Teslas neue Elektroauto-Fabrik in der Brandenburger Gemeinde Grünheide nahe Berlin verzögert sich. Ursprünglich hatte der US-Hersteller den Produktionsstart für Mitte dieses Jahres anvisiert, es dauert nun aber mehrere Monate länger. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) rechnet noch für dieses Jahr mit dem Beginn der Fertigung in Grünheide.
„Ich habe die Hoffnung, dass das erste Auto, das vom Band läuft, das Geburtsjahr 2021 haben wird“, sagte Steinbach dem Handelsblatt. Die abschließende umweltrechtliche Genehmigung fehle noch wegen der Coronavirus-Pandemie, einer Anhörung von Kritikern des Projekts und des erweiterten Bauantrags mit Batteriefabrik. Tesla treibt die Konstruktion dennoch voran und geht offiziell von der Inbetriebnahme der E-Auto-Fabrik zum Ende des Jahres aus.
Steinbach sieht das Projekt als Vorbild für andere Firmen. „Wir verhandeln derzeit mit mehreren potenziellen Investoren“, sagte er. Das seien alles ausländische Unternehmen. Der SPD-Politiker rief dazu auf, nach Abschluss des Tesla-Verfahrens das Planungs- und Genehmigungsrecht in Deutschland zu prüfen. „Wir sind, was die Anwendung des Bundesimmissionsschutzgesetzes und die damit verbundenen Genehmigungsverfahren betrifft, vielleicht in einem Tunnel der Betriebsblindheit und sehen möglicherweise nicht die Punkte, die einer Modernisierung und Entbürokratisierung bedürfen.“
Tesla hatte im April das Genehmigungsverfahren für sein deutsches Werk kritisiert. Später sagte Firmenchef Elon Musk bei einem Besuch der Baustelle in Grünheide: „Ich denke, es sollte weniger Bürokratie geben, das wäre besser.“ Seiner Ansicht nach sollte es die Möglichkeit geben, Vorgaben aufzuheben. Ansonsten würden mit der Zeit immer mehr Regeln gelten, bis man irgendwann überhaupt nichts mehr umsetzen könne. Zuvor hatte sich Tesla insbesondere für schnellere Verfahren für nachhaltige Projekte ausgesprochen.
Der Bau der hiesigen Tesla-Fabrik ist trotz fehlender abschließender Genehmigung durch das Land Brandenburg weit fortgeschritten. Dass die Fertigstellung nicht wie erhofft bereits erfolgt ist, liegt insbesondere an Einwänden von Kritikern: Naturschützer und Anwohner befürchten mit der Fabrik negative Konsequenzen für die Umwelt. Steinbach wies die Kritik von Umweltverbänden wegen vorzeitiger Genehmigungen zurück. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen erlauben Vorabzulassungen“, so der Wirtschaftsminister.
Das Werk in Brandenburg ist Teslas erste europäische Elektroauto-Fabrik. In Grünheide sollen bis zu 500.000 Fahrzeuge pro Jahr entstehen und 12.000 Menschen für das Unternehmen arbeiten. Nach dem Mittelklasse-SUV Model Y soll später auch die Mittelklasse-Limousine Model 3 von den Bändern rollen. Tesla plant zudem die „weltgrößte“ Batterie-Fabrik an dem Standort.
Peter W meint
Auch ich bin ein Verfechter des Umweltschutzes und möchte dass unsere Natur und unsere Lebensgrundlagen erhalten bleiben. Leider werden aber von einigen „militanten“ Umweltschützern falsche Prioritäten gesetzt. Der Versuch die Tesla-Fabrik zu verhindern zeigt wie weltfremd einige Mitbürger geworden sind. Es gibt wirklich wichtige Projekte im Naturschutz als einen Fichtenspargelacker. Wenn wir als Industrieland nicht dazu in der Lage sind wertvolle Natur von wirtschaftlich genutzten und längst denaturierten Flächen zu unterscheiden, werden wir untergehen. Dann können sich diese Blockierer beim Sozialamt melden und nach Geld fragen das es dann nicht mehr gibt.
Allstar meint
Abwarten, die Umweltsauereien die Tesla hier veranstaltet kommen jetzt so langsam pö a pö ans Licht. ( Gaskraftwerk zur Stromerzeugung, Dieselgeneratoren, Grundwasserabsenkung, Großflächige Vernichtung von Wald und Versiegelung der Flächen, extremer Lieferverkehr da keine Bahnanbindung, Verschwendung von Steuergeldern, Lohndumping, etc.)
Dominik meint
Das mit dem Gaskraftwerk können Sie doch anhand der Antragsunterlagen beweisen oder?
Oh wunder auf einer Baustelle hat man Dieselbetriebene Technik im Einsatz. Ich könnte Ihnen ja verraten, dass sogar dauerhaft für bestimmte Zwecke Dieselmotoren im Einsatz sein könnten in der Tesla Fabrik.
Der Wald wird mit Mischwald ausgeglichen, der Kiefernforst ist so in der Form sowieso nicht klimastabil, schauen Sie sich mal etwas weiter südlich in Brandenburg um, dort sterben ganze Kiefernwälder.
Oh Wunder für eine Fabrik wird Fläche versiegelt. Die Bahnanbindung braucht eben länger, hoffen wir einfach, dass die DRE auch verkauft.
Welche Infos haben Sie bezüglich Lohndumping?
Welche Steuergelder werden verschwendet?
Kasch meint
Ja, die Hoffnung sirbt zuletzt, Jörg. Deutsche Gesetzte sind wie Kartenhäuser – statt sie einzureissen bastelt man in die Richtung weiter, die möglich ist – bis zur kroteskesten Entstellung und Sinnlosigkeit.
David meint
Wenn das der Anlass ist, das Planungs- und Genehmigungsrecht zu überprüfen, wäre das ein Fortschritt. In Deutschland haben Nichtleister und Querulanten viel zu viele Eingriffsrechte in die Themen, die auch ihnen direkt oder indirekt den Lebensstandard sichern. Zur Prognose: Der Wirtschaftsminister von Brandenburg hat jedenfalls in der Causa Tesla einen guten Eindruck hinterlassen. Also sollte man ihm erst einmal glauben.
Daniel S meint
Warum wird für die neue, zusätzliche Batteriefabrik das bisherige Baugesuch erweitert / verändert anstatt dafür ein neues, zweites und separates Baugesuch zu starten, das die erste Bauphase nicht verzögert?
Die Giga Berlin könnte ja auch ohne Batteriefabrik existieren. Das sind deshalb auch zwei unabhängige Bauvorhaben.
Olli meint
Diese Frage wird nur Tesla beantworten können!
Freddy K meint
Weil es nur ne Erweiterung ist und kein neues Bauvorhaben. Denn als neues Bauvorhaben müsste alles vorn vorne eingereicht werden. Dann würde es länger dauern.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Könnte mir vorstellen, dass es mit Fördergelder zusammenhängt.
Dominik meint
Weil das so bei einer Genehmigung nach BImSchG nicht funktioniert. Erweiterungen könnten erst nach endgültiger Genehmigung gestellt werden und Tesla hatte sowieso schon immer wieder etwas geändert. So ging man auf Nummer sicher.
Das blöde ist für Tesla, dass deren Zellfabrik direkt neben dem Autowerk für das Autowerk Zellen herstellt und damit auch Genehmigungspflichtig nach BImSchG wird, während VWs Zellfabrik in Salzgitter mit einer einfachen Baugenehmigung auskam.
Das schlimme wird bleiben, dass jede Erweiterung in Grünheide genehmigungspflichtig nach BImSchG bleibt.