Der deutsche Elektro-RidePooling-Dienst CleverShuttle hat in den letzten Jahren sein bestehendes Angebot stetig ausgebaut. Zuletzt expandierte das seit Ende 2018 mehrheitlich im Besitz der Deutschen Bahn befindliche Startup nach Kiel. Nun zieht sich das Unternehmen überraschend aus drei Städten zurück.
Der Fahrdienst teilte mit, den Betrieb an den Standorten Hamburg, Frankfurt am Main und Stuttgart einzustellen. In diesen Städten können Kunden ab sofort keine Fahrten mehr ordern. Als Auslöser für den Rückzug gibt CleverShuttle wirtschaftliche Gründe sowie insbesondere in Frankfurt am Main und Stuttgart „bürokratische Hindernisse durch das veraltete Personenbeförderungsgesetz“ an. So sei der Dienst in Frankfurt von den Behörden nicht formal genehmigt, sondern nur geduldet gewesen.
Um die von der Schließung betroffenen Mitarbeiter kümmere sich CleverShuttle gemeinsam mit der Deutschen Bahn, die seit 2015 an dem Unternehmen beteiligt ist. Für alle drei Städte gebe es bereits konkrete Pläne, um den betroffenen Mitarbeitern neue berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Die Bahn suche derzeit dringend Fahrer für Mobilitätsprojekte, sagte ein CleverShuttle-Sprecher. Noch sei aber unklar, wie viele Mitarbeiter das Angebot annehmen wollten.
CleverShuttle ist nun nur noch in Berlin, München, Leipzig, Dresden und Kiel verfügbar. Der Betrieb laufe dort normal weiter. Im Gegensatz zu Hamburg, Frankfurt am Main oder Stuttgart entwickele sich das Geschäft an diesen Standorten positiv, heißt es.
CleverShuttle wurde 2014 von drei Berlinern gegründet. Durch einen Algorithmus bringt das Unternehmen Menschen in Großstädten mit ähnlichem Ziel zu Fahrgemeinschaften zusammen. Die Sitzplatzkapazitäten in Autos sollen so besser ausgenutzt und der Verkehr entlastet werden. Eingesetzt werden exklusiv rein batteriebetriebene oder mit Wasserstoff fahrende Stromer.
Freddie meint
Immer dieses Fachgesimpel! Die Frage ist doch,wer diese unausgegorenen Unterfangen letztendlich bezahlt.Wer wird das wohl sein?!?! Es sind auf jeden Fall die Personen,die sich diebisch freuen weil sie irgendwo mal wieder ein paar lausige Kröten gespart haben. Mit deren Steuern werden diese Milionengräber finanziert.
Swissli meint
Mit Toyota Mirai hat man sich auch ein teures Auto geleistet: teuer in Anschaffung und teuer im Betrieb (H2 Preise).
Wenn dann noch zu wenige Fahrten gebündelt (poolen) wurden, ist man schnell in den roten Zahlen, bzw. nicht konkurrenzfähig. Man fährt dann eigentlich zu Diesel Taxikosten Einzelpersonen herum, aber mit tieferen Erlösen.
VW Moia scheint mir da besseres Konzept zu haben. Batteriebusse (tiefere Betriebskosten), Kleinbusse mit 6 Sitzplätzen ermöglichen mehr Möglichkeiten im Pooling von Fahrten. Ob und wie rentabel Moia ist, entscheidet hauptsächlich das Poolen. Naja, dass Poolen rentabel ist, zeigen ja schon seit Jahrzehnten Sammeltaxis in z.B. Thailand.
Manni meint
H2 Preise sind nicht übertrieben. Bei der Reichweite des Mirai vergleichbar mit E10. Als Leasingfahrzeug braucht man auch nicht über hohe Anschaffungskosten spekulieren.
Swissli meint
Ob man nun ein Auto kauft oder least, die monatlichen/jährlichen Kosten bleiben in etwa dieselben. Im Betrieb sind die H2 Kosten für den Treibstoff auf Diesel/Benzin Niveau. Bei BEV wären diese Kosten aber etwa um die Hälfte tiefer. Gerade bei hohen Jahreskilometerleistungen, wie Taxi&Co, ist das entscheidend für die Rentabilität.
Um Poolride rentabel zu machen brauchts Fahrzeuge mit tiefen TCO (hat ein Mirai nicht) und eine anständige Quote beim poolen (pro Fahrt mind. x Personen). Für letzteres bietet ein Kleinbus mehr Potential als ein Mirai. In Thailand/Südafrika sind Sammeltaxis erfolgreich seit Jahrzehnten unterwegs und bieten Platz für ca. 8 Personen.
Andiflecki meint
…naja, das Taxigewerbe ist m.E. verwöhnt, durch gesetzliche Flanken geschützt und enorm ineffizient. Die Taxischicht besteht zu erheblichen Teilen aus Warten und Leerfahren, zudem werden Fahrten von 2 Personen in die gleiche Richtung typischerweise von 2 Taxis durchgeführt. Die Preise sind hoch und trotzdem werden die Fahrer nicht reicht.
Da geht sicherlich noch ne Menge!
Genau diese Nachteile versuchen die verschiedenen Dienstleister mehr oder weniger gut auszugleichen. CS ist meines Wissens dabei sozial und nachhaltig eher vorbildlich unterwegs, hat aber das Problem, durch gesetzliche Einschränkungen an der Entfaltung gehindert zu werden und mit E-Fahrzeugen erheblich in Investitionsvorleistungen gehen muss (Ladeparks, Fahrzeuge,…).
Moia z.B. darf in Hannover nicht „anhalten“, da die ja kein Taxi sind und daher „Rückkehrpflicht“ ins Depot haben. Also fahren sie nachts leer im Kreis, bis die App wieder eine Fahrt einbucht. Was für ein Schwachsinn! Bzgl. der Fahrer können sich jedoch bei Moia und CS noch einige unfreundliche, im Auto rauchende und rasende Taxifahrer was abgucken.
Ich wünsche den neuen Diensten alles Gute, wenn sie denn Ihr Personal vernünftig behandeln und eine hohe Effizienz anstreben. Die Auflagen für diese neuen Fahrdienste gehören auf den Prüfstand und haben teilweise griechisches Niveau. Dann sind bestimmt dennoch Preise unterhalb des Taxiniveaus bei gleichzeitig hoher Qualität drin!
Swissli meint
Langfristig wirds zwei Varianten geben:
Taxis/Dienste (Uber usw.) die wie bisher für direkte Einzelfahrten per App gerufen werden. Preisniveau bleibt ähnlich wie heute, da wenig Sparpotenzial für Betreiber.
Sammeltaxis/Pooling wie Moia u.a. . Für Kunden deutlich günstigere Preise, wenn diese bereit sind, etwas mehr Zeit für Fahrt einzuplanen (Wartezeit, Abholumwege, Zeischenstopps). Hohes Sparpotenzial bei Betreibern.
Ich denke 80% werden zu Pooling greifen. Ist auch umweltfreundlicher und verstopft Strassen weniger.
Wer nun diese beiden Formen des Personentransports betreibt, ist eigentlich egal: Taxiunternehmen, Uber, Moia, ÖPNV.
simon meint
Schade, ich fände es toll wenn CleverShuttle oder Moia die Taxis ablösen. Es ist einfach das bessere Konzept. Bei uns am Land zocken die Taxiunternehmen die Kunden ab. 30€ für 15km, leider gibt es auch keinen ÖPNV. Da würde sich ein Ride Sharing Dienst auch gut machen.
Ich hoffe VW setzt auf die Technologie und explantiert weiter, es wäre schade wenn man die Technik entwickelt und dann wie so oft in DE nicht einsetzt weil man zu kurzfristig denkt.
Jörg2 meint
Über die aktuellen Betriebsergebnisse der Berliner Sammeltaxiflotte BERLKÖNIG schweigen sich die Betreiber auch aus.
Meine Vermutung: tief rot.
Michael S. meint
Ja tolle Vermutung. Gibt wohl kaum ein Unternehmen, das in den ersten paar Jahren keine roten Zahlen schreibt. ;) So ist das eben in der Welt der BWL.
Ivica Krijan meint
CleverShuttle hat mit dem Geld der Deutschen Bahn Fahrdienste zu Dumpingpreisen angeboten. Die Fahrten kosteten in Hamburg 1/4 bis 1/3 des Taxipreises. Dieser Dumping wurde als Innovation verkauft. Die Taxifahrer wurden zu ewig Gestrigen erklärt. Außerdem verkündete man urbi et orbi, dass Risdesharing (Teilen einer Fahrt) die Zukunft ist und man damit mit 1/3 des Taxipreises Gewinne machen kann. Die Umwelt Wollte man im gleichen Atemzug retten und den Verkehr entlasten.
Nun zeigte sich, dass das alles eine Illusion war und der verlangte Preis nur deswegen möglich war, weil der Besitzer die Deutsche Bahn die Verluste ausgeglichen hat. Es klingt aberwitzig, wenn der Sprecher von CS sagt, die Konkurrenz sei teilweise mit Dumping unterwegs gewesen. Gemeint ist MOIA, eine VW Tochter, welche am VW Tropf hängt und genauso mit einem 1/4 bis 1/3 des Taxipreises unterwegs ist. Nur es ist, dass es dieser Konkurrenz in Stuttgart und Frankfurt nicht gibt, aber trotzdem CS da verschwindet.
Es bleibt die Hoffnung, dass man aus diesem Ereignis in der Politik eine Lehre ziehen wird und diese lautet: Individuelle entgeltliche Personenbeförderung ist unter dem Taxipreis nicht wirtschaftlich zu machen. Wer dieses behauptet, der hat wenig Ahnung oder er verfolgt andere Interessen. Dieses gilt auch für Dienste wie Uber oder Free Now, welche mit Dumping und Unterwanderung der Sozialstandards den Kunden suggerieren, dass individuelle Beförderung (dazu gehört auch Ridesharing) unter dem Taxipreis möglich ist.
Wie sich Ridesharing auf den Verkehr auswirkt, kann man auf http://www.dieKlage.de in der Rubrik „Pooling“ nachlesen.
Grüße aus hamburg
Jürgen S. meint
Ich bin in Berlin bei einem Kurzaufenthalt dort mit CleverShuttle gefahren. Die Preise waren jeweils bei mindestens der Hälfte des lokalen Taxipreises. Es waren jeweils längere 25-30 minütige Fahrten, also keine Kurzstrecken.
Bezüglich Sozialstandards stimme ich Ihnen zu. Die günstigeren Preise bei Clevershuttle im Vergleich zu Taxiunternehmen sollen sich u.a. durch Nutzungsoptimierung und durch geringe Wartungskosten ergeben, zumindest in der Theorie. Das könnte meiner Meinung nach schon gehen, ohne Versklavung der Clevershuttle-Fahrer – da bin ich völlig dagegen – fragt sich nur um wieviel Prozent günstiger es geht. Ich vermute mal, das man jetzt neu kalkulieren wird.
Wännä meint
gerade mal in einem Jobportal nachgeschaut, Jobangebot für CS-Fahrer in Berlin:
„Du verdienst bis zu 12 € pro Stunde(10,50 € plus max 1,50 € Bonus) plus 25 % Nachtzuschlag und Trinkgeld
Du kannst mit P-Schein sofort bei uns starten“
Was zahlt das „normale“ Taxigewerbe?
eMobilitätsberater-Berlin K.D.Schmitz meint
In dem Moment als VW in Berlin WeShare eingeführt habe, habe ich meinen Dienst/ Privatwagen zum Verkauf inseriert. Das neue Angebote zunächst mit Dumping-Preisen, subventioniert angeboten werden ist Business. Bei Clever Shuttle geht es um Sero Emission vor Ort, und das Thema Ride Sharing. Der Ansatz ist M.E. zu 100 % richtig. Nur die Vorgaben für, u.a die Taxi Innung sind so alt das Sie aus dem Postkutschen Zeitalter stammen könnten. Es müssen mehrer aktuelle Probleme berücksichtigt werden. Die Sero Emission vor Ort, die Möglichkeit des Ride sharing, Und dann allen Anbietern die gleichen Vorgaben machen, aber nicht mehr wie nötig. Der Senat von Berlin macht nahe zu alles falsch. Die Beschränkung auf Gebiete, den Ausschluss von MOIA, obwohl Berlkönig immer noch ca. 50 % Verbrenner fährt. Die überholen dann die Tram. Gleichzeitig müssen Fahrverbote erlassen werden, die nicht helfen werden. Man muss den Verkehr mal endlich im Ganzen denken. Leider sehe ich da keinerlei Hoffnung, bei der Taxi Innung erst recht nicht. Habe den Vorstand persönlich kennen gelernt und war entsetzt von der Rückwärtsgewandtheit. So wird das nichts, Leider. Es braucht neue Köpfe und umsetzbare Ideen.
Wessi meint
Grüße zurück,
das gleich Schicksal oder Los hat MOIA von VW,
nicht nur aus internen Kreisen ist zu hören, dass sich MOIA nur für Kunden, nicht aber für das Unternehmen rechnet, sondern MOIA Verluste in beträchltlicher Höhe verursacht, die der Konzern ausgleicht.
Gegen alle Vorbehalte und Warnungen der Taxi-Fahrer wird hier ein ganzer Berufszweig für gestrig erklärt…. schlimme Sache das, wenn die Großen Panik kriegen und losrollen und alles niederwalzen, Existenzen gefährden unter dem Vorwand der Innovation (neue Mobilitätsdienste hahahahaha…..) da bleibt einem das Lachem nicht nur im Halse stecken
Michael S. meint
Ist schon lustig, wenn hier behauptet wird, dass das Konzept von CleverShuttle nicht wirtschaftlich ist, es gleichzeitig aber Standorte gibt, die schwarze Zahlen schreiben… Gehören wohl doch ein paar mehr Faktoren dazu.
Peter W meint
Schade, es wäre aber interessant, was da genau schief gelaufen ist.
andreas_h meint
Es ist schlicht ein positives Business, auch wenn die Gründer seit Jahren die Öffentlichkeit für dumm verkaufen wollen. Die Lobhudelei für die sinnlosen Mirais hat gut dazu gepasst.
Manni meint
„Sinnlose Mirais“ – ich würde gerne Ihre Sprachlosigkeit in ein paar Jahren „hören“. Aber die Eisenbahn war ja auch Teufelswerk, das sich niemals durchsetzen würde…