Die großen deutschen Zulieferer Bosch, Continental und ZF wollen auch bei Elektroautos, Hybriden und Wasserstoff-Stromern zu den führenden Zulieferern gehören. Beim Kampf um die Marktführerschaft bei Elektromotoren müssen sie es mit schlagkräftiger Konkurrenz aus Asien aufnehmen: Japans E-Motoren-Riese Nidec will zum größten Motorenhersteller für Elektroautos werden – unter anderem durch den Zukauf deutscher Mittelständler.
Er habe „tiefen Respekt für Deutschland“, sagte Konzernchef Shigenobu Nagamori im Gespräch mit dem Handelsblatt. Er habe in den 60er-Jahre bei einem deutschen Unternehmen gelernt, da die hiesige Branche damals bei E-Maschinen führend gewesen sei. „Statt nur zu lernen, kaufen wir nun deutsche Firmen“, kündigte der 74-Jährige an. Bereits heute sieht er sein Unternehmen der Konkurrenz „weit voraus“.
Um die Führungsrolle von Nidec weiter auszubauen, will Nagamori in den kommenden Monaten 500 bis 600 Millionen Euro für insgesamt fünf mittelständische Unternehmen ausgeben. Auch größere Firmen sollen dazugehören. „Wir wollen in der Automobil- und Roboterindustrie wachsen“, erklärte der Firmenchef. Bis 2020 will er den Umsatz im Vergleich zum Rekordjahr 2017 noch einmal um 40 Prozent auf umgerechnet 15,6 Milliarden Euro erhöhen.
Besonders mit Blick auf Elektromotoren für Autos und Roboter ist Nagamori äußerst ambitioniert – sein Ziel: „Wir werden die Nummer Eins in der Welt sein.“ Bisher hat er sich auf Firmenkäufe in den USA und anderen Ländern Europas konzentriert, nun stehe die Bundesrepublik im Fokus. „In der Mechanik und automobilen Technik ist Deutschland das stärkste Land“, so der Nidec-Chef. „Die Kombination deutscher und japanischer Technik kann einen echten Sprung nach vorn bedeuten.“
Aktuell sehen die meisten in der Akku-Technik den Schlüssel für reichweitenstarke und erschwingliche Elektromobilität, laut Nagamori spielt aber auch der Elektromotor eine zentrale Rolle. Statt sich vorrangig auf die Batterie zu konzentrieren, sollten sich die Autohersteller daher auch um bessere E-Maschinen bemühen. Hier seien die Entwicklungszyklen deutlich kürzer, was schneller Fortschritte als bei Batterien erlaube.
Nidec hat sich bereits ab 1995 für einen Boom der E-Mobilität positioniert, die Entwicklung des Marktes dauerte dann aber länger als gedacht. Heute geht Nagamori davon aus, dass Batterie-Elektroautos 2030 einen Marktanteil von mehr als einem Drittel und 2040 von mehr als zwei Dritteln haben werden. Er glaubt: Hybride und Diesel werden bis dahin „verschwunden sein“.
Niklas meint
Den Elektromotor zähle ich eigentlich zu den Kernkompetenzen des Fahrzeugherstellers, denn dort wird es künftig bestimmt auch Möglichkeiten zur Abgrenzung geben, wenn auch nicht so stark wie bisher bei Verbrennern.
Wird bestimmt trotzdem Autohersteller geben, die ihre E-Motoren einkaufen. Aber gerade jene, bei denen die Antriebseinheit wichtig für die Marke ist oder gar im Name steht, sollten das nicht tun. BMW hat das zB erkannt und baut seine E-Motoren selber.
H2O3 meint
Sehe ich genauso.
Hier geht garnicht um das letzte Prozent Effizienz, hier geht es um Leistungskurven/Drehzahlen, Haltbarkeit und nicht zuletzt um neue Technologien wie Reluktanz-Motoren die keine seltenen Erden mehr benötigen.