Bei der Auswahl von Verkehrsmitteln stehen für die Deutschen laut einer Umfrage der HUK-Coburg derzeit die Kriterien Kosten, Schnelligkeit und Flexibilität mit weitem Abstand vor allen anderen. Eine Mehrheit der Bevölkerung fordert demnach an erster Stelle von Mobilitätskonzepten für die Zukunft, dass Mobilität bezahlbar wird für breite Bevölkerungskreise und die Kosten für Mobilität insgesamt sinken. Diese Ziele wurden in Summe zu über 50 Prozent häufiger genannt als etwa CO2-Neutralität oder mehr Verkehrssicherheit auf den Rangplätzen drei und vier.
Rund jeder zweite Deutsche befürchtet der Umfrage nach als größte Gefahr künftiger Konzepte steigende Kosten für Mobilität. Nur 27 Prozent Nennung bekommt bundesweit dagegen ein zu geringer Umweltschutz als zweitgrößte Sorge. „Die Mobilitätskosten, von der Bahn über Kraftstoff bis hin zum öffentlichen Nahverkehr, sind in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen. Als marktführender Kfz-Versicherer beobachten wir das ebenfalls bei der Höhe von Kfz-Schadenkosten“, sagt Jörg Rheinländer, Vorstand bei der HUK-Coburg. „Wenn jetzt, nach den Corona-Erfahrungen, die Menschen endlich sinkende Kosten für ihre Mobilität einfordern, muss sich das auch in Konzepten für die Zukunft widerspiegeln.“
Bei mehr als jedem vierten Befragten in Deutschland hat sich durch die Coronavirus-Erfahrungen die Einstellung bei der Auswahl von Verkehrsmitteln verändert. In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg ist es sogar im Schnitt jeder Dritte. „Ich hätte vor der Corona-Erfahrung nicht erwartet, dass ein Auto für mich einen solchen Wert als Verkehrsmittel einmal haben könnte“ – das sagen jetzt nirgends so viele wie in Berlin. „Ich hatte vor der Corona-Zeit beabsichtigt, das Auto weniger zu nutzen, das mache ich jetzt aber nicht.“ Diese Aussage ist nun bundesweit am häufigsten in Bremen zu hören, gefolgt von Berlin. Gleichzeitig trägt offenbar der Hygiene-Aspekt zu einer Renaissance des Autos gegenüber Bus und Bahn bei. So zählt etwa für die in der HUK-Coburg-Studie befragten Frauen heute bei der Auswahl eines Verkehrsmittels eine gute Hygiene-Situation schon mehr als doppelt so viel wie beispielsweise die CO2-Neutralität der Fahrt.
Gefragt, welche Fortbewegungsmittel die Ansprüche der Bundesbürger heute in Summe am besten erfüllen, nannten drei Viertel (73 %) das Auto oder ein Elektroauto. Und gefragt, was wohl in Zukunft Ihr ideales Fortbewegungsmittel sein wird, nannte wieder ein ähnlich großer Anteil das Automobil (69 %). Die Bahn kam in Bezug auf die heutige Situation und auch in Zukunft auf lediglich rund 16 Prozent, Busse auf zehn Prozent.
Elektroauto kann „Game Changer“ werden
Laut der Umfrage kommt bereits für fast jeden sechsten Deutschen „grundsätzlich beim Autokauf nur noch ein E-Auto in Frage“. In Hamburg und Berlin sagte das jeder Fünfte. „Das Elektroauto kann damit zum Game-Changer in der Mobilitätsdiskussion werden. Denn es schafft die Verbindung zwischen der unverzichtbaren Rolle des Autos gerade außerhalb der Städte und mehr Umweltschutz. Bei Zukunftskonzepten für Mobilität sollte das stärker berücksichtigt werden“, meint HUK-Coburg-Vorstand Rheinländer.
Sieben von zehn Personen in Deutschland erklärten in der Mobilitätsstudie, dass ein Auto im Haushalt für sie aus beruflichen oder privaten Gründen unverzichtbar ist. In den Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg sind es nur die Hälfte. Hierin liegt ein Spannungsverhältnis, wie die Studie belegt: Befragte außerhalb von Großstädten ab 500.000 Einwohnern sehen in einem Elektroauto heute schon doppelt so häufig wie Befragte in den Großstädten ein ideales Fortbewegungsmittel. Aus ihrer Sicht kann sich die Position des E-Autos als ideales Verkehrsmittel in den nächsten fünf Jahren nochmals verdoppeln.
Der Studie zufolge sieht jeder Vierte in Deutschland die „einseitige Forschung“ und „öffentliche Bevormundung“ als mit die größten Gefahren künftiger Mobilitätskonzepte. Ein Viertel der Befragten sagte: „Ich empfinde eine Verteufelung des Autos, die meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt ist.“ Fast jeder Zweite glaubt, dass auch in Zukunft „das Auto nicht seine bisherige Bedeutung verliert“. Jeder fünfte Befragte beklagte, dass sich bisherige Mobilitätskonzepte für die Zukunft „zu einseitig nur auf Städte konzentrieren“.
„Die Studienergebnisse zeigen, dass die Debatten um die Zukunft der Mobilität und insbesondere des Autofahrens innovativer und mit weniger Scheuklappen geführt werden müssen“, resümiert Rheinländer. Beispielhaft stehe dafür ein weiteres Studienergebnis: Mehr Deutsche lehnten es ab, sich in ein autonom fahrendes Auto zu setzen, als etwa in einen Hyperloop oder in ein Flugtaxi.
Alupo meint
„Mehr Deutsche lehnten es ab, sich in ein autonom fahrendes Auto zu setzen, als etwa in einen Hyperloop oder in ein Flugtaxi.“
Das ist doch nicht überraschend. Die Deutschen haben auch die CD anfangs abgehehnt, die Digitalkamera, den Flachbildschirm, den Laptop, das benzingetriebene Auto uvm.
Nachdem beim BEV die Qualitätsprobleme gelöst wurden (Reichweite, Akku-Haltbarkeit) dauert es noch ein Jahr bis sich das herumspricht und man nicht mehr beim Halten von Fremden darauf angesprochen wird. Bis dann sind auch die BEV-Preise weiter gesunken, und zwar deutlich vor 2025.
Mein BEV kostete damals noch einen 6 stelligen Betrag und hatte 557km NEFZ Reichweite (ich wollte definitiv die maximal mögliche Reichweite, wegen Winter, Regen, Gegenwind, 10% bis 80% etc). Heute schon kostet ein Model 3 weniger als die Hälfte, hat eine höhere Reichweite als mein BEV und ist bis auf meinen Kofferraum und meine kostenlose Ladeflatrate eigentlich fast überall besser. Und es läd schneller, in km/Minute. Und das in nur 4,5 Jahren.
Durch den Bau der Giga Berlin werden die Preise weiter sinken, auch durch das zukünftige Model 2(?) mit Megacasting und 4680-er Zellen incl. deren Chemie und Fertigung.
Die Deutschen werden sich in spätestens 10 Jahren an das autonome Fahren gewöhnen, da habe ich auch keinen Zweifel. Spätestens wenn die Versicherung dafür billiger ist als wenn man sich das Recht, selbst zu fahren zusatzversichern lässt. Ganz im Sinne von Geiz ist geil (sieht und riecht man am Diesel).
Holger BSB meint
Ich finde auch die Bundesregierung sollte jedem Bundesmichel einen EQS zur Verfuegung stellen
Gunarr meint
War gestern wieder mit dem Elektroroller unterwegs. Bin 70 km gefahren und habe 4 kWh nachgeladen. Ist natürlich kein Ersatz fürs Auto, aber eine gute Ergänzung. Baustellen, Staus und Schranken verlieren ihren Schrecken.
badsoden meint
Man wil doch immer ein größeres Auto mit mehr komfort und das kostet halt mehr. Wenn weniger auch genug ist kostet es auch weniger.
Kasch meint
Eine typisch deutsche Überschrift – der Deutsche will, fragt sich nur womit er sich, was auch immer, verdienen will. Mit, gerne von amtierenden Parteien kreierten, nicht wertschöpferischen, unsinnigen, zusätzlichen Verwaltungsjobs, die ausschließlich wirtschaftlichen Schaden anrichten ?
DerÄlbler meint
Was DER Deutsche will weiß keiner, oder wurden 80 Mio befragt im der Studie? Nein, nur einige wenige HUK Versicherte.
Flo meint
Autofahren ist immer noch zu billig, das kann man an jedem Wochenende beobachten.
DerÄlbler meint
Stimmt, waren wieder Massen an Städter unterwegs und kackten unsere Wälder zu.
Sebastian meint
Den Horizont erweitern, andere Dinge und Kulturen suchen… ist die Ureigenschaft des Menschen. In den Höhlen haben wir lange genug gelebt. Wer das möchte, bitte. Aber nicht generalisieren.
Stefan meint
Die Kosten für individuelle Mobilität werden in Zukunft nicht deutlich billiger werden – eher teurer.
Die Kosten richten sich nach der Geschwindigkeit (schneller ist teurer weil mehr Energie nötig), dem Energieverbrauch (höherer Verbrauch ist teurer), dem CO2-Ausstoss (mehr CO2 ist teurer), der Anzahl an Fahrgästen je Fahrzeug (Auto teurer als Bus). Egal ob Auto oder Zug – die Kosten für die Straße/Schiene müssen auch bezahlt werden.
Jeder kann sich dann überlegen, welche Mobilität er sich leisten kann.
Ich verstehe die gesteigerte Nutzung von Autos aus Hygiene-Gründen – weil ich das auch so handhabe. Aber Mobilität wird nicht billiger – HomeOffice und Videokonferenzen können Mobilität reduzieren.