Stadtwerken bietet sich durch die steigende Beliebtheit von Elektroautos ein großes Wachstumsfeld. Die Mehrheit der deutschen Stadtwerke hat den Wachstumsmarkt E-Mobilität laut der Strategieberatung GP+S Consulting bislang jedoch verschlafen.
GP+S hat die Angebote und Vertriebsstrategien von 129 Stadtwerken und Energieversorgern mit jeweils mehr als 10.000 Stromkunden untersucht. „Die erschreckende Bilanz“: Fast 50 Prozent der Unternehmen hätten die Zeichen der Zeit bisher offenbar nicht erkannt und wiesen „massiven Nachholbedarf“ bei der professionellen Vermarktung von Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge auf.
Das Beratungsunternehmen kommt in seiner Studie zu dem Ergebnis, dass nur 19 Prozent der Anbieter als professionelle Vermarkter agieren und die notwendige Reife vorweisen. Diese Unternehmen kommunizierten das Thema prominent in ihrem Webauftritt, adressierten mit Nutzenargumenten klar benannte Zielgruppen bei Privat- und Geschäftskunden und böten ein differenziertes Produktportfolio, das mit weiteren Angebotsbausteinen gebündelt werden kann und online bestellbar ist.
„Die meisten Energieversorger scheinen eine sehr große Wachstumschance zu vergeben und ignorieren offensichtlich die absehbaren Bedürfnisse bestehender Kunden“, sagt Klaus Steiner von bei GP+S. „Wir reden hier von einem Markt, der getrieben von der Elektromobilität vor einem massiven Umschwung steht und eine Infrastruktur braucht, die bisher weitgehend fehlt“, so Steiner weiter. „Endlich kommt Dynamik in diesen Markt – doch es reagieren nur die Großen!“
Die Analyse zeige eine mangelnde strategische Ausrichtung ohne den erforderlichen Fokus auf E-Mobilitäts-Lösungen. Dies resultiere in einem fehlenden oder zu knappen Angebotsportfolio, das nicht zielgerichtet vermarktet werden kann. Laut der Studie spielt bei 71 Prozent der Unternehmen das Thema „Elektromobilität“ auf deren Homepage eine untergeordnete Rolle. Bei lediglich 22 Prozent der beleuchteten Anbieter ist E-Mobilität ein zentrales Top-Thema des Webauftritts, gerade einmal 7 Prozent bieten spezielle Themenseiten oder komplette eigenständige Themen-Websites.
Thomas Wagner meint
Es gibt natürlich auch bei den Stadtwerken welche, die an den Themen der Zeit arbeiten und dabei ganz gut aufgestellt sind.
Auf die Mehrzahl der Deutschen Stadtwerke trifft dies allerdings leider nicht zu.
Dort herrscht noch die frühere „Beamtenmentalität“ und von Innovation oder Unternehmergeist sind diese Stadtwerke meilenweit entfernt.
Nicht nur, dass die Energiewende wenn nicht gar behindert, so doch wenigstens verschlafen wurde so wird auch die Zukunftstechnik Elektromobilität zumindest ignoriert, im besten Fall werden ein paar wenig durchdachte Ladesäulen (subventioniert) aufgestellt und damit solls gut gewesen sein.
Zum Glück ist die Elektromobilität nicht auf diese Stadtwerke angewiesen,
sonst wären die Aussichten mehr als düster. Der Europäische Energiemarkt ist liberalisiert und es gibt genug neue Player, die sich dort mit großem Einsatz engagieren :-)
Heureka meint
Aus jeder Straßenlaterne ließe sich mit relativ wenig Aufwand eine Ladestelle machen.
In London wurden bereits mehrere hundert Laternen-Ladepunkte installiert. Um dort zu laden, benötigt man lediglich ein intelligentes Ladekabel mit mobilem Stromzähler.
Es kann also – sogar mit einfachen und kostengünstigen Mitteln – eine öffentliche Ladeinfrastruktur geschaffen werden. Einzige Voraussetzung: Der Wille, es auch zu tun. Dieser Wille scheitert in D aber an den Lobby-Interessen, denen die Politik – womöglich nicht ganz uneigennützig – auch gerne nachkommt.
Venyo meint
Die Polemik dieser durch eine Consulting-Firma durchgeführten Studie ist extrem lächerlich.
Kommunale Unternehmen sollen alle einzeln das Thema Ladeinfrastruktur pushen für E-Autos, die prognostiziert für 2019 in Deutschland einen Marktanteil von 2,9% haben werden? Die reichen E-Auto-Besitzer laden doch eh in der Garage. Und woher soll ich wissen, ob die drei E-Autos, die auf 100.000 Mieter kommen, immer noch da parken wo sie das jetzt tun oder die Besitzer in ein paar Monaten umgezogen sind?
100%ig ist weder gesellschaftlich noch politisch noch von allen Autokonzernen E-Mobilität als die einzig wahre Lösung ausgerufen worden.
Und hier im E-Traumland, indem man offenbar von gefühlten 60% Marktanteil 2020 ausgeht, meint man in den Kommentaren, ohne jeden Anstand auf kommunale Mitarbeiter im allgemeinen und Stadtwerke-Mitarbeiter im Besondern schimpfen zu müssen.
Solange es keinen Plan und echtes Commitment für Elektroautos gibt bundesweit, darf sich hier gar keiner wundern. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wenn genug Menschen ohne Lademöglichkeit Zuhause nach Ladesäulen rufen, wird die auch jemand bauen. Aber welcher dieser Menschen soll denn den Anschaffungspreis eines E-Autos bezahlen können? Wenn die 2000€ auf dem Konto haben, hilft es denen auch nichts, wenn die Folgekosten günstiger sind. Die können auch den Preis für einen alten Zoe nicht stemmen und wenn dann noch jemand ankommt, der denen erzählt, dass sie noch die Batterie leasen dürfen oder alternativ bald aus der Batterie-Garantie raus sein werden, dann lachen die den zu Recht aus.
Aber wir sind immer noch in dem Bereich, in dem sich praktisch nur Menschen mit Lademöglichkeit Zuhause ein E-Auto leisten können. E-Ladesäulen brauchen auch nicht so viel Vorplanung wie die Entwicklung eines E-Autos. Wenn mal ein für Mieter bezahlbares ernsthaft angekündigt wird, ist immer noch genug Zeit, um Ladesäulen zu bauen. Dann kann man auch direkt auf den dann aktuellen Stand der Technik gehen. Ladesäulen sind momentan ein Fernreise-Thema und für einige Early Adopter und sonst nichts.
jomei meint
„…ohne jeden Anstand…“: Wenn man die Erfahrung macht, man beantragt Mülltonnen,und die werden erst nach dreimal Nachhaken vier Monate später geliefert, während man schon brav seine Müllgebühren bezahlt, man zahlt als Anlieger für Straßenreinigung und Winterdienst, aber die entsprechenden Fahrzeuge aus dem Depot machen um das Viertel einen großen Bogen, wenn man auf Gefahrenpunkte mit Verletzungsgefahr im öffentlichen Verkehrsraum hinweist, und Ordnungsamt wie Bauhof lassen es seit Jahren liegen (ist ja noch keiner gestürzt), ehrenamtliche Mitarbeiter der Sozialeinrichtung beantragen einen anständigen sicheren Stuhl und sitzen ein Jahr danach immer noch auf kippeligem Sperrmüll… Darf dem Bürger da nicht mal der Kragen platzen?
Die im Artikel angesprochene Geschichte ist da nur ein Mosaiksteinchen.
Und die Schuld dem Verbraucher zuschieben, der es nicht nachfragt oder nachfragen kann, greift zu kurz. Es ist das Angebot, das die Nachfrage nicht bedient. Siehe gestern ZDF „Vollgas oder Scheitern“.
agdejager meint
ZDF Zoom
Venyo meint
Wo müssten denn Ladesäulen gebaut werden, damit die Nachfrage steigt? Wie hoch wird sie dann steigen? Wer soll das realistisch bewerten können?
Eins weiß ich jedenfalls wie gesagt: Solange die übergroße Mehrheit derjenigen, die Zuhause nicht jetzt schon eine Lademöglichkeit haben, nicht plötzlich an einen Haufen Geld kommt und 30% höhere Anschaffungskosten für ein E-Auto stemmt (siehe anderen aktuellen Artikel gerade hier auf ecomento), wird ein Ladesäulenausbau gar nichts bringen. Der bringt nur was, wenn mal ein attraktives E-Auto für Geringverdiener kommt oder ein attraktiver Gebrauchter mit ausreichender Batterie-Garantie günstig verfügbar wird und das sieht man momentan nichtmal am Horizont.
McGybrush meint
Genau wie bei uns.
eMail Antwort
„Wir haben nicht vor demnächst solche Ladesäulen zu errichten“.
Stadt 7500Einwohner + Gemeinden dann 10.000Einwohner.
Ich hoffe mal auf die Supermarkt Ketten da wir quasi fast alle grossen je 1x in der Stadt haben.
jomei meint
Das ist ein grundsätzliches Problem von Stadtverwaltungen und städtischen Betrieben, so kenne ich es aus meinem Kaff und angrenzenden Nachbarstädten. Aufgaben und Aufträge bleiben einfach liegen oder hängen im Dienstweg fest bis zum Verfaulen, weil die Bürokraten zu faul oder zu doof sind, sie an die zuständigen Ausführungsorgane weiter zu leiten. Kommunikation zwischen den Abteilungen findet nicht statt, denn dazu müsste man ja eine andere Abteilung anmailen, anklingen oder vor die Tür seiner Maulwurfshöhle alias seines Büros mal gehen.
Überall ist Krähwinkel, der Tellerrand das Ende des Universums.
jomei meint
…anklingeln… sollte es heißen.
Leotronik meint
Bei den Stadtwerken sitzen die gleichen Nullen wie bei den Autoherstellern. Die hängen am vertrauten Verbrenner und haben Scheuklappen auf den Augen. Bloss keine Veränderung.
MiguelS NL meint
30+ Mio Autos in Deutschland, im Schnitt können für jedes Auto 1.000 Euro umgesetzt werden (oder bedeutend mehr als Grid bzw InternetOfThings-Abo) umgesetzt werden, d.h. 30+ Mrd liegt auf der Strasse zum Aufgreifen. Dem Verbraucher kostet es trotz viel mehr Komfort unterm Strich nichts
Peter W meint
Als Stromanbieter könnte man den Kunden auch Wallboxen leihen wie die Stromzähler. Dann könnte man auch etwas günstigeren Fahrstom über die Wallbox anbieten und hätte gleichzeitig die Möglichkeit festzustellen wieviel Fahrstrom verbraucht wird. Vor allem für Mieter mit Stellplatz/Tiefgarage wäre das eine gute Möglichkeit, weil sie keine eigene Wallbox anschaffen müssen. Die Wallbox gehört dann wie der Stromzähler zur Wohnung. Wenn der Mieter einen Antrag beim Energieversorger stellt, muss der Besitzer zustimmen – basta! Aber jetzt muss man erst mal ausschlafen und dann wie die Autohersteller vom Kundeninteresse überrascht werden.
MiguelS NL meint
Ja, so ähnlich, zumindest ein Zähler für den Stromanschluss zur Wallbox. Ein Internet-Modem gehört ja auch nicht zu Haus.
Aber da gibt es bestimmt viele elegante Lösungen.
+1
Reiter meint
+1
Man könnte für Mieter dann auch eine Strom-Cloud erfinden, dann kann er umziehen und die dortige wallbox freischalten mit seinem Konto oder besser er könnte in München sich an einer PV Mieterstromanlage beteiligen, diesen Ertrag per Strom-Cloud in seiner neuen Wohnung in Hamburg abrufen. Aber zu dumm, bräuchte man Gesetze und einen Gesetzgeber.
Stadtwerker meint
Gute Idee, nur leider funktioniert sie in der Praxis nicht. Wo soll der günstigere Stromtarif denn herkommen? Für E-Fahrzeuge gibt es keine geringeren Netzentgelte, Steuern und Umlagen auf den Strompreis und der Strom an der Börse kostet auch das gleiche wie für den Haushaltsstromtarif. Also kann es nur aus der Marge kommen, und da reden wir von Beträgen teilw. <1ct/kWh.
Klar kann man Wallboxen zur Standardausrüstung im Neubau machen, die EU hat dazu ja bereits eine Richtlinie verabschiedet – dumm nur, dass sie noch nicht in nationales Recht umgesetzt wurde.
Und was macht das EVU in Ihrem Fall, wenn der Mieter wechselt und die Wallbox nicht braucht? Dann hab ich als Stadtwerk dort ne Investruine zu hängen. Einen Zähler braucht jeder, eine Wallbox nicht – das ist nur einer der Gründe, weshalb es so einfach nicht ist.
Fakt ist, dieser Bereich ist derart überreguliert, dass pragmatische Lösungen einfach nicht wirtschaftlich funktionieren (können).
MiguelS NL meint
Der günstiegere Strom kommt z.B. aus dem Überschuss der Kohlekraftwerke und erneuerbare Energie. Aber natürlich wollen die Versorger das nicht.
Aber es in erste Linie nicht um den günstigeren Strom. Es geht erstmal darum dass ein (oder mehrere) Zähler komm(en) und es viel einfacher wird ein Ladepunkt fordern zu können bzw installieren zu dürfen.
Kohle kann kurzfristig nicht mehr mit erneuebaren Energieprojekte mehr konkurrieren.
„As expected, US renewable electricity generation surpassed coal for the first time in April…Renewables also recently surpassed coal in total US capacity, as well.“
„Europe’s annual solar market is set to double over the next few years, according to new analysis from Wood Mackenzie Power & Renewables. Those improved numbers — coming after years of depressed installations — are expected to be sustained into the future, as well.“
MiguelS NL meint
De Strom wird sowieso mit der Zeit günstiger weil zunehmend neue nachhaltige Anbieter/Versorger das Spielfeld betreten werden.
Reiter meint
@Stadtwerker
-In Tiefgarage schon die Kabel legen und wie beim Zähler einen „Steckplatz“ vorsehen und mit Tarif wallbox einsetzen + freischalten? (Gerät gibts wahrscheinlich noch nicht)
-Wenn ihr wie Heimspeicherfirmen selbst 10% bidirektionales Laden im Kundenauto machen könntet: würdet ihr das machen? Bringt das was?
– eure Aufsichtsräte sind doch meist Lokalpolitiker, ist so was auf der Agenda?