Mit der Vorstellung des Vision-S Anfang vergangenen Jahres hat Sony Gerüchten neue Nahrung gegeben, nach denen der Elektronikkonzern den Einstieg in die Automobilbranche vorbereitet. Im Januar dieses Jahres wurde der Konzeptwagen in einer weiterentwickelten Version gezeigt, was die Spekulationen weiter anheizte. Sony erklärte nun allerdings, keinen Serien-Pkw zu planen.
„Im Moment gibt es keine Pläne, das Fahrzeug serienmäßig herzustellen oder zu verkaufen. Da Mobilität als zentraler Megatrend der Zukunft gilt prüfen wir, wie wir sinnvoll zur Ära des autonomen Fahrens beitragen können“, sagte ein Sprecher dem US-Autoportal Car and Driver. Er verwies auf die Stärken des Unternehmens bei Bild- und Sensortechnologien, die zur Sicherheit und Verlässlichkeit von automatisierten Fahrzeugen beitragen könnten. Ein weiterer Fokus seien Unterhaltungsangebote im Mobilitätsbereich.

Seit Dezember 2020 ist der erste Prototyp des knapp 4,9 Meter langen Vision-S fertig. Die zugrundeliegende Plattform ist Sony zufolge auf hohe Sicherheit, Konnektivität und Flexibilität ausgelegt. Sie könne als Basis für diverse Einsatzzwecke und Fahrzeugtypen von Coupés, über Limousinen und SUV bis zu Minivans dienen. Bei der Entwicklung des Elektroautos haben sich die Japaner Unterstützung von Unternehmen mit Automobil-Kompetenz geholt, darunter die Zulieferer Benteler, Bosch, Magna und ZF.
Der Vision-S wird von zwei E-Motoren angetrieben, die zusammen 400 kW (544 PS) Gesamtleistung erzeugen. Von null auf Hundert geht es in 4,8 Sekunden und weiter bis 240 km/h. Die Batteriekapazität und die damit erzielbare Reichweite sind nicht bekannt. Die weitere Ausstattung umfasst neben Bild- und Sensortechnologien unter anderem Software aus den Bereichen künstliche Intelligenz, Telekommunikation und Cloud-Dienste. Der Funktionsumfang lässt sich laut den Entwicklern kontinuierlich aktualisieren und weiterentwickeln, insbesondere im Bereich des autonomen Fahrens.
Vor Kurzem hat Sony den Start von Probefahrten in Österreich bekannt gegeben und Tests in weiteren Ländern angekündigt. Die Arbeiten am Vision-S würden fortgeführt, hieß es zudem. Das Ziel dieser Maßnahmen ist den jüngsten Aussagen zufolge aber nicht, die Serienfertigung des Batterie-Wagens auf den Weg zu bringen.
Christian Baumgarten meint
Ich habe auch schon bei LG und dem Bolt/Ampera-e nicht verstanden, warum sie sich nicht einen Auftragsfertiger suchen und die Kiste dann selbst verkaufen. Beim Bolt lieferte LG schon den Akku, Antriebseinheit inkl. Leistungselektronik und das Kombiinstrument. Das sind alles Kernkomponenten eines Elektroautos und mit einem JV mit einem Fahrzeugbauer/Karosseriebauer hätte man echt was ordentliches auf die Beine stellen können. Ähnliches jetzt bei Sony. Die Marktchancen könnten echt hoch sein, da sie erheblich weniger Schnittstellen mit Zulieferern haben und dazu nicht jeder einzeln seinen Gewinn abschöpfen muss. Aber sie haben das sicher bewertet und sagen, dass die Zeit nicht reif dafür ist. Mal sehen was wir von den Zulieferern in der Zukunft noch eigenes sehen werden :)
Gunarr meint
Sony hatte damals auch die Lithium-Ionen-Batterie zur Serienreife entwickelt, obwohl sie nicht vorhatten, Batteriehersteller zu werden. Nachdem Sie aber keinen Batteriehersteller gefunden hatten, der bereit war, von Nickel-Cadmium auf Lithium umzustellen, haben Sie schließlich doch eine eigene Produktion hochgezogen. Das war sicher nicht das Schlechteste, was Sony passieren konnte. Vielleicht läuft es mit dem Auto auch so.
Anti-Brumm meint
Ernstgemeinte Frage: was ist dann das Ziel?
Wozu hol ich mir hundert Zulieferer ins Boot, nur um die eigene Technologie (welche ist das denn eigentlich?) der Welt zu zeigen?
Mäx meint
– Networking ganz allgemein ist nie verkehrt
– Zeigen der Stärken und Fähigkeiten zur Umsetzbarkeit des eigenen Unternehmens in komplexen Dingen
– Erschließung neuer Geschäftsfelder wie Auftragsfertigung von Start-ups
– Know-How für die Verbesserungen der eigener Produkte, weil man weiß worauf es ankommt, wenn man es selbst mal gesamtgesehen entwickelt hat
– Darauf aufbauend Entwicklung neuer Produkte oder neuer Verfahren zur Herstellung dieser Produkte
– Marketing
Gibt aber bestimmt noch mehr
Mäx meint
Bezugnehmend zu meinem Kommentar:
Die Technologie könnte zum Beispiel sein die Entwicklung eines gesamten Innenraums für eine bestehende Außenhülle eines neuen Herstellers, oder auch nur die Entwicklung des Infotainments eines Fahrzeugs
Fahrerassistenzsysteme sind ebenfalls jede Menge an Bord, dessen Integration gezeigt wird.
MM meint
Kann schon sein.
Nur hat man hier die Prototypenentwicklung wirklich weit getrieben, inkl. Fahrwerkserprobung, usw.
Für die Darstellung der eigenen technischen Kompetenz bei den Themen autonomes Fahren und Multimedia war das vielleicht etwas übertrieben.
Sehr schade jedenfalls, dass das Auto nicht kommt.
Peter meint
Ziele? Ich rate mal:
1) Zulieferer haben ihrerseits auch Zulieferer.
2) Man kann von etablierten Zulieferern lernen und Schnittstellen aufeinander abstimmen.
3) Die etablierten Schnittstellen der Zulieferer sind auf die OEMs abgestimmt.
4) Man lernt viel über Einsatzfälle, Anforderungen und Stolpersteine beim Produkt/Ecosystem „Fahrzeug“.