Elektromobilität ist nicht nur bei Pkw und Transportern ein immer wichtigeres Thema, auch die Baumaschinenbranche treibt die Elektrifizierung ihrer Produkte voran. „Der Trend hin zu alternativen Antrieben hat hier später eingesetzt“, so Darius Soßdorf, Geschäftsführer der Forschungsvereinigung Bau- und Baustoffmaschinen, im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Doch er erreicht schon den Mainstream.“
Einer der Vorreiter bei Elektro-Baumaschinen ist Volvo CE. Die Schweden betreiben bereits Pilotprojekte und kündigten jüngst an, elektrische Radlader und kompakte Bagger in Serie zu fertigen. Dass sich die alternative Antriebsart für die Einsatzzwecke vieler Kunden bereits heute eignet, zeigt Volvo CE mit einem seit letztem Jahr betriebenen emissionsfreien Steinbruch.
Auch der deutsche Baumaschinenhersteller Liebherr hat Erfahrungen mit der Elektrifizierung großer Maschinen. Im letzten Jahr nahm die Lausitzer Grauwacke den 200-Tonnen-Bagger R9200E in Betrieb. Erstmals habe eine elektrogetriebene Maschine dieser Dimension in Deutschland Erde bewegt, heißt es.
Der Münchner Hersteller Wacker Neuson präsentierte auf der Branchenmesse Bauma in diesem Jahr mit einem „Zero Emission Boulevard“ seine elektrisch betriebenen Produkte. „Wir haben vor gut vier Jahren begonnen, in diesen Bereich zu investieren“, erklärte Firmenchef Martin Lehner. Heute biete Wacker Neuson vom Stampfer bis zum Bagger alles für die komplett emissionsfreie kleinere und mittlere Baustelle an.
Branche erwartet „rasantes Wachstum“
Noch bereitet sich die Branche vorrangig auf kommendes Geschäft vor, bei Wacker Neuson etwa liege der Umsatz mit E-Mobilität noch „in einem niedrigen einstelligen Prozentbereich“, sagte Lehner. „Wir sind an einem Wendepunkt und werden in den nächsten zwei, drei Jahren ein rasantes Wachstum sehen.“ Das liege auch daran, dass sich der Wettbewerb zunehmend elektrifiziert. „Es wird uns helfen, dass wir nicht mehr der Einzige sind, der das Thema bespielt“, so der Wacker-Neuson-Chef.
Als Treiber für emissionsfreie Produkte sieht Lehner Kommunen und EU-Vorgaben. So habe London eine Initiative angekündigt, die die Emissionen von Baumaschinen um 50 Prozent reduzieren soll. Lehner glaubt: „Wenn hiesige Kommunen erkennen, dass die nötigen Maschinen verfügbar sind, werden sie ihre Maßnahmen auch verschärfen.“
Laut Branchenexperte Soßdorf verlangen Kommunen bereits heute in Ausschreibungen von Bauprojekten zunehmend einen minimalen CO2-Ausstoß. „Da kommen elektrisch angetriebene Maschinen zum Zuge“, sagte er. Vor allem bei längeren Einsatzzeiten auf Großbaustellen hätte Elektrotechnik allerdings noch Limitierungen. Bei schwerem Gerät würden hier zwar bereits zusätzlich E-Antriebe eingesetzt, „aber die Kraft liefert der Diesel – und das wird sich so rasch nicht ändern“, so Soßdorf.
Wie viele Pkw- und Lkw-Unternehmen wollen auch Baumaschinenhersteller auf einen Antriebsmix setzen. „Der E-Antrieb ist nicht das Allheilmittel“, meinte Wacker-Neuson-Chef Lehner. „Wir werden in der Zukunft viele Antriebslösungen sehen.“ Grundsätzlich gelte es, für jede Maschine die passende Antriebstechnik zu finden, findet Deutz-Chef Frank Hiller. Während etwa für Kleinbagger reine Elektro-Systeme geeignet seien, würden zu Maschinen wie Teleskopstapler, die kurzzeitig Spitzenleistung erbringen müssen, Hybridantriebe besser passen.
Hiller hält auch Wasserstoff-Technik für vielversprechend, Deutz habe bereits „einen nahezu emissionsfreien Wasserstoff-Verbrennungsmotor“ entwickelt. Ob sich das Produkt durchsetzt, hänge allerdings davon ab, dass eine flächendeckende Tankinfrastruktur entsteht. Wacker Neuson sieht indessen in synthetischen Kraftstoffen für konventionelle Motoren Potential, hier habe es zuletzt starke Verbesserungen gegeben.
Jörg2 meint
Überall, wo ein Kran hingestellt wird, liegt bekannter Maßen auch ein dickes Kabel.
Beim innerstädtischen Bauen ist am Abend irgendwann Baustellenschluss, früh gehts erst weiter (Anwohnernachtruhe).
Da ist dann genug Saft im Krankabel um Bagger&Co über Nacht zu laden.
Gunarr meint
So ein Bagger bewegt sich nicht viel, während er baggert. Warum macht man da nicht einfach ein Stromkabel dran?
nilsbär meint
Wieder ein Schritt in Richtung saubere Wirtschaft. Weiter so!
Mike meint
So ein elektrischer Bagger R9200E ist schon sehr beeindruckend !
Ohne die gesetzlichen Umweltauflagen , oder z.B. das Interesse der Kommunen am minimalen C02 Ausstoß , und den Markteinflüssen besonders aus China, würde sich auch bei den Baumaschinen in Sachen Umweltschutz wahrscheinlich wenig tun.
Aber warum auch immer, es freut mich das sich nun auch bei den Baumaschinen der Wandel hin zu alternativen Antrieben gewaltig etwas tut ;)
wosch meint
Cool, dann kann bald mit Elektrobaggern Braunkohle abgebaut und Transportiert werden
Landmark meint
ist schon alles elektrisch
Daniel S meint
Jeder Handwerker benutzt heute Wechselakkus. Da ist die Gewohnheit schon vorhanden und könnte doch auf die in kleinstem Radius operierenden Baumaschinen aller Grössen überragen werden: Zwei Akkus, einer lädt, einer fährt.
Jeru meint
Klar am besten fünf und dazu ein Kran, der die 600 kg dann austauscht. An jeder Baustelle dann mobile Ladestationen für etliche Batterien.
Oder man sucht sich Technologien, die einen elektrischen Betrieb ohne ständigen Batterietausch ermöglichen und genug Energie für lange Schichten an Bord hat.
Daniel S meint
Lasthebegerät ist wahrlich genug da auf Baustellen. Bei Verwendung von Tauschakkus können diese kleiner sein und man kann flexibel auf den Strombedarf reagieren ohne zu grosses Gewicht an der Maschine zu haben.
Hans Meier meint
Evtl gibts ein Revival vom Stromkabel… Die Geräte sind ja alle mehr oder weniger Stationär… Weiss nicht, ob Akku da in jedem Fall Sinn macht. Man kann sicher auch mit einem Kabel fahren. Das Kabel etc könnte technisch überwacht werden… evtl baut man auf der Baustelle einfach noch Kabelschienen in der Höhe auf und die Baumaschine hat einen Miniakku von 1kWh. Das wird sicher spannend.