Wie stark und schnell der Wandel zu mehr Elektromobilität die Gesundheit der Menschen in Regionen mit schlechter Luftqualität tatsächlich bessern kann, ist strittig. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) macht sich nun für ein gesellschaftliches Umdenken in Sachen Luftverschmutzung stark. Dies umfasse auch mehr Elektroautos auf den Straßen.
Studien belegen laut der DGP, dass die Feinstaubbelastung durch Landwirtschaft, Industrie und Verkehr gesundheitsschädlich ist. Insgesamt verliere die deutsche Bundesbevölkerung dadurch jährlich 600.000 Lebensjahre, wenn man das Gesundheitsrisiko auf eine einfache Zahl herunterbricht. Besonders betroffen seien ältere oder chronisch kranke Menschen sowie kleine Kinder.
„Selbst wenn die gemessenen Effekte relativ klein sind, haben wir es doch mit einem enormen Gesundheitsproblem zu tun, das praktisch jeden einzelnen Bürger betrifft und dem sich niemand entziehen kann“, so Professor Holger Schulz vom Helmholtz Zentrum München für Gesundheit und Umwelt. Die Fachgesellschaft für Lungenheilkunde sieht vorrangig die Regierungen von Bund, Land und Kommunen in der Pflicht, Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Deutschland zu ergreifen. Das Umdenken und die Eigenverantwortung für den Weg zur sauberen Luft müsse letztlich aber „von allen Bürgern akzeptiert und aktiv gelebt werden“.
Obwohl der Schadstoffausstoß in den letzten Jahrzehnten bereits stark gesenkt wurde, sind die gesundheitlichen Auswirkungen den Fachärzten zufolge nach wie vor hoch. „Bisher konnten Experten keine Grenzwerte ermitteln, die eine Gefährdung der Gesundheit ausschließen“, sagt Professorin Barbara Hoffmann von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
„Sowohl Politik und Industrie als auch die gesamte Bevölkerung müssen eine Kultur der Schadstoffvermeidung entwickeln“, fordert Professor Schulz. Die Politik sieht er in der Verantwortung, Regularien und Anreize hierfür zu schaffen. Zu den möglichen Maßnahmen gehörten die Förderung alternativer Mobilität, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen für eine umfassende Fahrradmobilität sowie die Förderung von Elektroautos und Carsharing-Modellen – sowie „durchaus auch Fahrverbote“.
Die DGP merkt an, dass neben dem Verkehr auch andere Quellen von Bedeutung sind, darunter die zunehmend beliebter werdenden Kaminöfen, bei denen eine Schadstoffreduktion geboten sei. Darüber hinaus empfiehlt die Fachgesellschaft, in die Entwicklung „sauberer“ Technologien für Industrie, Energieproduktion und Landwirtschaft zu investieren und diese zeitnah anzubieten.
Priusfahrer meint
Solange sich sogar die Bundeskanzlerin verbiegt um die Schadstoffgrenzen
an die Wünsche der Auto-Industrie anzupassen haben wir als mündige
Bürger und Konsumenten sehr schlechte Karten. Der Trumpf liegt immer
noch auf dem Tisch der Groß- und Schwerindustrie, und der sticht universell
ohne alle „wenn“ und „aber“. Die Gesundheit hat wirtschaftlich immer noch
Nachrang vor Gesundheit der Bevölkerung.
Tobias Rupp meint
Anhand der Elektromobilität sieht man aber, dass wir, die Bürger, immer noch die größere Macht haben. Denn entgegen der Bestrebungen der Politik und der Industrie kommt die E-Mobilität dennoch. Der Bürger will das halt so. Könnte zwar schneller gehen, aber immerhin. Ich freue mich schon auf 2019. Da kommen so viele Modelle. Ich hoffe nur unsere ignorante und arrogante deutsche Automobilindustrie bekommt zur Strafe für Ihre Betrügereien und das Bekämpfen der E-Autos eine ordentliche Klatsche. Es tut mir zwar leid um die Arbeitsplätze, aber deren immer noch andauerndes Handeln und deren Äußerungen zeigen doch, dass sie es noch immer nicht begriffen haben. Weder das die E-Mobilität etwas Gutes für uns alle ist, noch das sie in der Vergangenheit viel falsch gemacht haben. Sowohl wirtschaftlich (Zeichen nicht erkannt) und rechtlich (Betrug) als auch moralisch.
alupo meint
“Sowohl Politik und Industrie als auch die gesamte Bevölkerung müssen eine Kultur der Schadstoffvermeidung entwickeln”, fordert Professor Schulz.
+10000
Das kann ich voll und ganz unterschreiben.
In unserem Rechtssystem gilt schon lange die Regel: „Im Zweifel für den Angeklagten“.
Nur bei der Gesundheit nimmt man es bei uns nicht so Ernst.
Peter W meint
Alupo, ich sehe das Problem, dass die Beweisführung sehr schwierig ist. Würde man die Beweislast in Sachen Gesundheits- und Umweltschutz umkehren, hätten wir keine vergiftete Luft und keine verseuchten Böden. Leider muss ein geschädigter beweisen, dass er von Abgasen krank wurde, was so gut wie unmöglich ist. Besser wäre es, wenn der Verursacher von Schadstoffen, egal welcher Art, beweisen müsste, dass es unschädlich ist.
Jürgen S. meint
Ich freue mich sehr auf den Wendepunkt, wenn diese Forderung der Pneumologen im Bewusstsein der grössten Teile der Bevölkerung der Erde angekommen ist. Ich finde es gut, wenn viele Ärzte voran gehen.
Momentan werde ich als Elektroauto Fahrer immer noch vielerorts als schwerer Umweltsünder und Kinder-Ausbeuter angeprangert. Und ich kriege zu hören dass mit Elektroautos nur Probleme ins Ausland verlagert werden, so als ob Verbrenner und ihre Treibstoffe organisch aus dem Boden wachsen. Und ich würde nur Braunkohle Strom verbrauchen, obwohl ich Schweizer Ökostrom aus 100% Wasserkraft einkaufe. Das sind teilweise fast schon esoterische, ideologische und nicht zutreffende Argumente, aber dass ist das, was den Durchbruch der Elektro Mobilität verhindert in Kombination mit dem noch nicht vorhandenen Angebot preiswerter Fahrzeuge. Dass derzeit die Lungen der Weltbevölkerung und das Klima zu Grunde gehen und eine Mitursache Verbrenner Fahrzeuge sind, ist bei den meisten Artgenossen noch nicht angekommen. Dafür braucht es zehn weitere Jahre.
Tobias Rupp meint
Vollkommen richtig. Solange nicht klar ist ab welchem Wert eine Schadstoffbelastung gesundheitsschädlich wird, sollte man eine solche Belastung grundsätzlich vermeiden. Das gilt aber nicht nur für den Verkehrsbereich. Es sollten sich auch so langsam mal Ärzte für eine Vermeidung von Pestiziden, Fungiziden, Insektiziden und was es sonst noch so alles gibt aussprechen. Das solche Mittel scheinbar zu einem ganz großen Artensterben bei den Insekten geführt haben ist mittlerweile zwar hinreichend bekannt, scheint aber niemanden wirklich zu interessieren. Erst wenn der Mensch unmittelbar (also direkt) bedroht ist wird über mögliche Alternativen nachgedacht. Dass er das schon längst mittelbar (also indirekt) auch schon ist wird leider viel zu oft übergangen. Elektromobilität begrüße ich sehr. Einhergehend mit einer Energiewende kann das unser Leben sehr positiv beeinflussen. Wenn man nun noch mehr auf nachhaltige Landwirtschaft und Müllvermeidung bzw. konsequentem Recyceln setzen würde, und das auch in andere Länder transportieren würde, könnten unsere Enkel und Urenkel auch noch was von unserer Erde haben.
Niklas meint
Das mag schon stimmen.
Ein viel größeres Problem sind bei meiner täglichen Mobilität mit den ÖVM die vielen Raucher, die in fein säuberlichen Abständen von 2 Metern jeden Bahnsteig belagern, so dass ich täglich unfreiwillig mitrauchen muss. Ändert freilich nichts daran, dass die Verkehrsabgase genauso ein zu lösendes Problem sind, aber dennoch muss ich immer daran denken, wenn ich solche Berichte lese. Manche Probleme sind eben populärer und hysterischer als diejenigen anderen, welche sich eigentlich mehr aufdrängen sollten.
Peter W meint
Das Problem ist, dass es immer die Anderen sind, die etwas falsch machen. Diese Einstellung verhindert insgesamt den Fortschritt in Richtung gesunde Umwelt.
Man darf sich hier auch fragen, ob ein Rauchverbot an der Haltestelle dem Kind, das an der Hauptstraße wohnt etwas nützt. Prioritäten sind immer schwer festzulegen.
Am Ende bleibt dann oft die Frage ob wir Nichts oder Alles für die Umwelt tun. Nichts tun ist dann doch das Bequemste.
Meiner Einer meint
Hallo Peter W.
das Problem sind nicht immer die Anderen, die was falsch machen, sondern die, die meinen, daß Regeln immer nur für die anderen gelten.
Beim Nichtraucherschutz würden übrigens große Fortschritte erzielt. Das läßt hoffen.
Leonardo meint
Bei den Rauchern kannst du dir aber sicher sein daß die die gröbsten Abgase schon in sich selbst rausgefiltert haben.
Anders beim Verbrennerauto wo der Hintermann alles abbekommt und der Verursacher nichts. (Das nervt mich als Elektroautofahrer ganz besonders an der Ampel im Winter wenn von meinem Elektroauto nur der hinter mir stehende Verbrennerfahrer profitiert und ich nicht).
alupo meint
Eines der besten Features des Tesla Facelift ist dessen rießiger HEPA Filter fast über die gesamte Fahrzeugbreite. Da kommt bei mir seit 2 Jahren nichts durch, zumindest solange man die Scheiben geschlossen hält.
Ich finde es traurig, ja sogar extrem ärgerlich, dass das Problem dem nachfolgenden Verkehr und dessen Insassen überlassen wird.
Die Autofahrer haben ein gewaltiges Verschmutzungsprivileg, sogar über die gültigen Grenzwerte hinweg.
Die einzige Institution die sich für die Einhaltung der m.M.n. immer noch viel zu hohen Grenzwerte einsetzt ist die DUH. Sehr traurig.