Der deutsche Verband der Automobilindustrie VDA und der europäische Autohersteller-Verband ACEA verlangen regelmäßig, dass die Politik die Ladeinfrastruktur stärker vorantreibt. Ohne ausreichend Ladesäulen schaffe die klimafreundlichere E-Mobilität nicht den Durchbruch, warnen die Lobbyisten. Der ACEA verweist nun auf eine Auswertung, nach der es in mehreren europäischen Ländern eklatant an Ladesäulen für längere Fahrten mangelt.
Die Ergebnisse zeigten, dass es in zehn Ländern nicht einmal eine Ladestation pro 100 Kilometer an wichtigen Straßen gebe, erklärt der ACEA. Alle diese Länder hätten auch einen Elektroauto-Marktanteil von weniger als drei Prozent (außer Ungarn). 18 EU-Mitgliedstaaten hätten weniger als fünf Ladepunkte pro 100 Kilometer Straße, und nur vier verfügten über mehr als zehn Ladepunkte pro 100 Kilometer.

Die Europäische Union soll bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden, dazu ist ein umfassendes Gesetzespaket vorgesehen. Die EU-Kommission präsentierte im Juni den Klimaplan „Fit for 55“ mit konkreten Vorschlägen unter anderem für die Automobilindustrie. Ab 2035 sollen Neuwagen nach den Plänen keine Kohlendioxid-Emissionen mehr ausstoßen dürfen. Bereits bis 2030 sollen die Autobauer den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen im europaweiten Flottenschnitt von heute 95 Gramm CO2/Kilometer um 55 Prozent senken.
Die geplanten Vorgaben der EU bedeuten in der Praxis im nächsten Jahrzehnt das Aus von Verbrennungsmotoren. Um die Ziele zu erreichen, müssen die Autohersteller im großen Stil lokal emissionsfreie Elektroautos oder auch Wasserstoff-Stromer auf den Markt bringen. „Die Verbraucher werden nicht in der Lage sein, auf emissionsfreie Fahrzeuge umzusteigen, wenn es nicht genügend Lade- und Tankstellen entlang der Straßen gibt, auf denen sie fahren“, warnt ACEA-Generaldirektor Eric-Mark Huitema. „Wenn zum Beispiel die Bürger Griechenlands, Litauens, Polens und Rumäniens immer noch 200 km oder mehr fahren müssen, um eine Lademöglichkeit zu finden, können wir nicht erwarten, dass sie bereit sind, ein Elektroauto zu kaufen.“
Der Ausbau der Infrastruktur müsse in der gesamten EU in kürzester Zeit „massiv vorangetrieben“ werden, so der ACEA. Die Fortschritte in einigen westeuropäischen Ländern seien ermutigend, sollten aber nicht von dem „schlimmen Zustand“ des Ladenetzes in anderen EU-Ländern ablenken. Der Kontrast zwischen den Niederlanden – dem Land mit den meisten Ladestationen (47,5 pro 100 km) – und einem Land wie Polen (achtmal größer, aber nur eine Ladestation pro 250 km) sei frappierend.
Der aktuelle Vorschlag für eine EU-Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe sei nicht mit den Ambitionen der Kommission für die CO2-Ziele vereinbar, sagt Huitema. Der ACEA begrüße zwar die Einführung der dringend benötigten verbindlichen Zielvorgaben für Lade- und Tankstationen in den einzelnen Mitgliedstaaten, doch müssten diese deutlich verschärft werden, um die Klimaziele zu erreichen. Der „ACEA fordert daher das Europäische Parlament und den Rat auf, diese Gelegenheit zu nutzen, um bei den anstehenden Verhandlungen über Fit for 55 die richtigen Bedingungen für die E-Mobilität zu schaffen.“
Daniel S meint
Wenigstens an den Autobahnen sollten min. alle 100km echte Schnellader DC über 50kW verfügbar sein. Das wäre ein Anfang.
Warum ist das bloss so schwer? Wollen die Elektrowerke denn keinen Storm verkaufen?
kungu meint
ja alle 100 km würde für den Anfang reichen wenn es wenigstens 50 kw sind. Aber z.B. in West Frankreich ist man immer noch auf AC angewiesen.
Sebastian meint
Richtig Klasse ist in Rumänien der Supercharger timisoara. Von der Autobahn brauchste 30 min..
Ist okay wenn dort auch dein Ziel ist. Fährt man weiter braucht man wieder das selbe an Zeit. Wohlgemerkt ohne Stau in der Innenstadt….
Ich muss immer lachen wenn die Schweizer jammern wenn die in ihrem Bonsai Land 5 min an den SuC brauchen. *g
Alex meint
In Timisoara gibt`s auch eine CNG Tanke die schon über ein Jahr fertiggestellt ist und noch nicht in Betrieb
ID.alist meint
Ich finde die Statistik sehr merkwürdig, und aus den Ergebnissen kann man nicht viel interpretieren.
Z.B. die Nr.2 in der Tabelle, Luxemburg.
Laut GoingElectric sind dort 1050 Ladepunkte. Aber 90% davon sind es Typ2 (AC) Ladepunkte. Und was DC > 100kW angeht gibt es dort 1 Tesla mit 4 SuC und 3 CCS mit insgesamt 5 Ladepunkte.
Polen dagegen als drittletzte in der Tabelle hat 10 SuC Standorte mit 40 Anschlüsse und ~47 CCS>100kW Standorte mit 50 Anschlüsse.
Zusammengefasst, die Situation in Luxemburg ist besser als in Polen, aber nicht 85x besser.
BEV meint
Haha, danke für die Info. Da waren Profis am Werk.
kungu meint
ID.alist, das ist richtig. Wer braucht soviele AC Ladestationen ? Und wenn man im Ausland unterwegs ist will man schnell aufladen und nicht stundenlang warten.
BEV meint
Macht Österreich eigentlich was für den Ausbau?
Selbst die SuperCharger in Österreich sind nicht besonders gut ausgebaut, wenig Ladeplätze und schlechte Infrastruktur.
SuC Thaur werde ich nicht mehr anfahren, das Navi möchte aber immer, dass man dort hin fährt.
SuC Langkampfen auch nur während der Öffnungszeiten des Supermarkts, ansonsten siehts schlecht aus. In der Lounge gibts wenigstens Toiletten.
Mal sehen wo der SuC „Insbruck West“ genau hin kommt.
Der Andi hat mit seinen Forderungen schon nicht unrecht, es muss für einen Ladepark gewisse Mindestanforderungen geben. Toiletten, was zu Essen und Trinken, Mülleimer und ein Dach wäre gut.
Sebastian meint
Innsbruck West kommt östlich. Amis haben es mit Geographi nicht so….
Daher meine These: lieber Ladesäulen in den Bestand von 24h Tankstellen integrieren. Es ist dämlich alles neu zu bauen nur weil wir den Antrieb wechseln.
Newchie meint
Ich kann dem nur zustimmen!
Ich bin gerade in Bibione und war am Mittwoch zum Testladen in der Region bis Latisana unterwegs.
In Bibione selbst ging garnichts, am Campingplatz durfte ich nicht laden, eine am Campielo del Sole liegende Ladestation war stromlos bzw. mit Schlüssel abgesperrt. An der Ladesäule am Ortseingang konnte ich mit keiner meiner Ladekarten laden, Mastercard (angeblich sollte das gehen) ging auch nicht.
Erst der Schnelllader in Latisana ging beim dritten Versuch (mit Not-Aus Betätigung und Neustart) mit nur 37kW und das lag weder am Fahrzeug noch am Ladestand der Batterie.
Weiterhin ist dieser Ladeplatz mit einem Stahlschiebetor gesichert, Zugänglichkeit nicht zuverlässig gegen.
Ohne Tesla wird das zum fragwürdigen Vergnügen!!!
BEV meint
und selbst bei Tesla gibts Verbesserungspotential. Ohne wirds wirklich ein Abenteuer und kein Wunder, dass viele – mit Familie – darauf keine Lust haben.
K. Tscherner meint
Wir sind „überzeugte“ PHEV-Fahrer und haben dabei auf Reisen auch schon manch kleines Abenteuer erlebt und Hürden genommen, etwa beim Hotel-Laden. Im Bekanntenkreis erzähle ich davon schon gar nichts mehr, weil das für viele ein „no no“ ist: „Soo was tut Ihr Euch an? Wären wir nie zu bereit!“ ???? It‘s a long, long way.
BEV meint
Dann lass den Benziner weg, dann wird’s besser, dann musst auch nicht an jedem Hundssch.. laden, bei >300km Reichweite