Die großen deutschen Zulieferer positionieren sich zunehmend als Komplettanbieter von Technik- und IT-Lösungen rund um die Elektromobilität. Die Herzogenauracher Schaeffler-Gruppe erklärte nun, zukünftig auch im großen Stil Motoren für Elektroautos liefern zu wollen.
„Wir wollen ab dem Jahr 2020 mit eigenen produzierten Elektromotoren in den Markt gehen. Dafür haben wir jetzt alle Technologien an Bord“, sagte Jochen Schröder, Leiter des Unternehmensbereichs E-Mobilität, im Gespräch mit der Automobilwoche. Bislang habe Schaeffler noch keine Motoren für Stromer produziert, sondern mit Partnern zusammengearbeitet.
Schaeffler hat vor kurzem den Frankfurter Hersteller von Fertigungsmaschinen für Elektromotoren Elmotec Statomat übernommen. „Die Akquisition versetzt uns in die Lage, zukünftig die gesamte Industrialisierung des Elektromotorenbaus lückenlos im Unternehmen abzubilden und die letzte bestehende Technologielücke bei der Herstellung von Rotoren- und Statoren zu schließen“, so Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld zu der Übernahme. Er betonte: „Elektromobilität ist eines unserer zentralen Zukunftsfelder.“
Neben dem Einsatz in eigenen Produkten will Schaeffler seine E-Maschinen auch an externe Kunden verkaufen. „Das war schon immer Bestandteil unseres Geschäftsmodells. So wie wir jetzt schon Komponenten und Teilsysteme an andere verkaufen, werden wir das künftig auch beim Elektromotor machen, wenn der Markt das will. Wir sind da offen“, erklärte Schaeffler-Vorstand Zink. „Klar ist, dass wir eine Großserienproduktion anstreben und uns nicht um Nischenprojekte innerhalb der Elektromobilität bewerben.“
Das E-Motoren-Portfolio von Schaeffler soll aus verschiedenen Leistungsgrößen für Elektroautos und Hybridfahrzeuge bestehen. Die Leistung werde sich „in einem Spektrum von 20 Kilowatt bis hin zu Hochleistungsmotoren im Bereich von 300 Kilowatt“ bewegen, kündigte E-Mobilitäts-Chef Schröder an. Er merkte an, angesichts der anvisierten Vielfalt bei E-Maschinen weiter mit anderen Herstellern zusammenarbeiten zu wollen.
Zu was die Schaeffler-Elektrotechnik in der Lage ist, zeigt das Unternehmen mit dem „4ePerformance“. Das rein elektrisch angetriebene Konzeptfahrzeug verfügt über vier Formel-E-Motoren mit einer Gesamtleistung von 880 kW (1200 PS). Alle vier Antriebe sind die komplette zweite Formel-E-Saison im Einsatz gewesen.
Chris meint
Die OEMs werden sicher nicht den Motorenbau abgeben und das ist auch gut so! Vor allem nicht BMW, Audi und VW. Bei Daimler wird im Frühjahr 2019 entschieden.
nilsbär meint
Neben Schaeffler drängen auch Conti, Siemens, Bosch und andere in das Geschäft mit Elektromotoren für Autos.
Und das, obwohl viele Autohersteller (BMW, VW …) die Elektromotoren selbst bauen.
Ich befürchte eine Katastrophe für die deutschen Zulieferer.
dastutdochschonbeimlesenweh meint
Siemens macht nix mehr mit Elektroautos -> steigt derzeit aus Valeo aus.
Bosch hat sich auch gegen eine Zellfertigung entschieden -> macht weiter nur die üblichen Produkte.
Zudem geht es bei Valeo, Schaefler und Conti nicht um ein eigenes Auto, sondern um den Bau von Komponenten (Getriebe, Umrichter, Motor usw.) welche Sie als fertige Lösung direkt an den OEM verkaufen können.
Sebastian meint
Dass die OEMs die Motoren selbst bauen wollen, halte ich für ein Verbrennerrelikt und vor allem für Marketing. Das wird sang- und klanglos verschwinden und an die Zulieferer übergehen. Vielleicht stecken ein paar OEMS noch die von den Zulieferern gebaut Einzelteile zusammen um behaupten zu können, dass sie die Motoren bauen. Oder sie prahlen mit der Entwicklung der Motoren obwohl die Eigenleistung nicht mehr ist, als die benötigte kW-Zahl zu bestimmen. Mehr wird in Zukunft nicht dahinter stecken. Vor allem wenn Stückzahlen benötigt werden.