Die neue Bundesregierung hat die Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ für dieses Jahr verlängert. Ab 2023 ist eine Neuausrichtung vorgesehen, 2025 soll die Subvention ganz wegfallen. Ob für einen noch die aktuellen Förderkonditionen gelten, hängt vom Termin der Fahrzeugzulassung ab. Angesichts langer Lieferzeiten für viele Modelle fordert Opel, dass für alle Bestellungen in diesem Jahr die volle Prämie gewährt wird.
Die Kunden, Händler, aber auch die Hersteller bräuchten schnell Klarheit darüber, wie es mit der E-Auto-Förderung weitergeht, sagte Opel-Deutschlandchef Andreas Marx im Interview mit der Autogazette. „Für den Markthochlauf der Elektromobilität ist eine Incentivierung von E-Autos nach wie vor erforderlich.“ Die angekündigte Überarbeitung der Förderkriterien schaffe bei den Verbrauchern Unsicherheit. Das werde durch die langen Lieferzeiten der Branche befördert.
Die Corona-Pandemie hat weltweit zu Verwerfungen in den Lieferketten geführt. Insbesondere Computerchips sind derzeit Mangelware. Bei Elektroautos, die wegen der hohen Förderung von bis zu 9000 Euro in Deutschland derzeit boomen, sorgt das für Lieferzeiten von bis zu einem Jahr oder länger. Wäre die Bestellung bis zum 31. Dezember und nicht der Tag der Zulassung eines Fahrzeugs für die Förderung entscheidend, könnten die Kunden heute ruhigen Gewissens ein Elektroauto bestellen, ohne Gefahr zu laufen, nicht mehr in den Genuss der Prämie zu kommen, so Marx.
Wer bei heute bei Opel ein elektrifiziertes Modell bestellt, wartet laut Marx in der Regel 20 Wochen darauf. Das sei jedoch eine Momentaufnahme, die sich in ein paar Wochen auch ändern könnte. Opel baue derzeit die zur Verfügung stehenden Halbleiter bevorzugt in Elektroautos ein, um insbesondere die starke Nachfrage nach den Batterie-Versionen der Baureihen Corsa und Mokka zu befriedigen. Auch bei anderen deutschen Marken sind die Bestellungen von Elektroauto-Modellen aufgrund der hohen Förderung zuletzt in die Höhe geschossen.
Die maximale Umweltbonus-Fördersumme von 9000 Euro gibt es für Elektroautos mit einem Nettolistenpreis von höchstens 40.000 Euro. Für teurere Modelle bis 65.000 Euro sind es 7500 Euro. Jeweils zwei Drittel des Zuschusses überweist der Staat, den Rest gewähren die teilnehmenden Hersteller als Netto-Rabatt. Neben reinen Stromern werden Plug-in-Hybride mit bis zu 6750 Euro gefördert, auch für sie gibt es oft Lieferzeiten von vielen Monaten.
Ab 2023 will die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP den Umweltbonus degressiv sowie stärker am tatsächlichen Klimaschutzeffekt ausrichten. Das dürfte vor allem die Plug-in-Hybride treffen. Nach 2025 wird es nach heutigem Stand kein Staatsgeld mehr für E-Autos geben, sie sollen dann der Standard sein.
Der Opel-Deutschlandchef appellierte auch an die Politik, die bereits ausgelaufene Förderung privater Ladestationen wiederaufzulegen. Der Zuschuss für sogenannte Wallboxen wurde von November 2020 bis Oktober 2021 gewährt, aufgrund der großen Nachfrage wurde der Fördertopf mehrmals aufgestockt. Diese Art der Incentivierung sei für die Kunden ebenso ein wichtiger Baustein, um sich ein E-Auto zuzulegen, so Marx.
Leser meint
Klingt logisch!
Werner Mauss meint
Hoffentlich lässt sich die Regierung nicht erpressen. Die Hersteller hatten mehr als 5 Jahre Zeit sich auf E Autos einzustellen. Wer nicht liefern kann hat Pech und wer so ein Auto mit länger Lieferzeit bestellt muss auch Pech haben und es muss auch weh tun, nur daraus lernt der Hersteller und der Kunde. Es gibt genug Hersteller die liefern können, trotz Chipmärchen und was weiß ich noch wegen irgendwelcher Versäumnisse. Das ist unternehmerisches Risiko und kein Staatsvollkasko.
Leser meint
Natürlich sollte das Datum des Kaufvertrags entscheidend sein, nicht der Tag der Auslieferung oder Zulassung. Was kann denn der Kunde dafür, wenn es zu Verzögerungen bei der Herstellung kommen sollte? Wenn man etwas kauft, möchte man als Kunde doch Gewissheit darüber haben, was an Kosten für das Produkt/E-Auto auf einen zukommen. Immerhin geht es bei der E-Auto-Förderung von mehreren Tausend Euro auch um nicht gerade unerhebliche Beträge für die Kunden/Verbraucher.
Werner Mauss meint
Auf keinen Fall, gekauft ist wenn erhalten und bezahlt. Ein Vertrag ist ja nur eine Willenserklärung und kein Kauf. Man kauft bei keiner Firma die nicht liefern kann. Die Hersteller hatten üppig Zeit, Aktionen beginnen und enden. Der Steuerzahler haftet nicht für Veräumnisse von Unternehmen und Privatpersonen. Pech gehabt. Versuchen sie bei einem Unternehmer nach Ablauf einer Aktion noch den Aktionspreis zu bekommen. Viel Spaß.
150kW meint
„Versuchen sie bei einem Unternehmer nach Ablauf einer Aktion noch den Aktionspreis zu bekommen. Viel Spaß.“
Das geht durchaus gelegentlich. Und außerdem reden wir hier eher nicht von dem Rabatt vom Händler/Hersteller, sondern vom staatlichen Zuschuss.
Mike meint
Mein Vorschlag: es gilt Tag der Zulassung und der Hersteller haftet dafür, wenn der Liefertermin nicht eingehalten wird.
Professor meint
Mir scheint sie sind kein Lobbyist vom VDA !
Und seit wann ist es Aufgabe der Regierung Gesetzte im Interesse des Konsumenten bzw. Bürgers zu erlassen ?
Ironie off.
xdaswarsx meint
So etwas wie einen verbindlichen Liefertermin gibt es beim Neuwagenkauf doch gar nicht.
Wenn es so etwas gäbe, müssten die Hersteller ja bei Verzug eine Strafe zahlen.
Also steht dort immer nur schön „unverbindlich“, „nach Möglichkeit des Werkes“ oder ähnlich Nichtssagendes.
Herbs meint
Gibt es viele Produkte, die man mit verbindlichen Lieferterminen bestellt?
Muss es auf das Jahr, den Monat, die Woche oder den Tag genau garantiert werden?
Muss es bei Bestellung schon garantiert werden?
Mäx meint
Bin ich grundsätzlich der gleichen Meinung, aus Sicht der Käufer.
Andererseits gibt es dann für die Hersteller keinerlei Ambitionen die Fahrzeuge auch früher zu liefern.
Dann ist ja einfach kein Druck da und die in 2022 bestellten Fahrzeuge können auch erst in 2024 geliefert werden…
Da muss irgendein Mittelweg gefunden werden, der dem Käufer genug Sicherheit einräumt und gleichzeitig den Hersteller ausreichend unter Druck setzt.
Vielleicht eine Fristsetzung, dass die Kaufverträge innerhalb von 6 Monaten ab dem 1.1.23 zu liefern sind, sonst trägt der Automobilhersteller den Unterschied zur neuen Förderung.
Yoshi84 meint
Nein, der Umweltbonus muss einfach abgeschafft werden! Durch ihn wird nicht ein Eauto mehr verkauft als gäbe es keine Subvention, da alle Hersteller sowieso verkaufen müssen wegen der Flottenemissionen. De facto würden Eutos nur billiger werden, das Volumen wäre exakt das gleiche. LG
Mike meint
+1 Aktuell ist die BEV-Förderung nur eine Förderung der Hersteller.
Kasch meint
Falsch, billiger kann kaum ein BEV in Europa gefertigt werden. Zellpreise für Lithiumionen haben ihre Tiefstpreise erreicht, knappe Verfügbarkei lässt die Preise wieder steigen. Wer von der Rostoffsicherung, möglichst bis eigener Zellfertigung nicht vorgesorgt hat, muss damit leben.
Asiatische Zulieferer müssen nicht mehr auf Knieen um Zuschlag für große Chargen europäischer Gurus betteln, Preise permanent senken und auch noch die Entwicklung kostenlos leisten. Die Zeiten sind endgültig vorbei.
Yoshi84 meint
Dass ein BEV kaum billiger gefertigt werden kann, mag stimmen. Was nicht stimmt ist, dass sich das auf den sticker price auswirkt. Dann müssten die Hersteller eben bei geringerer oder negativer Marge verkaufen. Immernoch besser als horende CO2-Strafzahlungen (vgl FIAT mit dem 500e vor einigen Jahren oder VW mit dem E-UP).
Unweltbonus ist und bleibt eine (wenig versteckte) Subvention für die Konzerne. Wer wirklich glaubt, dass damit die Beschaffungspreise für den Konsumenten sinken, der hat leider noch Nichts verstanden. LG
Kasch meint
Wurde richtig angemerkt: Verbrennerhersteller kalkulieren laufend CO2-Verrechnung. Um am Jahresende möglichst eine Punktlandung zu erreichen, sind Lieferzeiten um die 12 Monate zwingend erforderlich. Richtung Jahresmitte können Lieferzeiten ggf. punktuell verkürzt werden. Ohne rabiate Umstellung auf horizontale Integration wird sich die Situation für Massenhersteller von Verbrennern nicht entschärfen und das dauert noch viele Jahre, sofern man nicht vorher die Segel streicht.
Mäx meint
Meinetwegen…dennoch sage ich ja nur, dass die Käuferschaft nicht darunter leiden darf.
Wenn ich mein Fahrzeug mit Kaufvertrag unterschrieben im z.B. Dezember 21 habe mit Kaufpreis 40.000k€ und dieses Fahrzeug aber erst im Januar 23 geliefert bekomme, muss ich (vermutlich) deutlich mehr bezahlen.
Da bringt es mir nix, dass zwischenzeitlich der Preis günstiger geworden ist, weil die Förderung jetzt abgeschafft wurde…ich habe einen Kaufvertrag stehen, wo ein Preis draufsteht und genau den will der Händler und damit der Hersteller dann haben, fertig aus.
McGybrush meint
Ich hätte definitiv noch KEIN eAuto ohne der Prämie. Wegen Inflation hätte sich das zudem nochmal verschoben. So hatte ich schon ende 2020 eins.
Ohne dieses Auto würde heute auch keine 6.6kWp PV Anlage existieren. Und es ist nicht mal meine. Aber ausgelöst wurde sie durch mich und mein Auto.
(P.S. an ecomento: Ich kann öfter nicht posten weil ich angeblich zu schnell schreibe?!)