Elektroautos und anderen mit Strom betriebenen Fahrzeugen wird fälschlicherweise nachgesagt, dass sie schneller in Brand geraten als Wagen mit Verbrennungsmotor. Diese Einschätzung teilen einer Studie zufolge 49 Prozent der Deutschen. Vor allem Ältere schätzen das Brandrisiko von E-Autos höher ein.
Die Deutschen haben mehrheitlich noch keine Erfahrung mit Stromern – sehr wohl aber eine Meinung dazu. Das zeigt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der DEVK, für die das Marktforschungsinstitut YouGov 2076 Personen befragt hat. 49 Prozent der über 18-Jährigen gehen davon aus, dass Brände bei Elektroautos häufiger vorkommen als bei Dieseln oder Benzinern. Bei den über 55-Jährigen sind es sogar 55 Prozent – dagegen nur 35 Prozent bei jungen Leuten bis 24 Jahren. Insgesamt sehen nur wenige Befragte E-Pkw bei Diebstahl (7 %), Kollision (7 %) oder anderen Schäden (4 %) häufiger betroffen. Ein Viertel ist der Ansicht, dass die Schadenhäufigkeit nichts mit der Antriebsart zu tun hat.
Dass Elektroautos häufiger als herkömmliche Fahrzeuge brennen, ist laut Experten und auch statistisch nicht der Fall. Die DEVK jedenfalls verzeichnete dieses Jahr bis einschließlich Oktober noch keinen einzigen Brand eines Pkw mit E-Kennzeichen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sagt: „Aus unseren Statistiken gibt es bisher keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor.“
Batterie-Brand schwerer zu löschen
„Wenn bei Elektroautos die Antriebsbatterien brennen, sind sie allerdings viel schwerer zu löschen als herkömmliche Fahrzeuge“, erklärt DEVK-Schadenspezialist Nils Büker. „Sie brennen aufgrund der chemischen Reaktionen innerhalb der Batterie, die das Feuer immer wieder anfachen, deutlich länger und deutlich heißer als Verbrenner. E-Autos können derzeit kaum, oder nur mit extrem viel Wasser über einen langen Zeitraum gelöscht werden.“
Peter Bachmeier, Vorsitzender des Fachausschusses Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren, bestätigt den größeren Aufwand bei brennenden E-Autos: „Ein normales Auto löschen wir in einer Viertelstunde und brauchen dafür 500 Liter Wasser. Beim E-Auto sind wir hingegen oft zwei bis drei Stunden beschäftigt und brauchen 10.000 Liter Wasser.“ Anschließend müsse das Fahrzeug 72 Stunden beobachtet werden, weil die Batterie erneut Feuer fangen könnte.
Gezielt nach dem Brandrisiko je Antriebsart gefragt, vermuteten bei der YouGov-Umfrage mit Abstand die meisten Deutschen (35 %), dass rein elektrische Antriebe am häufigsten betroffen sind. 10 Prozent halten Benziner für brandgefährlich, 7 Prozent Autogas und 4 Prozent Diesel. Wasserstoff- und Hybridantriebe gelten mit jeweils 3 Prozent offenbar als unbedenklich.
Täglich 40 Auto-Brände
Richtig ist: Benzin ist leichter entzündlich als Diesel. Mit Autogas und Wasserstoff betriebene Pkw können im Brandfall aber explodieren. Hybridfahrzeuge vereinen zwar mehrere Gefahrenquellen, jedoch in geringerem Umfang: Die Batterie ist deutlich kleiner als bei einem reinen E-Auto und es ist weniger Sprit im Tank als bei einem vergleichbaren Verbrenner. Laut GDV brennen in Deutschland täglich im Schnitt etwa 40 Autos – überwiegend Benziner oder Diesel.
Welche Faktoren erhöhen das Brandrisiko von E-Autos? Hier tippen 37 Prozent der Befragten auf das Alter der Batterie, 35 Prozent auf Produktionsmängel und 32 Prozent auf einen Unfall als Auslöser. Auch der Ladevorgang wird tendenziell als gefährlich eingeschätzt (28 %). Bedienungsfehler (14 %) oder die Außentemperatur (9 %) erscheinen dagegen eher unerheblich.
„Aufgrund des noch relativ kurzen Beobachtungszeitraums und der extrem schnellen Weiterentwicklung der Technik bei E-Autos sind Aussagen über Feuergefahren schwer“, so Büker. „Aber unsere Analyse nationaler und internationaler Studien zu Lithium-Ionen-Akkus zeigt, dass v.a. der Ladevorgang, Tiefenentladung und Beschädigungen zum Batteriebrand führen können.“
Fritzchen meint
Für was die DEVK alles Geld aufwenden.
Diese Umfrage erhält von mir das Prädikat „besonders wertlos“.
stefan meint
Mit Millionen hat auch der VDA z.B. die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) unterstützt, um Kampagnen gegen Erneuerbare Energien, Klimaschutz und E-Mobilität zu platzieren. Das war sehr professionell und sitzt nun unbewusst richtig tief bei den Verbrauchern. Jetzt wird es zum selbstgemachten Problem, wenn die gleichen Akteure plötzlich das Gegenteil verkaufen wollen. Noch heute höre ich das Argument, dass Solarmodule niemals ihre eigene Herstellungs-Energie produzieren, und das Ganze deshalb ökologischer Unfug ist. Den schnellen Meinungswechsel nach Vorbild Trump nehmen die Deutschen den Medien einfach nicht ab. Und selber denken und entscheiden bleibt weiterhin relativ selten.
Michael S. meint
Schöne Medienwirkungsforschung!
Joern E. meint
Der Verfasser sollte mal die Medien abrufen, wieviel E-Autos dieses Jahr bisher in Brand geraten sind.
Da ist von jedem Modell etwas dabei.
Priusfahrer meint
Dann ist der alte BMW i3 mit REX eindeutig, das am stärksten gefährdete E-Auto.
Brennt auch am besten. Wenn bei diesem E-Fzg. die Batterien in Feuer
aufgehen, muß nicht einmal mehr die „Karossierie“ recyceled werden.
Der massive Batterie-Kasten möge es verhindern.
diehille meint
Ja – Glauben heißt nichts wissen!
Tommi meint
„Die DEVK jedenfalls verzeichnete dieses Jahr bis einschließlich Oktober noch keinen einzigen Brand eines Pkw mit E-Kennzeichen.“.
Da ist sicher eine Statistik, wie oft Elektroautos brennen, schwer zu erstellen. Es ist wohl wie so oft, daß die Angst und die Gefahr sich nicht decken. Man hat Angst vor dem unbekannten aber nicht vor der eigentlichen Gefahr, die so vertraut ist. Jeden Tag brennen Verbrenner aber von Elektroautos weiß man es nicht. Da redet man sich zur Sicherheit mal ein höheres Brandrisiko ein, damit man sein vertrautest Umfeld nicht verlassen muss.
Sicher muss das Brandrisiko und die Brandbekämpfung von Elektroautos analysiert werden, aber das geschieht schon lange.
Andreas meint
Die DEVK ist halt einfach zu teuer, als dass jemand sein E-Auto dort versichert.
Dass E-Autos in Deutschland brennen, sieht man in den Zeitungen.
Dass sie jetzt genauso oft brennen wie Verbrenner, die im Schnitt viel viel älter sind und öfters mal verbastelt (Oldtimer und co) ist natürlich bedenklich. Das Brandrisiko wird im Alter vermutlich steigen.
Tommi meint
Sieht man das in den Zeitungen? Ja, tatsächlich. Dass sie genauso oft brennen, wie die Verbrenner ist nicht so klar. Sie stehen öfter in der großen Presse, da ein brennender Verbrenner höchstens eine kleine Meldung in der Lokalpresse Wert ist, da das einfach zu normal ist. Ein brennendes Elektroauto ist eine Sensationsmeldung Wert, da das nicht so oft vor kommt. Die Ursachen können vielfältig sein. Es kann daran liegen, dass es wo wenige gibt, dass sie neuer sind oder dass sie tatsächlich nicht so brandanfällig sind, wie Verbrenner. Ich wage nicht mit Bestimmtheit zu sagen, was die Ursache ist.
Cadrick Bauer meint
Interessant.
Wann stand denn zuletzt ein E-Auto-Brand in Deutschland in den Zeitungen?
Mein‘ ich jetzt ernst. Mir sind nämlich keine Fälle aus Deutschland bekannt.
Peter meint
Sicherlich ist Tommis Argumnentation auch zutreffend, aber ich sehe es vor allem als Nachweis der gelungenen FUD-Kampagne der Altindustrie und der Altgläubigen. FUD = Fear, Uncertainty and Doubt (Furcht, Ungewiessheit und Zweifel), eine gern genutzte Marketingmaßnahme, wenn man Konsumenten daran hindern will, Alternativen zum eigenen Produkt zu suchen.
Und in zahllosen Redaktionen von AMS, WELT, SWR, MDR und anderen ist es ja auch auf dankbaren und fruchtbaren Boden gefallen.
Allstar meint
Diese “ Alternativen“, die längst keine mehr sind, sondern Mainstream, werden inzwischen von allen Herstellern in der Breite angeboten. Ich sehe auch keine Medien mehr die gegen BEV Stimmung machen, schon garnicht die Industrie, die glänzend daran verdient.
AMS zb. hat längst eine große BEV Rubrik mit sinnvollen Tests. FUD wird nur noch in manchen Foren verbreitet, die sowieso keiner mehr beachtet.
Peter meint
Medienwirkung und Marketing (siehe Michel S.) ist ein langfristiges Geschäft über Jahre und Jahrzehnte, nicht über Quartale.
Joachim Probul meint
Meines Wissens nach ist das Brandrisiko bei elektrofahrzeugen deutlich geringer als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. In den USA gibt es wohl Daten, die ein bis zu 11 fach höheren Risiko bei Verbrennern ausweisen. Immer bezogen auf gefahrene Kilometer natürlich. Die reinen Zahlen an Bränden sagen ja nichts aus, der Bestand an Elektrofahrzeugen ist nicht annähernd vergleichbar mit dem Bestand an Verbrenner-Fahrzeugen.
Noch eine kleine Korrektur, Diesel ist leichter endzündlich als Benzin und nicht umgekehrt.
stdwanze meint
„Noch eine kleine Korrektur, Diesel ist leichter endzündlich als Benzin und nicht umgekehrt.“
Sicher? Streichholz in „Öl“ > geht aus.
Streichholz in die Nähe von Benzin > Gase entzünden sich.
Benzin ist um einiges leichter als Diesel.
Kerosin ist so schwer entzündlich das man es sogar u.U. erwärmen muss.
alupo meint
Das fällt mir schwer zu glauben ;-).
Die Reihenfolge der Entzündlichkeit ist wohl bei kurzkettigen Kohlenwasserstoffen (also bei 0 C, d.h. nur H bzw. H2 = Wasserstoff angefangen, die Knallgasreaktion kennt doch jeder aus seiner Schulzeit) tendenziell am höchsten und geht dann weiter über Methan (CH4, oft auch als Erdgas bezeichnet, wobei Erdgas kein reiner Stoff ist sondern ein Gasgemisch mit Methan als hauptsächlichem Inhaltsstoff) zu den C2-ern (Ethan, Ethen (=Ethylen = Äthylen = Aethylen) und Ethin) über C3-er KWs (da gibt es nun schon mehrere Varianten, eine davon ist Propan) und so weiter. Also alle bei Normalbedingungen gasförmugen KWs sollten sich leichter entzünden lassen als die längerkettigen, also die Flüssigkeiten. Das geht dann so weiter über Benzin, Diesel, Kerosin und Schweröl bis zum Kerzenwachs und letztendlich zur Braun- und dann Steinkohle. Letztere kann ich bei mir zu hause mit meinen Mitteln wohl gar nicht mehr entzünden. Daher Einspruch dass Diesel leichter brennbar wäre als Benzin.