Laut einer vom Bundesverband E-Mobilität (BEM) in Auftrag gegebenen Befragung ist der Autohandel nicht auf Elektroautos eingestellt. Kunden und Interessenten fühlen sich demnach beim Kauf eines Stromers durch Hersteller, Händler und Energieversorger schlecht beraten. Die Recherche über das Fahrzeug, die Nutzung und viele weitere Kontaktpunkte zum Gebrauch eines Elektroautos gerate „zu einer Odyssee, die nicht selten im Internet in den Social Media Kanälen endet“.
Ausgangspunkt der Untersuchung war die Frage, wo und warum der Kunde im Verkaufsprozess verloren geht. Dabei wurden Fahrer eines Elektroautos und solche, die es werden wollen, nach ihren Erwartungen und Erfahrungen während der sogenannten Customer Journey befragt – also von der Orientierungs- und Informationsphase bis über den Kauf, die Übernahme und die Nutzung des neuen Wagens.
In der Auswertung von knapp mehr als 1100 Befragten wurde dem BEM zufolge deutlich, dass Kunden der E-Mobilität bis zu vier Automodelle für ihren Kauf ins Auge fassen, wobei der ökologische Gedanke, der Fahrspaß und der Komfort die wichtigsten Kaufmotive darstellten. 41 Prozent der Befragten fanden auf den Webseiten der Hersteller und Händler keine ausreichenden Argumente und 21 Prozent nur teilweise ausreichende Argumente für den Kauf der recherchierten Marke. Vielmehr empfanden die Kunden, dass die Online-Angebote auf Verbrenner-Modelle ausgelegt sind und offene Fragen nicht beantwortet werden.
Auch beim Besuch im Autohaus gehen laut der Befragung viele Kunden verloren: Nur 40 Prozent der Umfrage-Teilnehmer waren nach dem Besuch überzeugt und bestätigt, ein E-Auto der gewählten Marke zu kaufen. 36 Prozent verneinten diesen Punkt, 24 Prozent waren sich unsicher. Befragte spürten „keinen Willen“ oder „Unkenntnis“ beim Verkäufer und fühlten sich in der Verantwortung, sich selbst schlau zu machen.
E-Mobilität „mehr als ein neuer Antrieb“
„E-Mobilität ist mehr als ein neuer Antrieb“, sagt Markus Emmert, Leiter der BEM-Arbeitsgruppen zu den Ergebnissen der Studie. „Um die neue Technologie dreht sich ein ganzes Ökosystem neuer Aspekte wie zum Beispiel die Ladestationen, der Energievertrag, die Werkstattfrage, Versicherung, Fahrzeugbedienung und vieles mehr, zu denen die Kunden ganzheitliche Beratung erwarten. Das betrifft neben den Automobil-Herstellern übrigens auch die Energieversorger, weshalb wir dringend die strukturierte Zusammenarbeit empfehlen.“
Die Untersuchung habe gezeigt, dass lange und ausführliche Probefahrten und die gründliche Ladebetreuung kaufentscheidend sind, so Susanne Weiß, Co-Leiterin der BEM-Arbeitsgruppe „Autohaus mit Zukunft?“. Es sei ein Perspektivwechsel notwendig, um Kunden für die neuen E-Autos zu begeistern und Verunsicherung zu nehmen. Der Automobilhandel müsse intensiv an den Kaufbarrieren arbeiten und sich anstelle von Technologie und PS um emotionale Fragen und Wissenstransfer bemühen.
Benjamin Goldzahn meint
Ich denke, dass der Autohandel noch nicht auf die Elektroautos umgestellt hat. Wie Sie bereits sagen, kann man hierzu auch ins Autohaus gehen. Sobald sich die E-Autos so richtig etabliert haben ist es wirtschaftlich auch interessant genug sich komplett darauf einzustellen. Vielen Dank für Ihren Beitrag!
Sven Bucher meint
Ich möchte derzeit mein altes Elektrofahrzeug als Occasion verkaufen. Ich weiß allerdings nicht, ob der online Verkauf bei den gängigen Portalen dazu ausgelegt ist. Wie Sie bereits anführen, ist dies als neuer Antrieb eher weniger als Occasion verbreitet. Ich denke, dass ich mich dazu weiter erkundigen werde, vielen Dank!
Florian meint
Ich bin damit einverstanden, dass ein Perspektivwechsel notwendig ist, um mehr E-Autos zu verbreitern. Ich glaube, dass Kunden immer mehr an nachhaltige und ökologische Themen interessiert sind und ich wünsche mir mehr Unterstützung von dem Staat. Nur nachher kann einen Kauf im Autohaus erfolgreich sein.
Vanellus meint
Das größte Hindernis bei der Verbreitung der E-Mobilität sind die unwilligen Händler und ihre Verkäufer. Da kann der Hersteller anbieten, was er will, wenn der Händler mauert und abrät, wird eben nichts verkauft. Das führt dann zu solchen Aussagen, wie der des BMW Entwicklungschefs: „Es gibt keine Nachfrage des Kunden nach Elektroautos. Keine.“ Die gibt es schon, aber unsicheren Kunden wird dieser Gedanke schnell wieder ausgetrieben. Der Hersteller kann seine Händler ja auch nicht zwingen. Und die stehen nach wie vor auf dem Schlauch und das seit Jahren.
Gehe nicht zum Händler und frage ihn: Ich wollte mich mal über Elektromobilität bei Ihnen informieren. Das wird nichts.
Nicht vor 2025 meint
Nur mal so :
An der Händlerprovision und den Zielerreichungsprämien sind mittlerweile
Marge,Ausstattung,Motortyp,etc. wichtige Bestandteile der Berechnungsformel.
Bei den Verkäufern sieht es nicht anders aus. Wenn Du auf Provision arbeitest verkaufst Du das für Dich beste Produkt. So einfach ist das.
Sind wir wieder bei den Herstellern. Die legen die Konditionen fest.
E-fan meint
Wer braucht noch Händler – alle modernen BEV’s (Tesla, Polestar etc.) werden übers Internet verkauft – da spart man sich das Verkäufergeschwätz, kann sich die gewünschte Konfiguration (mit rel. wenig Auswahlmöglichkeiten) aussuchen und wie bei Amazon bestellen und fertig – alles geht online, klappt perfekt.
Ist nur mehr eine Frage der Zeit bis die klassischen Autohändler verschwunden sind
simon meint
Geht ja bei anderen auch schon lange, sogar mit 360 Grad Innen und Außenansicht. Nur wenn man es online verkauft muss man nicht die Anzahl der Innenräume und Farben auf ein Mindestmaß reduzieren.
Autohäuser können auch Vorteile bieten, den Einzelhandel gibt es trotz Amazon auch noch. Man hat auch gebrauchte am Hof, mehr Autos mehr Innenräume und Farben kann ich sehen. Bei Tesla im Store war das wie bei den Streifen für die Wandfarbe, da kann man auch nicht feststellen wie einem die Farbe gefällt.
Die Autohäuser müssen sich drastisch ändern und nur die guten wird es in der Zukunft noch geben.
Heureka meint
Da fällt mir spontan ein YT-Video ein, das ich vor einiger zeit gesehen habe, in dem eine BMW-Verkäuferin einer älteren Kundin im i3 sitzend erklärt, dass dieses Auto keinen Motor mehr hat … – Ich hab mich fast weg gelacht.
Ich glaube, in Zukunft werden wir unsere Autos eh online konfigurieren und bestellen. Die bisherigen Händler werden auf Showroom, Probefahrten und Werkstatt reduziert und entsprechend vergütet.
hofi meint
O Ton eines Renault Verkäufers zur Zoe… „sie wollen doch nicht wirklich diesen elektrischen Plastikbomber…“ … gekauft wurde dort dann natürlich nix.
one.second meint
War Tesla denn Teil dieser Studie? Wenn ja, inwiefern gab es da Unterschiede?
Michael meint
Leider verstehen es die Autohäuser tatsächlich noch nicht wirklich.
Ich erinnere mich, dass bei Hyundai auf einem Plakat Schnelllader stand und ein Bild vom Typ 2-Stecker dazu eingebunden war. Passt nicht.
Und die Verkäufer haben noch keinen Dreh dazu. Abgesehen von dem einen Autohaus S. in Landsberg, der verkauft Elektroautos im großen Stil und mit Begeisterung. Mehrere 100 Ioniq und Kona soweit mir bekannt.
Futureman meint
Auch auf dem Gebrauchtmarkt sieht es nicht besser aus. Bei vielen Portalen ist die Angabe der Batteriegröße nicht einmal angegeben, geschweige denn der Reichweite.
Als E-Auto-Fahrer ist die meistgestellte Frage: Wie weit kommt man damit?
Das Thema „Reichweitenangst“ scheint die Verbrennerlobby also am Besten verkauft zu haben. Danach kommt „aber die Herstellung der Batterie“. (Komisch ist der Zusammenhang: Die Reichtweite kann nicht hoch genug sein, die Batterie soll aber möglichst klein sein) Nach dem Hinweis auf die letzte Öltankerkatastrophe ist das Thema aber auch schnell weg.
Auf top 3 ist: „Aber wo tankst du?“. Darauf antworte ich: Bisher alle 5000km, dazwischen lade ich einfach da, wo ich eh parke…
So langsam muss sich die Verbrennerlobby neue Argumente ausdenken, die die ganzen bezahlten Schreiberlinge in den Foren verbreiten…
Thomas meint
Als IONIQ-Fahrer kann ich das Ergebnis der Studie zu 100% unterschreiben. Wir empfanden es sogar noch schlimmer, denn nicht wenige Händler versuchten äußerst hartnäckig uns das E-Auto auszureden. Mit den abenteuerlichsten „Argumenten“. Obwohl ich 4 Hyundai-Händler in der Nähe habe, musste ich bis nach Landsberg am Lech fahren um einen IONIQ (mit 8 Monaten Wartezeit) zu bekommen. Dort ist der einzige Hyundai-Händler, der aus unserer Sicht tatsächlich Elektrofahrzeuge verkaufen will und wir von ihm tatsächlich eins bekommen haben. Zudem mussten wir leider feststellen, dass die Händler egal welcher Marke überwiegend keinen Schimmer von E-Mobilität hatten und große Augen machten wenn man mit „Fachbegriffen“ wie CCS anfing oder wissen wollte, welche Wallbox am besten für die heimische Garage geeignet wäre.
Das war im Jahr 2018 – mittlerweile gibt es wenn man im Internet sucht einige Hyundaihändler die sich die 1. Generation des IONIQ auf den Hof gestellt haben. Allerdings teils zu Mondpreisen, so dass an ersthaften Verkaufsabsichten aus unserer Sicht gezweifelt werden darf.
Wir waren 2018 noch bei Renault, KIA und Nissan. Andere Fahrzeuge der übrigen Hersteller waren für uns ungeeignet oder schlicht zu teuer. Bei Renault und Nissan war aus unserer Sicht der Widerstand ein Elektrofahrzeug zu verkaufen im Vergleich am geringsten….
Vali44 meint
Sehr spannend, diese Erfahrung.
Ich hatte das Glück eine Hyundai Garage in der Region zu haben, welche mir den Ioniq während zweier Tage kostenlos zur Verfügung stellte. Zusätzlich erhielt ich eine Ladekarte und eine rund 30 minütige Instruktion.
Alles kostenloser Kundenservice und somit beste Werbung, ein solches Fahrzeug auch wirklich kennen zu lernen.
Dies führte auch zum überzeugten Kauf diesen Juni, einen Ioniq Electric Vertex für CHF 35’500 inkl. 8-fach Bereifung.
Auch musste hingegen die Erfahrung machen, dass ich dem Verkäufer noch das eine oder andere beibringen musste, z.B. über das mitgelieferte Ladekabel, welches eben nicht mit 6,6 kWh AC laden kann, da auf 20 A begrenzt, etc.
Hingegen war mein Verkäufer top motiviert und überzeugt vom Produkt. Er meinte, dass man ein solches Auto nicht mit einer Stunde probefahren kennen lernen könne, daher das 2 Tages Angebot, damit man auch Erfahrungen mit auswärts laden machen könne.
Bei mir hats genau gepasst. Ich war extrem begeistert vom Fahrgefühl und der unglaublichen Effizienz.
Selber bin ich überzeugt, das der Verkauf von E-Fahrzeugen vor allem über eine ausgiebige Probefahrt zustande kommt. Daher nutze ich auch jede Möglichkeit, das Auto im Bekanntenkreis ausprobieren zu lassen.
Ich hatte bisher nur positive Reaktionen.
Und noch zum Schluss: die Sommer-Reichweite liegt bisher bei durchschnittlich 254 km und reicht für den Alltag bei Weitem locker aus. Auch längere Fahrten sind kein Problem und an der Autobahn innert einer WC Pause ist der Akku bei Bedarf zur Genüge wieder nachgeladen.
Nie mehr gibt es für mich etwas anderes und das wird die grosse Masse der Bevölkerung früher oder später auch noch merken, nebst den ökologischen und ökonomischen Vorteilen.
Gute Fahrt und weiterhin viel Spass mit dem tollen Ioniq!
Ps: die oben angesprochene Hyundai Garage ist in Wolhusen CH ansässig.
Daniel S meint
1+ so geht das!
Ich fahre selber eine 1. Generation Zoe -100’000km in 4 Jahren – und habe ähnliche Erfahrungen gemacht.
Fazit: BEV sind toll – nie mehr anders.