Das Münchner Unternehmen Adaptive City Mobility GmbH (ACM) entwickelt seit 2012 mit dem City One ein Elektroauto speziell für den urbanen Raum mit dazugehörigem Ökosystem. Vorstandschef Paul Leibold und sein Team aus aktuell zehn Mitarbeitern haben nun das kanadisch-österreichische Unternehmen Magna als Produktionspartner gewonnen.
Der City One ist als multifunktionales Leichtbau-Elektroauto mit Akkuwechselsystem der Klasse L7e konzipiert. Das erklärte Ziel ist bezahlbare Elektromobilität für alle, im Fokus des Projekts steht aber der Vertrieb an gewerbliche Nutzer. Durch seine modulare Bauweise lässt sich der City One laut ACM mit wenigen Handgriffen vom Pkw zum Transporter mit Platz für eine Europalette umbauen. Intelligentes Laden zu Hause in Kombination mit einem Batteriewechselsystem sollen das Elektroauto äußerst vielseitig einsetzbar machen.
Das Interesse am City One ist einem Bericht des Handelsblatt zufolge groß. „Kunden stehen Schlange“, die Technologie scheine serienreif, so die Wirtschaftszeitung. Dass der bekannte Auftragsfertiger Magna ACM nun als Kunden akzeptiert, sei „eine wichtige Basis für unser Unternehmen“, sagte Leibold, der den City One auf der Messe IAA im September präsentieren will. Magna setze nur Ressourcen und Ingenieure ein, wenn es an das Projekt glaubt, betonte Karl-Thomas Neumann. Der ehemalige Opel-Chef ist mittlerweile Investor und sitzt im Beirat von ACM.
Anders als die großen Autokonzerne zielt ACM nicht auf Privatkunden, sondern vorwiegend auf Taxifirmen, Leasingunternehmen und andere Flottenbetreiber – vor allem in Asien oder Afrika. Unterschrieben seien bereits Absichtserklärungen für den Absatz von insgesamt 208.000 Fahrzeugen – das wären drei Milliarden Euro Umsatz, schreibt das Handelsblatt. Ein Interessent sei eine chinesische Mobilfunkkette, die 35.000 Fahrzeuge mit einer Flatrate anbieten wolle. „Der Markt ist riesig“, glaubt Leibold.
Leibold arbeitete bei BMW am Elektroauto i3 mit. Seit 2013 treibt der Wirtschaftsingenieur mit ACM seine eigenen Ideen voran. Er wird dabei durch ein Konsortium des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert, außerdem waren Fraunhofer-Forscher und Siemens mit an Bord. Nun will es das Start-up aus der Entwicklungs- in die Produktionsphase schaffen. Magna hat dafür laut dem Bericht eine Machbarkeitsstudie erstellt, derzeit arbeiteten viele qualifizierte Ingenieure an dem Fahrzeug. 2023 sollen die ersten Testfahrzeuge produziert werden, spätestens Anfang 2024 soll die Massenproduktion in Werken in Asien starten.
Bislang sammelte Leibold rund 40 Millionen Euro von Investoren ein. Aktuell läuft eine neue Finanzierungsrunde, die deutlich größer ausfallen soll. ACM sei in Gesprächen mit mehreren strategischen Investoren, unter anderem aus dem arabischen und asiatischen Raum. „Das Interesse ist sehr groß“, sagte Leibold dem Handelsblatt. Das liege insbesondere an der auch beim Antrieb auf Flexibilität ausgelegten Architektur.
Feste Batterie & Wechselakkus
Der City One verfügt über eine fest installierte Lithium-Ionen-Batterie sowie Wechselakkus, die zusammen eine Reichweite von bis zu 240 Kilometern ermöglichen. Die jeweils zehn bis zwölf Kilogramm wiegenden Wechselakkus befinden sich im Kofferraum, optional finden sie auch auf dem Dach Platz. Sie können mit wenigen Handgriffen ausgetauscht werden und liefern so weitere 100 bis 120 Kilometer Reichweite. Die Batterien lassen sich an jeder Haushaltssteckdose in acht Stunden aufladen, an einer Ladestation in fünf Stunden.
Der ACM City One kostet je nach Ausstattung 10.000 bis 15.000 Euro, was für ein Elektroauto ein niedriger Preis ist. Um auch die Gesamtbetriebskosten möglichst gering zu halten, will das Start-up unter anderem das Ausspielen von Werbung über einen Digitalmonitor auf der Heckklappe ermöglichen. Flottenbetreiber sollen damit jährlich mindestens 3000 Euro einnehmen können. Steuern möchte ACM das Ganze mit einer digitalen Plattform, die es mit der Porsche-Tochter MHP aufbaut. Firmen oder Privatkunden sollen die Fahrzeuge für Auftragsfahrten buchen können und so Leerfahrten vermeiden. Eine weitere Idee ist, Versicherungen die Fahrzeugdaten gegen Geld auswerten zu lassen.
Angesichts des erhofften Marktpotenzials will ACM kurzfristig bis zu hundert Mitarbeiter einstellen, vor allem im Software- und Entwicklungsbereich. Leipold hat aber vor, möglichst viele Abläufe wie die Produktion auszulagern. „Wir wollen klein bleiben“, sagte er. Der Vorstandschef visiert eine Maximalgröße von 300 Mitarbeitern an.
Dark Erebos meint
Ich bin mir da nicht so sicher ob der wirklich Konkurenzfähig zu SGWM Honguai oder den Sihao E10x von VW, denn die kosten für das gleiche nur die Hälfte.
Djebasch meint
Auf jeden fall auf meiner Beobachtungsliste, mal schauen was daraus wird.
Franz Mueller meint
Immer gut wenn man einen Leihwagen mit dem Hochdruckreiniger auch innen putzen kann.
Wechselakkus ist natürlich ein Quatsch. Wer schleppt schon Akkupakete mit 12 kg, wenn gerade mal 10km Reichweite pro Stück dabei rauskommt?
THeRacer meint
… wie kommt er auf 10Km Reichweite pro Stk.?
Bei 4 x 2,5 kWh = 10 kWh sind bei dem leichten Wägelchen im Stadtverkehr eher 25-30 km/Stk. drin! Also zusammen gut 100 km Reichweite. Dafür lohnt sich so ein kleines Trainingsprogramm. Manch einer geht extra ins Fitness Studio und bezahlt noch Geld dafür. ;-)
THeRacer meint
… und im übrigen nur 10,5 kg …
Jörg meint
Wieso ist Wechselakku Quatsch, nicht alles was du nicht brauchen kannst… können vielleicht andere Menschen gut gebrauchen ????
Bitte immer dran denken, es gibt fast soviel unterschiedliche Bedürfnisse wie es Menschen gibt!
Kauf dir dieses Fahrzeug ???? besser nicht ????
SantoDomingo meint
Früher hat man Sprudelkisten in die obere Etage geschleppt, heute sind es Wechselakkus.
Schöne neue Welt..
Peter W meint
Eine super Idee. Für Kleintransporte in der Stadt, oder als Leihauto für Besorgungen hervorragend geeignet.