Micro Mobility Systems hat vor kurzem eine Verspätung des neuen Microlino von einigen Wochen verkündet – das Kleinst-Elektroauto soll nun Anfang nächsten Jahres starten. Nun gaben die Schweizer bekannt, den Auftragsfertiger für ihren ersten E-Pkw zu wechseln.
Statt dem italienischen Autobauer Tazzari wird die Artega GmbH den Microlino fertigen. Neben den Rechten für die Produktion des Microlino erwarb das deutsche Unternehmen auch die Rechte an den Tazzari-Kleinstwagen der „Zero“-Serie. „Tazzari hat sich dazu entschieden, sich auf die Entwicklung von zukünftigen Projekten zu fokussieren ausserhalb des Stadtauto-Segments“, teilte Micro Mobility Systems mit. Artega werde etwa 3 Millionen Euro in eine Produktionslinie in Delbrück investieren und rund 50 Arbeitsplätze schaffen.
Artega ist ein Hersteller von Sportwagen, der nach seiner Insolvenz im Jahr 2012 demnächst mit dem elektrischen Superelletra neu angreifen will. Das Unternehmen wurde als Ableger des deutschen Automobilzulieferers Paragon gegründet, dessen Gründer und Chef Klaus Dieter Frers seine Anteile Ende 2009 verkaufte. Seit wenigen Jahren ist die Marke Artega wieder unter der Geschäftsführung von Frers aktiv.
„Paragon hat eine Reihe von Produkten, die sich für die Integration in den Microlino eignen könnten, wie beispielsweise Displays, Sprachassistenten, Lautsprecher und weitere Teile im Interieur“, so Micro Mobility Systems zu der neuen Partnerschaft. „Zudem hat Paragon ein Tochterunternehmen namens Voltabox, welches sich auf die Produktion von Li-Ionen Batterien für Gabelstapler und E-Bikes spezialisiert hat.“
Der Fertigung des Microlino beginnt nach aktuellem Stand kommenden Januar in einer 3000 Quadratmeter großen Halle in Delbrück-Hagen. Die Produktionskapazität beträgt zunächst 8000 Fahrzeuge pro Jahr. Die ersten Stromer sollen ab Frühling 2019 an Kunden in der Schweiz ausgeliefert werden, deutsche Käufer soll ihren Microlino ab Mitte des Jahres erhalten. Anschließend ist der Verkaufsstart in weiteren europäischen Ländern geplant.
Laut Micro Mobility Systems liegen mittlerweile über 10.000 Reservierungen für den Microlino vor – im November waren es noch unter 9000. Geboten wird zum Preis von mindestens „rund 12.000 Euro“ ein 2,4 Meter kurzes Elektroauto mit zwei Sitzen und 300 Liter Stauraum. Der 15 kW (20 PS) starke E-Motor des Kategorie-L7e-Fahrzeugs soll eine Beschleunigung von 0-50 km/h in fünf Sekunden erlauben. Maximal sind 90 km/h möglich. Als Reichweite werden – je nach gewählter Batterie-Option – bis zu 200 Kilometer in Aussicht gestellt. Die Ladezeit an einer haushaltsüblichen Steckdose für 80 Prozent der Kapazität wird mit vier Stunden angegeben.
Ekkehard Molling meint
2017 habe ich einen Microlino reserviert. Habe lange Jahre Isetta gefahren und finde diese Idee einfach super. Auch die Idee eines Kofferraumes wurde umgesetzt. Die 10000 Reservierungen sind nicht übertrieben…. Das jetzt eine deutsche Firma mit einsteigt macht die Sache noch interessanter. Der Bau der Isetta hat BMW damals gerettet und die Grundidee ist heute aktueller denn je.
le_rou meint
Sehr interessant dass hier einige so intensiv mit der Zukunft-(stechnologie) beschäftigen jedoch dann bei der Betrachtung des innerstädtischen Verkehrs nur eine Großstadt vor Augen haben. Rund 31% der deutschen leben in Großstädten (kein Anspruch auf Richtigkeit) damit ca. 69% die eben nicht von der Infrastruktur einer Großstadt provitieren. Damit denke ich gibt es wohl auch großes Potential für den innerstädtischen e-Verkehr.
Gerne biete ich mein Beispiel an :
-norddeutsches Wetter (feucht, viel Regen)
– Arbeitsweg (5km)
– Fahrzeit zur Arbeit (Auto 15min/Fahrrad 30 min/ Bus 45-60min)
– Öffi-Fahrintervalle 20min
– Familienstand (mit Kleinkind – > Kindergarten / Spielfreunde/ Vereinsaktivitäten aber auch Witterungsbeständigkeit)
Du hoffe dass sich hiermit evtl der Blickwinkel für den ein oder anderen ändert.
nilsbär meint
Ok, du bist auf ein Auto angewiesen. Trotzdem kann ich die angebliche Begeisterung für ein Microcar nicht verstehen. Warum ein solches als Zweitwagen kaufen (wenn doch ohnehin schon zu viele Autos rumstehen) und nicht gleich ein einziges Auto, mit dem man sich auch auf die Autobahn traut, beim Baumarkt was einladen kann und wo die ganze Familie reinpasst?
nilsbär meint
Für Überlandfahrten ist so ein Microcar nicht geeignet. Der erste Auffahrunfall kann da leicht der letzte sein. Und wer sich ausschließlich in der Großstadt aufhält, braucht kein Auto. Habe massive Zweifel an den 10000 Reservierungen.
Aleman meint
Fürs Fliegen ist so ein Flugzeug nicht geeignet. Der erste Absturz könnte gleich der letzte sein.
Gerry meint
Das wird ernste Konkurrenz für den ego life.
Zumal mit 200km Reichweite.
Allerdings gibts da keine eprämie, weil gefördert werden nur die „großen“ Fahrzeuge.
Sven meint
Der Microlino ist für mich das erste überzeugende Konzept für ein Stadtauto für Durchschnittspendler.
Wenn man sich hinstellt und seinen E-Kleinwagen-Konzept vorzeigt kommen offenbar zu viele Nachfragen der Art „warum hat der nicht 4 Sitze“ oder „warum ist der Kofferraum so klein“ so dass am Schluss ein zu großes, zu schweres Gefährt dabei herauskommt. Sion und e.Go ist solche Gefährte, die dann mehr als eine Tonne wiegen.
Microlino hat dieser Versuchung bislang widerstanden. Das Ziel als L7E Fahrzeug klassifiziert zu werden hilft offenbar. 300 Liter Gepäckraum sind schon sehr viel. Aber man will ja auch mal zum Supermarkt damit.
Bei den „ab 12,000€“ bin ich leider noch skeptisch, ich vermute mal daß sich der Preis nicht halten lassen wird. Und dann konkurriert der Microlino auch mit dem Uniti One ab 15,000€.
Gerry meint
Die 12.000 werden für das Basismodell gelten. Beim größeren Akku mit Ausstattung bist wohl bei 15.000
Trotzdem super, wo kann ich bestellen ????
xordinary meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
EdgarW meint
Tatsächlich?
100.000 km mit nem winzigen Benziner bei 5 l/100 km (die am vorgesehenen Einsatzort im Stadtverkehr nicht im Entferntesten hinzubekommen sind, aber seien wir optimistisch) kosten bei heute normalen 1,4€/l 7000 Euro.
Elektrisch gefahren bei aus meiner Sicht mit solch einem kleinen Autochen realistischen 10 kWh/100km bei 28 ct/kWh 2800 Euro.
Über 4000 Euro Ersparnis allein bei den Energiekosten. Dazu kommen Steuerersparnis, Wartungskostenvorteile, keine Gefahr bzgl. Fahrverboten, Platzvorteile. Ich würde sagen, das Teil kann sehr wirtschaftlich sein, man muss halt etwas weiter gucken, als nur auf den Anschaffungspreis. Das kann vielleicht nicht jeder, aber es wird sich rumsprechen. Bis dahin profitieren bene nur jene, die rechnen können. Oder überraschte porgressive Menschen, die nicht rechnen können.
Chris meint
„Tatsächlich?“
Tatsächlich!
Die vermeintliche Ersparnis ist abhängig von der Fahrleistung und da ist es ganz erheblich, wie die Nutzungszeit aussieht. Und für 12.000 € erhalte ich vor allem ein Auto mit deutlich größerem Nutzwert. Wenn ich nur in der Stadt rumgurken will, kann ich die Füße und die Öffis nutzen. Vielleicht wird es Zeit das zur Pflicht zu machen.
Frank meint
genau. Vergifter verbieten in der Stadt!
stueberw meint
Ja das stimmt, wenn ich den höheren Nutzwert aber nicht brauche und kein Dreckschleuder fahren will ist der kleine eine gute Option.
Vor allem dann, wenn ich vom Öffentlichen Nahverkehr abgehängt bin.
Habe letzte Woche das Glück gehabt den Microlino live zu erleben, war begeistert. Wenn wir einen Zweitwagen benötigen würden, würde ich mir den bestellen. (Ps. der Erstwagen ist ein KIA Soul ev.)
Chris meint
„wenn ich den höheren Nutzwert aber nicht brauche“
Ein Argument, dass man ja auch nicht gelten lassen möchte, wenn man darauf verweist, dass es den kona als „nicht Elektro“ für fast 30.000€ weniger gibt.
Wenn ich mir ein Auto mit dem Nutzwert eines Microlino kaufen würde, dann müsste ich dafür etwa 3.000€ ausgeben.
Wännä meint
Edgar, du hast das Wichtigste vergessen: den Fahrspaß, den es in einem „Richtigen“ Auto eben gar nicht geben kann. ;-)
Sebastian Schille meint
Der Kommentar, auf den Sie sich beziehen, wurde bereits entfernt. Die Redaktion.
lenzano meint
Hallo Ecomento Team,
die Überschrift verwirrt etwas gegenüber der Kurzbeschreibung.
„Das Schweizer Elektroauto Microlino wird ab Frühjahr 2019 in Italien statt in Deutschland gebaut.“ vs. „Microlino wird in Deutschland von Artega gebaut, 10.000+ Reservierungen“
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis, das haben wir mittlerweile korrigiert.
VG
TL | ecomento.de
Michael S. meint
Liebes Ecomento-Team,
in der Übersichtsseite ecomento.de/blog steht:
„Das Schweizer Elektroauto Microlino wird ab Frühjahr 2019 in Italien statt in Deutschland gebaut. Für den Kleinst-Stromer liegen 10.000 Reservierungen vor.“
Das ist widersprüchlich mit dem Titel des Artikels und dem Inhalt desselben. :)
Viele Grüße
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – aktualisiert!
VG
TL | ecomento.de
Niklas meint
Es hat für mich etwas sympathisches, dass die elektrische Zeit mit modernen Revivals der Anfangszeit des „Automobils für alle“ beginnt. Der Microlino greift die BMW Isetta auf, VW macht seinen Ur-Bulli neu, Tesla lehnt seine Nomenklatur an das erste Massenauto „Model T“ von Ford an. Vielleicht kommen noch mehr Beispiele dazu.
EdgarW meint
VW beruft sich beim I.D./Neo mit geschlossener Front und Heckmotor ebenfalls auf den Käfer. Natürlich ist das Design ein ganz anderes, aber das ist aus meiner Sicht ein Vorteil, denn die klassische Kompakt-Form bietet eine wesentlich bessere Raumökonomie als der Käfer oder dessen Retro-Abklatsch „New Beetle“. Bei Bulli und Isetta war die Raumökonomie ja von vornherein nah am Optimum.