Der auf Elektroautos setzende RidePooling-Dienst CleverShuttle hatte Ende 2019 die Einstellung des Betriebs in drei Städten beschlossen, ein halbes Jahr später gab das Startup dann drei weitere Standorte auf. Als Grund wurden eine strategische Neubewertung des Geschäfts und wirtschaftliche Faktoren angegeben. Künftig konzentriert sich das Unternehmen auf Kooperationen mit Kommunen.
CleverShuttle wurde 2014 gegründet, seit 2018 ist das Berliner Startup mehrheitlich im Besitz der Deutschen Bahn. Das Angebot bestand bisher aus „On-Demand-Ridepooling“, bei dem ein Algorithmus Menschen in Großstädten mit ähnlichem Ziel zu Fahrgemeinschaften bündelt. Das Geschäftskonzept funktionierte zu den deutschen Gegebenheiten sowie der Kundennachfrage und dem Wettbewerb allerdings nicht, die Coronavirus-Pandemie erschwerte den Betrieb in diesem Jahr weiter.
Zunächst musste CleverShuttle zahlreiche Mitarbeiter entlassen, „das hat wehgetan“, sagte Firmenchef Bruno Ginnuth im Gespräch mit BusinessInsider. Das Unternehmen blickt jetzt aber nach vorne, mit dem dazu beschlossenen neuen Geschäftsmodell wendet man sich nicht mehr direkt an die Fahrgäste. Stattdessen will man mit kommunalen Partnern zusammenarbeiten, etwa Nahversorgungsunternehmen oder Stromversorgern.
„Wir brauchen große, relevante Verkehre, um den ÖPNV zu ergänzen – für alle, die keine Lust haben, auf den Bus zu warten, weil sie müde sind oder etwas getrunken haben“, so Ginnuth. Er glaubt, dass das im Interesse jeder Kommune sein sollte, die den Anteil des Individualverkehrs reduzieren und Menschen günstige Transportmittel anbieten möchte.
Als Erstes wird CleverShuttle sein neues Angebot in Darmstadt umsetzen: Das Startup arbeitet dort mit dem lokalen Mobilitätsdienstleister HEAG mobilo für den Betrieb des On-Demand-Shuttles „HeinerLiner“ zusammen. Die Berliner hatten sich gemeinsam mit der Bahn-Tochter Ioki in einem europaweiten Ausschreibungsverfahren als Bieter durchgesetzt. HeinerLiner will im Frühjahr 2021 starten, dann sollen elektrisch betriebene Kleinbusse vom Typ Mercedes eVito Tourer in Darmstadt ein dichtes, virtuelles Haltestellennetz bedienen und Lücken im ÖPNV schließen. Die Buchung ist vorrangig über eine App vorgesehen.
HeinerLiner ist zunächst für vier Jahre projektiert und soll bei Erfolg dauerhaft etabliert werden. Das Angebot wird in der Darmstädter Innenstadt etabliert, nach drei Monaten ist dann die Ausweitung des Service auf das gesamte Stadtgebiet vorgesehen. HeinerLiner wird vom Land Hessen sowie mit Mitteln des Bundes gefördert.
Jörg2 meint
Im ersten Durchgang wurde dem vermeintlichen Privatkundenkreis an die Backe geredet, es wäre ein super Konzept. Hat nicht funktioniert.
Jetzt im zweiten Durchgang wird der Kommune an die Backe geredet, es gäbe plötzlich den Kundenkreis aus Durchgang Eins. Den Kundenkreis wird es auch jetzt nicht geben. Was es jetzt gibt, ist die gesicherte Finanzierung.
Michael meint
Tja, offensichtlich reicht es nicht „neue Mobilitässervices“ und „Driving as a service“ Konzepte als das neue große Ding auszurufen; man muss auch mal den Nutzer fragen. Oder anders gesagt: Die Wirklichkeit straft die Träumer.