Laut einer Auswertung des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 nimmt der europäische Markt für elektrifizierte Gebrauchtwagen langsam Fahrt auf. Die Zahl der zwischen Unternehmen bei Auto1 gehandelten E-Autos, Plug-in-Hybride und Hybride stieg demnach 2021 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als das Doppelte auf insgesamt 11.500 Fahrzeuge. Davon wurden knapp 80 Prozent grenzüberschreitend gehandelt.
Es sei zu beobachten, „dass E-Fahrzeuge nun in relevanten Mengen auf dem Gebrauchtwagenmarkt ankommen“, sagte Denis Belan, Director Remarketing Germany Auto1.com, der Automobilwoche. In einer im Januar durchgeführten Umfrage unter 16.700 europäischen Partnerhändlern von Auto1 erklärten 34 Prozent, im letzten Jahr mindestens einen elektrifizierten Gebrauchtwagen entweder an Endkunden oder an andere Händler verkauft zu haben.
Für das aktuelle Geschäftsjahr erwarten 43 Prozent der Befragten, mindestens ein gebrauchtes elektrifiziertes Auto zu verkaufen. Markenhändler sind dabei laut der Umfrage deutlich weiter als unabhängige Händler: Von den Markenvertragsh
ändlern berichteten 70 Prozent, 2021 bereits ein elektrifiziertes Auto abgesetzt zu haben, rund ein Drittel der Markenhändler sogar mindestens 20. Bei den unabhängigen Händlern waren es nur 31 Prozent, die mindestens eines und nur sechs Prozent, die mindestens 20 verkauft haben.
Am weitesten entwickelt ist der Gebrauchtwagenmarkt laut dem Report in Dänemark, Finnland, den Niederlanden und Schweden. Hier bejahten in der Umfrage 81, 71 und zweimal 47 Prozent der befragten Händler für 2021 den Verkauf eines elektrifizierten Autos. Die Prognose für 2022 liegt mit 80, 73, 56 und 50 Prozent erneut auf hohem Niveau. Mit Blick auf das Verkaufsvolumina gaben in den nordeuropäischen Ländern 14 Prozent der Händler an, mehr als 100 E-Fahrzeuge gehandelt zu haben. Der europäische Schnitt lag bei zwei Prozent.
Deutschland hinkt hinterher
Deutschland hinkt dem Durchschnitt deutlich hinterher: Hier lag der Anteil der Händler mit Elektro-Gebrauchtwagen-Verkauf 2021 bei 33 Prozent, berichtet Auto1. Für das laufende Jahr prognostizieren nur 35 Prozent der befragten Händler einen elektrifizierten Gebrauchten zu verkaufen. Damit würden Frankreich (41 %) und Spanien (39 %), die bislang hinter Deutschland liegen, an der Bundesrepublik vorbeiziehen. Nur Polen läge mit 29 Prozent noch hinter Deutschland.
Dass Deutschland beim Handel elektrifizierter Gebrauchter schlecht abschneidet, könnte der Analyse zufolge unter anderem an der auf Neuwagen ausgerichteten Förderkulisse liegen. In Ländern wie Dänemark oder Finnland sorge die günstige Besteuerung von Gebrauchtwagen für hohe Nachfrage und für ein reges Handelsaufkommen.
Die meistgehandelten elektrifizierten Fahrzeuge kamen 2021 laut Auto1 von den Marken Toyota, Tesla sowie Volkswagen. 60 Prozent der Fahrzeuge waren zwischen einem und fünf Jahre alt, rund 40 Prozent hatten eine Laufleistung zwischen 10.000 und 50.000 Kilometer. „Dies zeigt deutlich, dass der europäische Gebrauchtwagenbestand an elektrisch aufladbaren Pkws immer noch aus jüngeren Fahrzeugen im Vergleich zu traditionellen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor besteht“, so Auto1. Im Durchschnitt seien Autos in Deutschland aktuell rund zehn Jahre alt.
Die wichtigsten Einlieferer für elektrifizierte Gebrauchtwagen sind laut Auto1 die Hersteller sowie Vermiet- und Leasingunternehmen. Diese hätten einen merklich höheren Anteil an E-Fahrzeugen im Portfolio als Autohäuser.
Michael meint
Wer einen 8 Jahre alten Verbrenner kauft bekommt ein technisch aktuelles Auto. Als BEV bekommt er da ein technisch veraltetes Model mit wenig Reichweite das trotzdem noch sehr teuer ist. Kein Wunder das alle einen Neuwagen leasen, da ist die Technik top und ich brauche mir keine Gedanken zum Wertverlust machen
MAik Müller meint
Beim Leasing zahlt man den Wertverlust VOLL mit. Das ist die teuerste Art ein Aut zu nutzen :)
Wo ist den ein Tesla aus 2014 mit 80kWh Akku veraltet?
Veraltet sind die ganzen Eautos mit Akkus < 60kWh. Aber das stand schon beim Neuwagenkauf fest.
JustMy2Cent meint
„Veraltet sind die ganzen Eautos mit Akkus < 60kWh."
Was hat das mit veraltet zu tun? Diese Autos haben einfach einen kleineren Akku, mehr nicht. Natürlich kommt es auf den individuellen Anwendungsfall an, aber die Diskussion "veraltet, weil zu klein" brauchen wir hier nicht nochmal loszutreten.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Veraltet sind die ganzen Eautos mit Akkus < 60kWh."
Wahrscheinlich sind aus deiner Sicht auch alle Verbrenner mit weniger als 8 Zylinder technisch veraltet, und das schon seit über 100 Jahren.
Matze meint
Wie schnell lädt der 2014er Tesla im Vergleich zu einem neuen Tesla mit 80kWh Akku?
MAik Müller meint
Bisher gibt es doch kaum Eautos. Bei 2% im Bestand kann es doch Unmöglich günstige Gebrauchte geben. Zumal der Spritpreis über 2€ liegt und Richtung 3€ gehen wollen viele schnellst möglich weg vom Stinker.
Kurz: extrem wenig Angebot, kaum liefaerbare Neuwagen und übergroße Nachfrage = sauteure Gebrauchte.
eBiker meint
Eigentlich ist die Erklärung viel einfacher.
Bestand reine eAutos D zum 1.1.2022 618.000
Neuzugelassende eAutos 2021 . 355.000
Neuzugelassene eAutos 2020 194.000
Heisst 89% aller eAutos (paar weniger wegen Export/Unfall – ignorieren wir) sind 2 Jahre alt, also idr noch im Firmenleasing. Privatgekaufte werden ja deutlich länger gehalten.
Also wieviele dieser Autos sollen wohl auf dem Gebrauchtmarkt erscheinen?
Florian meint
Das Problem ist vor allem, dass die Gebrauchtpreise überzogen sind. Da gibt es Autos mit 40-50.000km Laufleistung die zum damaligen Neupreis verkauft werden, obwohl der Käufer sogar eine Kaufprämie bekam….
Redlin, Stefan meint
Die Kaufprämie verzerrt natürlich alles, trotzdem bin ich der Meinung, dass für den zu ermittelnden Restwert eines Gebrauchten, nur Listen-Neupreis zum Zeitpunkt der Anschaffung, Alter, Zustand und Laufleistung herangezogen werden können. Erhalt von Prämie muss außen vor bleiben. Wieviel Restwert hätte sonst ein Auto nach vier Jahren, wenn es der Besitzer geschenkt bekam („Extrembeispiel für Sponsoring)?
Bernhard meint
Schräge Logik. Wir haben eine freie Marktwirtschaft und die Nachfrage regelt den Preis. Da ist es doch vollkommen gleichgültig ob ein BEV mal eine Umweltprämie erhalten hat oder was er mal neu gekostet hat. Und aktraktive BEV kosten halt nun mal mehr als rückständige BEV. Ein „alter“ Tesla oder Kona ist halt immer noch viel besser als ein neuer ZOE oder E-Up oder gar Leaf. Und das muss man halt bezahlen.
Dagobert meint
Wozu, BEVs sind doch angeblich billiger und erfüllen alle Anforderungen der Kunden. Dann kann man doch auch einfach alle Verbrenner aus dem Programm nehmen und der Konkurrenz dabei zusehen wie sie Pleite geht.
Oder sollte das am Ende doch nicht der Fall sein…