Die Klimatisierung sorgt in Elektroautos oft für geringere Reichweite. Die Temperierung des Innenraums und der Batterie verbraucht neben dem Fahrzeugantrieb den Großteil der Energie. Der Coburger Automobilzulieferer Brose hat ein ganzheitliches System für das Thermalmanagement entwickelt, das die Wärmeverteilung im Auto aktiv steuert. Das soll die Effizienz von E-Fahrzeugen deutlich erhöhen, ohne dass es Abstriche beim Komfort gibt.
„Aktuell gibt rund ein Drittel der Autofahrer weltweit an, aus Sorge um zu geringe Reichweite kein Elektrofahrzeug kaufen zu wollen. Daher haben wir unsere Kompetenz bei elektrischen Kältemittelverdichtern auf komplette Thermal-Subsysteme ausgeweitet“, so Raymond Mutz, Geschäftsführer Antriebe Brose Gruppe. Die Systeme seien speziell für batterieelektrische Fahrzeuge ausgelegt, bei denen der Verbrennungsmotor als Wärmelieferant entfällt. Sie steuern den Wärmeaustausch zwischen Außenluft, Klimaanlage, Batterie und weiteren Komponenten.
„So stellen wir beispielsweise sicher, dass im Winter die beim Laden der Batterie entstehende Wärme nicht verloren geht, sondern den Innenraum beheizt“, erklärt Mutz. Die Fahrzeuge seien dadurch deutlich effizienter unterwegs und hätten eine um bis zu 15 Prozent höhere Reichweite. Bei 400 Kilometer Basisreichweite wäre das ein Plus von bis zu 60 Kilometern. Alternativ ermögliche die Effizienzsteigerung den Einsatz kleinerer Batterien, was Kosten und Gewicht senke. Bei der Entwicklung des neuen Konzepts arbeitet Brose unter anderem mit einem namentlich nicht genannten deutschen Premiumhersteller zusammen.
Brose liefert die neuen Thermalsysteme in Form von kompakten Modulen. Diese beinhalten nach Angaben des Zulieferers alle nötigen Komponenten von der Wärmepumpe bis zum Kühlmittelverteiler und sind leicht zu montieren. „Die Module arbeiten besonders effizient, da alle Bauteile des Systems optimal aufeinander abgestimmt sind“, heißt es von dem Unternehmen. Optional sei das System mit einem hermetisch abgetrennten Kältemittelkreislauf ausgestattet. Dieser wird von Brose vorbefüllt und soll wartungsfrei arbeiten. Sowohl an der Montagelinie des Herstellers als auch in der Werkstatt entfalle der aus Sicherheitsgründen aufwendige Umgang mit Kältemittel. Das senke Kosten und beschleunige die Produktion. Außerdem ermöglichten die Module den Einsatz von natürlichen Kältemitteln wie Propan, was die Nachhaltigkeit steigere.
Im Gegensatz zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ist bei batterieelektrischen Autos der Kühlerlüfter hauptsächlich im Stand aktiv: Er temperiert die Batterie während des Ladevorgangs. Als Teil seines neuen Thermalmanagementsystems hat Brose einen Radiallüfter entwickelt, bei dem die Luft zur Seite ausströmt. Dieser soll deutlich effizienter arbeiten und auch leiser als herkömmliche Lösungen sein.
Egon Meier II meint
Lasst es nur 10 Prozent sein, das sind bei 400 km auch 40 km mehr oder bei 5 Prozent immerhin 20 km. Die Idee dahinter finde ich jedenfalls gut und bietet einen echten Mehrwert. ☺️
Yoyo meint
Der nicht genannte Auto-Hersteller wird Mercedes-Benz sein. :-)
Fritz meint
Porsche, Audi ist auch dabei
michelken meint
Auch hier haben wir wieder ein Beispiel dafür, dass die Elektromotorisierung nicht das Ende aller Innovationen und Arbeitsplätze sein muss. Findige Unternehmen entwickeln neue Aggregate und Details, die ggf. das Ganze noch besser und effizienter machen. Ob es dann wirtschaftlich sinnvoll und kundenakzeptiert eingesetzt bzw. vermarktet werden kann, mag auf einem anderen Blatt stehen.
Aber aus meiner Sicht: weiter so… erfindet, entwickelt und modifiziert, wo es nur geht.
Dann bietet die E-Mobilität den gewünschten Gegenbeweis, dass mit dem Ende des Verbrenners eben nicht auch alle Arbeitsplätze entfallen und Zulieferer einpacken können.
Hansi3000 meint
OK, also kann so „nur“ während des Ladevorgangs der Innenraum geheizt werden. Wenn ich dabei aber keinen warmen Innenraum brauche, z. B. wenn ich über Nacht lade? Tja, dann bringt das System wirklich nichts.
Freddy K meint
Nein. Nicht nur.
Wenn du immer in der heimischen Garage lädst nutzt es beim laden natürlich nicht viel. Ausser im Winter und im Sommer. Und ja, auch die kWh über deine Wallboxmusst du zahlen. Und je weniger umso besser
Unterwegs aber funktioniert auch. Und da es 2 Kühlmittelströme sind geht’s auch mit kühl.
Und stell dir vor es gibt Menschen die nicht in der wohlig heimlichen Garage die ganze Zeit laden. Die sind unterwegs und fahren. Auch auswärts. Und laden. Sowas solls geben. Echt. Auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst. Und nur weil DU etwas nicht brauchst taugt es nichts?. Ganz klar…Man sollte am besten immer vorher dich fragen….
Franz Mueller meint
Bis zu 15%. 0% eingeschlossen.
Gasbremse meint
Richtig! „Bis zu“ ist die Umschreibung für „im Ausnahmefall“.