Ford hat wie andere große Autohersteller in den letzten Jahren sukzessive seine Elektroauto-Pläne hochgefahren. Der Boom von Stromern in vielen Ländern zeigt, dass die Nachfrage der Verbraucher für solche Fahrzeuge da ist. Das gilt auch für Ford-Kunden, die sich laut dem Unternehmen auf die bisher angebotenen Elektroautos stürzen.
Ford-Chef Jim Farley sagte im Interview mit dem US-Nachrichtensender CNBC, dass der Autohersteller „völlig überzeichnet mit unseren batterieelektrischen Fahrzeugen“ sei, insbesondere mit dem bisher nur für Nordamerika vorgesehenen Pick-up F-150 Lightning. Vor Kurzem hatte der Manager erklärt, Ford tue „alles, was nötig ist“, um die Produktionskapazität für die Anfang 2022 kommende Batterie-Version des F-150 zu verdoppeln.
Auch Fords bereits in den USA und Europa erhältliches Elektro-SUV Mustang Mach-E ist überaus gefragt. Nordamerika-Managerin Lisa Drake sagte im Dezember in einem Interview, dass die Produktion des Mustang Mach-E auf 200.000 Einheiten pro Jahr erweitert werde. Die Fertigung für Nordamerika und Europa soll von 2022 bis 2023 im Vergleich zu diesem Jahr auf das Dreifache hochgefahren werden.
Drake erklärte, dass Ford mit Zulieferern zusammenarbeite, um die Lieferungen von Batteriezellen, Batterieträgern und elektrischen Antriebssystemen zu steigern. Um den Hochlauf der Produktion des Mustang Mach-E stemmen zu können, verschiebt Ford zudem die Einführung von batteriebetriebenen Versionen der SUV Explorer und Lincoln Aviator um fast zwei Jahre. Die E-Ausführungen werden außerdem nun in einem anderen Werk hergestellt, da in der ursprünglich vorgesehenen Fabrik in Mexiko nur noch Mustang Mach-E gebaut werden sollen.
Die Automobilbranche hat durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöst Probleme, alle Bestellungen für Neuwagen zu erfüllen. Das liegt insbesondere an dem weltweiten Mangel an Computerchips. Bei Elektroautos ist laut dem Ford-Chef aber vor allem die Verfügbarkeit von Batterien eine Herausforderung. „Wir werden die Chips bekommen, das ist eine Frage der Priorisierung der batterieelektrischen Fahrzeuge gegenüber den Verbrennern“, sagte Farley im Gespräch mit CNBC. „Das Problem sind die Batterien. Das ist, was wir lösen müssen.“
Mit dem Mustang Mach-E hat Ford eine Elektro-Offensive eingeleitet. In Europa will der Konzern ab 2030 exklusiv Elektroautos verkaufen. Der Mustang Mach-E ist das erste elektrische Modell der Marke für den Massenmarkt. Ford plant diverse weitere Voll-Stromer, darunter Modelle speziell für Europa auf dem E-Auto-Baukasten MEB von Volkswagen.
Ernesto 2 meint
Nachdem vor 3-4 Jahren wirklich ALLE Hersteller „sowas von überrascht“ waren von der Nachfrage nach E-Autos (BEVs) hatte ich gedacht, daß das keinem mehr passieren würde. Also irgendwas müssen die falsch machen. Das wäre so als ob ein neues I-phone raus kommt und nur die Hälfte des Bedarfs gedeckt werden kann und 3 Millionen Stück erst im März lieferbar sind obwohl Weihnachten dann längst vorbei ist. Ich finde diese Überraschung schon etwas geheuchelt, weil ja noch möglichst viel Gewinn über die Verbrenner abgegriffen werden soll, und wenn kein BEV da ist verkauft man halt den entsprechenden Verbrenner…. honi soit qui mal y pense….
Günter meint
was ist eigentlich so ein Problem Chips herzustellen? Das kann doch nicht angehen, das sich mehr oder minder jeder darüber auslässt, aber die Dinge nicht verändern kann.
andi_nün meint
„was ist eigentlich so ein Problem Chips herzustellen? Das kann doch nicht angehen, das sich mehr oder minder jeder darüber auslässt, aber die Dinge nicht verändern kann.“
Die Herstellung ist kein Problem, aber die Vorlaufzeiten.
Wenn ich meine Bestellungen storniere und 6 Monaten draufkomme, dass ich viel zu wenig habe und massiv nachbestellen möchte, dann kann es schon mal 1 Jahr dauern, bis man den Neubestellungen nachkommen kann.
Florian meint
Das Problem ist, dass alle Chiphersteller schon am Abbau von Kapazitäten waren um ihre Produktion auf die nächste Generation anzupassen und jetzt aber der Bedarf an den bisherigen Chips unerwartet gestiegen ist. Das ändert sich sobald die neuen Produktionsstraßen für die Chips im 4nm Verfahren laufen.
Mäx meint
Das betrifft aber ja höchstens Smartphones/Tablets und Prozessoren (Desktop/Laptop). In Fahrzeugen sind keine teuren 7nm Chips oder ähnliches verbaut. Zumindest nicht in den meisten Steuergeräten. Autonomes Fahren usw. wo große Rechenleistungen gebraucht werden werden die Chips immer leistungsfähiger und damit aktueller.
Aber für fehlende Touchscreen Bedienung oder Totwinkel Assistenten brauchts keine top aktuellen Hochleistungschips. Das sind meistens Prozesse die große Strukturbreiten haben, dafür billig und gute yield-Raten.
Frank meint
Es wird noch schlimmer kommen. Noch sind Käufer bereit, sich für ein Verbrennerfahrzeug zu entscheiden. Bald dürfte aber der Punkt erreicht sein, ab dem Verbrennerfahrzeuge nur noch unter Verzicht auf Marge losgeschlagen werden können. Dann gibt es nicht nur das Lieferkettenproblem sondern auch massive finanzielle Probleme für alle traditionellen Hersteller.
Mal sehen, ob das alle überleben werden. Einige scheinen gerade verzweifelt am Steuerrad zu zerren, aber ob Sie den Tanker gewendet bekommen?
MichaelEV meint
Korrekt, so wird das laufen. Und es wird schnell und massiv passieren. Dann ist die Frage, wie lange die Polster halten.
Die Hersteller, mit Luxus- und Sportwagen werden aber relativ sicher sein. Hier werden die Margen für die Verbrenner länger erhalten bleiben und zeitgleich wird man besonders ertragreich bei BEVs unterwegs sein. Besonders stark wird meiner Meinung nach Porsche sein, insbesondere auch, weil man bei der Elektromobilität früh und stark dabei ist. Daimler sehe ich mit der Zeit auch immer stärker…
Frank meint
Ja, im Volumensegment sind die Herausforderungen am größten. Dazu noch die enormen inflationären Tendenzen, die schnell dazu führen können, dass sich immer weniger Leute überhaupt einen Neuwagen leisten können werden. H. Diess wird recht haben mit seiner Prognose von Arbeitsplatzverlusten, weil in dieser Übergangszeit viel weniger Stückzahlen produziert werden können. Das hat mit Lieferengpässen nur teilweise etwas zu tun.
andi_nün meint
„“H. Diess wird recht haben mit seiner Prognose von Arbeitsplatzverlusten, weil in dieser Übergangszeit viel weniger Stückzahlen produziert werden können. Das hat mit Lieferengpässen nur teilweise etwas zu tun.““
Ja, das könnte so kommen. Da gibts auch kaum eine Schuldfrage zu stellen (was gerne gemacht wird), es ist eine heftige Transformation für die gesamte Industrie und sowas geht selben ohne temporäre Arbeitsplatzverluste von statten.