Fiat hat das Elektroauto „Concept Centoventi“ vorgestellt. Die Entwickler haben den Stromer als bezahlbare Lösung für E-Mobilität entworfen, die auch lange Ausflüge außerhalb der Stadt ermöglichen soll. „Der Fiat Concept Centoventi projiziert die Marke in die Zukunft, mit der Fähigkeit, wichtige Trends zu ‚demokratisieren‘: Erschwinglich, aber cool“, so der Autobauer.
Der 3680 mm lange, 1527 mm hohe und 1740 mm breite Concept Centoventi kann individuell gestalten werden – auch nach dem Kauf. Das Modell wird nur in einer Farbe produziert, der Kunde kann aber zwischen unterschiedlichen Dächern, Stoßfängern, Radabdeckungen und Beklebungen sowie zusätzlichen Accessoires wählen. Auch die Innenausstattung, das Infotainment-System und die Reichweite lassen sich individualisieren.
Mit Ausnahme von sechs nur im Handel installierbaren Merkmalen – Stoßfänger, Polycarbonat-Dach, Lackierung, Lingotto-Instrumententafel, Batterien und digitale Heckklappe – können für den Concept Centoventi über 100 speziell entwickelte Zubehörteile auch online gekauft und vom Kunden selbst montiert werden. Dazu gehören unter anderem das Soundsystem, die Armaturenbrett- und Türstapelfächer und die Sitzpolster.
Einfachere Accessoires, etwa ein Getränkehalter oder ein Dokumentenhalter, könnten sich später auf einem 3D-Drucker zu Hause, im Autohaus oder in einer Spezialdruckerei herstellen lassen. Fiat schwebt ein neues Geschäftsmodell für Automobilzubehör vor, das den Weiterverkauf oder Handel im Internet ermöglicht und eine Gemeinschaft von Markenfans fördert.
Im modularen, vollständig rekonfigurierbaren Innenraum des Concept Centoventi finden bis zu vier Personen Platz. Das Armaturenbrett hat kleine Löcher, in die diverse Komponenten beliebiger Form und Funktion eingebaut werden können. Gleiches gilt für die Türverkleidungen, die sich individuell ausstatten lassen – unter anderem mit Staufächern, Flaschenhaltern und Audio-Lautsprechern.
Der serienmäßige Fiat Concept Centoventi verfügt über ein offenes Dach, das geschlossen werden kann. Wie die anderen Details lässt sich auch das Dach individuell gestalten – möglich sind ein zweifarbiges Polycarbonatverdeck oder Stoffverdeck, eine integrierte Ladebox oder ein Dach mit Solarmodul.
In die große Heckklappe kann ein Display integriert werden, um Botschaften mit der Außenwelt zu teilen. Während der Fahrt wird aus Sicherheitsgründen allerdings nur das Fiat-Logo angezeigt. Sobald der Concept Centoventi anhält, kann der Fahrer in den „Messenger“-Modus wechseln. Die digitale Heckklappe kann zudem zu einer „Werbefläche“ zur Vermietung an Werbetreibende werden.
Bis zu 500 Kilometer Reichweite
Seine Energie bezieht der Concept Centoventi von einem Satz Batterien. Standardmäßig wird das Fahrzeug mit einer Reichweite von 100 Kilometern ausgeliefert. Dies lässt sich mit bis zu drei zusätzlichen Kauf- oder Miet-Batterien um jeweils 100 E-Kilometer erhöhen. Die zusätzlichen Batterien werden vom Händler unter dem Boden des Fahrzeugs installiert. Eine Gleitschiene erlaubt ein schnelles und einfaches Ein- und Ausbauen. Eine zusätzliche Batterie zur Montage unter dem Sitz kann direkt zu Hause oder in der Garage des Benutzers abgeklemmt und aufgeladen werden. Die erreichbare Gesamtreichweite beträgt 500 Kilometer.
Zum Aufladen befindet sich eine Mehrfachladebuchse an der Unterseite der Windschutzscheibe des Concept Centoventi. Es handelt sich um eine unterhalb der Verkleidung untergebrachte Kabeltrommel, ein Kabelhohlraum im Kofferraum wird so überflüssig. Das System kann im Falle einer Energieverteilung als Drehscheibe für mehrere Fahrzeuge dienen. Die Steckdose leuchtet im Dunkeln und lässt sich als elektrische Taschenlampe und Abtauvorrichtung für Windschutzscheiben verwenden.
Fiat hat den Concept Centoventi auch für Firmenflotten und die geteilte Nutzung entworfen. „Es ist das preiswerteste BEV auf dem Markt, zum Teil dank des modularen Batteriesatzes, sowie das am einfachsten zu reinigen, zu reparieren und zu wartende, mit geringerem Schadensrisiko und noch niedrigeren Gesamtbetriebskosten“, so die Italiener. Wann und in welcher Form das Konzept in Serie gehen soll, ist noch unklar.
alupo meint
Das Konzept mit den Zukauf/Miet-Zusatzakkus finde ich genial.
Ich schleppe meine gut 500 NEFZ Reichweite immer mit mir herum. Gut, bei einem eAuto spielt das Gewicht systembedingt beim Verbrauch keine wesentliche Rolle mehr (insbedondete bei AWD), aber die freie Zuladung steigt gewaltig (+500 kg gegenüber Normalniveau?), wenn man die Reichweite nicht braucht. Auch der Geldbeutel wird entlastet und man hat ja die Möglichkeit, später Reichweite dazuzukaufen oder für die seltene Langstrecke zu mieten.
Aber das hat sicher auch Nachteile. Mal sehen wie es sich darstellt, wenn es ihn, irgendwann einmal, so zu kaufen gibt…
Auf einen Gigagrill verzichtet Fiat, sehr gut.
Ernesto 2 meint
Sorry dieses Konzept wird nie in Serie gehen, dazu ist der Auto-Käufer vieeeeel zu faul. Ich kaufe doch kein Auto um dann alle Nase lang irgendein anderes Teil (noch dazu für teuer Geld) hin oder wegzuschrauben??? Wer hat denn diesen Schwachsinn entwickelt? Dazu noch ist dann wirklich ALLES aus Plastik, wird es nicht langsam Zeit sich DAVON wegzubewegen? Jeder jammert über Plastik nur bei einem Auto soll das keine Rolle spielen? Nee, mit ist dann ein Auto aus Stahl und Bambus lieber. Und hat auch die besseren Argumente.
Uwe meint
Akku-Packs der Zukunft haben ebenfalls Plattform-Charakter:
Reichweiten-Volumina sind vorinstalliert und können per Software-Updates freigeschaltet werden.
Für den Urlaub, Wochen-Weise, Tage-Weise, Monatsweise oder generell.
Mit der konduktiven Lademöglichkeit können mehrere unabhängige und mit der Option der Verschaltung versehenen Packs mit jeweils eigenen und gleichzeitigen Lademöglichkeiten versehenen Platten zunächst stationär und in wenigen Jahren auch während der Fahrt an Haltepunkten, wie Kreuzungen, Bushalten, über Parkbuchten und Parkplätzen geladen werden.
Das heisst, an einem Fahrzeug laden drei Packs über drei konduktive Platten gleichzeitig. Da sind Vollladungen für 1000 km in wenigen Minuten kein Problem.
Alleine das Wissen, was heute schon technologisch möglich ist, hemmt die Investition in die „Zwischenlösungen“.
Deshalb, und nur deshalb kurven noch rund 20 Jahre die Verbrenner rum.
Technisch ist das nur noch von vorvorgestern. Teurer Schrott.
Uwe meint
Die eigentliche Innovation und vor allem Disruption sind die individuellen Module, die vor Ort (Im Handel oder vom Kunden selbst) auf dem 3D-Drucker gedruckt werden können.
Das habe schon vor mehr als 4 Jahren angekündigt. Vor fast 10 Jahren wurde das als die „mögliche“ automobile Zukunft vorgestellt. Porsche hat den Ersatzteil-3D-Druck für die Oldtimer schon installiert.
Damit werden ganze Industrie-Zweige und Logistik-Ketten ersatzlos abgeschafft. Die Module und Ersatzteile stehen in Säcken und Beutel, oder in Paketen als Pulver oder Filament zu Hause oder im Druck-Studio. Designer können sich austoben.
Aber dass ausgerechnet Fiat damit als erster um die Ecke kommt, ist sehr überraschend.
Philipp Rosengarten meint
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf werbliche Links. Danke, die Redaktion.
Undsoweiter meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Priusfahrer meint
Geht im Stil in Richtung Hondas Urban EV. Vom Aufbau ganz nett, gefällt mir.
Standard Reichweite von 100 km fällt dann wohl in die Kategorie
Minimalismus.
Fiat sollte sich eher an VWs MEB beteiligen und realitätsnähere Fzge.
entwickeln. Sonst frißt sie der harte Wettbewerb auf.
ElektroZino meint
Der Fiat Händler Karabag in HH hatte Fiats 500 auf Elektro umgerüstet und gewartet. So konnte er auch ordentlich Daten sammeln. Es stellte sich heraus, dass die überwiegende Zahl der Kunden ca. 33 km/Tag nicht überschritten haben. Daher war er am überlegen ob er nicht eine kleinere anbieten sollte. Wenn man nur Großstadt fährt, dann sind auch 100 km Reichweite für viele ok. Bekommt man später Appetit auf mehr, kann man beim Händler aufrüsten, sogar mit einem Pack unter dem Fahrersitz. Die MEB von VW ist bisher nur eine Ankündigung und kein Allheilmittel. Ich finde die Idee von Fiat großartig ein bezahlbares, schnell aufrüstbares und individuell zu gestaltendes Elektroauto auf dem Markt zu bringen. So können sich auch Geringverdiener ein Elektroauto leisten und z. B. auf Chef‘s Kosten (steuerfrei) zur Arbeit fahren
Uwe meint
Plattformen wie die MEB gab es schon vor 5 Jahren in den USA für Kleinserien-Hersteller von der Stange zu kaufen.
Da braucht sich keiner auf VW zu verlassen.
Und noch realitätsnäher als Fiat damit ist geht zur Zeit nicht.
Die Variabilität der Bauteile wird in den nächsten 2 Jahren noch extrem zu nehmen.
Vom Cabrio über das Coupé bis zum Pickup oder Kombi hat die Familie 2025 nur noch eine Plattform in der Garage.
Und je nach Geldbeutel und Bedarf lagern die Anbauteile zur Miete oder als Eigentum in Garage, Keller oder im örtlichen Shop für die Kurzzeit-Montage.
Das sind keine ferne Zukunftsvisionen. Das Roll-Out läuft.
ElektroZino meint
Schön geschrieben Uwe – tumbes up!
Porsche 911 meint
Da bekommt der Spruch: Fiat – „Fehler in allen Teilen“ eine ganz neue Bedeutung…
ElektroZino meint
Aroganz hilft nicht weiter – das haben sogar die hohen Herren im VW Konzern angesehen und rennen hinter dem Hauptfeld hinterher. Ich drücke Ihnen den Daumen, dass sie die anderen doch einholen, denn davon hängen zu viele Arbeitsplätze…
Peter meint
Interessante Idee zum Thema Batterie, wie ich finde.
Zwei mal im Jahr für den Urlaub die Kapazität erweitern, im Alltag halt mit geringerer Reichweite klarkommen.
andi_nün meint
absolut interessante idee
es gibts bei e-autos unzählige einsparmöglichkeiten. autos können für ihren tatsächlichen zweck bestellt werden. 500km reichweite werden bald für viele autotypen leicht möglich sein, müssen aber nicht sein
Stefan Ripp meint
Diese Idee hatte ich schon sehr früh Sonomotors für den Sion vorgeschlagen… War aber leider bei der 1-Produkt Philosophie nicht machbar.
nilsbär meint
Super Idee. Noch ein Aspekt dazu: Eine weitere Batterie kann die Lebensdauer eines E-Autos deutlich verlängern, wenn der Rest solide verarbeitet ist. Wenn nach sagen wir 10-15 Jahren die Kapazität der Erstbatterie deutlich gesunken ist, vielleicht auf 70%, einfach eine kleine neue Batterie dazukaufen und man ist wieder auf 100%. In Kombination mit dem einfachen, wartungsarmen Aufbau eines E-Autos und den OTA-Updates vieler Funktionen könnten so Autolebensdauern von 30, vielleicht sogar 50 Jahren erzielt werden. Super für die privaten Finanzen, nicht so super für die Autohersteller:-)
Uwe meint
Alles richtig, aber in Zeiträumen von 10-15 Jahren zu denken, wird erst wieder in 15-20 Jahren interessant – wenn die größte Disruptionswelle („industrieller Tsunami“) vorbei ist, und man sehen kann, was noch steht.
Swissli meint
Blöderweise wollen dann alle zur selben Zeit (Sommer, Ostern) Urlaub machen und die Batterie temporär erweitern. Man müsste also für fast alle Autos eine Zusatzbatterie auf Lager haben. Dann kann man sie gleich fix ins Auto einbauen. Bei sinkenden Zellpreisen werden 500 km sowieso bald Standard sein.
Was ich noch sehen würde: beim Autokauf gibts 2 Batteriegrössen zur Auswahl (wie bei M3 oder Kona, Niro). Wer die kleine Batterie kauft, hat später die garantierte Möglichkeit (xx Jahre) auf die grössere Batterie zu upgraden – und zwar zum max. Preis der Differenz beim Neuwagenpreis. Aber selbst das bietet niemand an – nicht mal Tesla.
Thrawn meint
WOW, heute ist wohl Battery Electric Vehicle Concept Announcement Day in der Automobilwelt, kurz BEVCAD.
Das geht ja Schlag auf Schlag heute hier auf Ecomento.
Naja, nachdem der VDA Oberhirte Mattes den BEVCAD ja jüngst quasi verkündet hat, stellen die Lämmer nun den Schwanz auf und lassen’s laufen.
Ein Tsunami an Ankündigungen, so dass man mit
abfälligenanerkennenden Kommentaren kaum hinterher kommt, so zu sagen…andi_nün meint
nicht heute! das wird jetzt jahrelang so weitergehen, etwas verstärk zum autosalon, aber es wird nicht mehr aufhören
vor einem jahre war der EV markt noch sehr übersichtlich, das wird er bald nicht mehr sein
Uwe meint
Genau.
Anrak meint
Ich hoffe es, es braucht mehr eNiro´s und Kona´s. Im Moment sind die Lieferzeiten dieser wieder 12 Monate+. Um so mehr Angebote es gibt um so mehr verteilt sich die Menge auf immer mehr Hersteller und man kann dann mit solchen Wartezeiten keinen EV mehr verkaufen. Wenn es mehr Modelle gibt, wird auch der Konkurrenzdruck größer.