Seit Anfang August steht in der südhessischen Stadt Taunusstein das elektrische On-Demand-Shuttle „EMIL“ der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) und der Stadt Taunusstein zur Verfügung. GHT Mobility, bekannt unter der Marke CleverShuttle, betreibt den Service. Das Gemeinschaftsprojekt ermöglicht flexible Fahrten mit E-Minibussen im gesamten Stadtgebiet, eingebettet in die Struktur des öffentlichen Personennahverkehrs.
EMIL ist unabhängig von festen Fahrplänen und fährt auf Abruf. Der Shuttle-Dienst steuert insgesamt über 1000 virtuelle Haltestellen innerhalb Taunussteins an. Zum Einsatz kommen zunächst drei von GHT Mobility geliehene Elektro-Transporter vom Typ Nissan Evalia. Im Laufe des Augusts sollen sie durch drei Mercedes-Kleinbusse im EMIL-Branding ersetzt werden, einer davon barrierefrei. In den klimatisierten Shuttles finden bis zu acht Fahrgäste Platz. Geladen werden die Elektro-Transporter laut den Betreibern mit Strom aus regenerativen Quellen über eine von der Stadt Taunusstein eigens errichtete Ladeinfrastruktur auf einer neuen Park-and-Ride-Anlage.
Durch die App „RMV On-Demand“ können die E-Busse vorbestellt und spontan gebucht werden. Der Algorithmus berechnet jeweils die optimale Route für verschiedene Fahrgäste und Fahrziele. Durch das sogenannte Pooling können bis zu sechs Personen gleichzeitig mit einem Minibus fahren, auch wenn die Fahrgastzahl pandemiebedingt situativ angepasst wird. Die App gibt die nächste virtuelle Haltestelle an und navigiert Fahrgäste die wenigen Meter dorthin. Bezahlt wird direkt in der App oder im Shuttle. Für alle ohne Smartphone kann EMIL auch per Telefon gebucht und bei den Fahrern bezahlt werden.
„Als größte Stadt im Rheingau-Taunus-Kreis mit insgesamt zehn, zum Teil mehrere Kilometer auseinanderliegenden Stadtteilen, ist der On-Demand-Service für uns ein wichtiger Baustein für ein modernes Mobilitätsangebot in Taunusstein“, sagte Bürgermeister Sandro Zehner. „Unsere elektrischen Kleinbusse springen dort ein, wo der herkömmliche ÖPNV nicht unterwegs sein kann, und erschließen den letzten Kilometer zwischen Buslinien und Wohnorten“, ergänzte RTV-Geschäftsführer Thomas Brunke.
Seit Anfang August sind drei EMIL-Fahrzeuge unterwegs, zwei weitere sollen im Herbst hinzukommen. Bei entsprechender Nachfrage besteht die Option auf ein sechstes Fahrzeug. Wird das Angebot in Taunusstein gut angenommen, ist die Ausweitung in zusätzliche Kommunen innerhalb des RTV-Gebiets angedacht. Nach Taunusstein soll der On-Demand-Service unter dem Dach des RMV in weiteren hessischen Städten und Gemeinden starten.
Bert meint
Ich finde es ein gutes System, insbesondere das man kurzfristig z. B. bei Regen einen Arzt erreichen kann. Das Taxi kostet sehr viel mehr bei annähernd gleicher Leistung. Ich habe unseren Zweitwagen verkauft und werde EMIL gerne nutzen
Sebastian Klaus meint
Mit Emil beweist Lokalpolitik vor allem, dass auch in dieser Sphäre Greenwashing auf Kosten der Angestellten und auch der Bürger:innen sowie lokalen Unternehmer:innen möglich ist.
Mit Emil wird der seit 2003 gut etablierte Rufbus abgelöst, der die nicht ausreichenden ÖPNV-Verbindungen ergänzte. Faktisch ist Emil teurer als der Rufbus – und die Bezahlung über die GHT Mobility ist mit 10 € pro Stunde eine Frechheit. Gleichzeitig wird Polizist:innen zwar der Komfortzuschlag in Höhe von 1,50 € pro Fahrt erlassen, nicht aber Angestellten aus Pflegeberufen oder anderen, während der Pandemie so sehr als essentiell und systemrelevant angepriesenen Arbeitsfeldern. Mehr als Klatschen war damit scheinbar aus Sicht des CDU Bürgermeisters und des übrigen Stadtparlaments leider wohl nicht drin.
Täglich verlassen über 5000 Pkw die Stadt in Richtung auswärtiger Arbeitsplätze. Rund 1500 Pkw fahren aus dem gleichen Grund von außerhalb nach Taunusstein. Diese fängt Emil nicht ab, sondern fragmentiert im besten Fall ausschließlich den Taunussteiner ÖPNV an sich. Ein Projekt also, das sich nur im Kreis um ein strukturellen Problem dreht. Mit grünem Schimmer, mehr aber auch nicht.
Lenny.L meint
Die Idee finde ich super.
Leider wurde dieser Shuttle Service bei uns in Schleswig-Holstein wieder eingestellt,
da nach Monaten die Fahrgastzahlen erheblich einbrachen .
Sebastian meint
gutes konzept in der völlig falschen region… würde der experte mutmassen tuten täten machen tun.
Michael S. meint
Tja, die wenn wegen einer weltweiten Pandemie keiner mehr fährt und eine Skalierung nicht mehr möglich ist, ist es auch klar, dass solche Dienste eingestellt werden. Wenn man es richtig macht, könnte man damit sogar Geld verdienen und den ÖPNV querfinanzieren..