 km habe ich selbst im Winter noch nicht im Mittel geschafft. Deine extrakilometer würden bei Landstraßenfahrprofil im Sommer also 60% mehr Reichweite als deine „Realistische Reichweite“ bringen!
Nebenbei: Bei deiner Verbrauchsangabe fehlt die Einheit [km].
Redlin, Stefan meint
Egal welches Messverfahren angewendet wird, es handelt sich um eine Verbrauchsmessung. So eine Messung zieht im Ergebnis einen Verbrauch nach sich, keine Reichweite. Beim Verbrenner ist man ja auch nicht auf die Idee gekommen sowas zu tun. Habe nie verstanden warum man das beim E-Auto gemacht hat. Denn nun kommen eben genau solche Meldungen, bei denen die Reichweite schrumpft (extreme negativ-Werbung). In Wahrheit steigt der Verbrauch auf dem Papier, und nur dort. Alles wie beim Verbrenner auch. Über den wird aber kein Wort verloren. Naja vielleicht ein gutes Zeichen? Ist der bald tot, hoffentlich?
Thrawn meint
Egal was die Überschrift suggerieren mag:
Im richtigen Leben fährt das selbe Auto keinen Meter weniger als zu Zeiten als noch NEFZ galt. Was soll also die Aufregung? Nichts hat sich geändert. Die Hersteller müssen nur neue Prospekte drucken.
Fritz! meint
Ja, aber der Verkäufer hat es jetzt schwerer, das E-Auto an die Frau/den Mann zu bringen, weil die sofort rumnölen, daß die Reichweite eben genau nicht bis zur Oma in Hannover reicht.
Wenn die Reichweiten-Zahl auf dem Papier kleiner wird, ist es leider kein Vorteil für den Verkäufer und den Kunden, der sich anhand von Prospekten informiert. Ist aber ein Argument für mehr Reichweite & größere Akkus.
Leotronik meint
Für die Abgasmessung bei einem Verbrenner braucht man ein ganzes Labor und trotzdem werden nur Verbrauch, CO2 und NOx gemessen. Bei einem BEV braucht man nur ein Amperemeter und Voltmeter und hat alle Betriebswerte ermittelt :-)
Alex meint
Wenn ich meinem Polo randvoll tanke (was 100% Akkuladung entspricht), sollte ich knapp 1300km kommen. Realistisch sind aber 750km. Normal getankt komme ich 650km.
Da sind selbst die NEFZ Werte bei Elektroautos realistischer…
Keiner würde einen Benziner kaufen der mit 1300 km Reichweite beworben wird. Aber wenn 4,5 Liter dort steht sind das ja nur 2-3 Liter Abweichung, statt 5-600km
Wolfgang meint
Für den I3 mit 33 kw Akku folgende Erfahrungswerte (nach 2 Jahren):
Täglicher Mix aus 1/3 stadt, 1/3 Staadtautobahn, 1/3 Autobahn Sommer 135 km/h, Winter 115 km/h, Klima, Heizung je nach Bedarf.
Sommer: Durchschnittsverbrauch 13,1 KWh, das entspricht einer realen Reichweite von rd. 220-230 km
Winter: Durchschnittsverbrauch rd. 17 kw, somit reale Reichweite 170-180 km maximal (bei sparsamer Fahrweise)
Somit unter Realabedingungen meilenweit entfernt von den 300 km lt. NEFZ, die in der Praxix einfach nicht erreichbar sind
Peter W meint
Wobei BMW ja auch eine ganz besondere Kundenverarsche durchzieht. Sie geben die Akkukapazität in Ah an. Das mag bei einem 12 Volt Starterakku einen Sinn machen, aber nicht beim E-Auto-Akku, bei dem zur Kapazität in Ah keine Spannung angegeben wird.
Als Vergleichswert mit anderen Fahrzeugen taugt die Angabe in Ah also nicht, denn alle anderen geben die Kilowattstunden an.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Unter Kundenfreundlichkeit versteht BMW auch, den Hinweis wegzulassen, dass bei einem Crash oder den ggf. danach erforderlichen Bergungsarbeiten die Opfer und Helfer der Gefahr ausgesetzt sind, Kohlefaserstaub einzuatmen, der nicht im Verdacht steht, gesundheitsförderlich zu sein.
Sehr schade, BMW, eigentlich die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt, dann aber in der Umsetzung der neuen Ziele doch ziemlich schwach.
150kW meint
„fänden die WLTP-Messungen bei einer Temperatur von 23 Grad statt, bei der Elektroauto-Batterien optimal arbeiten.“
14 Grad sollten doch in Europa zusätzlich getestet werden!?
Lewellyn meint
Im Gegensatz zu Verbrennerfahrern informieren sich die allermeisten Elektroautointeressenten umfassend über die realen Reichweiten und nehmen die Herstellerangaben maximal stirnrunzelnd zur Kenntnis.
Es entwickelt sich zumindest unter Interessierten auch ein Gefühl dafür, wie weit ein Elektroauto mit einer Akkugröße X und einem Fahrzeuggrunddesign Y realistisch fahren kann.
Angeben wie beim EQC (500km) mit 70kWh Akku in einem großen SUV sind ja im Grunde eine Frechheit. Weil es dem Kunden Doofheit und Leichtgläubigkeit unterstellt, obwohl Daimler aus den Testfahrten genau weiß, dass die Karre unter guten Bedingungen vielleicht die 300km knacken kann.
Peter W meint
1+
McGybrush meint
Noch stimme ich dem zu. 2025 wird auch der unbedarfte an solche Autos interessiert sein wenn der Nachbar, der Enkel und sein Arbeitskollege so ein Auto hat. Dann kauf auch Karl Heinz Wilhelm und Irmgart Müller so ein Auto um 200km zu Ihrer Schwester fahren zu können. Da ist dann der Ehrliche Verkäufer und das Private aufgeklärte Umfeld gefragt.
Für ein Elektroauto wird es sogar ehrlicherweise schwer sein mit einer einzigen Zahl die wirkliche Reichweite aus zu drücken da diese zwischen zwei Realen Szenarien ganze doppelte Reichweitenunterschiede aus machen. Ich würde er eine „von bis“ Angabe begrüssen.
P100D 300km – 600km
Bei dieser Angabe fragt selbst der Ahnungsloseste nach warum denn da nur 300km dennoch bis 600km möglich sind.
Also ein Sparsammen Fahrzyklus und ein Schnellen und klimaunfreundlichen Fahrzyklus (Höheres Tempo, Regen, Klima, Heizung).
Skodafahrer meint
Was Lewellyn meint ist falsch
„Angeben wie beim EQC (500km) mit 70kWh Akku in einem großen SUV sind ja im Grunde eine Frechheit.“
denn jetzige Angaben von Mercedes und Porsche sind reine Tarnangaben.
Man will nicht eine Konkurrenzentwicklung anderer Firmen dadurch erleichtern, in dem man verfrüht technische Daten Preis gibt.
Lewellyn meint
Das ist ein Aspekt, den ich noch nie in Betracht gezogen habe.
Aber einfache, schnöde Mathematik, 70:25 sind nun mal nicht 5. Nicht mal 4. Und genau genommen sogar weniger als 3.
Geheimhaltung hin oder her.
Peter W meint
Hähä, so elektrische Sachen rechnen ist hat anderst als Abgase schummeln. Da müssen die Buben bei Mercedes halt noch ein bischen üben. :-)
frax meint
Sowas würde ich gerne mal über Verbrenner lesen – die Überschrift ist völlig irreführend. Übrigens gibt es noch den EPA Zyklus, der ist noch strenger als der WLTP Zyklus und Elektroautos, die nach EPA eingstuft wurden, haben nach WLTP Zyklus sogar eine größere Reichweite. Also je nach Vergleich ist die Überschrift sogar grob falsch. Da die meisten Batterie-Elektroautos z.Z. nun mal in den USA gebaut werden, hat der EPA Zyklus durchaus relevanz ;-)
ecomento.de meint
Käufer in Europa und Deutschland sind den NEFZ-Zyklus gewohnt, ab September wird ihnen nach der WLTP-Norm eine geringere Reichweite geboten. Was in der Praxis tatsächlich gilt, erfahren die meisten erst nach dem Kauf.
VG
TL | ecomento.de
i_Peter meint
Die meisten BEV werden inzwischen in China gebaut. Vielleicht sollten wir uns mal die chinesische Verbrauchsnorm ansehen ?
;)
Nein, im Ernst: die EPA Norm ist wohl am dichtesten an einem realen Verbrauch dran, denn man auch tatsächlich unter durchschnittlichen Bedingungen erreichen kann.
Peter W meint
Hier wurden leider auch schon die ersten Mauscheleien betrieben. So gab es schon Werbung in der der Verbrauch nach dem Testzyklus „Low“ angegeben wurde. Dies sollte man schnellstens unterbinden, und nur die Gesamt-Angaben oder dann alle 4 Messzyklen zusammen bekannt geben dürfen. Dass ein Hersteller fürs Prospekt den niegdrigsten Wert auswählt muss man als unlauteren Wettbewerb betrachten.
150kW meint
Bei der Nissan Werbung wird aber darauf hingewiesen das es der Stadt-Zyklus ist. Fußnoten lesen sollte man den Kunden schon noch zutrauen dürfen.
jomei meint
Dementsprechend lese ich auf der Firmenseite tazzari-zero.com/de zur Angabe „Maximale Reichweite: 200km*“ die besternte Fußnote: Mit Lithium-Ionen-Akku 200k“ (15 kw/h) bei konstant 50 km/h.
Alles weitere kann man sich denken.
McGybrush meint
Fussnote mag Legal sein.
Schlechte Kindererziehung leider auch.
In beiden Fällen sollten man dagegen aber etwas tun.
Viel Fussnote machen ein Produkt und eine Marke unsymphatisch. Klappt nur wenn es alle machen und man dann alternativlos ist.
Peter W meint
Tut mir leid, aber das ist meiner Meinung nach Kundenverarschung. Viele wissen noch nicht mal was WLTP ist. Nicht alle Leute sind gut informiert und technisch bewandert.
150kW meint
Wenn man nicht in der Lage ist so was einfaches wie WLTP zu begreifen, dann wird das mit der E-Mobilität mit kWh, AC, CCS, kW eh nichts werden.
henry86 meint
Sorry, aber die Überschrift ist einfach falsch. Die Reichweite ist auch mit WLTP genauso groß wie ohne.
Lediglich die Angaben im Werbeprospekt liegen jetzt näher an der Realität als vorher.
Miro meint
+1
ecomento.de meint
Viele Elektroauto-Modelle werden mit WLTP demnächst mit deutlich weniger Reichweite angeboten. Zwar war bereits der frühere Wert nicht realisierbar, die offizielle Reichweite wird aber eben geringer als zuvor ausgewiesen.
Wer sich mit E-Mobilität beschäftigt weiß, dass die angegebene Reichweite nicht realistisch ist – der „normale“ Autokäufer in der Regel nicht.
VG
TL | ecomento.de