Die Lücke zwischen den Absolventzahlen und dem steigenden Bedarf an Elektroingenieuren nimmt laut dem Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) „dramatische Ausmaße“ an. Das habe die VDE Studie „Arbeitsmarkt 2022 – Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure: Zahlen, Fakten, Schlussfolgerungen“ ergeben.
Michael Schanz, Autor der Studie und Leiter des VDE Fachausschusses Studium, Beruf und Gesellschaft: „Auf der einen Seite haben wir Wachstum des Arbeitsmarktes und Folgen des demografischen Wandels, auf der anderen Seite mangelndes Interesse am Studium und Probleme mit der erfolgreichen Ausbildung von Studierenden. Diese beiden Welten klaffen so weit auseinander wie nie zuvor.“
Allein durch E-Mobilität und autonomes Fahren entstehen dem VDE zufolge jährlich annähernd 1100 neue Stellen für Ingenieure der Elektro- und Informationstechnik. In der gesamten deutschen Wirtschaft seien es rund 6200 pro Jahr. Außerdem müssten in Ruhestand gehende Elektroingenieure ersetzt werden, 2022 dürften es rund 13.200 sein. Damit müssten im laufenden Jahr eigentlich 19.400 Elektroingenieure neu eingestellt werden.
„Das ist aus eigener Kraft durch die Hochschulen in unserem Lande auf keinen Fall zu leisten“, betont Studienautor Schanz. Denn die würden dem Arbeitsmarkt 2022 nur rund 8600 Absolventen zur Verfügung stellen. „Um den Bedarf zu decken, benötigt Deutschland im Jahr 2022 10.800 fertig ausgebildete Elektroingenieurinnen und -ingenieure aus dem Ausland – Tendenz steigend.“
So interessant Tätigkeitsfelder in der Energiewirtschaft, im Bereich Elektromobilität oder in der Industrie 4.0 sein mögen – die Frauenquote liege unter Erstsemestern in der Elektro- und Informationstechnik lediglich bei 17 Prozent, merkt der VDE an. Interessant sei dabei, dass Studiengänge wie „Regenerative Energien“ oder „Medizintechnik“ deutlich mehr Frauen anziehen. „Wir sehen insgesamt an den erhobenen Zahlen, dass das Interesse an E-Technik seit Jahren sinkt, während Informatik immer größeren Zulauf hat“, so Schanz.
Das Phänomen der Abwanderung von Studienanfängern ist laut der Studie nicht nur auf Frauen beschränkt, sondern generell zu beobachten. Ein Grund dafür könnte sein, dass Informatik stärker mit modernen Themen wie Künstliche Intelligenz, Big Data oder Embedded Systems assoziiert wird. Nach Meinung des VDE müssen die Ursachen näher untersucht werden, damit die richtigen Botschaften beim potenziellen fachlichen Nachwuchs ankommen. Dazu arbeitet der Verband an einer Image-Studie zur Elektro- und Informationstechnik, die zeitnah tiefere Erkenntnisse liefern soll. „Fakt ist, dass wir in Zukunft Elektroingenieurinnen und -ingenieure brauchen werden – also müssen wir das Problem lösen“, unterstreicht Schanz.
Leser meint
Ich glaube viele junge Leute sind bei der Berufswahl etwas orientierungslos bzw. sich im Unklaren, was überhaupt der richtige Beruf oder die richtige Ausbildung ist. Das riesige/kaum überschaubare Angebot an Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten macht es jungen Leuten oft auch nicht gerade einfach sich für etwas zu entscheiden, wo sie sich auch sicher sein, dass es etwas Handfestes ist.
Irgendwo sollte es „gesellschaftlich“ (z.b. durch Schulen) für die Schüler und jungen Leute dann schon ein gewissen „Richtungszeig“ geben, welche Berufe wichtig für die Zukunft sind und gebraucht werden.
Und das sind die Elektroberufe – Ausbildung oder Studium – auf jeden Fall. Und es gibt nahezu „endlose“ Einsatz- und Entwicklungsmöglichkeiten in diesem abwechslungsreichen Berufs- und Themenzweig. Allerdings sind die Elektroberufe auch recht anspruchsvoll. Gerade bei einem Studium sollte ein hoher Praxisanteil oder Erfahrungen/Vorkenntnisse durch praktische Arbeit meiner Meinung nicht schaden und eine Einstiegshilfe sein. Begünstigend für ein Studium ist bestimmt wenn man vorher schon im Elektrobereich gearbeitet hat. Vielleicht sollte es bei den Elektroberufen generell stärker in Richtung „lebenslanges Lernen“ gehen statt sämtliches praxisfernes, trockenes Theoriewissen in kürzester Zeit in die Leute eintrichtern zu wollen. Lebenslanges Lernen in denen die Leute in verschiedenen Lebensphasen sich Stück für Stück im Elektrobereich weiterbilden können und mit den Lebensjahren „Erfahrungsschatz“ aufbauen, den sie dann zum Beispiel in den Unternehmen einbringen können.
Ich glaube, kaum etwas ist für viele Leute abschreckender und überfordernder als ein theorielastiges Studium ohne ausreichend Zeit zu bekommen, sich auch praktisch besser mit den Themen und der Technik vertraut machen zu können.
Werner Mauss meint
Genau das ist das Problem in unserem Bildungssystem. Um meine Walbox zu installieren habe ich mehrere Bekannte und Freunde die alle Meister oder was auch immer sind. Jeder hat abgewunken, mit, da kenn ich mich nicht aus. Mein Nachbar, der jetzt Berufschullehrer macht hat sich dann dazu bereiterklärt da er nebenher noch ein bisschen Installationen macht. Nur mit Hilfe der Anleitung von The Mobility House hat er es dann hinbekommen. Er meinte danach: Hoch interessant. 😂😂
Werner Mauss meint
Titeltragende Technikaufsager von Vorkriegswissen bringen leider keinen Fortschritt. Diese Leute blockieren jegliche Neuerungen um nicht selbst obsolet zu werden. Auswendig lernen heißt nicht automatisch verstehen, aber so funktioniert das Schäferhund Bildungssystem halt. Kann sich jeder am örtlichen Hundtrainingsplaz anschauen.
Stefan meint
Der VDE ist nicht nur für die Automobilindustrie zuständig, sondern auch für Firmen, die sich u.a. mit dem Ausbau der Stromnetze, Entwicklung und Aufbau von Ladestationen, Entwicklung und Aufbau von Solar- und Windkraftanlagen und Stromspeichern befassen.
Gerade dort sind Ingenieure und Elektrotechniker eher noch wichtiger als bei den Automobilfirmen.
dpbenne meint
Bei den hohen deutschen Steuern, wird es schwierig die Leute zu bewegen nach D zu kommen. Nicht dass es grundsätzlich besser im Ausland ist, aber es ist halt eine Hürde.
elbflorenz meint
In Kalifornien z.B. sind die Einkommenssteuern auch ned niedriger. Federaler Spitzensteuersatz 37% plus lokale Steuern zwischen 7-8% …
Japan, Südkorea und China haben ähnlich hohe Steuersätze.
Das ist nur neoliberales Gewäsch, dass in D die Steuern so hoch sind …
Stefan meint
Es geht nicht nur um Leute vom Ausland herzuholen, sondern auch um die Schulabgänger in Deutschland.
Der VDE ist nicht nur für Automobilfirmen da, sondern auch für andere Firmen aus dem Energiesektor, die sich dann um Windräder, Solaranlagen, Stromspeicher und Netzausbau kümmern.
Gerade dort sind Ingenieure und Elektrotechniker aus meiner Sicht noch wichtiger.
Storm meint
Maeuse faengt man mit Speck und gute Studienanfänger mit Geld und Wohnung. Da muss die Industrie nur etwas investieren und dann kommen die Leute auch. Aber leider haben sich die Unternehmen daran gewoehnt die Ausbildung durch Staatsgelder finanzieren zu lassen. Jeder gute Handwerksmeister bildet seinen Nachwuchs selbst, auf seine Kosten aus, warum soll das nicht auch fuer Ingenieure der Industrie gelten.
FahrradSchieber meint
Passiert doch auch, Stichworte Duales Studium, Beteiligung an privaten Hochschulen, bezahlte Praktika, Unterstützung von Lehrstühlen durch Drittmittel etc…..
Powerwall Thorsten meint
Klar, die wirklich guten arbeiten lieber bei einer wirklich guten Firma
BEV meint
die da wäre, gibt’s sowas überhaupt?
Randy meint
Einfach auf das Ranking der beliebtesten Firmen für Studienabgänger schauen, da sind die “ üblichen Verdächtigen“ weit vorne. Und bevor sich jetzt jemand aufregt, Tesla ist auch unter den Top 10 :-)
BEV meint
Naja die befragten wissen ja noch nicht auf was sie sich einlasse .. 10 Jahre später im Job sieht es oft anders aus
Horst Krug meint
Durch die ganz große Technikfeindlichkeit in Deutschland studieren die Leute die falschen Dinge, die Tochter meiner ehemaligen Freundin hat Mode Design studiert, so etwas braucht die Welt überhaupt nicht, Ingenieur Berufe bei Frauen absolute Seltenheit. Eine Katastrophe für die Zukunft.
Stattdessen erlebe ich aber selber in der Automobil Entwicklung, dort arbeiten etwa 80-90 % Ausländer, zum Beispiel aus Bangladesch Indien oder Pakistan, das sind aber nur wenige, die sich die Mühe machen, nach Deutschland kommen zu wollen mit dieser überaus schwierigen komplizierten Sprache und einer Bürokratie die alles im Keim erstickt.
Ohne 80-90 % ausländische Fachkräfte kann die deutsche Autoindustrie sofort zu machen. Und Deutschland ist diesbezüglich ein uninteressantes Land.
BEV meint
Und die fähigen Leute, die es gibt, müssen in den ach so tollen Firmen gegen Windmühlen (=ahnungsloses Management) ankämpfen und werden mit (Selbst-)Verwaltungsaufgaben gepeinigt, bis sie so zermürbt sind, dass keine Motivation mehr bleibt. „Karriere“ macht man damit sowieso nicht, auch wenn man das wollte, da kommen eher die A…kriecher weiter, also noch mehr Ahnungslose.
Die „ausländischen“ Fachkräfte werden häufig auch nicht eingestellt sondern lieber beim Dienstleister geknebelt. Aber macht auch nichts, für die PowerPoint- und Sekretär-Jobs kannst auch einen der vielen BWLer oder Wirtschafts“ingenieure“ einstellen.
Der Fachkräftemangel bedeutet eher, dass man zu viele mit unbrauchbaren Fähigkeiten hat und gleichzeitig zu wenig fähige Leute, die man prügeln kann.
elbflorenz meint
Alles richtig!
Und in naher! Zukunft werden wir die Leute aus Asien (besonders aus Bangladesch, Pakistan und „Indochina“) auch noch zum Teil an China verlieren.
Die Greater Bay Area um Shenzhen und Guangzhou oder das Janktsedelta um Shanghai herum sind für die einfach attraktiver als Wolfsburg, Stuttgart oder Ingolstadt …
BEV meint
Achso und die Regierung ist auch so attraktiv?
Vielleicht macht mans ihnen augenscheinlich attraktiv.
JuergenII meint
Wir reden hier ja über absolute Fachleute. Die werden nicht viel von der dortigen Regierung merken, sofern sie sich nicht als „westliche Menschenrechtler“ zu erkennen geben. Im Gegenteil, das Leben dort dürfte für diese Personen recht angenehm aussehen. Und ja, China ist nicht der Ausbund bei der Umsetzung der Menschenrechte. Nur wir – sprich die westliche Wertegemeinschaft – sind da auch nicht ganz ohne.
elbflorenz meint
Die haben mit der Regierung ned viel zu tun.
Klar – die können dort nicht „Zettel falten“ gehen … das können die bei uns aber auch ned …
Ansonsten ist das Alltagsleben in den großen Städten in China sehr angenehm. Wenn man ein einigermaßen hohes Einkommen hat. Was solche Fachkräfte dann auch haben.
BEV meint
.. sofern man das will und mit sich vereinbaren kann dort zu leben
Aber wo die Not ist, da geht man auch solche Wege
Ich knie meint
Ach Horst, du scheinst auch nicht ganz auf der neuesten Technik so sein, so oft wie du immer die gleiche Schallplatte spielst.
https://www.statista.com/chart/22927/share-and-total-number-of-stem-graduates-by-country/
Dadurch dass eine Ausbildung je nach Region eine gute Alternative zum Studium ist, werden dann eben auch die Anzahl der Studenten weniger. Da Theorie und Praxis Hand in Hand gehen in Produktionsstandorten, ist das auch ein sehr gutes Modell hierfür gewesen.
https://howmuch.net/articles/map-worlds-manufacturing-output
Kannst ja auch mal bei Apple, Qualcomm oder Huawei in München in die Entwicklung schauen wieviel Nationen da so rumrennen. Davon abgesehen dass die 90 % ziemlicher Unsinn sind, ist internationale Entwicklung absoluter Standard. Das war vielleicht in deiner Zeit noch anders, aber die Welt dreht sich weiter. Glücklicherweise auch nicht unbedingt um dich – viele Unternehmen machen Milliarden im Jahr mit Modedesign, der Bedarf ist da, auch wenn du das vielleicht nicht sehen willst.
Vielleicht auch mal bei deinen Nachbarn nachfragen wie die Arbeitsmarktsituation in ihren Ländern ist.
Ich knie meint
Ach Horst, du scheintst du auch nicht mehr auf dem Stand der Technik zu sein, so oft wie du immer die gleiche Schallplatte spielst…
Relativ gesehen gibt es sehr wohl viele STEM Studenten, dadurch dass eine Ausbildung aber in vielen Regionen aber ebenfalls attraktiv ist reduziert sich natürlich die Anzahl an Studenten. Dadurch das Theorie und Praxis Hand in Hand gehen sollten in Produktionsstandorten war und ist das auch ein gutes Modell. Links sind leider nicht erlaubt hier. Aber lässt sich googlen z. B. „Where Most Students Choose STEM Degrees“
Kannst auch gerne mal bei Huawei, Qualcomm oder Apple in München nachfragen, was da so alles in der Entwicklung rumrennt. Davon abgesehen dass die 90 % quatsch sind ist internationale Forschung / Entwicklung mittlerweile ziemlicher Standard. Das war vielleicht zu deiner Zeit noch anders, aber die Welt dreht sich weiter. Und auch nicht nur um dich, Modefirmen machen Milliarden jedes Jahr mit ihrem Designs, nur weils dich juckt heißts ja nicht dass es keiner braucht.
DerMond meint
Warum sollte man die Leute hierher holen, wenn man auch Entwicklungsabteilungen woanders ansiedeln kann, dann ist zugleich das Drumherum günstiger.
Niemand kommt von außen um unsere Probleme zu lösen, Fachleute kommen gerne dorthin wo es gut läuft und die Lebens- und Arbeitsbedingungen gut sind, zu erkennen daran wie Einheimische in dem jeweiligen Bereichen zufrieden sind.