Der Feuerwehrgerätehersteller Rosenbauer hat 2020 elektrifizierte Feuerwehrfahrzeuge im Vorserienstand unter anderem an die Berliner Feuerwehr übergeben, um die Praxistauglichkeit zu prüfen. Nun wurden erste Ergebnisse mit dem Modell Rosenbauer RT („Revolutionary Technology“) veröffentlicht.
Der RT-Prototyp verfügt über einen elektrischen Allrad-Antriebsstrang. Jede Achse wird von einem eigenen Elektromotor bewegt, zusammen erzeugen die Maschinen eine Leistung von 350 kW (476 PS). Das System umfasst als Reichweitenverlänger ein Dieselaggregat von BMW. Als Stromspeicher kommen zwei Hochvoltbatterien mit insgesamt 100 kWh verfügbarer Kapazität zum Einsatz.
Das „Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug mit Elektroantrieb“ (eLHF) kam in Berlin bei den Feuerwehrwachen Mitte, Suarez und Schöneberg zum Einsatz. Dort rückte es laut dem Portal Vision Mobility seit Herbst 2020 knapp 1600-mal aus und legte 14.000 Kilometer zurück. Die Berliner Feuerwehr habe dabei mehr als 95 Prozent der Einsätze rein elektrisch durchführen können. Die Zielvorgabe habe mindestens 80 Prozent betragen und sei deutlich übertroffen worden.
Das Ergebnis hätte noch besser sein können, es gab aber einen zweiwöchigen Ausfall der Ladesäule an der Wache Suarez. Hinzu gekommen sind Ladeprobleme nach einem Software-Update des eLHF. Die Testzeit wurde daher auch von einem Jahr auf dreizehn Monate verlängert. Einen Ausfall des eLHF selbst hat es nicht gegeben, die Berliner Feuerwehr will daher in Zukunft mehr solche Fahrzeuge einsetzen.
Neben der deutschen Feuerwehr haben die Brandweer Amsterdam und Dubai Civil Defence Prototypen des RT im Einsatz. Ende letzten Jahres ging der erste Flottenauftrag ein, die Berufsfeuerwehr des Kantons Basel-Stadt hat vier RT geordert. Rosenbauer hat mittlerweile zudem einen elektrischen RTX für den nordamerikanischen Feuerwehrmarkt aufgebaut. Das Fahrzeug ist für die Feuerwehr Los Angeles bestimmt und wurde gemeinsam mit der zuständigen Behörde entwickelt. Die „Kern-DNA“ ist laut Rosenbauer identisch mit dem RT nach europäischer Norm, während die technische Auslegung dem amerikanischen Regelwerk entspricht.
Weiterentwicklung für den US-Markt
Beim RTX treiben zwei Elektromotoren mit einer Leistung von je bis zu 180 kW (245 PS) alle vier Räder per permanentem Allrad an. Mit Strom versorgt werden sie aus zwei Hochvoltbatterien mit einer Speicherkapazität von 132 kWh, die auch die Energie für den Pumpenbetrieb und andere Verbraucher an der Einsatzstelle bereitstellen. Der RTX verfügt über einen Dieselmotor mit Stromgenerator mit einer Leistung von 225 kW (306 PS), der platzsparend im Aufbau verbaut ist. Das integrierte Kraftwerk lädt die Hochvoltbatterien automatisch wieder auf, wenn mehr Energie als gespeichert verbraucht wird.
Neben dem Elektroantrieb steht bei den RT-Modellen die Erleichterung der Arbeit der Feuerwehrteams im Fokus. So kann der RTX an der Einsatzstelle durch sein luftgefedertes Fahrwerk so weit abgesenkt werden, dass der Mannschaftsraum barrierefrei betreten und die Ausrüstung mit sicherem Stand vom Boden aus entnommen werden kann. Schattenlose LED-Umfeldbeleuchtung und die Unterflurbeleuchtung erhöhen die Sicherheit rund um das Fahrzeug.
„Fahrerhaus und Mannschaftsraum verschmelzen beim RTX zu einer modernen Kommandozentrale, in der Einsatzbesprechungen wind- und wettergeschützt und in ruhiger Atmosphäre durchgeführt werden können“, so Rosenbauer. Fahrer und Beifahrer drehen zu diesem Zweck ihre Sitze nach innen und wenden sich direkt an ihre Teammitglieder, die an den Fahrzeugseiten mit Blick zueinander und an der Kabinenrückwand mit Blick nach vorne sitzen.
Alle Funktionen des RTX, von der Beleuchtung bis zur Löschtechnik, können über ein zentral im Armaturenbrett verbautes 17-Zoll-Display gesteuert werden. Zudem baut das Fahrzeug sein eigenes W-LAN auf, das zur kabellosen Steuerung von Robotern, Drohnen und anderem elektrischem Equipment genutzt werden kann.
EdgarW meint
Felix Goldbach (Money for Future) hat zwei sehr interessante Videos zum RT gemacht, in der die vielen Vorteile, aber auch die Probleme die auftraten und wie die Feuerwehrleute auf das Fahrzeug reagieren, angesprochen werden. Das RT hat wie das RTX übrigens ebenfalls die Funktion, als Einsatzbesprechungsraum genutzt werden zu können
https://www.youtube.com/watch?v=yt-uflKKlio
https://www.youtube.com/watch?v=FPSvXt0oHPE
David meint
Ich wüsste nicht, welche Gattung Nutzfahrzeuge idealer für den Elektroantrieb wäre. Feuerwehrautos fahren immer nur kurze Strecken, die aber zu 50% schnell. Zudem ist die Technik eh elektrisch, von den Pumpen bis zum Licht. Die bei Verbrennern übliche Vorheizung dürfte auch entfallen.
Tom meint
Das mit der Kurzstrecke ist nicht alles,man muss auch auf Betriebsstunden achten, da ein Fzg ja auch gerne mal mehrere Stunden an der Einsatzstelle mit laufenden Motor usw steht. Die Pumpe ist nicht Elektrisch sondern wird bei normalen Fahrzeugen mechanisch über den Nebenantrieb angetrieben.
Laut Norm muss ein FW-Fzg 4std oder 400km autark betrieben werden können, durch den Range Extender hier kein Problem.
Das Intressante bei diesem Fahrzeug ist das es komplett neu entwickelt wurde. Heutige Löschfahrzeuge werden ja eigentlich um schon vorhandene Fahrgestelle drumherum gebaut.
Auch wenn ich vornweg viel negatives über dieses Fahrzeug von fw-Angehörigen gehört habe zeigt wohl der Test das solche Systeme Zukunft haben.
Jürgen Schrader meint
Was hast Du denn negatives gehört?
Fachlich fundiertes oder Vorurteile?
Tom meint
Vorurteile…