Der Marktbeobachter Deutsche Automobil Treuhand (DAT) hat seinen aktuellen DAT-Report 2022 veröffentlicht. Die Bedeutung des Automobils ist demnach für die Deutschen weiterhin hoch. Elektromobilität ist zwar gefühlt allgegenwärtig, spielt im Alltag aber noch eine untergeordnete Rolle.
Das eigene Automobil bleibt laut der Auswertung für die große Mehrheit der Menschen unverzichtbar im Alltag. 79 Prozent der befragten Pkw-Halter in Deutschland erklärten, dass das Auto für ihr tägliches Leben unverzichtbar sei. Dieser Wert lag im ersten Corona-Jahr mit 75 Prozent noch etwas niedriger.
Pkw mit reinem Batterieantrieb oder Hybride fließen der DAT-Befragung nach mittlerweile spürbar in die Entscheidung der Autokäufer mit ein. Besonders die Neuwagenkäufer haben 2021 im Rahmen ihres Kaufprozesses die Anschaffung eines Pkw mit alternativem Antrieb in Erwägung gezogen (59 %). Gegenüber moderaten Zuwächsen in den vergangenen Jahren war das nun ein deutlicher Sprung nach oben von 21 Prozentpunkten zu 2020.
Tatsächlich eine elektrifizierte Antriebsart gekauft hat ein geringerer Anteil: 43 Prozent aller Neuzulassungen zählten zu den alternativen Antriebsarten. Betrachtet man den Gesamtbestand von 48 Millionen Pkw auf deutschen Straßen, so fuhren bislang nur 1 Prozent aller Pkw-Halter mit einem solchen Antrieb. Knapp die Hälfte der Pkw-Halter (46 %) gab der DAT an, sie könnten sich vorstellen, auf ein rein elektrisches Fahrzeug umzusteigen. Der Rest kann es sich dies entweder gar nicht vorstellen (31 %) oder ist noch unsicher (22 %). Der Zeitpunkt für den Umstieg liegt für die meisten Befragten (79 %) mit drei Jahren oder später noch in der Ferne.
Die große Mehrheit der Befragten (67 %) gab an, bei der Anschaffung eines reinen Batterie-Mobils zunächst noch abwarten zu wollen, bis ein weiterer Technologiesprung erfolgt. Knapp die Hälfte (46 %) bestätigte, Batterie-Autos seien zwar umweltfreundlich bei der Nutzung, aber nur 12 Prozent sehen sie als umweltfreundlich bei der Herstellung.
Kraftstoffe, die synthetisch erzeugt werden und nicht auf Mineralöl basieren, werden E-Fuels genannt. Sie sind ein flüssiges Speichermedium, das in der bestehenden Infrastruktur genutzt werden kann. Von den befragten Neuwagenkäufern haben sich 35 Prozent bereits mit synthetischen Kraftstoffen beschäftigt. Von dieser Teilgruppe bestätigten 60 Prozent die Aussage „E-Fuels sind vielversprechend, sie sind eine klimaschonende Alternative zur Elektromobilität“.
Wer sich 2021 einen Neuwagen kaufte, der bezahlte laut der DAT im Schnitt mit 37.790 Euro so viel wie noch nie. Ein immer höheres Ausstattungsniveau, deutlich mehr SUV-Modelle, aber auch alternative Antriebsarten begründeten unter anderem die seit Jahren steigenden Preise. Auch die Gebrauchtwagenpreise hätten ein Allzeithoch erreicht und lagen im letzten Jahr bei 15.740 Euro – eine Steigerung von 1010 Euro oder 7 Prozent gegenüber 2020. Ein besonderer Grund sei die Corona-bedingte Knappheit an Gebrauchtwagen gewesen, erklären die Branchenexperten. Beim Markenhandel bezahlten die Käufer dabei 21.250 Euro (+14 %), auf dem Privatmarkt 10.010 Euro (+3 %).
Matze meint
„ Elektromobilität ist zwar gefühlt allgegenwärtig, spielt im Alltag aber noch eine untergeordnete Rolle.“
Nicht im Alltag von einigen, die hier und bei Teslamag schreiben.
Die schreiben ja morgens, mittags und abends die Tastatur heiß.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ich fahre ja schon seit über 7 Jahren elektrisch und für mich ist das ganze Procedere natürlich Alltag, aber wenn ich auf der Autobahn bin und sehe die vielen Auspuffrohre um mich herum, dann denke ich, was für einen riesiger Markt dieser Transformationsprozeß darstellt. Und manche Autohersteller knabbern schon intensiv an dem schönen Tortenstück, andere sind da etwas schläfriger unterwegs.
Matze meint
Ich fahre seit drei Jahren elektrisch und die halbe Stunde spielt in meinem Alltag eine ebenso untergeordnete Rolle, wie im Diesel vorher.
Werner Mauss meint
Aber du hast gewechselt, also so egal war’s dir dann doch nicht. Kann man den Grund erfahren?
Redlin, Stefan meint
So ähnlich geht es mir auch. Fahre nun schon 9 Jahre elektrisch. Mein heutiges E-Auto ist um Welten besser als mein Erstes. Auf einer Strecke von 600 Kilometern bin ich heute nur 50 Minuten länger unterwegs im Vergleich zu meinen Kollegen mit ihren Verbrennern. Die Stunde stört mich überhaupt nicht.
Shullbit meint
«Das eigene Automobil bleibt laut der Auswertung für die große Mehrheit der Menschen unverzichtbar im Alltag. 79 Prozent der befragten Pkw-Halter in Deutschland erklärten, dass das Auto für ihr tägliches Leben unverzichtbar sei.»
Wenn DAT die Aussage so getätigt hat, dann demonstrieren die nur Inkompetenz, denn das ist methodisch fundamental kaputt und eine groteske Aussage. Warum? Weil man eine Aussage für die Gesamtheit macht („die große Mehrheit der Menschen“), aber nur eine selektive Teil-Menge (nämlich PKW-Halter) überhaupt gefragt hat. Korrekt wäre „Für die große Mehrheit der PKW-Halter bleibt das eigene Automobil unverzichtbar im Alltag“. Das ist aber eine Null-Ansage.
Je nach Statistik haben 23-28% der Haushalte kein eigenes Fahrzeug mehr und ca. 50% der Menschen in Deutschland sind keine Fahrzeughalter. Die schließt man aber alle ein, wenn man pauschal behauptet: „Das eigene Automobil bleibt laut der Auswertung für die große Mehrheit der Menschen unverzichtbar im Alltag“
Aber DAT fällt ja auch regelmäßig mit Berichten zum sagenhaft großen und überproportionalen Wertverlust bei Elektroautos auf….
Martin Endlein meint
Sehr geehrter Shullbit,
vielen Dank für den Kommentar zu der Meldung.
Die Formulierung „das ‚eigene‘ Automobil“ kann sich nur auf Pkw-Halter beziehen. Wir schließen nicht alle Menschen in Deutschland ein, denn dann würden wir nicht schreiben „das eigene Automobil“. Daher nehmen wir dies im folgenden Satz dies explizit nochmals so auf.
Generell befragt der DAT-Report seit 47 Jahren nur Menschen, die ein eigenes Auto besitzen. Die Methodik war, dass 2.022 Pkw-Halter via Fragebogen über die GfK befragt wurden. Nicht über die DAT.
Zu Ihrem Hinweis, was den Wertverlust bei Elektroautos betrifft, so handelt es sich hierbei um Informationen, die der Autohandel an die DAT übermittelt. Dies passiert immer dann, wenn ein Händler einen Gebrauchtwagen an einen Endkunden verkauft – egal ob Benziner, Diesel oder eine andere Antriebsart. Wir analysieren diese Werte, und hierbei haben wir festgestellt, dass Elektroautos prozentual zum ehemaligen Listenneupreis zu niedrigeren Preisen gehandelt werden als Verbrenner.
Frank von Thun meint
Na ja, ein gebrauchtes E-Auto, würde ich auch nicht kaufen wollen. die haben mir noch zu viele Verbrenner-Gene. Bei Tesla ist das anders, die haben ihre lange Haltbarkeit, speziell der Akkus, bewiesen. Mein Nachbar hat sein sieben Monate altes Model 3SR fast zum Neupreis weiter gegeben. Nix wertverlust :-)
150kW meint
„Bei Tesla ist das anders, die haben ihre lange Haltbarkeit, speziell der Akkus, bewiesen. “
Verringerung der Ladeleistung, Verringerung der Kapazität (per Software Update) gab es schon bei Tesla. Soooo toll kann es also nicht unbedingt bei Tesla sein.
„Mein Nachbar hat sein sieben Monate altes Model 3SR fast zum Neupreis weiter gegeben. Nix wertverlust :-)“
Laut DAT schon, denn es geht ja um den Vergleich mit dem Listenneupreis. Bezahlten tut man wegen der Förderung aber ca. 9000€ weniger als den Listenneupreis.
Fritzchen meint
Ein sachlich, nüchterner Bericht.
Für mich gilt es auch, ich kann mir den Kauf eines eAutos vorstellen.
Bin gespannt, wann das erste eAuto auf den Markt kommt, das in Größe, Preis und Reichweite für die absolute Mehrheit der Autofahrer tauglich ist. Angekündigt ist noch keines.
Redlin, Stefan meint
Wie sehen denn Größe Preis und Reichweite aus die Mehrheitsfähig wären ?
Das ist doch sehr relativ. Bei mir waren das 4,14 Meter, 31700 € und 480 Km.
Fritzchen meint
Größe: 5 Sitze, mindestens für 4 Männer a 80 KG geeignet (Fahrgemeinschaft),
Preis: max. 7 Netto-Gehälter des Hauptverdieners,
Reichweite: mind. 600 KM mit Benzin.
So jedenfalls fuhr es sich mit meinem Hyundai Accent, den ich 17 Jahre fuhr. Anschaffungspreis 2003 neu: 10950 Euro.
Voll ausgestattet, keine Reparaturen neben dem Austausch von Verschleißteilen.
Stdwanze meint
Ok, also nach 2020er Preisen gute 18k €. Große mehr oder weniger alles ab Polo Klasse. 600 km wird’s nicht geben. Aber gute 400 sicher. Ich bezweifle auch das sie mit der Fahrgemeinschaft eine Pendelstrecke von 2*200 km am Tag haben.
Jey Snipe meint
„Knapp die Hälfte (46 %) bestätigte, Batterie-Autos seien zwar umweltfreundlich bei der Nutzung, aber nur 12 Prozent sehen sie als umweltfreundlich bei der Herstellung.“
An dieser „Meinung“ wird sich auch so schnell nichts ändern, dafür haben die Hersteller und ihre Lobbyverbände ja gesorgt. Alleine schon die Fragestellung (Trennung zwischen Nutzung und Herstellung) der DAT lenkt das Panel auf eine falsche Fährte: nur gemeinsam betrachtet ergibt es Sinn. Und nur mit Blick auf die Zukunft, wenn sich die Rahmenbedingungen für Rohstoffgewinnung, Fertigung und Gewinnung „grünen“ Stroms stetig weiter verbessern.