Die etablierten Hersteller verzichten bei Elektroautos bislang auf die Produktion von Batteriezellen und setzen auf die in diesem Bereich führenden Zulieferer aus Asien. Nach Volkswagen denkt nun allerdings auch Ford über einen Strategiewechsel nach. E-Autos sind simpler aufgebaut und lassen sich daher leichter als Verbrenner fertigen. Durch die Produktion eigener Akkus könnte der wegen der E-Mobilität bei Ford anstehende Arbeitsplatzabbau geringer ausfallen.
„Tatsache ist, dass Elektrofahrzeuge 40 Prozent weniger Bauteile haben, sie lassen sich daher einfacher montieren“, sagte Ford-CEO Jim Farley bei einer Branchenveranstaltung der Nachrichtenagentur Reuters. Sein Unternehmen werde die Belegschaft von der Herstellung von Verbrennungsmotoren auf die Produktion von Invertern und Motoren für Elektroautos umstellen – das werde aber voraussichtlich nicht ausreichen.
„Wir müssen uns mit den Auswirkungen auf die Jobs beschäftigen, wenn die Elektrifizierung in den nächsten Jahren in unserer Industrie einen Anteil von 25 bis 50 Prozent erreicht. Eine naheliegende Maßnahme wäre der Einstieg in die Zell-Produktion“, so Farley. Sein Vorgänger Jim Hackett hatte noch im Sommer erklärt, dass er „keinen Vorteil“ in der Herstellung von Akkus sehe. Da Ford jedoch wie der Rest der Branche verstärkt elektrifizierte Fahrzeuge in den Fokus rückt, ändern sich künftig die Rahmenbedingungen.
Mit einem steigenden Angebot an E-Modellen werde für Ford die Produktion eigener Batteriezellen interessanter. „Wir besprechen das definitiv innerhalb des Teams“, sagte Farley. „Wir glauben, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist, weil unser Volumen sehr zunimmt. Wir realisieren, dass es nicht viel Flexibilität bei den Mengen gibt, wenn man seine Batterien von jemand anderem bezieht.“ Auch die Kosten sowie diverse weitere Gründe würden für einen Vorstoß bei Akkus sprechen.
Sollte Ford in die Produktion von Batteriezellen einsteigen, würde es das Unternehmen dem Volkswagen-Konzern gleichtun. Die Wolfsburger bauen derzeit zusammen mit dem schwedischen Startup Northvolt in Salzgitter eine Akku-Fertigung auf. Auch mit Ford gibt es trotz anhaltender Konkurrenz eine enge Partnerschaft: Die US-Marke baut ab 2023 auf Basis von Volkswagens E-Auto-Baukasten MEB einen Kleinwagen für Europa. Schon im nächsten Jahr kommt hierzulande Fords selbst entwickeltes Elektroauto-Flaggschiff Mustang Mach-E auf den Markt.
Dr.-Ing Klaus D. Beccu meint
BMW scheint eine der wenigen Firmen zu sein, die sich der CO2-Problematik bei der Li-Ion Zell- und Batterie-Herstellung bewusst sind: 2.5 T CO2 für 30 kWh Batterie – und diese auf später verschieben. Da Produktion derzeit zu 95% In Asien, ‚kratzt‘ das keinen hier. Zuerst sollten Interessenten an einer Batterie-Produktion in DE an einer Verringerung der CO2 Emissionen arbeiten. – Wie asiatische Batterie-Hersteller bestätigen: haben schon viel für eine Verringerung getan und sehen nur begrenzte Möglichkeiten.
alupo meint
Sind in den genannten 40% weniger Teile eigentlich auch die unzähligen Kleinteile des Inverters und des Buckconverters eines BEVs enthalten die es im Verbrenner gar nicht gibt?
Wird die Zell- und Packherstellung auch mit der Tankherstellung eines Verbrenners verglichen und sind diese als notwendige Bestandteile in der Betrachtung enthalten?
Vermutlich nicht.
Ich will damit nur ausdrücken, dass mir und wohl vielen anderen nicht klar ist, wo die Grenzen der Betrachtung definiert sind um zu den 40 % zu kommen. Und wenn sie nur auf dem eigentlichen Antrieb basieren, es weitere, unabdingbare Bestandteile gibt, die berücksichtigt werden müssten.
Dennoch bin ich fest überzeugt, dass in 2-3 Jahren die BEV Herstellungskosten niedriger sein werden als die eines Verbrenners. Einige Hersteller haben diesen Punkt m.M.n. schon heute erreicht.