Mercedes-Benz will die Eigenfertigung bei Komponenten für elektrische Pkw deutlich erhöhen. Dies schwebt auch dem Betriebsratschef der seit 2021 abgespaltenen Lkw-Sparte Daimler Truck vor.
„Unser Ziel ist es dabei, die Beschäftigung in den Werken, Standorten und Niederlassungen insgesamt möglichst hoch und langfristig stabil zu halten“, sagte Michael Brecht der Automobilwoche. Der Arbeitnehmervertreter will laut der Branchenzeitung, dass Daimler Truck die Schlüsselkomponenten für klimafreundliche Antriebe und den gesamten Antriebsstrang selbst entwickelt und in den eigenen Werken auch produziert.
Bei Daimler Truck stehen wie bei anderen Fahrzeugherstellern künftig verstärkt Batterie-Fahrzeuge im Fokus. Der weltgrößte Lkw-Hersteller treibt zudem mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge voran. Die dafür von Brecht geforderte umfangreiche Eigenfertigung umfasst beim Elektroantrieb insbesondere das Batteriesystem und die Zellen darin sowie den Elektromotor und den Inverter. Der Betriebsratschef will Jobs in den Werken sichern, aber auch die Lieferfähigkeit bei wichtigen Teilen langfristig gewährleisten.
„Wir müssen mit der Entwicklung neuer Technologien jetzt starten. Sparen allein ist keine Strategie“, so Thomas Zwick, stellvertretender Betriebsratschef und zuständig für das große Lkw-Werk in Wörth, wo rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigt sind. Das Geld für die Entwicklung soll aus einem 1,5 Milliarden großen Transformationsfond kommen, den der Daimler-Konzern vor der Abspaltung für die Lkw-Sparte aufgelegt hatte.
Brecht warb gegenüber der Automobilwoche auch bei der Politik um Unterstützung für die Transformation der Branche. Er bekräftigte die Forderung der IG Metall nach staatlichen Zukunftsinvestitionen in Höhe von 500 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. Damit sollen nicht nur die Klimaziele eingehalten werden, sondern auch der Industriestandort gestärkt und die Beschäftigung gesichert werden. „Wir begrüßen, dass die Ampel-Koalition die Transformation aktiv fördern will und bringen uns gerne in die Allianz für Transformation ein“, sagte der Arbeitnehmervertreter.
Brecht setzt sich für Reformen auf EU-Ebene etwa beim Beihilferecht ein. Das unterstützt bisher vor allem Ansiedlungen auf der grünen Wiese in strukturschwachen Gebieten Osteuropas. „Heute starke Industrieregionen müssen in ihrer Substanz erhalten werden. Hier sollte sich die Bundesregierung auf EU-Ebene für mehr Flexibilität einsetzen. Zum Beispiel beim Übergang vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb“, forderte Brecht. Es müsse zudem mehr Tempo bei der Umsetzung geben, etwa die Entscheidung bei entsprechenden Vorhaben innerhalb von zwei Monaten. Auch zentrale Zukunftsthemen wie Dekarbonisierung und die Digitalisierung müssten stärker unterstützt werden.