Was genau Volkswagen in den nächsten Jahren mit Bentley vorhat, ist unklar. Während der Wolfsburger Konzern viele seiner Volumenmarken und auch Premium-Anbieter wie Audi und Porsche umfassend elektrifiziert, geht die britische Tochter bei E-Mobilität noch zögerlich vor. Laut einem Bericht wurde nun beschlossen, wie es bei dem Luxushersteller weitergehen soll.
Nach Informationen der Automobilwoche wird Bentley in Zukunft von Audi gesteuert. Dort hat seit April der von BMW gekommene Manager Markus Duesmann das Sagen. Der Maschinenbau-Ingenieur soll die Ingolstädter zum Technologie-Vorreiter der Volkswagen-Gruppe bei E-Autos machen. Eigentlich war angedacht, dass Porsche Bentley unter die Fittiche nimmt, nun wird offenbar aber der neue Audi-Chef ab 2021 die Richtung vorgeben.
Duesmann verantwortet neben Audi auch die Tochter Lamborghini sowie die Konzernforschung- und Entwicklung bei Volkswagen. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hat er das Projekt „Artemis“ ins Leben gerufen, das ein besonders effizientes Elektroauto ermöglichen und die Entwicklung neuer Volkswagen-Modelle beschleunigen soll. Die Technik könnte auch bei Bentley verwendet werden, und zwar für ein großes Elektroauto-Flaggschiff, so die Automobilwoche. Bisher hieß es, dass ein nur mit Batterie angetriebener Wagen für Bentley erst nach Mitte des Jahrzehnts infrage kommt.
Mit der Plug-in-Hybrid-Version des SUV Bentayga hat Bentley seit 2019 einen ersten Stromer im Angebot. Dem Bericht zufolge könnten der Bentayga, das Luxus-Coupé Continental GT und die Luxus-Limousine Flying Spur deutlich länger als ursprünglich geplant in den aktuellen Generationen angeboten werden. Die Nachfolger von Continental GT und Flying Spur sollen dann auf der von Audi und Porsche gemeinsam entwickelten PPE-Architektur für leistungsstarke, hochwertige Elektroautos aufbauen. Zur Zukunft des Bentayga gibt es derzeit keine Neuigkeiten.
Das Artemis-Programm soll „als technischer Expresslift“ für Bentley dienen, heißt es in dem Artikel der Automobilwoche weiter. Die Differenzierung der geteilte Technik nutzenden Fahrzeuge werde vor allem über das Design erfolgen. Bei Bentley gehe es dabei weg von „zu viel Bling-Bling“ hin zu nachhaltigem Luxus. Die zukünftige Ausrichtung entspreche damit der von deutschen Wettbewerbern wie der Mercedes-Submarke Maybach oder der BMW-Tochter Rolls-Royce.
Abzuwarten bleibt, wann es konkret einen ersten Voll-Stromer von Bentley geben wird. Erst im August hatte der für Antriebe verantwortliche Manager Stefan Fischer erklärt, dass die Marke bis 2023 jedes Modell auch in einer Hybrid-Variante anbieten werde. Das nächste Ziel sei ein nur mit Batterie betriebener Wagen für das Jahr 2026. Dass es so lange dauert, liege an den derzeitigen Herausforderungen und Limitierungen von reinen E-Auto-Architekturen. Mit der Technik von Audi und Porsche könnte es nun schneller gehen.