Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann hat im Gespräch mit Autocar die Elektrifizierungs-Pläne des Sportwagenherstellers bekräftigt. Zunächst steht die Hybridisierung des Angebots der Volkswagen-Tochter im Mittelpunkt, bevor dann in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts der erste reine Stromer starten soll.
Auf die Frage, ob die Kunden der Marke bereit seien, auf elektrifizierte Modelle umzusteigen, sagte Winkelmann: „Sicherlich sind sie bereit für die Hybridisierung, denn wir haben immer gesagt, dass wir nicht die Ersten sein müssen, aber wenn wir loslegen, müssen wir die Besten sein, und das ist etwas, von dem wir fest überzeugt sind, dass es passieren wird.“
Der Zeitplan der Italiener sieht vor, dass 2022 das letzte Jahr sein wird, in dem das Unternehmen nur klassische Verbrenner-Systeme in seinen Boliden einsetzt. 2025 werde das Portfolio komplett aus Hybridfahrzeugen bestehen, erklärte Winkelmann. Das werde die CO2-Emissionen der Marke um mindestens 50 Prozent reduzieren.
Bevor das erste Elektroauto eingeführt wird, setzt Lamborghini auf Plug-in-Hybride mit der Fähigkeit, mehrere Kilometer rein elektrisch zu fahren. Im Fokus steht aber auch und insbesondere die Leistungsfähigkeit der Elektro-Unterstützung. Kleinere Motoren wird die Elektrifizierung nicht bringen, man plane kein V6-Aggregat, sagte Winkelmann. Große Motoren wie die V10- und V12-Systeme in den Supersportwagen Huracán und Aventador seien zentraler Bestandteil der Markenhistorie. So werde Lamborghini für die nächste Generation des Aventador noch einmal einen neuen V12-Motor entwickeln. Einen V12 mit den neuesten Emissionsvorschriften in Einklang zu bringen, sei zwar schwierig, für das Flaggschiff-Modell der Marke aber die Investition und den Aufwand wert.
Der Nachfolger des aktuellen Aventador soll in diesem Jahr vorgestellt werden und Ende 2023 starten. Er wird mit einem Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang fahren. Der Einsatz eines Benzinmotors mit einem Superkondensator als Energiespeicher für den zusätzlichen E-Motor wie bei den Kleinserien Sían und Countach LPI 800-4 ist laut dem Bericht nicht geplant. Das soll neben einer Leistungssteigerung einen längeren Elektro-Betrieb des Fahrzeugs bei höheren Geschwindigkeiten ermöglichen. Die später erscheinenden Hybridversionen des preislich unter dem Aventador angesiedelten Huracán und des SUV Urus werden laut dem Bericht ein ähnliches Plug-in-Hybridsystem verwenden.
Ende letzten Jahres hatte Winkelmann bekannt gegeben, dass Lamborghini eine vierte Baureihe einführen wird. Das neue Modell werde ein alltagstaugliches Fahrzeug, also kein neuer reiner Sportwagen. Angedacht sei mindestens ein 2+2-Sitzer für den täglichen Einsatz, aber kein SUV wie der Urus. Bei der neuen Baureihe könnte es sich um den ersten vollelektrischen Lamborghini handeln, der um 2027/2028 herum kommen soll. Wann der erste Supersportwagen der Marke mit reinem E-Antrieb erhältlich sein wird, ist offen. Wie ein solches Modell aussehen könnte, hat Lamborghini 2017 mit der Studie Terzo Millennio gezeigt.