Ford hat seine erst im Februar auf 22 Milliarden Dollar bis 2025 aufgestockten Investitionen in die Elektrifizierung der Produktpalette abermals erhöht: Bis Mitte des Jahrzehnts sollen dafür nun über 30 Milliarden Dollar (rund 25. Mrd. Euro) aufgewendet werden. Der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge am Absatz soll damit bis zum Jahr 2030 auf 40 Prozent steigen. Dazu sind insbesondere neue Fahrzeug- und Batterie-Technologien geplant.
Der US-Traditionskonzern kündigte Ende Mai bei der Präsentation seines Wachstumsplans „Ford+“ vor Investoren zwei neue Plattformen für vollelektrische Modelle an. Die Architekturen sollen neben kleineren und mittleren Pkw auch Strom-Versionen von großen SUV wie dem Ford Explorer oder Lincoln Aviator sowie Pickup-Trucks und „robuste SUV“ ermöglichen. Ford geht dabei davon aus, dass die Profite mit Elektroautos später größer als heute bei Verbrennern ausfallen werden.
Bei Batterien arbeitet Ford künftig eng mit dem südkoreanischen Spezialisten SK Innovation zusammen. Die gemeinsam geplanten neuen Akkus mit der Bezeichnung IonBoost sollen als Lithium-Ionen- und Lithium-Ionen-Phosphat-Energiespeicher speziell für Nutzfahrzeuge dienen. Ford sieht zudem ein Kompetenzzentrum für Batterien vor, in dem Know-how in den Bereichen Chemie, Erprobung, Herstellung und Wertschöpfungskette gebündelt werden. Mit der US-Firma Solid Power, an der der Autohersteller beteiligt ist, sind Batterien der nächsten Generation mit Festkörper-Technologie für große Reichweiten zu niedrigen Kosten in Arbeit. Letztere sollen erstmals „in diesem Jahrzehnt“ in Serienfahrzeugen zum Einsatz kommen.
Im Rahmen eines neuen Gemeinschaftsunternehmens mit SK Innovation will Ford in den USA zwei Fabriken für die Produktion von Batteriezellen errichten. Das Ziel der verstärkten Bemühungen mit vertikaler Integration ist, die Kosten für Batteriezellen bis Mitte des Jahrzehnts um 40 Prozent auf unter 100 Dollar pro Kilowattstunde (kWh) zu senken.
„Das ist für uns die größte Möglichkeit für Wachstum und Wertschöpfung, seit Henry Ford das Model T hochgefahren hat“, sagte Unternehmenschef Jim Farley. „Unser Ehrgeiz ist, die elektrische Revolution anzuführen.“
Im Rahmen seiner bisherigen E-Mobilitäts-Offensive bietet Ford ab diesem Jahr auch in Europa sein neues Elektroauto-Flaggschiff Mustang Mach-E an. In den USA habe das SUV schon für zahlreiche Neukunden gesorgt, die einen Anteil von 70 Prozent an den Verkäufen ausmachen, berichtete Ford. Vor Kurzem wurde zudem eine Elektro-Variante des in den USA äußert beliebten Pickup-Trucks F-150 vorgestellt. Für den F-150 Lightning gingen Unternehmensangaben nach innerhalb einer Woche 70.000 Reservierungen mit einer Anzahlung von 100 Dollar ein.
In Europa ab 2030 nur noch Elektroautos
Bereits zuvor hatte Ford angekündigt, in Europa bis 2030 komplett auf Elektroautos umzustellen. Dazu wurde eine Kooperation mit dem Volkswagen-Konzern vereinbart, der dem US-Wettbewerber seinen Elektroauto-Baukasten MEB für ein eigenes Modell zur Verfügung stellt. Ein zweiter Wagen auf der Architektur ist im Gespräch. Flankierend zu eigener E-Auto-Technik sind laut einem Ford-Manager in Zukunft weitere Stromer auf dem MEB für den europäischen Markt möglich.
Das mit Volkswagen-Technik realisierte Elektroauto – voraussichtlich ein kantiges SUV unterhalb des Mustang Mach-E – soll 2023 starten. Neben Pkw elektrifiziert Ford auch sein Nutzfahrzeug-Angebot umfassend. Ende dieses Jahres soll eine Batterie-Version des Kleintransporters Transit eingeführt werden. Alle in Europa vertriebenen Nutzfahrzeuge der Marke sollen bis 2024 rein oder teilelektrisch sein. Bis 2030 sollen zwei Drittel der abgesetzten Nutzfahrzeuge Voll- oder Teilzeit-Stromer sein.
Sebastian meint
Ford sehe ich zusammen mit VW als einen der größten Gewinner am BEV Markt an… wenn man sich durch die US Foren liest…. zum Thema F-150 Lightning, dann ist der Wagen genau das auf was die Amis gewartet haben. Das Baukastensystem bringt es mit sich, den Wagen extrem günstig, aber immer noch profitabel verkaufen zu können. Das Baukastensystem erlaubt es aber auch, das zu machen, das früher zu mehrere Millionen Einheiten gesorgt hat: Autos die ganz nahe am Kunden sind.
Jetzt muss aber auch noch vieles an der Ladeinfrastruktur passieren… Car Maniac hat mit seinen vielen Videos die ordentlich Kontra enthalten hat, absolut recht! Will man wirklich 2030 den Verbot von Verbrennern, müssten nächste Woche schon an JEDEM Einkaufscentrum min. 20 HPC stehen.
Strom muss aber günstig werden! Es ist assi für ein kWh 50 cents zu verlangen.
Steven B. meint
Sorry, aber hätte es vor 100 Jahren bereits solche Foren für Verbrenner Auto gegeben, so hätte genau das was du schreibst drinnen gestanden… wie ist es gekommen? Benzinpreise sind stetig gestiegen, die Abdeckung an Tankstrukturen sind kontinuierlich gewachsen. Merkst Du was… Nie ist etwas billiger geworden, Nie! OB Vebrenner oder Elektro alles wird seinen Preis finden und haben, wenn eines sicher ist, dass diese Preise immer steigen werden. Versprochen!
MichaelEV meint
„Nie ist etwas billiger geworden, Nie!“
Sehr gewagte These. Technische Produkte z.B. werden immer besser und bezogen auf Leistung/Eigenschaften signifikant günstiger. Und so ist es auch bei PV, Windkraft, Akkus. Bei der Ladetechnik wird es auch so sein. Warum sollte Ladestrom (und Strom im Allgemeinen) also nicht immer günstiger werden (insbesondere kaufkraftbereinigt)?
MichaelEV meint
Check. Lustigerweise habe ich vor 1-2 Wochen thematisiert, dass sich bzgl. der Ladeinfrastruktur zeitnah sehr viel tun muss (und nicht nur bei der Anzahl der Standorte, sondern vor allem bei der Anzahl der Ladesäulen pro Standort). Irgendwie konnte da kaum jemand diesen Gedankengang nachvollziehen.
Die Frage bleibt weiterhin, wie dieser Ausbau passieren soll. Anbieter wie EnBW können diese Vorleistung (bzgl. Verfügbarkeit und Preis) einfach nicht in dem Umfang liefern, wie es notwendig wäre (wie sich jetzt ja auch gezeigt hat).
Die Politik kann das Thema auch nicht noch mehr mit Geld zuschütten, vor allem weil man vorgeführt bekommt, dass es sogar ohne Förderung problemlos funktioniert. Der Strompreis muss wettbewerbsfähig werden: EEG-Umlage für jeglichen ungeförderten EE-Strom streichen. Der Strompreis muss gesamtheitlich dynamisiert werden, damit sich lokale Akkus für die Ladeinfrastruktur rentieren (mit denen man auch die notwendige Anschlussleistung reduzieren könnte).
Generell bleibt aber mein Fazit: Vor allem die Autohersteller müssen in Vorleistung gehen; über Ionity oder in Partnerschaft mit anderen Ladeanbietern (z.B. EnBW).
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Habe gestern ein Schreiben der EnBW erhalten, dass das elektrische Laden ab 01.07.2021 erheblich teurer wird ….
MichaelEV meint
Beziehen sie das darauf? „in Partnerschaft mit anderen Ladeanbietern (z.B. EnBW)“
Die Partnerschaft kann ja daraus bestehen, dass man als Autohersteller einen Teil der Vorleistung (=Investition) übernimmt und dafür günstige Konditionen bekommt. Die Hersteller geben Geld für BEV-Werbung aus, die viel bessere Werbung wäre eine Investition in Ladeinfrastruktur.
Sebastian meint
Für mich hat sich das mit EnBW damit erledigt. Unsere BEVs fahren im Akku Radius und laden in der Firma über Nacht. Alle Fernstrecken ( auch kleinere Ausflüge von 200 km) mit dem Autogas oder bei Bedarf mit dem Diesel.
EnBW hatte die Chance was tolles zu machen… aber ausgenutzt. Tesla wird wohl nachziehen.
Martin Aston meint
Dis bisherigen Preise:
AC-Ladestationen 0,29 Euro / kWh*
DC-Ladestationen 0,39 Euro / kWh*
Ionity-Ladestationen 0,79 Euro / kWh*
Die neuen Preise. 9 ct mehr als vorher. Kann ich verkraften.
AC EnBW: 0,38 €/kWh
AC andere Betreiber: 0,42 €/kWh
DC EnBW: 0,48 €/kWh
DC andere Betreiber: 0,52 €/kWh
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Martin Aston: „Die neuen Preise. 9 ct mehr als vorher. Kann ich verkraften.“
Das ist schön für dich. Und gut für die EnBW, denn wenn das so ist, wird die EnBW in einem ja wieder 31% bzw 23% draufschlagen. Manche scheinen im Geld zu schwimmen; na dann her damit.
Kasch meint
Ja, ja, Jeder wird der Größte und baut SUVs, weil da gibts ja erst wenige :-)
Wer übernimmt eigentlich die Kosten, wenn erste gravierende Pferdefüße am MEB zu Tage treten ?
Anti-Brumm meint
Die Kosten übernimmt prinzipiell der Kunde :-)
Im Ernst, das ist ja bei anderen Plattformen das gleiche Problem. Eventuelle Schwächen werden mit Facelift oder der nächsten Modellgeneration behoben. Der MEB wird ja auch weiterentwickelt. Kritik an den derzeitigen Modellen der ersten Generation betreffen ja hauptsächlich Verarbeitung und Software, das hat mit dem MEB an sich nichts zu tun.
Kasch meint
Also ich bekam einen neuen 64kWh- Akkupack für meinen Kona kostenlos ersetzt. Das aktuelle Hyundai-BMS prüft die Zellen und reagiert äusserst penibel bei Schäden – die Eine defekte, von rund 300 Zellen konnte so endlich über Fehlereintrag durch das Fz über die Kette Händler-Importeur-Fz-Hersteller-Zellhersteller reklamiert werden. Ob Werkstätten von Verbrennerherstellern Zellspannungen an BEVs beim KD überhaubt über OBD2 auslesen, waage ich zu bezweifeln. „Fährt, raucht und scheppert nix, passt schon !“
Nachdem ich weiß, wies bei mir bereits nach einem Monat zum Zelltod kam und welche Brandgefahr bei einfachem BMS besteht, kann ich nur Jedem empfehlen, BEVs von großen Verbrennerherstellern ausschließlich zu leasen.
MiguelS NL meint
Es wird aber nicht bei 30 Mrd bleiben (es wird mehr). Und eine Frage der Zeit bis andere Folgen.